Reineke schrieb:Im Augenblick fraglich, ob genug Wähler die Weigerung Lindners goutieren, die letztlich zum Ampel-Bruch geführt hat. Zur Erinnerung, die FDP hatte nach den geplatzten Jamaika-Verhandlungen in der öffentlichen Wahrnehmung die Rolle des Sündenbocks inne und es ist anzunehmen, dass das auch diesmal nicht anders kommen wird.
Ich würde vermuten, dass Merz sehr daran interessiert wäre, mit der FDP eine Koalition zu bilden - er ist doch ganz offensichtlich mental der "guten alten Zeit" verhaftet, als unter dem seligen Helmut Kohl und dem ebenso seligen Genscher "noch alles in Ordnung war". Und auch viele CDU-Wähler der älteren Generation werden sich danach zurücksehnen, in die ewige schwarz-gelbe Koalition.
Aber andererseits ist Merz dann aber auch wieder realistisch genug, dass er den latenten Größenwahn Lindners schon erkennt und keine Lust hat, dass dieser dann plötzlich versucht, irgendwelche Extratouren zu starten.
Deshalb wäre aus der Sicht von Merz vermutlich das Beste, wenn es "gerade so" für schwarz-gelb reichen würde, aber die FDP dabei so wenige Stimmen hat, dass die Machtverhältnisse innerhalb der Koalition ganz klar abgesteckt wären. Dann könnte er immer drohen, wieder alles platzen zu lassen und eine große Koalition mit der SPD zu bilden. So wäre Lindner eingehegt und müsste kleine Brötchen backen.
Andererseits scheint Merz nun plötzlich auch irgendwie versöhnliche Töne gegenüber den Grünen zu suchen:
https://www.nzz.ch/international/merz-jetzt-freundlicher-zu-gruenen-fdp-schwaeche-bedingt-neue-allianzen-ld.1856822