Johannes620 schrieb:Wer sich nicht als Teil der Gesellschaft sieht wird es nie verstehen.
Ich glaube, da liegt am Ende der oder ein Knackpunkt drin: Das eigene Mindset.
Klar, ich kann mich um einen Meinungspol abzudecken als Teil einer Masse an Individuen betrachten, wo ich mit anderen nicht viel, nichts zu tun habe. Das wäre aus meine Sicht aber eher griesgrämig. Es ist sogar etwas witzig aus meiner Sicht, weil ich mich als halben Misantrophen begreife (Menschen können viel Leid und Unfug verursachen) und doch am Ende eine Relevanz in der Gemeinschaft erkenne.
Begreife ich mich eher als Teil davon, ändert sich die Sicht auf einiges.
Ich gehe ja persönlich so weit nicht wie manche nur sehr plakative Beispiele zu sehen wie "Du bist Patriot/Teil der Gemeinschaft wenn du dich in Beruf oder Ehrenamt X engagierst". Lassen wir mal das Label patriotisch weg weil es manchmal irreführend ist und reden wir lieber von Gemeinschaftssinn und Gemeinschaft, wo man einen Teil dazu beiträgt, welcher anderen situativ wie allgemein nutzt.
Da kann ich meines Erachtens ja gar nicht als das reine Individuum überleben - denn ich bin situativ wie allgemein immer auf andere angewiesen. Dass wir hier gerade überhaupt miteinander kommunizieren ist dem Umstand geschuldet, dass andere diese dafür technisch notwendige Infrastruktur am Laufen halten, und dass wer überhaupt den Strom dazu bereitstellt, der das möglich macht. Ich weiß, das mag jetzt erst mal sehr abstrakt anmuten, aber der Sinn erschließt sich im Weiteren. Situativ / allgemein bin ich auf die Personen angewiesen die mir das Essen und Wasser in Märkten bereitstellt. Von jenen die die Rohstoffe ernten bis hin zu jenen die sie transportieren, einräumen und verkaufen. Wenns brennt bin ich auf Leute angewiesen die damit umgehen können, genau wie bei medizinischen oder polizeilichen Notfällen. Wenn ich 'auswärts' bin freue ich mich auch über die Verkäuferin mit ihrem Imbiss oder, keine Ahnung, Pannendienst wenns mal glimpflich wird. Und viele endlose Beispiele mehr!
"Aber so funktioniert moderne Gesellschaft halt" könnte man als negierenden Punkt anbringen, dass das oben genannte also nicht zwingend etwas 'Besonderes' sei und quasi überall greift.
Das wäre meiner Meinung nach aber nicht zwingend etwas Verneinendes. Der Knackpunkt ist eigentlich, dass das Mindset, die Sicht darauf durchaus das eigene Handeln und Äußerungen beeinflussen kann. So kann ich in Konfliktsituationen gelassener umgehen als wenn ich eine strikte Erwartungshaltung an alle hätte und sie wie eine sogenannte männliche oder weibliche "Karen" anpampen würde -> Ich bin ggf situativ verständnisvoller und gelassener, konstruktiv statt destruktiv.
Mit diesem "Grundmindset" finde ich, ist es eben nochmal was anderes, dann auch Leistungen die über ein besonderes oder alltägliches Maß hinaus passieren zu honorieren. Da ist dann eben nicht nur beispielsweise bei der Flut eine Schar an Behörden im Einsatz, nein, vor allem Privatpersonen die ohne Entgelterwartung hingehen und anpacken. Helfen.
Man muss an der Stelle auch beispielhaft den Einsatz der Lohnunternehmer um den Herrn Wipperfürth usw. loben, die mit ihren Maschinen direkt wichtige Arbeit leisten konnten und die sich m.W.n. auch nicht von sog. Querdenkern haben politisch instrumentalisieren lassen. Der Punkt ist halt: Die hätten das wie viele andere nicht zwingend gemusst.
Und dieser Einsatz im Sinne einer Gemeinschaft oder eines Gemeinschaftssinns, das ist doch, worauf man stolz sein kann.
Um den Bogen jetzt nochmal zu spannen:
Johannes620 schrieb:Wer sich nicht als Teil der Gesellschaft sieht wird es nie verstehen.
Wer sehr Ich-bezogen denkt oder das obige Mindset nicht innehat, der wird es vermutlich auch nicht verstehen können.
Ich bin da trotz negativer Erfahrungen mit Menschen sehr pragmatisch und im Mindset eher gesellschaftlich unterwegs; meine Arbeit an sich ist ja schon für die Gesellschaft im weiteren Sinne und nicht nur für ein Unternehmen und Kunden. Das hilft natürlich auch irgendwo grob oder viel, einen Gemeinschaftssinn eher zu sehen.