sacredheart schrieb:Das Personalisieren ist nun mal Grundlage jeder Justiz. Es ist ja gerade eine Errungenschaft der Moderne, dass nicht für einfachen Diebstahl eine Hand abgehackt wird, sondern eine individuelle Strafzumessung unter Berücksichtigung der Person erfolgt.
Wenn man Verbrechen nur noch statistisch erfasst würde es andererseits bedeuten, Kriminalitat gar nicht zu sanktionieren, Stichwort 'The Purge'. Es überlebt dann der Skrupelloseste.
Ich sehe auch weit und breit keinen Ansatz ohne Sanktionen, selbst wenn die nicht immer Haft bedeuten müssen.
Allerdings kann ich mir durchaus Maßnahmen vorstellen, die es so noch nicht gibt.
Allem voran einen staatlichen Opferentschädigungsfond in den Täter lange Zeit einzahlen müssen, um so jeden Monat dran erinnert zu werden: Hätte ich keine Scheisse gebaut, hätte ich den 100er noch.
Es käme ja auch noch Geld für Opfer rein.
Und zu jugendlichen Straftätern im Allgemeinen: wenn die von 20 Euro TG jeden Monat 5 Euro abdrücken müssen, tut das weh, ohne vor aller Augen ins Abseits zu geraten. Auch stark erweiterte Dienste für die Öffentlichkeit kann ich mir da vorstellen.
Ich würde das Gegenteil behaupten. Die Grundlage jeder Justiz ist, dass jeder vor dem Gesetz gleich ist. Wir sprachen aber auch noch gar nicht von justiz, sondern von verbrechensbekämpfung. Die justiz befasst sich damit, ob etwas ein verbrechen war und, falls ja, wie schwer es zu bestrafen ist. Dabei spielen persönliche Aspekte eine Rolle.
Sich zu überlegen, wie man sinnvoll verbrechen bekämpft, ist nicht aufgabe der justiz.
Es ist aufgabe der Gesetzgebung und der ausgestaltung vor ort, sich zu überlegen, wie man am effektivsten verbrechen senkt. Dazu sind Sanktionen ein Baustein, der aber dann auf seine Effektivität hin evaluiert werden muss.
Worum es mir geht, wenn ich von sherrifs spreche, ist, dass die meisten menschen überhaupt gar nicht einschätzen können, welche kriminalität wie verbreitet ist. Dann wird seitenlang über clans gequatscht, die als Phänomen absolut vernachlässigbar sind. Damit kann man sogar Wahlkampf machen. Oder damals über Ehrenmorde.
Weil man da halt den Täter gut hassen kann.
Da wird dann auch gern allerlei reinprojiziert, was die täter angeblich von dem Rechtsstaat halten und wie das mit deren Religion wohl ist und deren Eltern und Familie... Ohne dass da konkret jemand Berührungspunkte mit ihnen hätte, oder Ahnung.
Aber eigentlich müssen wir nüchtern in Verbrechenskategorien und täterprofile unterscheiden und schauen, wie man dort am effektivsten ansetzen kann. Das betrifft dann natürlich auch die verbrechensarten, die selten aber auffällig sind. Dann aber auf einer rationalen und expertengestützten Ebene und nicht mit Aktivismus, weil zuletzt viel über irgendwas, irgendwo berichtet worden ist.
Bevor da jeder mal mutmaßen darf, wie man am besten bestrafen sollte, würde ich da lieber einen runden Tisch mit Experten jeglicher Art (polizei, soziale arbeit, jugendamt, lehrer, viertelregierung, usw) hören wo dann wirklich Menschen reden, die Ahnung von der Situation haben und ein handlungskonzept ausarbeiten können. Das dann am Ende auch bezahlt wird.