US Geheimdienstspielereien
09.01.2006 um 13:35"Groteske Pannenserie"
Die Fronten zwischen dem Iran und dem Westen sind weiter verhärtet. Mit aller Kraft will der Iran sein Atomprogramm fortsetzen, nur zu friedlichen Zwecken, wie immer wieder betont wird.
Doch vor allem die USA vermuten, das Land wolle die Technologie zum Bau einer Atombombe nutzen. Und diese Annahme kommt nicht ganz von ungefähr: Wie der renommierte "New York Times"-Journalist James Risen in seinem neuen Buch aufdeckt, hat der Iran Pläne für eine solche Bombe ausgerechnet vom US-Geheimdienst CIA.
Falsche Pläne für Iran
In seinem vor wenigen Tagen erschienenen Buch "State of War: The Secret History of the CIA and the Bush Administration" zeichnet Pulitzer-Preisträger Risen ein wahres Fiasko der CIA nach.
Dabei sollte im Jahr 2000 in einer Geheimdienstaktion dem Iran ein "Trojanisches Pferd" untergejubelt werden: Pläne für eine Atombombe, allerdings mit groben Fehlern.
"Einfacher" Plan
Die Operation "Merlin" hätte ganz einfach funktionieren sollen. Die Pläne für den russischen Typ einer Nuklearwaffe hätten die Iraner auf eine falsche technische Fährte führen sollen. Erst bei Tests mit der fertigen Bombe hätten die Mängel auffallen sollen, das Atomprogramm des "Schurkenstaates" wäre um Jahre zurückgeworfen gewesen.
Übergabe in Wien
Doch die CIA hatte die Rechnung ohne den Mittelsmann gemacht. Ein zu den USA übergelaufener russischer Atomingenieur war als Bote auserkoren worden, er sollte die Pläne als aus Russland geschmuggelt ausgeben und iranischen Mittelsmännern aushändigen.
Diese sollten ausgerechnet Gesandte des Iran bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien sein.
Mittelsmann erkannte Fehler
Über die wahren Hintergründe der Mission wurde der Russe aber im Dunkeln gelassen: Der Iran hätte ohnehin schon die Pläne für die Bombe. Es sei keine ernste Sache, sondern nur ein Spiel, wurde ihm laut Risen gesagt.
Als ihm die Pläne ausgehändigt wurden, durfte der russische Atomforscher einen Blick auf sie werfen - und erkannte auf Anhieb, dass darin Fehler waren. Die anwesenden CIA-Männer schien das aber nicht weiter zu beunruhigen.
Gut gemeinte Hinweise
In Wien angekommen, öffnete der Russe gegen die CIA-Anweisungen den Umschlag mit den Plänen. In der Angst, die Iraner würden die Mängel darin ebenfalls sofort entdecken und sich dann an ihm rächen, fügte er einen persönlichen Brief bei, in dem er auf die Fehler hinwies. Noch immer glaubte er, damit auch im Sinne der CIA zu handeln, schreibt der US-Journalist.
Wiener Briefträger als Hilfe
Zum direkten Kontakt mit iranischen Vertretern kam es dann gar nicht. Der Russe fand alsbald die Adresse eines von den Iranern benutzten Büros in der Heinestraße im zweiten Wiener Bezirk. Mit Hilfe eines Wiener Briefträgers gelangte er ins Haus, dort warf er den Umschlag einfach in den Briefschlitz der Bürotür.
Flucht aus Österreich
Ohne vom iranischen Geheimdienst oder österreicherischen Sicherheitsbehörden erwischt zu werden, floh der Mann zurück in die USA.
Wenige Tage später flog ein offizieller Vertreter des Iran abrupt zurück in seine Heimat - für die USA ein Zeichen, dass das "Paket" in Teheran gelandet war, heißt es im britischen "Guardian", der Auszüge aus Risens Buch veröffentlichte.
Operation als Staatsgeheimnis
Die "Operation Merlin" galt lange als eines der bestgehüteten Geheimnisse der Regierungen von George W. Bush und auch seines Vorgängers Bill Clinton. Laut Risen war lange Zeit unklar, wer in den USA von dem fundamentalen Fehlschlag wusste.
Mehrmals zuvor waren ähnliche Strategien mit falschen Plänen erfolgreich angewandt worden, das Risiko mit Atomwaffen war man zuvor aber nicht eingegangen. Trotz des Fiaskos wurde "Merlin" unter Bush gebilligt, offenbar sogar mit der Option, das riskante Manöver mit Nordkorea zu wiederholen.
