Das bedingungslose Grundeinkommen

@Sybilla
Was sagst Du denn dazu dass dein Top Ökonom mit Nein zum Schweizer BGE gestimmt hat?

Es wird auch Zeit dass man mit diesem Märchen aufhört:

Sybilla schrieb: 2015 habe der Sozialetat bei 888 Milliarden Euro gelegen.

Es wird so getan als hätte der Staat dieses Etat um soziale Wohltaten zu vollbringen, dabei wird vergessen dass es erworbene Ansprüche aus der Solidargemeinschaft bedient (RV, KV, PV, AV).

Ich habe diese Auflistung gefunden:
https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Publikationen/a230-17-sozialbudget-2017.pdf;jsessionid=C1071D5610DC90F713A17D37F2059A01?__blob=publicationFile&v=2

Sozialleistungen insgesamt: 965,5 Mrd. Euro (2017)
Sozialleistungsquote: 29,6 %
(Sozialleistungen in v. H. des Bruttoinlandsproduktes)

Leistungen nach Funktionen (ohne Verwaltungsausgaben)
• Krankheit und Invalidität 402,6 Mrd. Euro
• Alter und Hinterbliebene 356,3 Mrd. Euro
• Kinder, Ehegatten und Mutterschaft 106,4 Mrd. Euro
• Arbeitslosigkeit 31,8 Mrd. Euro
• Sonstige 28,1 Mrd. Euro

Finanzierung der Leistungen durch
• Sozialbeiträge der Arbeitgeber 34,2 %
• Sozialbeiträge der Versicherten 30,8 %
• Zuschüsse des Staates 33,4 %

Wenn man die Ausgaben anschaut sieht man welche die sich verrechnen lassen, zB Arbeitslosigkeit, aber manche nicht zB Ausgaben für Krankheit...folgt:

Die Annahme die BGE Finanzsumme/Jahr sei Anzahl Bewohner x 12 (Monate) x 1000€ (oder halt Betrag X) ist falsch!

Die Korrekte Berechnung wäre für 2017 (bei angenommener Verrechnung von 50%):
82,8 Mio * 12 *1000€ + 482,75 Mrd € (50% Sozialetat) = 1476,35 Mrd €. / Jahr...und schon ist man bei 3277Mrd.€ BIP..bei einer Sozialquote von 45%..mit der Möglichkeit weitere Beitragszahler zu verlieren.

Uuppss, ich rechne gerne andere Modelle durch, dieses war halt Käse -> ich sehe die Aussage dass man mit den Sozialetat des Bundes ein BGE finanzieren kann... für widerlegt.

Was sagst Du denn dazu dass dein Top Ökonom mit Nein zum Schweizer BGE gestimmt hat?

Da kann man ihm keinen Vorwurf machen. Die Schweizer BGE-Befürworter hatten null Plan aber viel Fantasie...
Es gibt da ein wunderbares Interview der Initiatoren bei Spiegel online. Da reden die beiden ewig darüber wie toll und notwendig das BGE ist aber beim Thema Finanzierung kommt dann wesentlich weniger.
Zusammengefasst: Man wollte ein Grundeinkommen von 1500 Euro. Wie dass ganze finanziert werden sollte ,und in welcher höhe genau wollte man erst nach der Abstimmung drüber diskutieren.
Auch eine schöne Stelle: (ich hoffe es ist in Ordnung hier rein zu zitieren)

SPIEGEL ONLINE: Wenn Sie die Einkommen von Niedrigverdienern auf mindestens 1500 Euro erhöhen und dafür den Konsum besteuern, steigen letztlich einfach die Preise. Das nennt man Inflation. Dann müssen Sie das Grundeinkommen anheben, dafür wiederum den Konsum höher besteuern - willkommen in der Inflationsspirale.

Häni: In der Summe bleiben Einkommen und Konsumausgaben gleich. Im Einzelfall werden Preise und Einkommen steigen, die heute zu niedrig sind - im Gegenzug werden aber jene sinken, die heute zu hoch sind. Letztendlich muss in die Grundeinkommenskasse so viel rein, wie rausgeht. Was dabei gerecht ist, sollte die Gesellschaft aushandeln.

Kovce: Offen gestanden: Die Finanzierungsfrage ist die beste aller falschen Fragen.

SPIEGEL ONLINE: Wie bitte? Daran entscheidet sich doch, ob ein bedingungsloses Grundeinkommen nur eine Utopie oder eine echte Möglichkeit ist.

Kovce: Gewiss. Aber wirklich entscheidend für die Finanzierbarkeit ist etwas ganz anderes: Wie wirkt sich ein Grundeinkommen auf unser Tätigsein aus? Werden wir produktiver oder lethargischer? Werden wir fleißiger oder fauler?

SPIEGEL ONLINE: Anders ausgedrückt: Was passiert mit der Wertschöpfung und der Wirtschaftsleistung in Deutschland oder der Schweiz?

