azazeel schrieb:Ich lese diese Aussagen genau so, aber natürlich besteht immer ein Interpretationsspielraum, also bitte kläre mich auf, was Du gemeint hast.
Selbstverständlich.
Ich kann jedoch nur anhand eines Beispiels Dir aufzeigen, was ich meine:
Betrachten wir die
UNITAF in den 90ern. In Somalia gab es Bürgerkrieg, zwischen den Clans, den Warlords und örtlichen Gruppen. Sie sollte die
UNOSOM aufstocken und einen Dauerfrieden ermöglichen.War aber zum Scheitern verurteilt, den 30 000 Mann waren einfach zu wenig.
Die UNO erkannte schon richtig, dass die Befriedung nur dann gelinge, wenn die Waffen der Milizen einkassiert wird, was diese selbstverständlich nicht freiwillig machen würden:
Das Hauptziel der UNITAF war die Entwaffnung der Milizen und Banden. Die USA waren der Ansicht, dass dies eine unmögliche Aufgabe sei. Die UN erklärten jedoch, dass Frieden nicht möglich sei, wenn so viele schwere Waffen im Besitz von Milizen seien.
Quelle:
Wikipedia: Unified Task ForceHochmütig fand ich damals die medienwirksam inszenierte
Landung der US-Truppen in Somalia. Sie wurden von hunderten von Kameraleuten am Strand empfangen, die mit Flugzeug und Taxis angereist sind und sicherlich vorher informiert wurden.
Eigentlich wäre es ganz trivial gewesen:
Haus für Haus stürmen und durchsuchen, während Straßenkontrollen weitere Waffen verhindern. Klar wäre es verlustreich gewesen. Die Russen, die ja nicht zimperlich waren, hatten 300 000 Mann im zweiten Weltkrieg in Berlin verloren.
Ein Land erobern geht relativ schnell, da braucht man Haubitzen, Drohnen und Missiles. Alles weitere nach der Eroberung gleicht eher Polizeiaktionen, bloß mit dem Unterschied, dass die Verbrecher besser bewaffnet sind.
Hier muss man sich die Frage stellen, was wollen wir eigentlich und wie können wir es durchsetzen?
Wir wollen Frieden in Somalia? Dann entwaffnet die Miliz. Wollen wir nicht? Dann lieber gehen. Wollen wir auch nicht?
Dann werden wir scheitern, egal was wir wollen.
Es kam wie es kommen musste:
Die Schlacht von Mogadischu.Wir entwaffnen nicht die Miliz sondern versuchen die Anführer fest zu nehmen und dann aus dem Viertel zu verschwinden. Angenommen das hätte geklappt, glaubst Du wirklich, es hätte keine neuen Anführer gegeben?
Alles steht und fällt mit der Bewaffnung einer Miliz.
Geschehen ist aber das:
Insgesamt starben in dem über zwölfstündigen Feuergefecht 18 US-amerikanische Soldaten, ein Malaysier und eine nicht genau zu ermittelnde Zahl Somalier, die auf bis zu 1000 geschätzt wird. 84 US-Amerikaner (rund zwei Drittel der eingesetzten Bodentruppen), sieben Malaysier und zwei Pakistaner wurden verwundet. Ein weiterer US-Soldat wurde zwei Tage später durch einen Anschlag getötet, weshalb viele Quellen die Anzahl der US-amerikanischen Verluste mit 19 angeben.
Insbesondere die Fernsehbilder getöteter und durch die Straßen Mogadischus geschleifter US-Soldaten führten in den USA zu einem Wandel der öffentlichen Meinung über das Engagement in Somalia. Erst nach dieser Schlacht beschloss die US-Regierung, gepanzerte Truppentransporter, Panzer und AC-130H-Gunship-Flugzeuge nach Somalia zu entsenden. Auf der anderen Seite untersagte US-Präsident Bill Clinton am 6. Oktober alle weiteren Militäroperationen gegen Aidid in Somalia und kündigte an, dass bis Ende März 1994 alle US-Soldaten aus dem Land abgezogen werden sollten.
