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Rechtsextremismus - Ernst der Lage so hoch wie nie

46.190 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Nazis, Rechtsextremismus, Reichsbürger ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Rechtsextremismus - Ernst der Lage so hoch wie nie

30.11.2015 um 18:33
Zitat von AgnodikeAgnodike schrieb:Habe ich da jetzt was überlesen oder gibt es dazu ne Quelle.
Heute um 17:16.


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Rechtsextremismus - Ernst der Lage so hoch wie nie

30.11.2015 um 18:40
Hier noch kurz der genaue Wortlaut aus der Quelle:

"Denn bei der Aufklärung von rechtsextremistischen Straftaten verlaufen den Beamten regelmäßig Pannen. Vergangene Woche gab es zudem den Vorwurf, dass Statistiken geschönt wurden.
Im Jahr 2006 hatte die Zahl der rechten Straftaten in Sachsen-Anhalt einen Höhepunkt erreicht. Obwohl Sachsen-Anhalt mit 1,9 Prozent den niedrigsten Ausländeranteil von allen Bundesländern hat, wurden dort die meisten Gewalttaten verübt. 1240 Fälle registrierte die Polizei. Die Landesregierung initiierte daraufhin die Kampagne "Hingucken", Bevölkerung und Polizei sollten für rechtsextremistische Straftaten sensibilisiert werden. Tatsächlich: Im ersten Halbjahr 2007 halbierten sich die rechtsextremistischen Straftaten im Vergleich zum Vorjahr - weil die Zählweise verändert wurde.
Die Polizei in Sachsen-Anhalt führte mindestens 200 rechtextremistische Straftaten nicht als solche auf, sondern ordnete sie anderen Kategorien zu, gestand der Innenminister von Sachsen-Anhalt, Holger Hövelmann (SPD), inzwischen ein. Laut Hövelmann hatte LKA-Chef Frank Hüttemann alle Staatsschutzbeamten angewiesen, eindeutig rechte Straftaten, bei denen kein Täter bekannt sei, als nicht politische Delikte einzuordnen.
Das Landeskriminalamt hatte die neue Zählweise damit begründete, dass zum Beispiel Hakenkreuzschmierereien auch von Kindern stammen könnten. Der Innenminister sei "aus allen Wolken gefallen", als er davon erfuhr, sagte ein Sprecher. LKA- Chef Hüttemann trat daraufhin zurück."


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Rechtsextremismus - Ernst der Lage so hoch wie nie

30.11.2015 um 18:46
Zitat von RealoRealo schrieb:Da brauch ich gar nichts zu suggerieren, es ist verseucht.
Wer? 'Der Ostdeutsche'? Hast du auch mal mit 'dem Ostdeutschen' gesprochen?
Zitat von RealoRealo schrieb:Hast du Verständnisprobleme mit Texten?
Ich habe Probleme mit deinen permanenten, pauschalen Aussagen. Das sagte ich bereits. Ich habe nichts gegen eine differenzierte Betrachtung. Deine Betrachtung jedoch trieft leider nur so von einer ideologischen Vormeinung. Damit kann ich nichts anfangen. In deiner Welt existieren ja nicht mal linksextreme Straftaten. De facto scheinst du mir ein ergebnisgeschlossenen Diskurs führen zu wollen.
Zitat von RealoRealo schrieb:Damals gabs noch keine Pediga, und bei den letzten Pegida-Versammlungen waren es durchschnittlich 500 Gegendemonstranten, also etwa 1/12 oder 8 Prozent.
Um welchen Zeitraum geht es jetzt? Quellen wären auch gut.
Zitat von RealoRealo schrieb:Wie anders ist es zu verstehen, dass 95% der Artikel aus den Jahren 2007-2009 zu Fremdenfeindlichkeit einen Landstrich betreffen, der nur 20% der Einwohnerzahl des Westens hat?
Welchen Landstrich? Sachsen? Ich glaube, du verstehst immer noch nicht, worum es mir geht, In dem du ständig von 'dem Ostdeutschen' sprichst, begibst du dich auf einen Level, das der Sache nicht angemessen ist. Nochmal: Ich weiß, dass es im Osten mehr Probleme mit Rechtsextremismus gibt, dennoch verurteile ich deine Pauschalaussagen, die übrigens mit anderen Begrifflichkeiten plötzlich ganz anders klingen würden. Ersetze Ostdeutsche durch Migranten. Es würde ungemein helfen, wenn du an deiner Rhetorik arbeiten würdest.