Kovce: Exakt. Wenn sie gleich bleibt, ist ein Grundeinkommen auch in dieser Höhe finanzierbar. Punkt.

Heliamphora schrieb:Wenn sie gleich bleibt, ist ein Grundeinkommen auch in dieser Höhe finanzierbar. Punkt.

Grundeinkommen ist nicht Grundsicherung. Grundsicherung gewährleistet, dass ein definiertes soziokulturelles Existenzminimum auch gesichert ist; Grundeinkommen kann dies nicht leisten. Bei Inflation ist Grundeinkommen sehr schnell zu wenig; Grundsicherung passt sich hingegen der Inflationsrate automatisch an, wenn auch mit einem Jahr Verzögerung.

Deshalb nenn ich mein Modell auch Grundsicherung und nicht Grundeinkommen, schon gar nicht ein bedingungsloses.

Heliamphora schrieb:Wenn Sie die Einkommen von Niedrigverdienern auf mindestens 1500 Euro erhöhen und dafür den Konsum besteuern, steigen letztlich einfach die Preise. Das nennt man Inflation. Dann müssen Sie das Grundeinkommen anheben, dafür wiederum den Konsum höher besteuern - willkommen in der Inflationsspirale.

In der Form hatte ich die Tage auch argumentiert. Aber das es so kommen kann, wird gerne ausgeblendet.

Die Antworten aus dem Spiegel Interview untermauern nur eines: Man hat keinen wirklichen Plan.

stanmarsh schrieb:Es ist eine gute Sache, dass man den 5G Ausbau forciert und natürlich wird sich da ne Menge tun. Wunder werden aber keine geschehen, es ist eine ganz normale Weiterentwicklung.

Schön ist, dass sich die Wirkung von 5G nicht erst in 25 Jahren sondern schon sehr bald, ich denke in längstens 5 Jahren zeigen wird. Solange sind selbstverständlich alle anderen Meinung gleichermaßen daseinsberechtigt.

Schon James Watt musste sich anhören, wie lächerlich die Idee wäre, mit Wasserdampf hohe Kräfte zu entwickeln und damit den Maschinenbau weltweit zu revolutionieren. Oder die armen Flugpioniere, tja, ein Mensch der durch die Lüfte fliegt, wie komisch, wie absurd... die Mondlandung? Ein Fake, ganz klar. Ungeheure Datenvolumina in irrwitzig kurzer Zeit zu vernetzen - ha, wer braucht denn sowas, was soll denn das bringen...

Ein BGE? Die Bepamperung von Faulpelzen! Nicht mit uns!

Man wird sehen

Heliamphora schrieb:Kovce: Offen gestanden: Die Finanzierungsfrage ist die beste aller falschen Fragen.

Falsch bleibt sie allerdings dennoch. Schade, dass die Antwort auf "Werden wir fauler oder fleißiger" nicht dezidiert behandelt wurde.

kuno7 schrieb:Witzig, sowas hatte ich vor einiger Zeit hier auch schon mal zur Diskussion gestellt (allerdings mit 800 statt 1000€) und hab nen richtigen Shitstorm geerntet.

Kann nicht sein. Das muss eher ein Shitstürmchen gewesen sein. Außer von Realo habe ich bisher kein wirklich potentes Kontra bekommen. Es sind nur die ewigen Neidargumente. Geht nicht weil kann nicht gehen und ich will nicht für die Faulpelze arbeiten, gewürzt mit Zahlenorgien, die nicht ergebnisoffen sondern mit einem festen Ziel vor Augen gerechnet wurden und dies auch noch ohne erkennbaren wissenschaftlichen Background.

@Orig.Nathan

Na dann holen wir den Thread in 5 Jahren noch mal hoch :)
Hoffentlich serviert mir dann schon ein mit 5g gesteuerter Android das Popcorn und putzt mir die Wohnung. Kann ich meine 1000€ noch mehr genießen ;)

Wie gesagt, mich erinnert das an eine Techno-Religion. Jesus ist 5g und Brot und Wein vermehren sich von alleine.
Alles eine Frage des Glauben, damit habe ich halt nicht so viel am Hut.

Gwyddion schrieb:Linke Tasche, Rechte Tasche. Dazu kommt die Tatsache, das Werktätige nichts von dem wundersamen BGE haben.
Irgendwie diskriminierend.

Ja, ungefähr so diskriminierend wie eine Krankenversicherung für nen Gesunden oder der Rentenbeitrag für nen Mittdreisiger. :D

mfg
kuno

Sybilla schrieb:Es muss nur verstanden werden, das durch ein BGE alle bisherigen Leistungen des Sozialetat ersetzt werden.

Dir ist schon klar das viele Menschen die es durch Krankheit oder anderes leider nötig haben den Staat durchaus im gesamten mehr pro Monat kosten als popelige 1000€ - 1500€?

@Nerok
Nee nee...sie hat schon Recht in dem Punkt. Dieses BGE ist Sozialstaat "Verkleinerung"....mehr zur Selbständigkeit.
A la Marie Antoinette: wenn sie kein Geld haben, dann sollen sie doch mehr verdienen!