Quelle:
Wikipedia: Schlacht von Mogadischu#FolgenWas hier nicht erwähnt wird, ist der Prestige-Gewinn von
Mohammed Farah Aidid, der sich dann zum "Präsidenten von Somalia" ausrufen ließ.
Im Nachgang dieser Ereignisse wurde die Fokussierung der Vereinten Nationen und der USA in Somalia auf die Ergreifung Aidids hinterfragt, da sie dessen politische und militärische Rolle eher noch gestärkt habe.[4] Am 16. November 1993 beendete der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Suche nach Aidid formell, indem mit der UN-Resolution 885 „Haftbefehle gegen Personen, die möglicherweise in die Angriffe (auf UN-Truppen) involviert waren“ suspendiert wurden. Damit setzte man wieder auf politische Versöhnung und nicht militärisches Vorgehen.[5]
Quelle:
Wikipedia: Mohammed Farah AididDaneben, auf der Welle dieses Erfolges, gründete sich die
Al-Shabaab Miliz.Hier nochmal: Mit Missiles, Panzern, Jagd-Bombern usw. können wir ein Land schnell besetzen, aber wenn wir es nicht schaffen eine wirkliche politische Alternative auch wirklich mit Polizeiaktionen durchzusetzen, dann lieber fernbleiben, sonst erreichen wir genau das Gegenteil. Der Irak gehört den Iranern, die Taliban waren noch nie so gefestigt in Afghanistan und ob die Kurden je wieder uns vertrauen werden...?
Vor allem der letzte Satz ist ja keine Erfindung von mir.
Liege ich da falsch, wenn ich schreibe, dass wir irgendwas grundlegend falsch machen?
Ich hoffe die Israelis haben das im Hinterkopf bei der Aktion in Gaza.
Quiron schrieb:Da werden die Chinesen nicht mitspielen. Gerade was Nordkorea betrifft bin ich immer noch überzeigt, dass dort nichts geschieht, was nicht in Peking genehmigt wurde, da kann Lawrow bei Kim noch so oft zu Besuch kommen. Und einen Krisenfall vor der Haustüre wollen die Chinesen bestimmt auch nicht.
Die Nordkoreaner haben und hatten schon immer bessere Beziehungen zu Russland als zu China. China betrachtet Nordkorea eher als "Stiefkind", dass ihm von der Geschichte aufgebürdet wurde, seit dem Wegfall der Sowjetunion.
Das ist eigentlich allgemein bekannt. Sogar die Sanktionen seitens der UN wurden von China mitgetragen.
Diese Seite gibt einen guten Überblick. Bevor Nordkorea an den Westen fällt, intervenieren wir. Mehr machen wir aber nicht. Das scheint das Motto der Chinesen zu sein, was Nordkorea betrifft.
Ansonsten: Na hoffentlich irre ich mich! Kann ich gar nicht oft genug wiederholen.
Südkorea ist nicht in der Nato, d.h. wenn die da angreifen, oder ein Scharmützel starten, dann wäre es erstmal nur ein Problem der USA.
Und wie ich uns Europäer kenne, werden wir es einfach ignorieren.
Auch an
@Bettman:
Quiron schrieb:Israel wird den Teufel tun und den Iran atomar angreifen. Wieso sollten sie, wenn konventionelle militärische Angriffe absolut ausreichend sind, um den Iran in Schach zu halten?
Das ist auch das was ich geschrieben habe:
juvenilea schrieb:Aber soweit ist es noch lange nicht. Dazu müsste vorher einiges passieren. Zumindest so viel passieren, dass einer der beiden Seite konventionell nicht mehr den Angriff abwehren kann und vor einer Niederlage steht.
Die Iraner sind nicht blöd, da aktiv einzugreifen, es werden wie immer massenhaft Freiwillige sein.