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Rechtsextremismus - Ernst der Lage so hoch wie nie

30.11.2015 um 18:49
Zitat von AldarisAldaris schrieb:Wer? 'Der Ostdeutsche'? Hast du auch mal mit 'dem Ostdeutschen' gesprochen?
Ich kann mich nicht erinnern, jemals von DEM Ostdeutschen gesprochen zu haben. Zudem ist der Ostdeutsche kein es.

Ich glaube langsam, du willst einfach nur aus Langeweile provozieren. Dazu hab ich leider weder Zeit noch Lust.
Such dir einen anderen Spielgefährten. :D


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30.11.2015 um 18:50
Also ich wohn im tiefsten Osten und ich kann der Einschätzung von @Realo schon recht geben. Den alltagsrassismus trifft man hier einfach an jeder Ecke. Schlitzaugen und Fidschis werden noch immer so betitelt. Ausländer allgemein sind ja immer so schlimm(gut die fallen halt hier auf, es gibt ja kaum welche) und auch so, scheint es recht normal zu sein, wenn im Stadion einer steht und "Du scheiß Jude" zum Schiedrichter schreit. Da wird dann eher noch gelacht rings herum und bis auf wenige, die wie ich dann rufen der soll seine Schnautze halten, da wird man noch böse angeguckt.

Ostdeutschland ist im großen und ganzen ein rechtsextrem verseuchtes Gebiet, vorallem Sachsen. Schande über meine Heimat! Ich bleib dennoch hier. :D


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30.11.2015 um 18:53
Ich glaube langsam, du willst einfach nur aus Langeweile provozieren. Dazu hab ich leider weder Zeit noch Lust.
Such dir einen anderen Spielkollegen. :D
Ich empfand deine Beiträge anfangs tendenziell als sinnig. Mittlerweile driftest du aber mehr und mehr in Polemik und Genervtheit ab. Schade.


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30.11.2015 um 19:03
@Aldaris

Ich glaube nicht das er alle Ostdeutschen damit anspricht, aber ich selbst würde auch sagen das tendenziell der Rassismus und die Fremdenfeindlichkeit hier einfach verbreiteter ist, auch und eben vorallem in der eigentlichen "Normalbevölkerung". Halt bei den Leuten die keine NPD wählen, die nette Tante von nebenan, iwie scheint sich da noch viel von früher behalten zu haben.
Ich greif mir auch immer wieder mal an den Kopf wenn mein Onkel oder eine Tante mal pauschal wieder iwas raushaut.

Auch im Stadion, kann ich dir unmengen an Geschichten erzählen, von dem was man dort alles so hört, vorallem jetzt durch die Flüchtlinge, dabei gibt es hier nur 170 in der Stadt, wenn überhaupt.

Klar all das gibt es auch woanders, aber nicht in diesem Ausmaß, da man normalerweise mehrere ausländische Freunde hat, all das fehlt aber fast allen im Osten. Da gibts eben nur die klauenden Polen, die drogentickenden Tschechien und Afrikaner, oder die vergewaltigenden "Musels". Dieses denken habe ich jedenfalls noch nirgends so ausgeprägt und als normal empfunden, wie im Osten.


