vincent schrieb:Althaus hat wohl ein Jahr zuvor auch (noch) ein Lexikon rausgebracht indem die Bedeutung mit soviel wie "gewinnsüchtiger Handel"beschrieben wird und die Herkinft dem jiddischen zugerechnet wird.
Zu welchem Zwecke erwähnst du das?
Der wirre, alte Mann widerspricht sich ja selbst?
Das fände ich argumentatorisch reichlich unredlich, schließlich führe ich den Herren hier nicht als Autoritätsargument an und augescheinlich gibt die Quellenlage her, was er sagt.
vincent schrieb:Auch erschließt sich mir nicht wieso schachern dann von der gra nicht auch dazugenommen wird, so sie doch darüber im Kontext berichten.
Das ist auch völlig irrelevant, da der gra keinerlei Instanz darstellt und die Sache davon abhängig wäre, ob die irgendwo dasselbe schreiben.
vincent schrieb:Mir scheint eher, was auch in dem zitierten angedeutet wird, dass die Bedeutung im Gegensatz zu mauscheln schon längst einen Wandel durchlebt hat.
Also bei "mauscheln" würdest du der Problematik zustimmen?
Und einen Bedeutungswandel hat das keineswegs erfahren, es wird noch genau für denselben Sachverhalt wie vorher gebraucht, nur fehlt vermeintlich das Bewusstsein dafür, dass das als genuin "jüdisch" galt.
vincent schrieb:Solange die Wörter und Begriffe nicht explizit gerade unter dem NS antisemitisch gebraucht bzw. definiert wurden, finde ich das irgendwie problematisch.
Und ich finde es problematisch, jeglichen Antisemitismus in irgendeine schmuddelige Nazi-Ecke zu schieben, schließlich kann man in Deutschland eine Jahrhunderte währende antisemitische Kontinuität nachweisen.
Der Wieder-gut-gewordene-Deutsche (nicht du als Person, sondern repräsentativ für einen ideologischen (Begriff nach Marx, nicht als Synonym für "dogmatisches, politisches Weltbild eines Individuums) Stereotyp) neigt nämlich dazu, sich über seinen vermeintlichen Antifaschismus gleich mal selbst derart die Unbedenklichkeit zu attestieren und sich selbst freizusprechen.
Das ist nicht nur perfide sondern verbaut auch gleich jede Möglichkeit, Antisemitismus als gesamtgesellschaftliches Phänomen zu begreifen.
Das scheint bei der ganzen "Aufarbeitung" aber auch gar nicht das Motiv, sondern nur die eigenen identitären Komplexe darüber aufzulösen, was natürlich nicht einer fundamentalen Opposition zu Antisemitismus endet sondern in der dumm-deutschen, bürgerlichen Moralidentiät, die sich besonders durch ihre gravierende Heuchelei auszeichnet, aber dennoch dazu führt, dass überall mahnend mit dem Zeigefinger herumgerannt wird.
Und davon ab, kann man selbstverständlich nachweisen, das Hitler, Goebbels etc so geredet haben....das kann man selbst für Karl Marx nachweisen.
vincent schrieb:Daher auch mein Einwand mit dem Satz und Wörtern wie Kaff, was mMn völlig normaler Wortschatz ist, mir war die Herkunft noch nicht einmal bewusst. Bewusst war mir aber die negative Konnotation.
Wenn man jetzt tief genug buddelt wird man womöglich auch einen ähnlichen Missbrauch finden
Es geht doch nicht darum, dass man einen jiddischen Begriff genutzt hat, um vermeintlich etwas Negatives auszudrücken.
Es geht darum, dass man eine als genuin "jüdisch" geltende Eigenschaft innerhalb antisemitischer Stereotype via der Begriffsverwendung gleich auch "jüdisch" konnotiert hat und so eine Relation herstellt.
Das ist, als würde ich ab jetzt für "Vergewaltigung" nur noch den arabischen Begriff verwenden
Kann du da irgendeine Brücke zu "Kaff" schlagen? Was soll das sein?
Den Hochmut gegenüber der Landbevölkerung als "jüdisch" zu konnotieren?
Ich sehe in "Kaff" nichts anderes als jemanden als "Bauer" zu beleidigen.
vincent schrieb:Oder eben den der jüdischen allgemeinen, welcher sogar mit Schachern betitelt wird und eben auf die jiddische Historie aufmerksam macht.
Siehst du den Artikel als eine völlig unkritische Art mal willkürlich über eine Wort zu informieren?
Den Eindruck habe ich nämlich überhaupt nicht.
Ich sehe in der Diskussion gerade übrigens einige Parallelen zu den Debatten, wo Menschen sich darüber mokieren, ihnen würden die "Negerküsse" und "Mohrenstrassen" weggenommen.