@eckhart eckhart schrieb:Die Hoffnung, dass Banken durch mehr Liquidität bereitwilleger Kredite vergeben.
Geht doch! Das dies dann natürlich ein wichtiges Instrument in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist, sollte Ihnen dann auch klar sein, denn durch eine lockere Kreditvergabe fördert man Investitionen.
zaeld schrieb:Die Rede war jedoch von der Mindestreserve in Höhe von 1 Prozent der von der Bank gebenen Kreditsumme.
Und diese 1 Prozent , die bei der Zentralbank auf ein Konto der Bank angelegt werden müssen, leihen sich Banken in der Regel von der Zentralbank und zahlen dafür den Leitzins.
Eigentlich funktioniert das etwas anders. Bei der kreditgestützten Geldschöpfung spricht man bei der Kreditvergabe unter Geschäftsbanken von einer passiven Giralgeldschöpfung und bei der Kreditvergabe von Geschäftsbanken an Nichtbanken spricht dann also von einer aktiven Giralgeldschöpfung.
Da die aktive Giralgeldschöpfung in der Erhöhung des Geldvolumens eine erhebliche Rolle zukommt, will ich diese dann mal eben erklären (in der Hoffnung, dass es dann endlich auch der letzte versteht).
Wir benötigen dazu erst einmal drei Voraussetzungen:
1. Banken erhalten durch eine Einlage Geld.
2. Banken wissen, dass über Einlagen nur zum Teil und erst nach und nach verfügt wird und dass ein Teil der Einlagen für einen gewissen Zeitraum bei ihnen verbleibt.
3. Kunden müssen Kredite anfragen.
Jetzt eben schnell noch 4 Begriffserklärungen, damit der gleich folgende Geschäftsfall nachvollziehbarer wird.
Mindestreserve-Soll= Von den Banken bei Anwendung der Mindestreservesätze auf reservepflichtige Einlagen (abzgl. des Freibetrages) zu haltende Reserve.
Ist-Reserve= Bei der Zentralbank unterhaltene Sichtguthaben.
Überschussreserve= Überschuss des Zentralbankguthabens über das Mindestreserve-Soll
Reserveüberschuss= Einlagen bei einer minus Reservezuführung; steht zur Kreditvergabe zur Verfügung.
Nun zum Geschäftsfall
Ein Bankkunde legt bei einer Bank A eine Einlage in Höhe von 100.000 Euro ein. Unterstellt wird, dass alle Banken eine Reserve (Barreserve + Mindestreserve) in Höhe von 10% ihrer Einlagen halten und dass die Kunden über 30% ihres Geldes bar verfügen.
Wir haben also bei Bank eine Aktive von 10.000 Euro Reserve und 90.000 Euro Reserveüberschuss und eine Passiva in Form der Einlage von 100.000 Euro.
In Höhe des
Reserveüberschusses kann Bank A nun einen Kredit vergeben.
Der Kredit wird von einem Bankkunden in voller Höhe in Anspruch genommen (90.000 Euro). 30% des Betrages, also 27.000 Euro, hebt der Kunde in bar ab; den Rest zahlt er auf sein Konto bei Bank B ein.
Bei Bank B entsteht nun eine Einlage von 63.000 Euro auf der Passivseite und auf der Aktivseite eine Reserve von 6.300 Euro und ein Reserveüberschuss von 56.700 Euro.
Man sieht also dass die schöpfbare Geldmenge bei jedem Schritt kleiner wird, da stets eine Reserve eibehalten werden muss und ein Teil in Form von Bargeld aus dem Giralgeldsystem wieder abfließt. Rein theoretisch kommt also irgendwann der Geldschöpfungsprozess zu seinem Ende, da aber die zahlreichen Banken einer Volkswirtschaft Tag für Tag viele Geldschöpfungsvorgänge aufgrund von Einlagen neu beginnen, endet die Geldschöpfung gesamtwirtschaftlich gesehen nie.
Weitere Ableitungen zum Geldschöpfungsmultiplikator erspare ich mir hier lieber, da das dann wohl wirklich von den wenigsten verstanden werden dürfte.
Wie die Eigenkapitalquoten und die Bilanzsummen aussehen, kann jeder bei jeder Aktiennotierten Bank öffentlich nachschauen, da sie zur Bilanzveröffentlichung verpflichtet sind. Dort geht es dann aber an weitere Fachtermini wie die Einteilung der differenten Kapitalarten (Tier-Einstufungen)