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30.11.2015 um 19:08
Zitat von Bone02943Bone02943 schrieb:Ich glaube nicht das er alle Ostdeutschen damit anspricht
Tu ich auch nicht. Ich habe geschrieben, dass in etwa so viele Ostdeutsche, wie prozentual dem Sarrazin-Buch zugestimmt haben, auch fremdenfeindlich eingestellt sein dürften. "Deutschland schafft sich ab" fand damals nach Umfragen bei rund 2/3 der Ostdeutschen Zustimmung.


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30.11.2015 um 19:17
Zitat von Bone02943Bone02943 schrieb:Klar all das gibt es auch woanders, aber nicht in diesem Ausmaß, da man normalerweise mehrere ausländische Freunde hat, all das fehlt aber fast allen im Osten. Da gibts eben nur die klauenden Polen, die drogentickenden Tschechien und Afrikaner, oder die vergewaltigenden "Musels".
Findest du hier auch alles. Gibt Hochburgen der Rechtsextremen, z.B. in Dortmund und trotz hohen Ausländeranteils. Die Hooligan-Szene ist auch hier groß und überschneidet sich mit Rechtsextremen, den Identitären etc., siehe beispielsweise HoGeSa. Wir haben damit allerdings insgesamt weniger Probleme, weil NRW und insbesondere das Ruhrgebiet Multi-Kulti ist. Dafür gibt es hier Araber-Clans, Ghettoisierung, islamistische Szenen, spezifische Kriminalität, Parallelgesellschaften und in bestimmten Bereichen auch ein ausgeprägter Hass gegenüber Deutschen, z.B. in sehr traditionellen migrantischen Bereichen.

Der Osten ist aber auch nicht gleich der Osten. Das reicht von nationalbefreiten Zonen bis hin zu offenen Gesellschaften. Mir ist bloß wichtig, dass man es differenziert betrachtet. Du als Ostdeutscher bist nach Realo erstmal in der Pflicht, dich vom Rechtsextremismus zu distanzieren.


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30.11.2015 um 19:20
@Bone02943
@Aldaris

Gelegentlich lass ich mich zum gepflegten Groundhopping verleiten,meistens machen wir dann aus der Auswärtssause ne Mottofahrt,ein Dutzend schöne Wochendtickets gekauft und dahin mitgeeiert wo Lila-Weiss spielt,also Tennis Borussia.
Früher sind uns immer tonnenweise Bananen zum die Ohren geflogen,die Beschimpfungen.ach,da ist "Lila-Weiss ist schwul!!!"noch das harmloseste,da hört man schon gar nicht mehr hin.
Aber bei "Berliner Juden,Westberliner Scheissjuden" und ähnlichem antisemitischen Beschimpfungen,gerne auch in Verbindung mit homophoben oder offenen Hasschören kann man micht mehr weghören


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30.11.2015 um 19:21
@Aldaris

Natürlich gibt es überall Hochburgen, aber mir geht es auch um die Leute die nicht offen Rechtsextreme sind, Leute die nicht am Stammtisch nach 5 Bier herumpalavern wie toll das Reich doch eigentlich gewesen ist.
Es geht mir um all jene, die es völlig normal finden rassistischen Müll zu erzählen und sich dem nichtmal bewusst sind, weil es einfach das normalste in ihrer Welt ist. Und solche Leute treffe ich eben pauschal gesagt im Osten weit leichter und viel häufiger an, als z.B. im Ruhrgebiet, Bayern oder Niedersachen.


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30.11.2015 um 19:26
Was du da beschreibst klingt schlimm, aber wie ich schon mal schrieb, es ist halt nicht überall in Ostdeutschland so und dies ist auch gut so.

