Warum wird unser Steuersystem immer ungerechter?

@lotuselfe

Mit Verlaub: das ist Humbug.

Doppelbesteuerungsabkommen regeln keine doppelte Besteuerung sondern eben deren Vermeidung.

http://www.bundesfinanzministerium.de/nn_75158/DE/BMF__Startseite/Service/Downloads/Abt__IV/dba/139,templateId=raw,property=publicationFile.pdf

Schon 1964 regelte ein Doppelbesteuerungsabkommen das Verfahren bei Ruhegeldern also Renten (im Link in Artikel X).

Und gerade innerhalb der EU existiert Doppelbesteuerung quasi nichtmehr... Renten unterliegen der Einkommensteuer und das EStG regelt:

§1 (1)

Natürliche Personen, die im Inland einen Wohnsitz oder ihren gewöhnlichen Aufenthalt haben, sind unbeschränkt einkommensteuerpflichtig.

Es wird immer dort versteuert wo der gewöhnliche Aufenthalt ist, er/sie also ansässig ist.

Selbst wenn das nicht geklärt ist, wäre er in GB Beschränkt steuerpflichtig mit den von dort ausgeschütteten Einkünften gem. §49 EStG, also der Rente.

§1(4) EStG

(4)
Natürliche Personen, die im Inland weder einen Wohnsitz noch ihren gewöhnlichen Aufenthalt haben, sind vorbehaltlich der Absätze 2 und 3 und des § 1a beschränkt einkommensteuerpflichtig, wenn sie inländische Einkünfte im Sinne des § 49 haben.

§49 EStG

(1)
Inländische Einkünfte im Sinne der beschränkten Einkommensteuerpflicht ( § 1 Absatz 4 ) sind
...

7.
sonstige Einkünfte im Sinne des § 22 Nummer 1 Satz 3 Buchstabe a , die von den inländischen gesetzlichen Rentenversicherungsträgern, den inländischen landwirtschaftlichen Alterskassen, den inländischen berufsständischen Versorgungseinrichtungen, den inländischen Versicherungsunternehmen oder sonstigen inländischen Zahlstellen gewährt werden; dies gilt entsprechend für Leibrenten und andere Leistungen ausländischer Zahlstellen, wenn die Beiträge, die den Leistungen zugrunde liegen, nach § 10 Absatz 1 Nummer 2 ganz oder teilweise bei der Ermittlung der Sonderausgaben berücksichtigt wurden;

d.h. -> wohnt einer in GB und bekommt Rente eines dt. gesetzl. Versicherers ist diese in Dtl. steuerbar und steuerpflichtig, allerdings nur in Dtl.

Da Steuerrecht Europaweit äquivalent angewendet werden kann gilt das also auch umgedreht, d.h. die Rente deines Schwagers, vorrausgesetzt von einem gesetzlichen britischen Versicherer an ihn gezahlt ist in GB steuerbar und steuerpflichtig, alle anderen Einkünfte in Dtl. wenn er hier seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat.

LG

@25h.nox

25h.nox schrieb:@lotuselfe irgendwer muss leute wie dich doch mal wieder in die realität zurück bringen.

also wieso sollte der staat für teilnehmer eines illegalen angriffskriegs das steuerrecht ändern?
und sollte das deiner meinung nach nur für engländer/amis gelten oder auf für kriegsverbrecher anderer kriege?

Danke für deine durchaus wohltuenden Worte, aber ich lebe in der Realität.
Ich habe nie behauptet das der Staat das Steuerrecht ändern soll, sondern nur gefragt warum mein Schwager doppelt Abgaben bezahlen muß.

Ich verstehe nicht, warum es hier nicht mehr möglich ist an einer Diskussion teilzunehmen ohne persönlich angegriffen zu werden.

@def

Danke, das Du die die Mühe gemacht hast.

def schrieb:Es wird immer dort versteuert wo der gewöhnliche Aufenthalt ist, er/sie also ansässig ist.

Hier in Deutschland

def schrieb:Selbst wenn das nicht geklärt ist, wäre er in GB Beschränkt steuerpflichtig mit den von dort ausgeschütteten Einkünften gem. §49 EStG, also der Rente.

def schrieb:Da Steuerrecht Europaweit äquivalent angewendet werden kann gilt das also auch umgedreht, d.h. die Rente deines Schwagers, vorrausgesetzt von einem gesetzlichen britischen Versicherer an ihn gezahlt ist in GB steuerbar und steuerpflichtig, alle anderen Einkünfte in Dtl. wenn er hier seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat.

Richtig seine britische Rente wird besteuert, sowohl in GB als auch hier.

Und was ich vorher schon geschrieben hatte:

Mein Schwager war hier in Deutschland stationiert und hat 23 Jahre der britischen Armee gedient.
Nun ist er "fertig" und bekommt aus England seine Rente, so weit so gut, das eigentliche Problem besteht darin, das diese Rente sowohl in England als auch hier in Deutschland besteuert wird, weil Deutschland und England ein Steuerabkommen miteinander haben.

@lotuselfe
dein schwager hat doch sicherlich immer noch genug zum leben...

alle 5 sekunden stirbt ein mensch an hunger...sollte wohl unsere steuerprobleme alle relativieren.

@lotuselfe

Nein, Dein Schwager wird nicht deshalb auch in England besteuert, weil Deutschland und England ein Steuerabkommen haben, sondern mit diesem Abkommen wird die Besteuerung in Deutschland UND England vermieden, indem klar geregelt wird, wem welcher Anteil an dem Steueraufkommen aus den Einkünften Deines Schwagers zusteht. Der andere Staat verzichtet somit auf eventuelle Ansprüche.