Alle Agenten enttarnt
Doch damit nicht genug: 2004 sandte laut Risen eine CIA-Mitarbeiterin eine E-Mail an einen Agenten im Iran. Ihr erster Fehler: Die Nachricht enthielt Informationen über sämtliche verdeckt arbeitende Spione im Iran.
Der zweite Fehler: Der Adressat entpuppte sich als Doppelagent, der die Informationen sofort an den iranischen Geheimdienst weiterleitete.
Von Informationen abgeschnitten
Seitdem stehen die USA praktisch ohne Informationsquellen im Iran da - spätestens seit der Wahl von Hardliner Mahmud Ahmadinedschad zum Präsidenten eine mehr als heikle Angelegenheit.
Wie weit das Atomprogramm tatsächlich fortgeschritten ist, weiß man nicht. So ist die Nervosität der USA über die Entwicklungen im Iran wenig verwunderlich.
Buch sorgt für Furore
Doch nicht nur die Iran-Episode in Risens Buch sorgt in den USA für Furore. Auch seine Enthüllungen zur Abhöraffäre beschäftigen die Medien seit Tagen.
In den Bestsellerlisten findet sich das Werk bereits unter den Top 20 und Risens Ruf ist gut genug, dass seine Nachforschungen nicht angezweifelt werden. Schließlich gehörte er dem Journalistenteam an, das 2002 den Pulitzer-Preis für die Hintergrundberichterstattung zum 11. September 2001 und zum Terrorismus erhielt.
(orf.at)
Der Artikel spricht wohl für sich. Mir erscheint es schlicht und ergreifend lächerlich. Sandkastenspiele für die Großen und Wahn"witzigen", allerdings mit verheerenden Auswirkungen. Das ist eine sehr weitverbreitete, und für die politisch korrekten, gemäßigten, oberflächlichen, die sozusagen selbst schon in diese Spiele integriert sind, ist sie auch "zu einfach". Dennoch- wozu unnötig verkomplizieren..
Sollte das ganze wirklich so abgelaufen sein, muss man sich doch fragen, wie wichtig die USA solche Machenschaften nehmen- bei der stümperhaften Umsetzung wirkt es jedenfalls eher wie eine Spielerei.
Sei deines Willens Herr und deines Gewissens Knecht.
Die Fronten zwischen dem Iran und dem Westen sind weiter verhärtet. Mit aller Kraft will der Iran sein Atomprogramm fortsetzen, nur zu friedlichen Zwecken, wie immer wieder betont wird.
Doch vor allem die USA vermuten, das Land wolle die Technologie zum Bau einer Atombombe nutzen. Und diese Annahme kommt nicht ganz von ungefähr: Wie der renommierte "New York Times"-Journalist James Risen in seinem neuen Buch aufdeckt, hat der Iran Pläne für eine solche Bombe ausgerechnet vom US-Geheimdienst CIA.
Falsche Pläne für Iran
In seinem vor wenigen Tagen erschienenen Buch "State of War: The Secret History of the CIA and the Bush Administration" zeichnet Pulitzer-Preisträger Risen ein wahres Fiasko der CIA nach.
Dabei sollte im Jahr 2000 in einer Geheimdienstaktion dem Iran ein "Trojanisches Pferd" untergejubelt werden: Pläne für eine Atombombe, allerdings mit groben Fehlern.
"Einfacher" Plan
Die Operation "Merlin" hätte ganz einfach funktionieren sollen. Die Pläne für den russischen Typ einer Nuklearwaffe hätten die Iraner auf eine falsche technische Fährte führen sollen. Erst bei Tests mit der fertigen Bombe hätten die Mängel auffallen sollen, das Atomprogramm des "Schurkenstaates" wäre um Jahre zurückgeworfen gewesen.
Übergabe in Wien
Doch die CIA hatte die Rechnung ohne den Mittelsmann gemacht. Ein zu den USA übergelaufener russischer Atomingenieur war als Bote auserkoren worden, er sollte die Pläne als aus Russland geschmuggelt ausgeben und iranischen Mittelsmännern aushändigen.
Diese sollten ausgerechnet Gesandte des Iran bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien sein.
Mittelsmann erkannte Fehler
Über die wahren Hintergründe der Mission wurde der Russe aber im Dunkeln gelassen: Der Iran hätte ohnehin schon die Pläne für die Bombe. Es sei keine ernste Sache, sondern nur ein Spiel, wurde ihm laut Risen gesagt.