Langsam wird es Zeit, dass sich Ostdeutschland, ich schreibe es mal nen bissel provokativ, ;) an Ausländer gewöhnt, aber wenn ich den Geschichten meiner Eltern lausche, gab es damals zu DDR- Zeiten auch Ausländer im Osten und mit denen kam man super klar, na gut nicht mit allen, so viel Fairness muss/sollte sein, dies auszusprechen. @Bone02943


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30.11.2015 um 19:32
@Agnodike

Das Problem mit den Gastarbeitern in der DDR war, dass man alle Angriffe gegen sie unter den Teppich gekehrt hat und vor der Kamera die Gastfreundschaft spielte. Gastarbeiter wohnten zusammen in einem Plattenbau, hatten quasi ihre eigene Kneipe und Kontakt mit der Bevölkerung war seitens der DDR gar nicht gewünscht.
Man sah es ja sobald die DDR zerfallen ist, kaum war die Mauer offen wurden die Ausländer praktischdurch die Straßen gejagt. Ausländerhass war schon zu DDR-zeiten tief in der Mitte der Gesellschaft verwurtzelt, deswegen ist er es auch heute noch.

Sicher sind viele gut mit den Gastarbeitern klar gekommen, meine Tante hat einen Kubaner geheiratet, das Kind von beiden wurde dann aber auch schon in der Schule gehänselt, weils ja brauner war und dunkle, lockige Haare hatte. War halt kein deutscher, trotzdem er hier geboren ist und eine deutsche Mutter hat.

Also die DDR hat sich nur immer so weltoffen gezeigt, sie war es aber im alltag nicht.


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30.11.2015 um 19:39
Jo das mit den Plattenbauten stimmt, dies haben sie auch so erzählt und das Albaner (ich glaube es waren Albaner) nicht so „pflegeleicht“, wie die vietnamesischen Mitbürger.
Schön, dass man mit dir mal drüber reden kann, aber leider hier OT. ;)
Vielen Dank für’s Gespräch. :) @Bone02943


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30.11.2015 um 19:51
Zitat von WarheadWarhead schrieb:Aber bei "Berliner Juden,Westberliner Scheissjuden" und ähnlichem antisemitischen Beschimpfungen,gerne auch in Verbindung mit homophoben oder offenen Hasschören kann man micht mehr weghören
Kann man da nicht drüberstehen, gerade wenn es um Fußball geht, sind doch Hirnis die sowas brüllen, ich würde mich mit sowas nicht auf die gleiche Stufe stellen, daran sieht man doch welches Geistes Kind derjenige (klein und primi).
Fußball ist sowieso.... naja ich sage es mal lieb und nett, ne gute Nebenbeschäftigung. :D


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30.11.2015 um 19:58
Zitat von AgnodikeAgnodike schrieb:Kann man da nicht drüberstehen
Bei mir geht es zwar meistens ums Eishockey, aber Nein ich kann da nicht drüber stehen. Vorallem dann nicht, wenn solche Rufe aus den eigenen Reihen kommen. Was meinst wie man sich fühlt wenn fast die ganze Kurve iwas homophobes singt, und du als Schwuler stehst mitten drin?
Weiß nicht, andere bleiben da vielleicht still, ich kann das nicht und ruf das dann auch so, bzw. spreche es so öffentlich wie nur möglich im Forum, bei FB und überall an. So das es wirklich jeder mitbekommt, dass eben nicht alle so sind und solch einen Scheiß singen oder es einfach hinnehmen.

Denn genau dieses hinnehmen, ist das was mich vorallem hier im Osten am meisten ankotzt.

"Ach lass die doch rufen, dass sind halt rechte, sowas kann ja mal passieren, die sind doch nur besoffen, das war ja nur ein Ausrutscher,......."

Ich kann es nicht mehr hören, denn wenn jeder sowas einfach hin nimmt und nix dagegen unternimmt, dann fühlen die sich doch bestätigt, und denken alle Leute denken genau so wie sie. Was ich manchmal fast schon glaube hier....(wo ich wohne)


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Rechtsextremismus - Ernst der Lage so hoch wie nie

30.11.2015 um 20:00
Der kleine Jannik wollte sich die Haut mit der Bürste weiß schrubben
Aus Rudolstadt und Erkelenz berichtet Philipp Wittrock

Beschimpft, bespuckt, verprügelt - von ganz normalen Bürgern. Weil sie den alltäglichen Rassismus nicht mehr erträgt, flüchtet eine Pfarrersfamilie aus dem Osten zurück ins Rheinland. Im thüringischen Rudolstadt versteht man die Welt nicht mehr - und sorgt sich um seinen Ruf.

