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Ist Antisemitismus wieder "in"?

7.833 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Islam, Judentum, Antisemitismus ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Dobri ehemaliges Mitglied

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Ist Antisemitismus wieder "in"?

15.10.2019 um 19:44
Zitat von qlogicqlogic schrieb:Die Leute die das Wort "Antisemitismus" inflationär oder als Diskussionstotschläger verwenden ohne daran zu denken das man damit eine Glaubensgemeinschaft instrumentalisiert, was ich respektlos finde.
Danke für die Antwort. Bin aber noch nicht ganz zufrieden ;)

Ich sehe gerade, @eckhart stellt dieselben Fragen, wie ich. Trotzdem kopiere ich noch einmal deine drei Punkte hierherein und stelle meine Fragen auch nochmal. Denn entweder lebe ich in einem anderen Land wie du und lese komplett andere Zeitschriften, oder du hast einen komplett anderen Freundeskreis wie ich. Denn eben diese drei Punkte habe ich so vorher noch nie gehört.

Ich bin aber auch nicht mehr komplett up to date, es ist nun schon 35 Jahre her, dass ich in Israel war und mich dementsprechend sehr mit der damaligen Problematik auseinandergesetzt habe.

Daher auch meine Neugierde. Vielleicht kannst du deine Argumente unten noch etwas genauer erklären, aber nur, wenn du Zeit und Lust hast.
Zitat von qlogicqlogic schrieb:Nicht der Antisemitismus ist wieder "in" sondern der argumentative Missbrauch des jüdischen Volkes.


.) Um Diskussionen über sehr reiche EINZELPERSONEN abzuwürgen

.) Um kritik am Kapitalismus zu verhindern

.) Um sehr nationalistische Politik rechtzufertigen


- missbraucht man das jüdischstämmige/gläubige Volk als menschlichen Schutzschild



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Ist Antisemitismus wieder "in"?

15.10.2019 um 20:04
@Dobri

Vermutlich geht es in den ersten beiden Punkten um regressiven Antikapitalismus.

Diese "Kapitalismuskritiker" kritisieren gerne "EINZELPERSONEN" der "Elite". Diese Einzelpersonen sind alle gaaaaaanz zufällig Juden. Die Totalität des kapitalistischen Systems interessiert diese Leute auch eher nicht sondern nur diese - rein zufällig jüdischen - "EINZELPERSONEN".
Dann führen sie sich als Opfer auf, wenn man sie als Antisemiten bezeichnet, denn sie sind ja nur "Kapitalismuskritiker".

Also im Prinzip das, was auch schon die Nazis als Kapitalismuskritik verkaufen wollten. Existiert aber unabhängig des politischen Spektrums.

Punkt 3 ist dann wohl sowas wie "Israel ist scheiße!!!!"


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Dobri ehemaliges Mitglied

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Ist Antisemitismus wieder "in"?

15.10.2019 um 20:08
Zitat von FiernaFierna schrieb:Diese "Kapitalismuskritiker" kritisieren gerne "EINZELPERSONEN" der "Elite". Diese Einzelpersonen sind alle gaaaaaanz zufällig Juden. Die Totalität des kapitalistischen Systems interessiert diese Leute auch eher nicht sondern nur diese - rein zufällig jüdischen - "EINZELPERSONEN".
Dann führen sie sich als Opfer auf, wenn man sie als Antisemiten bezeichnet, denn sie sind ja nur "Kapitalismuskritiker".
Das ist ja so absurd, kein Wunder verstehe ich das nicht. Ich habe ja eine Tante, die auch gerne über "die Reichen" im allgemeinen herzieht. Das finde ich ja schon recht schräg. Denn zufällig arbeiten genau ebendiese ziemlich viel. Aber das man heutzutage noch über reiche Juden herziehen muss, das ist ja dann mehr als peinlich. Ich wüsste nicht, wie ich in so einer Diskussion reagieren würde.


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15.10.2019 um 20:12
@Dobri

Na ja, vllt gibt dir @qlogic ja noch einen Einblick in diese Kritik der "EINZELPERSONEN".