Als ihm die Pläne ausgehändigt wurden, durfte der russische Atomforscher einen Blick auf sie werfen - und erkannte auf Anhieb, dass darin Fehler waren. Die anwesenden CIA-Männer schien das aber nicht weiter zu beunruhigen.
Gut gemeinte Hinweise
In Wien angekommen, öffnete der Russe gegen die CIA-Anweisungen den Umschlag mit den Plänen. In der Angst, die Iraner würden die Mängel darin ebenfalls sofort entdecken und sich dann an ihm rächen, fügte er einen persönlichen Brief bei, in dem er auf die Fehler hinwies. Noch immer glaubte er, damit auch im Sinne der CIA zu handeln, schreibt der US-Journalist.
Wiener Briefträger als Hilfe
Zum direkten Kontakt mit iranischen Vertretern kam es dann gar nicht. Der Russe fand alsbald die Adresse eines von den Iranern benutzten Büros in der Heinestraße im zweiten Wiener Bezirk. Mit Hilfe eines Wiener Briefträgers gelangte er ins Haus, dort warf er den Umschlag einfach in den Briefschlitz der Bürotür.
Flucht aus Österreich
Ohne vom iranischen Geheimdienst oder österreicherischen Sicherheitsbehörden erwischt zu werden, floh der Mann zurück in die USA.
Wenige Tage später flog ein offizieller Vertreter des Iran abrupt zurück in seine Heimat - für die USA ein Zeichen, dass das "Paket" in Teheran gelandet war, heißt es im britischen "Guardian", der Auszüge aus Risens Buch veröffentlichte.
Operation als Staatsgeheimnis
Die "Operation Merlin" galt lange als eines der bestgehüteten Geheimnisse der Regierungen von George W. Bush und auch seines Vorgängers Bill Clinton. Laut Risen war lange Zeit unklar, wer in den USA von dem fundamentalen Fehlschlag wusste.
Mehrmals zuvor waren ähnliche Strategien mit falschen Plänen erfolgreich angewandt worden, das Risiko mit Atomwaffen war man zuvor aber nicht eingegangen. Trotz des Fiaskos wurde "Merlin" unter Bush gebilligt, offenbar sogar mit der Option, das riskante Manöver mit Nordkorea zu wiederholen.
Alle Agenten enttarnt
Doch damit nicht genug: 2004 sandte laut Risen eine CIA-Mitarbeiterin eine E-Mail an einen Agenten im Iran. Ihr erster Fehler: Die Nachricht enthielt Informationen über sämtliche verdeckt arbeitende Spione im Iran.
Der zweite Fehler: Der Adressat entpuppte sich als Doppelagent, der die Informationen sofort an den iranischen Geheimdienst weiterleitete.
Von Informationen abgeschnitten
Seitdem stehen die USA praktisch ohne Informationsquellen im Iran da - spätestens seit der Wahl von Hardliner Mahmud Ahmadinedschad zum Präsidenten eine mehr als heikle Angelegenheit.
Wie weit das Atomprogramm tatsächlich fortgeschritten ist, weiß man nicht. So ist die Nervosität der USA über die Entwicklungen im Iran wenig verwunderlich.
Buch sorgt für Furore
Doch nicht nur die Iran-Episode in Risens Buch sorgt in den USA für Furore. Auch seine Enthüllungen zur Abhöraffäre beschäftigen die Medien seit Tagen.
In den Bestsellerlisten findet sich das Werk bereits unter den Top 20 und Risens Ruf ist gut genug, dass seine Nachforschungen nicht angezweifelt werden. Schließlich gehörte er dem Journalistenteam an, das 2002 den Pulitzer-Preis für die Hintergrundberichterstattung zum 11. September 2001 und zum Terrorismus erhielt.
(orf.at)
Der Artikel spricht wohl für sich. Mir erscheint es schlicht und ergreifend lächerlich. Sandkastenspiele für die Großen und Wahn"witzigen", allerdings mit verheerenden Auswirkungen. Das ist eine sehr weitverbreitete, und für die politisch korrekten, gemäßigten, oberflächlichen, die sozusagen selbst schon in diese Spiele integriert sind, ist sie auch "zu einfach". Dennoch- wozu unnötig verkomplizieren..
Sollte das ganze wirklich so abgelaufen sein, muss man sich doch fragen, wie wichtig die USA solche Machenschaften nehmen- bei der stümperhaften Umsetzung wirkt es jedenfalls eher wie eine Spielerei.
Sei deines Willens Herr und deines Gewissens Knecht.