Erkelenz/Rudolstadt - Es ist eine Chronologie des täglichen Terrors: Irgendwann im vergangenen Jahr hat Miriam Neuschäfer angefangen, alles aufzuschreiben. "Um es zu verarbeiten und für die Kinder", sagt sie, "damit die später verstehen, was alles passiert ist." Die zierliche junge Frau sitzt am rustikalen Küchentisch und blättert den gelben Schnellhefter durch. Immer wieder schüttelt sie den Kopf mit den dunklen, kurzen Haaren. Zehn Seiten sind es, voll beschrieben mit schwarzem Stift. In der Schublade liegen noch viel mehr, 50 insgesamt vielleicht, schätzt sie.
Erst in ausformulierten Sätzen, bald nur noch stichpunktartig hat Miriam Neuschäfer notiert, warum ihre Familie nach fast acht Jahren das thüringische Rudolstadt verlassen hat und zurückgekehrt ist in den Westen, in den äußersten Westen der Republik, nach Erkelenz im Rheinland. Sie hat den Rassismus nicht mehr ausgehalten, die ständigen Anfeindungen ganz normaler Bürger, das Gefühl, verhasst zu sein im eigenen Land.
"Es war eine Flucht", sagt Miriam Neuschäfer. "Und sie war lebensnotwendig."
Miriam Neuschäfer hat eine indische Mutter, ihre Haut ist dunkel, wie auch die ihrer fünf Kinder. Die 32-Jährige ist am Niederrhein aufgewachsen, hat Theologie studiert, spricht akzentfrei deutsch. Ihr Mann Reiner Andreas Neuschäfer, 40, ist Pfarrer. Im Jahr 2000 bekam er die Stelle des Schulbeauftragten für Südthüringen angeboten. Der Job war attraktiv, die junge Familie hatte keine Scheu vor dem Osten. Mit damals zwei kleinen Kindern gingen sie nach Rudolstadt, die einstige fürstliche Residenz 50 Kilometer von der Landeshauptstadt Erfurt entfernt, in einem schönen Tal gelegen, dort, wo sich die Saale in einem Bogen von Süden nach Osten schlängelt. Eine überschaubare Kleinstadt mit 25.000 Einwohnern - hier sollte man schnell Anschluss finden.
Doch die Neuschäfers blieben Fremde in Thüringen.
Von Anfang an sei ein "Kulturunterschied" zu spüren gewesen, sagt Reiner Neuschäfer. Die Rheinländer werden nicht warm mit den Menschen, finden nur wenige Freunde, wenn, dann kommen diese meist auch aus dem Westen. Man bleibt unter sich. Vielleicht, könnte man sagen, haben sie sich den Anfang selbst schwer gemacht, vielleicht haben sie die Thüringer "Nölärsche", wie sich die Menschen hier selbst gern scherzhaft nennen, einfach nur falsch eingeschätzt.
Das wird schon, denken die Neu-Rudolstädter.
Nichts wird. Die Neuschäfers empfinden bald mehr als kühle Distanz. "Wir könnten hier Stunden sitzen und noch ewig weiterreden", sagt Miriam Neuschäfer, als sie ihre Aufzeichnungen überfliegt, die von Hass und Feindseligkeit erzählen. Stunden, und ihnen würden immer neue Erlebnisse und Begebenheiten einfallen, die früher oder später zu dem Entschluss führen mussten: Wir gehen.

