Ein Unternehmer lebt auch von der Leistung anderer. Und zwar mit einer nach oben offenen Grenze, und nicht mit einem Existenzminimum. Es gibt keine Welt in der ein Mensch oder irgendein anderes Lebewesen autark leben könnte. Wir haben es hier mit einer gestörten Verhältnis zur Natur zu tun, die auf einem falschen protestantischen Bibelverständnis beruht. Und zwar mit Bezug auf den Apostel Paulus :
1. Thessalonicher 4,10 Wir ermahnen euch aber, Brüder, reichlicher zuzunehmen
11 und eure Ehre dareinzusetzen, still zu sein und eure eigenen Geschäfte zu tun und mit euren Händen zu arbeiten, so wie wir euch geboten haben, 12 damit ihr anständig wandelt gegen die draußen und niemanden nötig habt.2. Thessalonicher 3,10 Denn auch als wir bei euch waren, geboten wir euch dies: Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen. 1. Paulus meint mit Arbeit (gr. egazomai) nicht Erwerbsarbeit zum Lebensunterhalt, sondern Mitarbeit im Dienst der Gemeinde zu ihrem Wachstum durch Mission. Genau das war auch seine Arbeit, von der er die ganze Zeit sprach. Profane Lohnerwerbsarbeit zum eigenen Lebensunterhalt und Wohlstandsvermehrung wäre nämlich das, was er einen Vers weiter (2. Thessalonicher 3,11) verurteilt, als peri-ergazomai = herum-arbeiten, sich beschäftigt stellen.
2. Beim Essen geht es hier um die Teilnahme am Abendmahl. Die Teilnahmebedingungen sind nämlich geistig gesehen recht anspruchsvoll. Siehe dazu
https://www.bibleserver.com/text/ELB/1.Korinther11,26-343. Wenn er sagt "damit ihr ... niemanden nötig habt." spricht er hier nicht das Individuum an, sondern die christliche Solidargemeinschaft. Er sagt nicht, dass jeder einzelne sich selber versorgen können muss. Das wäre ja auch das größte Hemmnis für den Missionsdienst. Er sagt, dass sie, die Thessalonicher, zusammen halten sollen, damit sie die Ungläubigen da draussen nicht beanspruchen. Damit die da draussen sehen, welchen brüderlichen Zusammenhalt sie haben.
4. Paulus bestätigt die in Apostelgeschichte 2,44-45 und Apostelgeschichte 4,34-35 erwähnte Güterteilung der Gemeinde auch im Brief 2. Korinther 8,11-15. Und hier ist der Maßstab der Bedürftigkeit eben das was man hat, und nicht das was man nicht hat, aber hätte haben können, wenn man nur wollte, wenn man arbeitsgehorsam wäre oder ähnlich.
Auch wenn es vielen hier nicht passt. Dieses verdrehte Paulusverständnis ist die Grundlage unserer Wachstums- Wettbewerb- und Leistungsgesellschaft dank Luther und Calvin, die die Alltagsschufterei zum Gottesdienst und göttlichen Berufung umdefinierten, weil sie es dem Volk nicht zumuten wollten, etwas anderes zu tun, als sie schon jahrhundertelang zu tun gezwungen waren. Und es wird weder richtiger noch moralisch anspruchsvoller, wenn man glaubt, sich von der verdrehten Grundlage emanzipiert zu haben.