Ich würde zwar liebend gerne darauf verzichten, aber es deutet sich ja an.


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15.10.2019 um 20:34
Zitat von 6.PzGren3916.PzGren391 schrieb:Wäre dieser Faktor nicht mehr vorhanden, bräuchten sie keine Abschottung und angst.
Wenn man die Begründung der Mutter des Terroristen liest, wird klar, dass das Problem tief in der gesellschaftlichen DNA verwurzelt ist und nicht einfach chirurgisch entfernt werden kann:
Danach, so die Mutter, sei er ein anderer Mensch gewesen. Seinen Antisemitismus beschreibt sie so: "Er hat nichts gegen Juden in dem Sinne. Er hat was gegen die Leute, die hinter der finanziellen Macht stehen - wer hat das nicht?"
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/halle-saale-stephan-balliet-bereitete-tat-seit-monaten-vor-a-1291500.html


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15.10.2019 um 20:36
@Dobri

Da oben im Link von @paranomal kannst du es dir auch ansehen. Herr Balliet war offenbar auch so ein "EINZELPERSONEN" und "Kapitalismuskritiker".


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Dobri ehemaliges Mitglied

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15.10.2019 um 20:44
@Fierna
Dieser Halle-Attentäter hat ja richtig einen an der Klatsche. Genauso wie die Attentäter auf Sri Lanka an Ostern. Da waren leider die Türen der Kirchen nicht geschlossen, und die Attentäter konnten einfach drauf los ballern. Bin ich froh, dass in Halle die Tür bewacht wurde.


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15.10.2019 um 20:59
Zitat von NevrionNevrion schrieb:Aus meinem Alltags-Leben weiß ich auch überhaupt nicht, worin dieser Hass begründet sein soll.
Dann hast Du auf etwas geantwortet, was Dich gar nicht betrifft.
Zu diesem Zweck der Information dienen die von mir beigestellten Links:
Zitat von eckharteckhart schrieb:Wikipedia: Antisemitenparteien
Wikipedia: Geschichte_der_Juden_in_Deutschland
Wikipedia: Geschichte der Juden in Deutschland
Wikipedia: Antisemitenparteien

Der Hass auf die Juden ist verbrämter Hass auf die Moderne.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach der Relevanz des Antisemitismus im neurechten Weltbild. Denn der Antisemitismus war von Beginn an eine genuin anti-moderne Ideologie: Für jene, die die Moderne ablehnten, hielt der Antisemitismus ein Deutungsangebot parat, mit dessen Hilfe unverstandene Ambivalenzen und Versagungen als „konformistische Rebellion“ (9) projektiv gegen Jüdinnen und Juden ausagiert werden konnten.
Für die verhasste Moderne und ihre Prinzipien werden in der „Sezession“ nicht nur einzelne Jüdinnen und Juden verantwortlich gemacht. Unter Rückgriff auf philosophische Autoritäten soll vielmehr eine Art jüdische Wesenhaftigkeit konstruiert werden. Zweifellos, so Ernst Nolte im Interview mit Götz Kubitschek und Erik Lehnert, werde dem Judentum „eine wesentliche und positive Rolle bei der Heraufkunft von ‚Neuzeit‘ und ‚Modernität‘ zugeschrieben, nicht zuletzt in der Verbindung mit ‚Rationalismus‘, der Beziehung zum Geld und zur ‚Rechenhaftigkeit‘“. (10)
https://gegneranalyse.de/antisemitismus-in-der-neuen-rechten-kein-problem/


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15.10.2019 um 21:35
Zitat von FiernaFierna schrieb:Kritik der "EINZELPERSONEN".
ich schrieb Kritik AN Einzelpersonen.
Zitat von FiernaFierna schrieb:Diese Einzelpersonen sind alle gaaaaaanz zufällig Juden
Wozu dermassen emotional pauschalisieren?

Das hier ist übrigens ein gutes Beispiel: Wie kommt man bitte auf dermassen unbedachte Aussagen?

