ARD-ZDF-Deutschlandradio-Beitragsservice
16.12.2020 um 02:58monstra schrieb:Das gerätebezogene Modell wurde zum Glück abgeschafft, weil es auf dem technischen Stand von 1970 beruhte und die freiberuflichen GEZ-Warte eine Pest waren.Wurde es abgeschafft weil die gaaanz vielen Freiberufler so Probleme mit dem System hatten oder weil der ÖRR von sich aus angab, es werden immer weniger Fernseher und Radios angemeldet?
Die Zeit gab damals ein Zitat wieder:
"Die Sender begrüßten die Reformvorschläge. "ARD und ZDF sehen einen Handlungsbedarf, um der Erosion bei den Gebühreneinnahmen entgegenzuwirken", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung."Was dort im Artikel als Schlupfloch dargestellt wird, war einfach nur der Nutzungsbedarf, der sich zu Ungunsten des ÖRR entwickelte.
https://www.zeit.de/wirtschaft/2010-05/rundfunk-gez-medien
Vieles was man damals versprach war im Nachhinein gelogen - Werbefreies ÖRR? Von wegen. 2010 nahm der ÖRR 7,3 Milliarden Euro jährlich ein, ab 2013 wuchs es auf 8 Mrd. Euro und 2020 sagt man uns, es reicht immer noch nicht.
Nein, hier wird der Bock zum Gärtner gemacht und dein "zum Glück abgeschafft" ist ein rhetorischer Fehlgriff, weil es ohne Argumentationsgrundlage daherkommt, wo die eingesetzten Mittel nicht in würdiger Relation zum Zweck stehen. Anders gesagt, in dem man sagt, dass dadurch alles einfacher wurde, versucht man zu vertuschen, dass man letztendlich einfach nur mehr Geld wollte, weil klar war, dass man mit den bisherigen Methoden an einen Punkt kommen würde, mit dem man hätte schrumpfen statt wachsen müssen.
Nur eines hatte man nicht bedacht - das man sich damit ins eigene Fleisch schneiden würde und die eigene Akzeptanz zerstören
(https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/immer-mehr-zahlen-keinen-rundfunkbeitrag-2-2-millionen-vollstreckungsersuchen/12931448.html)
monstra schrieb:Die Unterstellung, das bestehende Modell unterstützten nur Profiteure, das ist lustig. Denn es gibt bei dieser Diskussion auf allen Seiten nur Profiteure:Das was du da sagst, steht da übrigens gar nicht. Da steht "meistens weil man ja selbst der Profiteur davon ist.". Ich weiß nicht, was daran so kryptisch war, dass du es versuchst umzudeuten, aber die Aussage dahinter ist doch eigentlich relativ klar. Ich stelle ganz normal fest, dass Leute die vom ÖRR profitieren, weil sie ihn nutzen, das Finanzierungsmodell mit einer Kompromisslosigkeit verteidigen, die seines Gleichen sucht, obwohl hier im Forum und anderswo klar hervor geht, dass viele Menschen in diesem Lande nicht glücklich damit sind. Dafür dass man das Mantra ausruft, die Demokratie zu verteidigen, ist das vergleichsweise undemokratisch.
Entweder weil man die öffentlich-rechtlichen Angebote in ihrem bestehenden Umfang nutzt und die 17,50 € mehr oder weniger gerne zahlt. Oder weil man die 17,50 € nicht zahlen möchte.
Das hier (Kritik am ÖRR) ist kein Kampf gegen Rechts oder Verschwörungstheoretiker. Hier geht es darum wirklich etwas zu verbessern.
monstra schrieb:Im Übrigen: What's the problem? Es geht hier nicht um die Rente, die Pflegeversicherung oder das Arbeitslosengeld. Auch nicht um die Erbschaftssteuer oder ein Erhöhung des Benzinpreises auf 5 € pro Liter. Es geht um 17,50 € monatlich und meiner Beobachtung nach regen die sich am meisten auf, die deutlich mehr als 100fache netto monatlich auf dem Konto haben. Über die bekloppte Praxisgebühr von 10 € hat sich niemand auch nur annähernd in seinem Gerechtigkeitssensorium gestört gefühlt.Richtig, um was es geht, hatte ich aber auch schon geschrieben und ich finde es seltsam, dass du es gar nicht in deiner Argumentation berücksichtigst:
Nevrion schrieb:Oft gebracht, aber falsch. Hier wird der Beitrag zur zweckungebundenen Steuer runtergebrochen, aber im Kern sitzt das Problem doch viel tiefer und zwar dort, wo der Mensch eine Meinung aufgedrückt bekommen soll, wo plötzlich 17,50 Euro für den eigenen Medienkonsum fehlen. Trotzdem geht's da gar nicht so sehr um Geld.Manchmal würde es auch schon helfen, auf meine Argumente einzugehen und sie in deinen einzubauen.