@Abahatschi

Natürlich :D

Also ich mein ja nur..so eine Pflegekraft kostet ja auch Geld..eine sonstige Betreuung auch..und dann noch die ganzen Medikamente und speziellen Geräte..und dann noch das Geld für die Person zum leben...

Ist ein bisschen mehr als 1500€ im Monat.. :D

Nerok schrieb:Also ich mein ja nur..so eine Pflegekraft kostet ja auch Geld

Eigentlich denkst Du normal...deswegen scheiterst Du an dieser Logik...
Die Pflegekraft kostet NIX, die macht es gerne und will kein Gehalt...lebt von ihrem BGE.
Die Geräte baut ein Hobbyphysiker.

Orig.Nathan schrieb:Schön ist, dass sich die Wirkung von 5G nicht erst in 25 Jahren sondern schon sehr bald, ich denke in längstens 5 Jahren zeigen wird. Solange sind selbstverständlich alle anderen Meinung gleichermaßen daseinsberechtigt.

Das durchschnittliche deutsche Auto ist 9 Jahre alt. Nutzfahrzeuge und Industrieanlagen sind nochmals älter. Egal was für technische Neuerungen es geben können wird, in 5 Jahren werden wir noch nicht viel davon sehen, zumindest nicht so viel, dass es massenhaft Arbeitsplätze wegrationalisiert. Die 5G-Lizenzen sind noch nicht endgültig versteigert, geschweigedenn ein Netz aufgebaut. Das geht alles nicht von heute auf morgen.

Orig.Nathan schrieb:Schön ist, dass sich die Wirkung von 5G nicht erst in 25 Jahren sondern schon sehr bald, ich denke in längstens 5 Jahren zeigen wird.

Wir haben nicht einmal flächendeckendes 4G geschweige denn 3G oder Edge und du redest vom "wundersamen Heilsbringer" 5G.
In Deutschland.
Guter Witz.

Nerok schrieb:Wir haben nicht einmal flächendeckendes 4G geschweige denn 3G oder Edge und du redest vom "wundersamen Heilsbringer" 5G.

Mir hat noch immer niemand auch nur ansatzweise erklärt, was 5G konkret können soll, das über Nacht zehntausende Arbeitsplätze wegfallen lässt. Ich will nicht trollen, es hat mir wirklich noch keiner gesagt. Für mich als nicht-Maschinenbauer sieht das alles wie der Blockchain-Hype aus, der vor ein paar Jahren aufkam - plötzlich redete jeder davon, und genau so plötzlich will keiner mehr was davon wissen. Die Karawane ist weitergezogen.

bgeoweh schrieb:Mir hat noch immer niemand auch nur ansatzweise erklärt, was 5G konkret können soll, das über Nacht zehntausende Arbeitsplätze wegfallen lässt. Ich will nicht trollen, es hat mir wirklich noch keiner gesagt.

...ähmmm, man kann es nicht erklären, da 5G Arbeitsplätze schaffen wird...

Abahatschi schrieb:...ähmmm, man kann es nicht erklären, da 5G Arbeitsplätze schaffen wird...

Irgendwie glaube ich nicht, dass die ganzen Leute, die heute schon sinnlose Meetings einberufen, weil Email-Runden und Videokonferenzen ab 4 Personen umständlich und unpraktisch sind, plötzlich in die volldigitale Arbeitswelt durchstarten, nur weil die Übertragungsgeschwindigkeiten steigen. Der Architekten-Ortstermin lebt fröhlich weiter, Fernwartung und Telemedizin gibt es seit Jahren und Jahrzehnten, aber sie führen nach wie vor ein Nischendasein.

Diese ganzen Home-Office-5G-Superwelten funktionieren nur für "Schreibtischtäter" und "Textarbeiter" aus der Kreativbranche, habe ich fast den Eindruck.

bgeoweh schrieb:Diese ganzen Home-Office-5G-Superwelten funktionieren nur für "Schreibtischtäter" und "Textarbeiter" aus der Kreativbranche, habe ich fast den Eindruck.

Ich schrieb heute ja schon, für den Handwerker bedeutet es nicht wirklich eine Verbesserung seines Tagesgeschäfts.
Online werden keine Rohre verlegt, keine Dächer gedeckt, keine Häuser gebaut... zumindest in der Praxis nicht.

Gwyddion schrieb:Online werden keine Rohre verlegt, keine Dächer gedeckt, keine Häuser gebaut... zumindest in der Praxis nicht.

Die meisten kundennahen Dienstleistungen kann man online auch nicht wahrnehmen. Der Friseurbesuch ist ein abgenutztes, aber richtiges Beispiel. Online kann ich außerdem nur machen, was in vorgefertigte Muster passt - selbst ein Kreditantrag macht da schon das Beratergesräch nötig, wenn es etwas komplexer wird.