gagitsch schrieb:Wenn ein Land eine Gesellschaft in einer Region lange verbleiben möchte und das im Idealfall in Frieden, dann muss es mit seinen Nachbarn auskommen.
Das setzt aber voraus, dass auch die Nachbarn mit dieser Gesellschaft auskommen wollen. Wenn eine Partei nicht will, sondern die Zukunft darin sieht, dass der Feind im wahrsten Sinne des Wortes vom Erdboden verschwindet, weil der Feind sogar schon in jahrhundertealten religiösen Büchern diffamiert wird, dann kann sich dieser Feind auf den Kopf stellen und die Nachbarn mit noch so vielen Wohltaten überschütten. Er wird sich irgendwann doch verbarrikadieren müssen.
gagitsch schrieb:Deine Terrorbelohnungsgerede ist weder lösungsorientiert noch inhaltlich gefüllt.
Der Selbstmordattentäter wird nicht nur in seiner Phantasie mit 72 Jungfrauen im Paradies belohnt, sondern auch mit seiner Darstellung als heldenhafter Märtyrer. Und leider auch (posthum) mit überbordendem Verständnis von Israelfeinden und Palästinenser-Verstehern in aller Welt, die eben nicht abwägen, sondern Israel als mehr oder weniger westlichen Staat im Nahen Osten für eine böse Kolonialmacht halten. Außerdem wurden zumindest früher die Familien von Selbstmordattentätern auch finanziell reichlich von der Palästinenserführung entlohnt. Das Geld dürfte, wie das für die Tunnel, größtenteils aus der Entwicklungshilfe gestammt haben. Ob das heute noch so ist, entzieht sich meiner Kenntnis, aber früher war es so.
gagitsch schrieb:wie man der UNRWA die Verantwortung für die Tunnel und den Terror geben könnte.
Von den aktiven Unterstützern aus der Organisation einmal abgesehen, schon allein dadurch, dass sie die Aufgaben der Gaza-Regierung bzgl. Lebensmittelversorgung und Bildung übernahm, so dass die Hamas sich ganz auf den Terror (Verzeihung: "Befreiungskampf") gegen Israel konzentrieren konnte.
gagitsch schrieb:Also ist deine Lösung nichts zu tun und alles dem lieben guten Zufall zu überlassen?
Im Gegensatz zu dir weiß ich keine Lösung. Für die israelische Zivilbevölkerung ist Sicherheit die oberste Priorität. Mag für viele Leute im sicheren Europa schwer verständlich sein, ist aber so.
gagitsch schrieb:Wenn man immer davon ausgeht, dann wird es keine Frieden geben. Frei nach dem Motto, es ist eh jeder gegen mich also muss ich nicht mal was versuchen. Ist Abschottung und Schulhofpolitik in meinen Augen.
Auch auf dem Schulhof kann ständiges Misstrauen gegenüber Leuten, die nichts Besseres mit einem im Sinn haben, als einen leiden zu sehen, die einzige Möglichkeit sein, diese Zeit unbeschadet zu überstehen. Zumindest, solange die Lehrer nicht reagieren, sondern die Bedrohung von Schülern durch andere Schüler kleinreden bzw. den Opfern eine "Mit"-Schuld zuschieben.
Im Falle Israel gilt das alles natürlich sehr viel stärker. Was passiert, wenn sie sich mal nicht so abschotten, hat die ganze Welt am 07.10.23 gesehen. Und die UNO, die normalerweise dafür da sein sollte, zwischen verfeindeten Völkern zu vermitteln, hatte nichts Besseres zu tun, als Israel eine Mitschuld zu geben. Und sie (und auch große Teile der Presse) relativiert: Nach kurzer Zeit war "nur" noch von den besonders brutalen Vergewaltigungen und den Geiseln die Rede (als ob es die Verbrechen gegen Männer und Kinder gar nicht gegeben hätte), und heute spricht man nur noch von den Geiseln, hat die Morde und Folterungen also ganz ad Acta gelegt.
Viele Leute im sicheren Westen, wie du (und anscheinend auch Teile der UNO), erwarten, dass die Israelis es wie in der Bergpredigt machen: Sich nicht wehren, sich nicht verteidigen, den Feind wüten lassen, wie er lustig ist, und so viele Zugeständnisse wie möglich zu machen. Das mag dann für Nichtbetroffene ehrenwert wirken, führt aber nur dazu, dass der Feind überhaupt keine Hemmungen mehr hat. Wie das aussieht, hat man am 07.10.23 gesehen. Israel weiß das und kann sich so ein Verhalten nicht leisten. Es geht nicht nur um die Befindlichkeiten empörter Pro-Palästinenser-Aktivisten oder eine UNO, der es zu lästig ist, im Nahost-Konflikt zu vermitteln, so wie dem Direktor die Prügeleien auf dem Schulhof lästig sind, so dass er die Prügelopfer zum Einlenken überreden will. Es geht für Israel um Leib und Leben ihrer Bürger. Und das im wortwörtlichen Sinne.
paxito schrieb:Wobei da nicht nur Israel in der Pflicht ist, sondern auch die arabischen Staaten, die UN, GB und die internationale Gemeinschaft insgesamt. Ist schon ein ziemliches Versagen, das man da attestieren muss.
Was erwartest du? Die UNO hat schon vor 30 Jahren beim Völkermord in Ruanda versagt, obwohl sie rechtzeitig informiert wurde. Da gab es aber keinen großen Aufschrei.
gagitsch schrieb:wer soll das garantieren?
Die UNO müsste das garantieren. Dafür ist sie eigentlich da. Wird sie aber nicht. Bleibt also höchstens die USA, das einzige Land, das man wohl wirklich noch als Beistand Israels bezeichnen kann.