Ist Antisemitismus wieder "in"?
16.08.2020 um 12:32Groucho schrieb:WTF?Gut, du hast die Passage in meinem verlinkten Artikel nicht gelesen, so scheint mir.
Die PC-Bewegung hat ähnliche Denkmuster wie Antisemiten?
Bitte belegen!
Das ist eine ziemliche Anschuldigung.
Deshalb zitiere ich sie noch mal für dich.
Lisa Eckhart zielt mit dieser Passage nicht auf Juden, sondern auf Nicht-Juden und das Bild, das sie sich vom Juden, also von sich selbst machen. Man könnte großspurig auch von einer doppelten Enteignung sprechen: Wenn man antisemitische Klischees für das Jüdisch-Sein erklärt und wenn Philosemiten wissen, was jüdisch, antijüdisch ist, dann bestimmen in beiden Fällen andere darüber, was jüdisch ist und zu sein hat und teilen sich das Phantasma von einem jüdischen Wesen, das in seiner negativen und positiven Aufladung eins wird.https://www.heise.de/tp/features/Lisa-Eckhart-Die-Hetzjagd-geht-weiter-4871014.html
Lisa Eckhart hat ihr Publikum im Auge, das wahrscheinlich in großer Mehrheit Israel als Heimat und Zufluchtsort von Holocaust-Überlebenden verteidigt, auf Juden nichts kommen lässt, die … ganz viel mitmachen, um ja nicht in den Verdacht zu geraten, sie seien leibhaftig und/oder strukturell antisemitisch.
Zu dieser Bereitschaft gehört auch, weitgehend akzeptiert zu haben, dass eine Kritik an der Besatzungspolitik, an den Annektionen Israels nur vorgeschoben sei, um das Eigentliche zu tarnen: Den Hass auf Juden, was dann mit "sekundärem Antisemitismus" markiert wird. Also halten sich die allermeisten raus, fassen das "heiße Eisen" erst gar nicht an und sind umso mehr angefasst, wenn dies jemand tut, erst recht in der Art und Weise wie es Lisa Eckart gemacht hat.
Genau diese Denkfigur, diese "Beweiskette", die vom Vorgeschobenen zum Eigentlichen führt, wendet sie auf die #MeToo-Kampagne an. Sie spielt mit der scheinbaren Schlüssigkeit dieser Beweisführung, und hintergeht auf dieselbe Weise die Motive der #MeToo-Bewegung, um ihr etwas "Eigentliches" zu unterstellen.
Und so kommt sie logisch und zwingend zu der Fang-Frage, ob die #MeToo-Kampagne nicht doch und irgendwie antisemitisch sei, da es sich bei Harvey Weinstein, Woody Allen und Roman Polanski um Juden handelt.
Momentan liest du nur das Geschriebene, ohne den Kontext zu beachten und genau das machst du auch mit LE Passage. Dabei sollte man gerade bei Satire um 5 Ecken denken.
Ich lasse das jetzt aber mal so stehen und werde weitere Ausführungen diesbezüglich nicht mehr vornehmen. Du kannst ja deine Meinung zur Künstlerin weiter haben, nur ist diese nicht in Stein gemeißelt für den Rest der Menschen. Die Künstlerin selbst spricht von einem böswilligen Missverstehen wollen. Unter dem Strich kommt dabei eben raus, dass man heutzutage unglaublich aufpassen muss was man sagt oder schreibt, das gilt insbesondere wohl jetzt auch für Satiriker.