monstra schrieb:Politisch betrachtet ist das eine ziemlich marginale Sache, die zur Stimmungsmache genutzt wird. Und wenn ich sehe, was in Osteuropa (Polen, Ungarn) läuft, was die FPÖ mit dem ORF wollte weil er ihr politisch nicht passte, dann kämpfe ich schon der Demokratie wegen für diese System.Ich denke, solche Diskussionen können viel fruchtbarer sein, wenn man nicht stetig mit einem Tunnelblick durch die Gegend läuft und Kritik am ÖRR mit rechter Stimmungsmache gleichsetzt und dann auf Demokratiedefizite in Ungarn und Co verweist.
Der Witz ist doch, dass ich und andere Kritiker ja gerade durch die Kritik am ÖRR die Demokratie in diesen Land verteidigen wollen, weil eben jener in seinem jetzigen Zustand undemokratische Züge inne hält. Gerade weil uns die Demokratie so wichtig ist, verteidigen wir sie ja auch gegen das System ÖRR. Stand jetzt, ist man als Nicht-Nutzer die unterdrückte Minderheit und damit auch nichts anderes als das was ein Homosexueller heute in Ungarn oder Polen ist.
monstra schrieb:Die Finanzierung des ö-r Rundfunks wurde erst vor einigen Jahren auf völlig neue Beine gestellt. Das war dringend notwendig. Die Gerichte haben die Beitragsfinanzierung abgesegnet. Es gibt diverse Befreiungsmöglichkeiten und eine Privilegierung gemeinsamer Haushalte. Das BVerfG hat Vorgaben gemacht, wie der Finanzbedarf errechnet und die Programme gestaltet werden. Es hat die Staatsferne im Sinne einer freien und unabhängigen Berichterstattung, die der Neutralität verpflichtet ist, eingefordert und zugleich festgestellt, dass es im demokratischen Rechtsstaat eine Pflicht ist, die öffentliche Einrichtung Rundfunk mitzufinanzieren, unabhängig von der individuellen Nutzung. Das ist ein bewährtes Prinzip der Finanzierung.Wenn etwas neu eingeführt wurde, wie kann es denn dann bewährt sein? Ich lese hier tolle Thesen, aber keine Begründungen, keine Argumente, kein Vergleich von Soll und Ist, keine Auseinandersetzung zwischen Theorie und Praxis.
Findest du es z.B. angebracht dass die einzigen Befreiungsmöglichkeiten Obdachlosigkeit oder Hartz IV sind, während dein Text von "diversen" spricht, fast so als hätte man einen Fundus nachvollziehbarer Möglichkeiten zur Auswahl? Findest du es nicht befremdlich, dass die "Priviligierung gemeinsamer Haushalte" zu Ungunsten von Ein-Personenhaushalten ausgelegt wird?
monstra schrieb:Trotzdem: Wenn die ö-r Rundfunkanstalten im explodierenden Medienzirkus weiter eine Existenzberechtigung haben wollen, müssen sie ins Netz gehen und dort ihre Medien und ihre Informationen anbieten. Kostenlos. Das kostet Geld, Produktionskosten und Lizenzen. Sie werden an Personal sparen müssen. Zugleich müssen sie ihre journalistische Qualität ausbauen, z.B. im regionalen Bereich oder in den Sparten. Die Sender sind da gewaltig unter Druck, denn eine Rechtspflicht führt natürlich noch nicht zur Akzeptanz.Mal abgesehen von dem Wunsch hin zur Ausbreitung im Internet (ÖRR steht nicht in Konkurrenz zu weltweiten Medienanbietern im Internet), kann man hier aber zumindest im Ansatz mal ein bisschen was positives raus lesen. Ob da wirklich ein Druck da ist, mag ich zu bezweifeln, denn im Prinzip kontrolliert sich der ÖRR selbst und bestimmt schon fast im Alleingang was richtig und notwendig ist. Der einzige Druck den der ÖRR hat, ist ein möglicher AFD Ministerpräsident im Landtag.