Realo schrieb:Nein, es impliziert nur, dass die israelische Regierung genauso wie jede andere Regierung der Welt sich der Kritk stellen muss und nicht über ihr steht.
Schon mit dem Besonderen betonen, auch Israel müsse sich kritisieren lassen, suggerierst du, das es dies nicht zulässt und eine Sonderstellung einnimmt, die es aus dem Holocaust begründet.
So offen hast du das auch geschrieben, ich hatte es ja zitiert.
Nur wegen dem Holocaust hat Israel keinen Freifahrschein, für immer und ewig gegen die Menschenrechte verstoßen zu dürfen und damit durchzukommen, weil sie leider eine besiondere Vergangenheit als Opfer hinter sich haben. Ich bin der Ansicht, man muss das eine vom anderen trennen, sonst erlaubt man ihnen Dinge, die allen anderen Völkern nicht gestattet sind. Oder anders gesagt: Der Welpenschutz muss irgendwann mal aufhören.
Du führst das ja selbst oben noch im Mund:
Realo schrieb:Oder ist Israel nur wegen dem Schaden, der seiner Bevölkerung durch die Nazis verursacht wurde, sakrosankt? Darf die israelische Regierung wegen einst erlittenem Unheil seiner Vorbevölkerung tun und lassen, was sie will, ohne dass ihr jemand dreinreden dürfte?
Kannst du natürlich umdefinieren und wegerklären wie du willst, aber wer kein Brett vorm Kopf hat, weiss, woher der Wind weht. Auch wenn du das gar nicht erfasst oder begreifst und auch gar nicht so meinen willst. Das zeigt dann nur an, wie tief das in der Gesellschaft verankert ist.
Mit sekundärem Antisemitismus werden folgende Diskurse in Zusammenhang gebracht:
Angriffe auf angebliche Tabuisierungen von Israelkritik und Kritik an anderen, nichtdeutschen Völkermorden in Politik, Medien und Geschichtsschreibung
Relativierung des Holocaust durch seinen Vergleich mit anderen Genoziden und seine kausale Verknüpfung mit dem bolschewistischen „Klassenmord“: so vor allem durch Ernst Nolte seit 1986 (siehe Historikerstreit), in der Affäre um Äußerungen des Politikers Martin Hohmann usw.
Unterstellungen, Juden würden eine Opferrolle ausnützen, um sich in aller Welt politische und wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen: so etwa in der durch Norman Finkelstein ausgelösten Kontroverse um die „Holocaust-Industrie“.
Wikipedia: Antisemitismusforschung#Sekund.C3.A4rer AntisemitismusRealo schrieb:Das alles schließt nicht aus, das es auch "schlechte" Israelkritik geben kann, dass sich also Antisemitismus hinter vordergründig rational erscheinder Polit-Kritik verbergen könnte.
Ich glaube kaum, das jemand, der das habitualisiert hat, kritisch betrachten kann. Also so Gestalten, die zustimmend ihren Augstein lesen, eifrig nicken, wenn in der SZ wieder die Rede von der alttestamentarischen Rachsucht der Juden äh Israels die Rede ist, "Endlich sagt es mal einer" krakeelen, wenn Günter Grass den Weltbrandstifter Juda beschwört, der einen Genozid am iranischen Volk vorbereite oder vom Kindermörder Israel fabulieren, wenn die Hamas wieder einen Krieg vom Zaun bricht.
Lemniskate schrieb:dieser antisemitismus ist ein rein politisches problem und eins der nazis und verschwörungstheoretiker, fanatikern.
Nö.
Die Antworten darauf liefert der Expertenkreis Antisemitismus, der kürzlich im Berliner Reichstag seinen neuen Bericht vorgestellt hat. Eine Zahl daraus ist besonders erschreckend: Während der "klassische" Antisemitismus zurückgehe, finde der "israelbezogene Antisemitismus" bei 40 Prozent der Bevölkerung Akzeptanz.
http://www.sueddeutsche.de/bildung/antisemitismus-an-schulen-der-klassenfeind-1.3538119Laut Umfragen sind nur zehn Prozent der Deutschen in der Lage, eine Kritik an Israel ohne antisemitische Anleihen zu äußern.
http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/pdfs/handreichung_antisemitismus_internet.pdf