armleuchter schrieb:ich bin jedenfalls auch der meinung , dass dieses volk sich das vertrauen der regierung vollkommen verscherzt hat :-D!
So eine Vereinfachung komplexer Sachverhalte ist nicht so mein Ding, bzw:
Was ist das Volk?
@armleuchter Was ist die Regierung?
"
Wir, die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer können nicht alle Probleme einer verfehlten Politik lösen. Das muss sich jeder klarmachen,"
Es klingt absurd, aber die oberste Regel für Helfer scheint zu sein: Sei Dir bewusst, dass Deine Hilfsbereitschaft Grenzen hat und haben muss. Und das sie nie reichen wird. "Eine ehrenamtliche Struktur kann nur unterstützend eingreifen, aber sie kann keine flächendeckende Organisation der Grundversorgung ersetzen."
"Das Volk"Ein Teil davon:("
Wir" das sind
junge und z.T. auch alte deutsche die mit albernen refugees welcome plakaten rumhüpfen und ihren sperrmüll zum rathaus bringenGenau das tun die Helferinnen und Helfer aber seit Wochen. Auch Gis Rochow sieht die Notwendigkeit des freiwilligen Einsatzes jeden Tag - und den Preis, den viele dafür zahlen. Die 60-Jährige ist Ärztin für Psychiatrie und engagiert sich bei der Initiative "Medizin hilft Flüchtlingen".
Rund 50 Ärzte, 25 Krankenschwestern und 20 weitere Helfer arbeiten unter dem Dach der Organisation ehrenamtlich in den Notunterkünften und Erstaufnahmestellen, vor allem im Südwesten Berlins. Auch dort hat man erkannt, dass es neben der ärztlichen Versorgung und psychiatrischen Betreuung der Geflüchteten zunehmend auch darum geht, den Ehrenamtlichen beizustehen.
"Ich habe immer wieder erlebt, dass Helfer in Tränen ausgebrochen sind, wenn sie mit den Zuständen in der Notunterkunft und den Schicksalen der Flüchtlinge konfrontiert wurden. Gerade die ganz Jungen wissen oft nicht, worauf sie sich einlassen, wenn sie dort ankommen. Sie muten sich zu viel zu und brechen dann angesichts der traurigen Schicksale derer, denen sie helfen wollen, selbst zusammen."
Aber auch andere, die schon lange dabei sind, geraten oft den Rand ihrer Einsatzkraft. Deshalb rechnet Rochow genau wie Schröder damit, dass das Engagement mit der Zeit nachlassen könnte. Neben Ermüdung und Erschöpfung werde bei vielen auch die Erkenntnis kommen, dass das, was als Überbrückung gedacht war - bis die nötigen Versorgungsstrukturen von politischer Seite geschaffen sind - viel länger nötig sein wird. Das schafft Frust, Enttäuschung, Hilflosigkeit.
Mit der Zeit soll ein Netz von Therapeuten entstehen, die sich gezielt um die Ehrenamtlichen kümmern können - in der Vorbereitung, Supervision und als Ansprechpartner, um Erlebtes zu verarbeiten. Aber auch das dauert seine Zeit - zumal diese neue Aufgabe ja nicht zulasten der psychosozialen Betreuung der Flüchtlinge gehen soll.
Martina Schröder, Mitbegründerin vom Bündnis Willkommen in Wilmersdorf, kennt das. Bei ihr kommen neben immer neuen Hilfsangeboten auch etliche Emails mit dem Inhalt "Ich kann nicht mehr" an. Manchmal sind die Gründe organisatorischer Art, Helfer kriegen Beruf oder Studium, Familie und den ehrenamtlichen Einsatz nicht mehr unter einen Hut. Manchmal ist schlichte Erschöpfung der Grund. Und oft auch die extreme seelische Belastung, die die Arbeit in den Unterkünften oder am LaGeSo mit sich bringt.
"Wenn man die Flüchtlinge sieht und mit ihnen in Kontakt kommt, ist es unmöglich, Distanz zu wahren. Es ist extrem hart. Viele fühlen sich dafür verantwortlich - und arbeiten deswegen, bis sie nicht mehr können", erzählt Schröder. Selbst ihr, die lange als Rettungsassistentin gearbeitet und viel Schlimmes gesehen hat, gehen manche Momente näher, als sie erwartet hat. "Als ich gesehen habe, wie im Rathaus Wilmersdorf dieser Elendszug ankam, wie die Menschen hereingewankt kamen, standen mir die Tränen in den Augen."
"Die Regierung" Ein Teil davon:Müssen die staatlichen Stellen hier schneller sein? Sorge tragen dafür, dass nicht nur für Notunterkunft, sondern auch schneller und umgreifender für die Rundumversorgung der Geflüchteten gesorgt wird? Um die Helfer nicht zu verbrauchen, die ja, wie in diesen Wochen oft zu hören ist, noch lange benötigt werden? Und bräuchte es von politischer Seite nicht auch mehr Unterstützung für die Initiativen und Organisationen, nicht zuletzt Beratung, Schulung und Betreuung der Hilfsbereiten?
Rochow ist vorsichtig mit Forderungen und Kritik an der Politik. "Ich denke, die Behörden tun das, was am dringendsten ist, und haben damit alle Hände voll zu tun. Die Flüchtlinge brauchen Dächer über dem Kopf. Der Winter steht vor der Tür." Sicher sei vieles verspätet und langsam in Gang gekommen, hätte das Land besser vorbereitet sein können auf die Ankunft der Tausenden. Aber es war es nicht, und jetzt muss vieles auf einmal geschafft werden. Und das dauere eben.
Genug gehetzt.
(
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/ehrenamtliche-in-berlin-wenn-fluechtlingshelfer-ploetzlich-selbst-hilfe-brauchen,10809148,32038842.html (Archiv-Version vom 04.10.2015) )