@Tussinelda Ich habe mir den Artikel nochmal durchgelesen und nochmal. Mag sein, dass ich nicht alles richtig verstanden habe. Ich moechte dich nicht persoenlich angehen, aber eine sachliche Auseinandersetzung waere hier wichtig.
Gerade bei so einem Artikel, welcher das ohnehin nur marginale gesellschaftliche Interesse mit dem Threadthema weiter negativ multipliziert, waere eine Kommentierung fuer mich doch zwingend notwendig gewesen. Der Verweis auf eine andere Perspektive war mir da etwas zu wenig. So bleibt der Artikel von Hen Mazzig eine Art verlaengerter Arm deiner eigenen Meinung.
Die Ueberschrift ist schon heftig. Das laesst sich beinahe auf alles anwenden, gerade auch auf Rassismus, oder Faschismus, oder Sexismus... So, wer den Blick in die Tiefe richtet, sollte sich nicht wundern, wenn er oder sie sich die Finger daran verbrennt. Da steckt schon eine kleine Drohgebaerde darin. Das man jedoch nicht die Verursacher eines Problems benennt und sich klar distanziert und stattdessen die Kritik daran denunziert, mehr noch, sie entsprechend als Verschaerfung des Problems sieht, spricht fuer mich fuer Verblendung, die sich in der subjektiven Identitaet verlieren muss. Daran kann niemand echtes Interesse haben. Oder doch?
Conference after conference, Jews try to understand how we can build bridges with other minorities, and prevent fringe anti-Israel voices from shattering those relationships. Jews are watching the distance grow between us and racial minorities, particularly regarding Israel, asking what can I do to fix this?
Das Anliegen, die Beziehungen zwischen den "Gruppen" zu verbessern ist mir bewusst. Das Problem, welche ich sehe, ist dass es ein altbackenener Ansatz ist, der wahrscheinlich versucht, die soziale Zusammensetzung der Betroffenen auf einen Nenner zu bringen, oder eben wieder auf eine Klasse zu reduzieren. Der oft privilegierte Wunsch nach der Zusammenfuehrung aller Unterdrueckten zerbricht gewohnt am Individuum selbst. Und das ist auch gut so...
Fuer mich gibt neben der Existenz von Ideologien weder DEN netten Schwulen von nebenan, noch DEN tadellosen Migranten oder DIE Superjuedin und ja, auch nicht DEN poesen Deutschen. Das alles baut auf einem fuer mich verklaerten und reaktionaeren Weltbild auf. Ich habe es heute noch vor Augen als gestandene Akademikerinnen mittleren Alters ihren Ohren nicht trauten, als Fluechtlinge sexistische (surprise!) Dinge machten. Und auch, wie angestrengt sie nach Erklaerungen suchten und sich schuetzend vor sie stellten. Naja, triple oppression, die eigenen Privilegien werden zum Anlass genommen, Arschlochverhalten zu tolerieren, so als wuerde es keine gefluechteten Anti-Sympathen geben... oder kein eigenes Reflektieren nach Kritik... Das will man dann doch besser ersparen.
Wieder zurueck zum Text. Es hat wenig bis nichts mit Rassismus oder Antisemitismus zu tun, ob Menschen pluendern. Die meisten die sich daran beteiligen, brauchen die Dinge nicht wirklich, die ihnen auf diese Art und Weise in die Haende fallen. Es ist einfach zu anstrengend auf Adrenalin, Sirenensound und Dunkelheit die richtige Schuhgroesse auszuchecken. Da gibt es andere Moeglichkeiten. Ich wuerde es als so eine Art Robin-Hood-Sache beschreiben, vermischt mit dem ausufernden Wutventil. Insofern mag die Wut das verstaendlicher machen, aber es kann nicht sein, dass man sich von solchen Sachen distanziert um hinterher der Spalter zu sein. Die verallgemeinerte Geschichte mit "Soros" und einer juedische Meinung, welche dem Autoren gerade mal in die Haende spielt, ist dabei geschenkt.
Das gerade hier wieder die Kritik auf juedischen Menschen zurueckfaellt, passt jedenfalls ins gewohnte Bild. Solche Muster kennt man.
I think it is terrible that some parts of BLM demonize my home country. However, Jews shunning the cause are not doing anything to help Israel.
Dieser widerspruechliche Satz ist fuer mich nichts anderes als ein verstecktes Plaedoyer fuer eine Legitimation des Antizionismus, auch wenn er sich gegen eine Daemonisiering seines Heimatlandes scheinbar verwehrt.
The black community in America needs and deserves our voice and support. We must not allow the few activists trying to turn this important cause into an anti-Israel campaign to succeed
Als waere es nur ein kleiner Teil der BLM-Bewegung. Ist es wirklich so, ich bezweifle es, man moege mich aufklaeren, wenn ich mich irren sollte. Es gibt ja auch noch andere Kritikpunkte an BLM.
Warum sich auch afroamerikanische Intellektuelle gegen den modischen Antirassismus stellen (Archiv-Version vom 29.01.2021)Would you think otherwise if a video emerged of a Jew being choked to death by a cop and non-Jews said they couldn’t support our movement because, say, the Anti-Defamation League said something they don’t like? We would be rightfully furious and see them as insensitive and self-centered.
Also zum einen sehe ich keinen allgemeinen Boykott von juedischer Seite nach den juengsten Vorkommnissen und zum anderen wuerde dieser Perspektivwechsel hoechstwahrscheinlich die gleichen kritischen Fragen nach sich ziehen.
We would be rightfully furious and see them as insensitive and self-centered.
Die Kritik richtet sich gegen einen tiefgreifenden Antisemitismus von Teilen der Soli-Bewegung. Mehr isses nicht...
Mich wuerde deine Sicht interessieren, auch die Miteinbeziehung der Kritik, fernab irgendwelcher Schwarz-Weiss-Szenarien. Ich verstehe nicht, dass du nach dem Lesen der Ueberschrift nicht selber stutzig wurdest.
So bleibt mir nichts anderes als zu vermuten, dass deine eigene Position irgendwo zwischen identitaerem Antirassismus und einem salonfaehigen Antizionismus einzuschaetzen ist. Vllt ist dir das alles auch total egal. Dann ist das zumindest auch ein Wort! Andererseits waere eine Debatte jenseits gewohnter Muster vllt auch mal nicht schlecht.