"Deine Haut ist nicht richtig"

Zum ersten Mal schrillen die Alarmglocken im Jahr 2002 bei einem Gespräch mit der Kindergärtnerin des ältesten Sohnes Jannik, der heute zehn Jahre alt ist. Plötzlich ist von Integrationsproblemen die Rede. "Deine Haut ist nicht richtig", sollen die anderen Kinder zu ihm gesagt haben - sie meiden ihn. Irgendwann steht Jannik zu Hause am Waschbecken und schrubbt seinen Arm mit der Wurzelbürste. Er will die dunkle Farbe abreiben.
Später in der Grundschule geht die Hänselei weiter, sagen die Eltern. "Mama, was ist ein Nigger?", fragt der Junge daheim. Die Mitschüler hätten gespottet: "Du bist so braun, weil du dich mit Scheiße eingerieben hast." Eines Tages sollen neun Schulkameraden Jannik auf dem Schulhof verprügelt haben, so schlimm, dass Reiner Neuschäfer die Polizei einschaltet. Die Schulleitung ermahnt die kleinen Schläger.
Während auch die zweitälteste Tochter Fenja, heute acht Jahre alt, Mobbing-Geschichten mit nach Hause bringt, macht Mutter Miriam Neuschäfer ihre ganz eigenen Erfahrungen. "Was hier alles einkaufen darf", habe ein älterer Herr ihr und den Kindern im Supermarkt im Vorbeigehen an den Kopf geschleudert. "Geh zurück in den Urwald!" So ist ihr das Gebrüll eines anderen auf dem Parkplatz in Erinnerung, als sie die Autotür nicht schnell genug schließt, damit der Pöbelnde seinen Wagen in die Nachbarbucht stellen kann.
Es dauert nicht lange, bis Miriam Neuschäfer allein die Blicke anderer Menschen wehtun. "Ich habe nur noch auf den Boden geguckt und die Steine gezählt." Bald geht sie allein gar nicht mehr aus dem Haus.
Aber auch wenn der große und kräftige Pfarrer oder die wenigen Freunde dabei sind, bekommen Mutter und Kinder offene Abneigung zu spüren. Wenn die Familie auf dem vollen Kinderspielplatz erscheint, leert sich dieser schon mal schlagartig. "Bei strahlendem Sonnenschein", sagt die Mutter. Beim gemeinsamen Spaziergang mit einer Bekannten im Park habe ein Jugendlicher sie angespuckt.

Die Stadtspitze wundert und windet sich

"Angespuckt!? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen." Georg Eger, Erster Beigeordneter und Vertreter des Bürgermeisters, sitzt in seinem Büro im ersten Stock des Rudolstädter Rathauses und schüttelt heftig mit dem Kopf. Dann hebt er den Zeigefinger: "Ich schließe das sogar aus." Stadtsprecher Michael Wagner versucht die ultimative Aussage noch schnell einzufangen: Natürlich könne man nicht für jeden Bürger seine Hand ins Feuer legen. "Aber anspucken…"
Es wird viel mit dem Kopf geschüttelt in diesen Tagen im Rudolstädter Rathaus. Draußen vor dem Renaissancebau hat der Dauerregen die Menschen aus der schmucken Fußgängerzone gespült, in die sich Miriam Neuschäfer zuletzt nicht mehr traute. "Wir sind überrollt worden", sagt Eger. Überrollt von den Berichten über die Flucht der Neuschäfers vor der Ausländerfeindlichkeit einiger Rudolstädter, von der man hier lieber nichts wissen will. Krisenmanagement sei nun gefragt, sagt Sprecher Wagner, er feilt gerade an einer offiziellen Stellungnahme der Stadt.
Jeder Satz zählt. Das Beispiel des sächsischen Dorfes Mügeln hat das gezeigt. Dort hatte im August 2007 ein alkoholisierter Mob nach einer Schlägerei beim Altstadtfest eine Gruppe Inder in einer Pizzeria bedroht. Die Menge johlte ausländerfeindliche Parolen, der Bürgermeister redete die Probleme klein, schob die Gewalt auf auswärtige Festbesucher.