Es ist respektlos pauschal zu behaupten alle Reichen die man kritisieren kann wären ganz zufällig Juden. Es gibt sicher Milliardäre jeder Weltanschauung die man kritisch sehen kann. Ich zb denke dabei nicht reflexartig an eine Gruppe wenn jemand kritisch über jemand spricht.

Wie ich anführte kritisiert jemand eben irgendeinen Multi und sofort kommen Leute die das iwie in Verbindung zerren.


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Ist Antisemitismus wieder "in"?

15.10.2019 um 21:41
Zitat von qlogicqlogic schrieb:Das hier ist übrigens ein gutes Beispiel: Wie kommt man bitte auf dermassen unbedachte Aussagen?

Es ist respektlos pauschal zu behaupten alle Reichen die man kritisieren kann wären ganz zufällig Juden.
Zum Glück hat das niemand behauptet.

Kannst du mal so logic erklären, wieso sich irgendwer dem Vorwurf des Antisemitismus ausgesetzt sehen sollte, wenn die "Einzelpersonen", die er oder sie kritisiert, gar keine Juden sind?


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Ist Antisemitismus wieder "in"?

15.10.2019 um 21:59
Zitat von FiernaFierna schrieb:Kannst du mal so logic erklären, wieso sich irgendwer dem Vorwurf des Antisemitismus ausgesetzt sehen sollte, wenn die "Einzelpersonen", die er oder sie kritisiert, gar keine Juden sind?
Ich habe nie gesagt das ich diese Reaktion logisch finde oder verstehe, ganz im Gegenteil. Ich konnte sie nur oft beobachten ob jetzt im Gespräch auf der Strasse oder im Netz.

Und klar wird man unter fragwürdigen reichen Menschen vl auch jüdischgläubige finden, einen von diesen zu kritisieren ist aber nicht per se antisemitisch.
Ich finde eher antisemitisch wenn sich ein reicher Typ vor Kritik schützt mit dem Argument er sei Mitglied der jüdischen Gemeinde.


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Ist Antisemitismus wieder "in"?

15.10.2019 um 22:03
Zitat von qlogicqlogic schrieb:Ich habe nie gesagt das ich diese Reaktion logisch finde oder verstehe, ganz im Gegenteil. Ich konnte sie nur oft beobachten ob jetzt im Gespräch auf der Strasse oder im Netz.
Da bin ich sicher...
Zitat von qlogicqlogic schrieb:Und klar wird man unter fragwürdigen reichen Menschen vl auch jüdischgläubige finden, diese zu kritisieren ist aber nicht per se antisemitisch.
Tatsächlich, es macht schon ein wenig mehr aus.
Zitat von qlogicqlogic schrieb:Ich finde eher antisemitisch wenn sich ein reicher Typ vor Kritik schützt mit dem Argument er sei Mitglied der jüdischen Gemeinde.
Und welcher "reiche Typ" hat das getan?


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15.10.2019 um 22:08
Zitat von qlogicqlogic schrieb:Und klar wird man unter fragwürdigen reichen Menschen vl auch jüdischgläubige finden, einen von diesen zu kritisieren ist aber nicht per se antisemitisch.
Ich finde eher antisemitisch wenn sich ein reicher Typ vor Kritik schützt mit dem Argument er sei Mitglied der jüdischen Gemeinde.
Irgendwie scheinst du das Phänomen nicht richtig verstanden zu haben. (Struktureller) Antisemitismus ist ja gerade die falsche Reflexion über geselschaftliche Verhältnisse und eine daraus abgeitete Legitimation für den Zivilisationsbruch. Es ist dabei vollkommen unerheblich wie viele tatsächliche Juden Reich sind oder ob ein reicher Unternehmer Jude oder Protestant ist.

Siehe:
Wikipedia: Antisemitismusforschung#Struktureller Antisemitismus


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Ist Antisemitismus wieder "in"?

