Das bedingungslose Grundeinkommen
15.10.2019 um 19:13Erwerbsarbeit ist auch keine Beschäftigungstherapie. Es sollte eigentlich ja gerade das Ziel sein das Maß der gesellschaftlich notwendigen Arbeit so gering wie möglich zu halten.
Negev schrieb:In einem System mit BGE wäre der Sozialstaat noch immer für Bedürftige da. Nur wäre der Kreis derer entsprechend kleiner. Wobei man natürlich auch hier die Bürokratie verschlanken und vereinfachen könnte. Heute ist es doch so, das jeder Bedürftige um Leistungen regelrecht kämpfen muss.Ganz genau. Der Staat könnte sich auf die kleine Gruppe der Bedürftigen auch konzentrieren.
teleman schrieb:Jeder dazuverdienter EUR steigert aber den Lebensstandart sofort spürbar um 1,- EUR.Nein. Das BGE muss ja immer noch finanziert werden, jeder dazuverdiente Euro wird dementsprechend heftig besteuert, entweder direkt über Einkommenssteuer oder indirekt durch gestiegene Steuern auf Güter.
cesare schrieb:Ihre Position war, dass das BGE zum total Rückzug des Sozialstaates führen würde, was ja wirklich so gedacht ist, wenn ich das richtig verstanden habe?Warum sollte dies so sein müssen? Nur weil die Leistungen, von denen heute H4/Grundsicherung, Wohngeld, KV etc. bezahlt werden direkt als BGE an die Leute gingen, könnte es ja immer noch Sozialämter geben, die sich um Bedürftige kümmern oder Arbeitsämter, die den Leuten Jobs beschaffen. Nur die Leistungsstellen, die die Bedürftigkeit prüfen oder Sanktionen beschließen und durchsetzen, die könnte man dicht machen.
teleman schrieb:Mit Änderungen des kompliziertesten Steuersystems der Welt.Kompliziertestes Steuersystem der Welt?
Nerok schrieb:Kompliziertestes Steuersystem der Welt?Ne sorry. Genau unmgekehrt.
Jeder Amerikaner würde unser System mit Kusshand nehmen.
teleman schrieb am 16.10.2019:Das nenne ich unüberschaubar und kompliziert.Es ist unübersichtlich und komplex, aber das sind andere Rechtsfelder ebenso. Problem ist eher: Ein Wust an Sozialleistungen, vieles ist vom Gesetzgeber schwammig geregelt und die vielen Lücken sind auch durch höchstrichterliche Rechtssprechung bei weitem nicht gefüllt (worden). Diese lückenhafte Gesetzgebung muss von der ausführenden Gewalt und der Judikative tagtäglich geschlossen werden, was zwangsläufig Fehler und Folgefehler produziert. Wer die Details kennt, weiß, dass gerade im Sozialrecht große Rechtslücken und Auslegungsfreiheiten bestehen und dadurch Verwaltungshandeln Ermessen in Bereichen provoziert, die durch den Gesetzgeber geregelt werden könnten. Das gilt auch bei weitem nicht bloß für das Arbeitslosengeld II, sondern insbesondere auch für den Bereich der ges. Pflegeversicherung oder der Arbeitsförderung (SGB III). Manches läuft auch eher unkompliziert (z.B. Wohngeld, Kindergeld, Elterngeld).
Aldaris schrieb:dass die Lebensrealitäten von MenschenJeder hat auch seine eigenen Lebensrealität. Die wenigsten empfinden das System
teleman schrieb:Das BGE ist ja nur ein teoretisches Model was aber eine anscheinend unerwünschte Tranparenz schafft.Transparenz kann auch Illusionen zerstören, wenn jedem klar wird, wie wenig er tatsächlich bekommen täte - und davon alle seine Kosten selber zahlen muß, weil der Staat sonst nichts mehr zuschießt. Durch BGE sinken keine Preise, wird keine Miete billiger, steht kein einziger Quadratmeter mehr Wohnraum zur Verfügung, und die Versicherungen nehmen es auch in Zukunft vom Lebendigen. Die Konsumsteuern steigen dagegen massiv an, denn irgendwie muß das BGE finanziert werden. Wer sich Extras leisten will, große Wohnung, eigenes Auto, mal in Urlaub fahren, wird auch in Zukunft um Erwerbstätigkeit nicht herumkommen. Von wegen "mehr Wahlrecht bei schlecht bezahlten Jobs" oder "Erpressungsmöglichkeiten gegen Arbeitgeber", was BGE-Befürworter gerne anführen. Von einem BGE tatsächlich profitieren würden nur Geringverdiener, die heute mit Abzügen bestraft werden, für jeden anderen bliebe es ein Nullsummenspiel, mit dem ständigen Risiko einer unkontrollierten Inflation, die einem alle vorhandenen Ersparnisse wegfressen könnte.
teleman schrieb am 15.10.2019:1500,- EUR hört sich viel anDas ist natürlich regional sehr unterschiedlich zu bewerten, in den Neuen Bundesländern oder in NRW wäre das ggf. eine Menge Geld, hier wiederum bekommt man nicht mal eine Wohnung unter 1000€.
Schnapspraline schrieb:Wenn man ein unterschiedliches BGE nach Ländern und Wohnorten aufteilt, werden die Bereiche wie München oder Berlin ja noch beliebter, eben weils mehr Geld gibt. Ob dafür jetzt auch mehr für die Miete draufgeht ist irrelevant.Ist nicht irrelevant, weil deshalb trotzdem nicht mehr Wohnraum zur Verfügung steht, und die Mieten gehen dank wachsender Immobilienblase jetzt schon ständig hoch. Ich schätze daß viele Leistungen in der BGE-Berechnung gedeckelt sein werden, wer was besseres haben will muß selber zuzahlen. Für eine 100 %-Finanzierung werden die Kommunen auch in BGE-Zeiten nicht zuständig sein.
T.Rick schrieb:Wer das Geld für München kassiert, muß dann aber auch in München seinen Wohnsitz haben. Und in München sind nicht nur die Mieten teuer, sondern alles andere auch. Plus höhere Konsumsteuern, die für die Finanzierung des BGE auf alles draufgeschlagen werden.Joah, in München als Untermieter anmelden, in den günstigeren BL leben.
T.Rick schrieb:Klar läßt sich kontrollieren, wer in einer Wohnung lebt.Wie denn? München hat 801000 Wohnungen - wie wird das kontrolliert?