Es kann also nicht sein, dass Dein Schwager für die gleiche Rente in Deutschland und in England besteuert wird. Wenn er in Deutschland lebt: siehe Absatz 2 des nachfolgenden Artikels (Doppelbesteuerungsabkommen England).

Wenn es sich um "zwei" Renten handelt....sind diese auch zunächst getrennt zu behandeln.

Art. X [Ruhegehälter und Renten]

(1) Ruhegehälter (außer Ruhegehältern der in Artikel IX Abs. 2 bezeichneten Art) und Renten, die aus Quellen innerhalb der Bundesrepublik von einer im Vereinigten Königreich ansässigen und damit dort steuerpflichtigen natürlichen Person bezogen werden, werden nur im Vereinigten Königreich besteuert.

(2) Ruhegehälter (außer Ruhegehältern der in Artikel IX Abs. 1 bezeichneten Art) und Renten, die aus Quellen innerhalb des Vereinigten Königreichs von einer in der Bundesrepublik ansässigen und damit dort steuerpflichtigen natürlichen Person bezogen werden, werden nur in der Bundesrepublik besteuert.

(3) Der Ausdruck „Rente“ bedeutet einen bestimmten Betrag, der regelmäßig zu festgesetzten Zeitpunkten lebenslänglich oder während eines bestimmten oder bestimmbaren Zeitabschnitts auf Grund einer Verpflichtung zahlbar ist, die diese Zahlungen als Gegenleistung für in Geld oder Geldeswert bewirkte angemessene Leistungen vorsieht.

Möglicherweise hat er aber andere Einkünfte, die in England steuerpflichtig sind. Aber auch hier greifen die einkommensteuerrechtlichen Regelungen und das Doppelbesteuerungsabkommen mit England.

Er sollte deshalb nicht versäumen, seine Steuererklärung jedes Jahr zu machen. Im Zweifel hilft der Gang zum Steuerberater weiter. Ich kenne da einen guten. In drei, vier Jährchen kann er auch gerne zu mir kommen.

@lotuselfe

Kein Problem, mach ich gern.

Aber nochmal:

Ein und die Selben Einkünfte werden jeweils nur einmal besteuert. Wenn er bspw. die britische Rente bekommt und trotzdem noch in Deutschland arbeitet, wäre die Rente in GB steuerbar und steuerpflichtig und die Einkünfte aus Nichtselbständiger Arbeit in Deutschland steuerbar und steuerpflichtig.

Vielleicht hat er 2 Renten? Einen gesetzlichen Anteil (in GB steuerbar/-pflichtig) und eine private Rente (in Dtl. steuerbar/-pflichtig)

Ich denke du wirst da was durcheinanderwürfeln, aber ohne genaue Einsicht in den Sachverhalt kann ich auch keine genaueren Aussagen treffen.

Lazaros schrieb:In drei, vier Jährchen kann er auch gerne zu mir kommen.

Maximale Erfolge... in Sachsen war die schriftliche letzte Woche sehr anspruchsvoll.

LG

@Lazaros

Ich danke dir.Die Steuererklärung machen Sie jedes Jahr.Und die von dem Lohnsteuerbüro hatte das meiner Schwester so erklärt.

@def

auch dir nochmals vielen lieben Dank

@def

def schrieb:Maximale Erfolge... in Sachsen war die schriftliche letzte Woche sehr anspruchsvoll.

Das ist selbstverständlich. :) Nicht umsonst beißen sich auch Juristen manches Mal die Zähne am Steuerberaterexamen aus. Und hier in NRW ist zudem noch Steuerberatungskernland!

Mein Bruder packte die Prüfung im zweiten Anlauf vor zwölf Jahren. In seinem zweiten Prüfungsjahr gab es zum Beispiel in Berlin fast einen kompletten Jahrgangsausfall.

Ich selbst habe gerade mit dem Lehrgang zum Steuerfachwirt begonnen (Endriss Kurs 12 Monate + Klausurenfernkurs Knoll im Sommer nächsten Jahres geplant; Knoll ist sehr empfehlenswert, Motto "Wir können´s noch härter!"), möchte danach den Bibu nachschieben.

Berufserfahrungsmäßig habe ich schon drei Viertel der Zeit zum StB zusammen.

Also nach den Statistiken der letzten zehn Jahre haben die Steuerfachwirte bis auf zwei Jahrgänge noch vor den Akademikern und Bilanzbuchhaltern deutlich die Nase vorn (Schnitt: 30% Fallquote gegenüber 45 - 50% und 60 - 65% bei den Steuerfachangestellten).

Aber erst einmal das erste Treppchen erklimmen. Will keep you informed! ;)

Das liegt doch wohl auf der Hand: Die reiche Clique will immer mehr und so bekommt der Rest immer weniger, vereinfacht ausgedrückt. ;)

@Paka

Paka schrieb:Das liegt doch wohl auf der Hand: Die reiche Clique will immer mehr und so bekommt der Rest immer weniger, vereinfacht ausgedrückt. ;)

Hast du da genauere Kenntnis, Beispiele oder Konkrete Vorwürfe? Oder ist das so der Slang wenn ihr bei euch am Stammtisch einen hebt? Oder anders... präsentiere mir doch bitte die unvereinfachte Version auf das sie von Leuten, die sich im Steuerrecht auskennen beleuchtet werden...

Versteh mich nicht falsch... es gibt so manchen Punkt der mir da einfallen würde, nur klingt deine Aussage nicht nach sehr viel Wissen von der Materie.

LG