Angst vor dem Mügeln-Effekt

Auch wenn der Fall ein völlig anderer ist - wie Mügeln fürchtet Rudolstadt um seinen Ruf. Denn den hat man in den vergangenen Jahren erst mühsam aufpoliert. 1992 waren 2000 Neonazis zum Gedenken an Rudolf Heß aufmarschiert, die Stadt bald als Rechtsradikalen-Hochburg verschrien. Heute wird stolz auf das größte Weltmusik-Festival Deutschlands verwiesen, das jedes Jahr Zehntausende aus aller Herren Länder ins Saaletal zieht. Man hat Angst vor dem Rückfall. Hunderte Hass-E-Mails hat die Stadtspitze schon erhalten. Tenor: "Nie wieder Rudolstadt."
Es gilt, den Spagat zu schaffen: Sich gegen das Pauschalurteil zu verwahren, Rudolstadt sei ein ausländerfeindliches Nest - und zugleich die Berichte der Neuschäfers öffentlich nicht als Märchen abtun. Letzteres fällt hin und wieder schwer: Der Erste Beigeordnete spricht von "Schulrangeleien", von "der Nadel im Heuhafen", die man natürlich auch auf Teufel komm raus suchen könne. In einem persönlichen Gespräch mit Reiner Neuschäfer will der Bürgermeister die Sache möglichst bald aus der Welt räumen. Bis dahin hört er sich um, nach dem, von dem er nie zuvor etwas gehört haben will: bei der Polizei, die zwei Anzeigen der Neuschäfers bestätigt, bei der Schule, die sich gegen den Vorwurf wehrt, nicht genug unternommen zu haben.
Sie seien nicht verbittert, sagen die Neuschäfers, es geht ihnen nicht darum, den Osten oder Rudolstadt zu brandmarken. Sie haben die Öffentlichkeit nicht gesucht. Erst über Umwege war die Geschichte von der Flucht aus Thüringen an die Presse gelangt, eher durch Zufall. Schließlich sind Mutter und Kinder schon im Oktober vergangenen Jahres nach Erkelenz gezogen. Was als eine Art Erholungsurlaub geplant war, ist nun zum "Befreiungsschlag" geworden - Rückkehr ausgeschlossen.
Zumindest für Miriam, Jannik, Fenja, Ronja, Jarrit und Jannis Neuschäfer, die in der neuen alten Heimat aufblühen. Der Familienvater sucht noch nach einer Anstellung im Rheinland. Einstweilen pendelt er die 430 Kilometer mit dem Auto zwischen Erkelenz und Rudolstadt, wo er unter der Woche auf der Matratze in der ansonsten bereits ausgeräumten Wohnung schläft.
Zurzeit hat er Urlaub, am kommenden Dienstag wird wieder nach Thüringen fahren, zum ersten Mal, seit die Rassismus-Vorwürfe bekannt sind. Er mache sich "mit gemischten Gefühlen" auf den Weg, sagt der Pfarrer. Er weiß: "Das könnte ein Spießrutenlauf werden."

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,545313,00.html


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Rechtsextremismus - Ernst der Lage so hoch wie nie

30.11.2015 um 20:05
Deine Art gefällt mir, direkt frei raus. :) @Bone02943
Ich denk mal über deine Worte nach und dieses empfehle ich auch den Leuten die denken jeder der nicht Pro- Flüchtlinge ist, ein Nazi ist.

Du siehst, ich lasse mich gerne überzeugen, solange man fair bleibt und alle Seiten beleuchtet, Einseitigkeit hindert Fortschritt.


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Rechtsextremismus - Ernst der Lage so hoch wie nie

30.11.2015 um 20:12
@Realo

Krasser Bericht und leider auch iwie fast schon typisch. Wenn ich da so an meine Schulzeit denke als die "ersten" Ausländer hier angekommen sind.


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Rechtsextremismus - Ernst der Lage so hoch wie nie

30.11.2015 um 21:38
Hart aber Fair behandelt gerade dieses Thema...

http://www1.wdr.de/daserste/hartaberfair/videos/videostreamhartaberfairimlivestream100.html


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