15.10.2019 um 22:22
Zitat von paranomalparanomal schrieb:(Struktureller) Antisemitismus ist ja gerade die falsche Reflexion über geselschaftliche Verhältnisse
Pauschalisierungen sind in den meisten Fällen falsche Reflexionen. Wenn sich jemand als Antisemit bezeichnen/sehen würde wäre mein Reflex jedenfalls an seiner geistigen Gesundheit zu zweifeln.


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15.10.2019 um 22:29
Zitat von qlogicqlogic schrieb:Pauschalisierungen sind in den meisten Fällen falsche Reflexionen.
Es sind keine bloßen Pauschalisierungen, da man ja nicht jede pauschalisierende Kritik als Antisemitismus brandmarkt, sondern nur die (falschen) Formen:
Die Juden stehen im antisemitischen Weltbild für die zentralen Medien der modernen Gesellschaft; sie verkörpern das Geld, die Börse, das Finanzkapital, die Presse. Darin liegt auch der tiefere Grund für den Zusammenhang von Verschwörungstheorien und Antisemitismus. Die Juden würden über eine weltumspannende Macht verfügen, kraft derer sie alles "Gegebene" - Völker, Religionen und Kulturen - bedrohen, verkündet der Antisemit. Dieses Phantasma jüdischer Macht ist dem Antisemitismus eingeschrieben.
(Gerhard Hanloser - Kapitalismuskritik und falsche Personalisierung)
Zitat von qlogicqlogic schrieb:Wenn sich jemand als Antisemit bezeichnen/sehen würde wäre mein Reflex jedenfalls an seiner geistigen Gesundheit zu zweifeln.
Das erübrigt sich, da vielen die dahinterstehenden Denkfiguren gar nicht bewusst sind.


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Ist Antisemitismus wieder "in"?

15.10.2019 um 22:50
Ich sehe das Problem eher in mangelnder Empathie.

Wenn man Gefühl für Lebewesen hat kann man nicht so handeln wie diese Primitivlinge von denen der TE erzählt hat.




So. Und um wieder etwas Schwung reinzubringen:

Wenn man nun Kritik übt an der rechten Regierung in Israel? Oder speziell an Bibi Nethanjahu? Ich habe mehrmals die Erfahrung gemacht das man in diesen Fällen sehr oft als erstes Gegenargument Antisemitismus hört.


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Ist Antisemitismus wieder "in"?

15.10.2019 um 22:59
Zitat von qlogicqlogic schrieb:Ich habe mehrmals die Erfahrung gemacht das man in diesen Fällen sehr oft als erstes Gegenargument Antisemitismus hört.
Was war denn die "Kritik" im Wortlaut, die als antisemtitisch kritisiert wurde?


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Ist Antisemitismus wieder "in"?

15.10.2019 um 23:01
Zitat von cesarecesare schrieb:Was war denn die "Kritik" im Wortlaut, die als antisemtitisch kritisiert wurde?
Da ging es um Menschenrechtsverletzungen begangen von israelischen Sicherheitskräften im Gaza Streifen.


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Ist Antisemitismus wieder "in"?

15.10.2019 um 23:03
@eckhart
Dann sind Anti-Semiten Anti-Technokraten? Der Hass auf Japaner muss ja grenzenlos sein? Na ja, oder man glaubt halt nicht immer alles, nur weil es irgendwo geschrieben steht ;)


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Ist Antisemitismus wieder "in"?

15.10.2019 um 23:05
Zitat von qlogicqlogic schrieb:Da ging es um Menschenrechtsverletzungen begangen von israelischen Sicherheitskräften.
Du wirst halt irgendwie nicht konkret.

ich könnte mir gut vorstellen, dass der Antisemitismusvorwurf gar nicht so weit hergeholt war,

wie ich eben schon schrieb;

wenn sogenannte "Israelkritik" verengt ist, den Kontext außen vorlässt und doppelte Standards ansetzt- dann kann dahinter ein antisemitisches Motiv stecken oder zumindest Antisemitismus reproduziert werden, etwa durch entsprechende Quellen auf die diese Kritik beruht.


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