behind_eyes schrieb:Ich sehe nicht, daß Razzien ein Schmuckwerk sind, sondern notwendig.
Sie sind in manchen KOntexten notwendig, die Frage ist da ja, ob da die energie richtig gesetzt wird.
Wenn man z.b. sehr viele Razzien macht, aber es zu wenigen Verurteilungen kommt und ein großer Teil der OK unbehelligt bleibt, weil man sich nur auf clans fokussiert, wäre das eine Verschwendung. Und so wieht das für mich aus.
Dazu ein erhellender ArtikeL.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/organisierte-kriminalitaet-warum-die-polizei-sich-so-100.htmlViele dieser Fälle betreffen allerdings kleinere Delikte und Ordnungswidrigkeiten, mit Organisierter Kriminalität haben sie wenig bis nichts zu tun. Überhaupt haben Clans nur einen vergleichsweise kleinen Anteil an der Organisierten Kriminalität. Laut Lagebild des Bundeskriminalamtes machten sie 2018 rund 8,5 Prozent aller Verfahren aus. Und das bei hohem Verfolgungsdruck.
Die arabischen Clans stehen derzeit besonders im Rampenlicht. Andere Gruppierungen, die stärker im Verborgenen agieren, gelten aber als erheblich mächtiger und gefährlicher.
„Jetzt ist es in Berlin so, dass im LKA Berlin die Beschäftigung mit der italienischen Mafia keine besondere Rolle mehr spielt“, sagt er. „Es gibt de facto niemanden, der explizit für die Italienische Organisierte Kriminalität in Berlin zuständig ist. Und damit hat das die Konsequenz, dass sie im Grunde nicht existiert. Mir liegen Akten vor, in denen immer wieder Bezüge nach Berlin hergestellt werden. Ich weiß auch von Leuten, die angeworben werden sollten für bestimmte Gruppen. Das heißt, wir beobachten Mafiaaktivitäten. Das sind aber Informationen, die sind nicht polizeilich hart. Sondern das sind Erfahrungswerte, die bei uns ankommen“.
Längst hat sich die italienische Mafia in vielen Teilen Deutschlands ausgebreitet, vor allem in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Schätzungen zu Folge leben hierzulande einige tausend Mafiosi.
Anders als noch vor einigen Jahren vermeiden sie es, durch Morde oder andere Gewaltdelikte aufzufallen. Sie agieren möglichst unter dem Radar und haben sich im legalen Wirtschaftsleben etabliert – im Baugewerbe etwa oder in der Gastronomie.
Wir legen Fokus auf eine Verbrechensart, die nur 8-5% der OK ausmacht und zudem weit weniger gefährlich und lukrativ ist (es geht um weniger gelder), aber wir haben nichtmal explizite ermittler für z.b. die italienische Mafia.
Warum nicht? Weil man sich denkt, och, auf den clans da ist der mediale fokus drauf, da kann man wählerstimmen gewinnen. Italienische Mafia interessiert nicht, weil unter dem Radar. Obwohl die viel dickere Dinger drehen.
Das ist ein echtes Problem und das ist, was mich stört. Man verschwendet resourcen auf allerlei Razzien, ohne, dass man jetzt wirklich "die clans kleinbekommt" oder so, aber hat nicht genug ermittler in der OK, um gegen die high profile organisierten verbrecher vorzugehen. Da stimmt doch was mit der resourcenverteilung nicht.
In der Praxis herrscht bei der Anti-Geldwäsche-Einheit allerdings „Land unter“. 2017 wurde die Behörde vom Bundeskriminalamt zum Zoll verlegt, um die Schlagkraft zu erhöhen. Doch die Mitarbeiter versinken in Aktenbergen. Fast 80.000 Verdachtsmeldungen sind zuletzt pro Jahr eingegangen. Mehrere 10.000 stapeln sich unbearbeitet auf den Schreibtischen.
„Die Grundprobleme, die sich eigentlich schon abgezeichnet haben bei der Gründung der FIU sind bis heute noch nicht behoben“, kritisiert Frank Buckenhofer, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, Bezirksgruppe Zoll.
Wenn man ernsthaft OK bekämpfen will, muss man bei sowas ansetzen. Bei so langweiligen sachen wie finanzprüfung, über die man keine Spiegel TV Reportagenmacht mit bösen arabischen Männern. Und genau das unterbleibt, da bringen die Razzien dann auch nicht viel. Die sind optik, obwohl sie natürlich auch ein grundlegendes Mittel sind. Aber allein beliben sie optik.