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Wahlthread LTW

1.797 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wahlen, Regierung, Bundesländer ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wahlthread LTW

05.09.2024 um 10:14
Zitat von Bone02943Bone02943 schrieb:Ich finde es eh völlig unverständlich, warum eine so rechtsextreme Kleinstpartei wie die Freien Sachsen nicht schon längst verboten wurden.
So einfach ist das leider nicht.
Ich bin generell gegen Parteiverbote, denn ....

.... zum einen würde das "Parteihüpfen" beginnen ("Freie Sachsen verboten? Dann gründen wir die "Sachsen Frei" Partei)...

.... zum anderen wäre der Rückzug in den "Untergrund" möglich, wodurch sie total außer Kontrolle wäre.

Bleiben wir beim Beispiel Freie Sachsen: Eventuell kommt raus, dass die die Wahlzettel gefälscht hatten. Für die Anhänger der FS ein "Jawohl gut so!" der Rest der Republik wird das wohl anders sehen.

Und solche "Gelegenheiten" sollten wir schon bieten :).


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05.09.2024 um 10:23
Zitat von BerrylBerryl schrieb:Aus deiner Einbildung?.
In der BRD wurde nur zwei Parteien bisher verboten.
Eine Rechts und eine Linksextreme.
Hast recht, das Verbot der SRP gab es auch. Aber wer weiß ob es ohne Robert Lehr überhaupt dazu gekommen wäre.
Zitat von juvenileajuvenilea schrieb:So einfach ist das leider nicht.
Ich bin generell gegen Parteiverbote, denn ....

.... zum einen würde das "Parteihüpfen" beginnen ("Freie Sachsen verboten? Dann gründen wir die "Sachsen Frei" Partei)...

.... zum anderen wäre der Rückzug in den "Untergrund" möglich, wodurch sie total außer Kontrolle wäre.
Es muss ja auch nicht einfach sein. Es darf gerne hohe Hürden geben. Nichtsdestotrotz reden wir hier von rechtsextremen Parteien. Und Rechtsextreme haben in der Politik meines erachtens nichts zu suchen.

Eine Nachfolgeorganisation zu gründen ist doch gar nicht so einfach, da auch diese von dem Parteiverbot betroffen sind, wenn sie als solche bekannt werden. Und was heißt Rückzug in den Untergrund? Meinst du die sind so gefährlich, dass sie aus dem Untergrund heraus rechtsextreme Straftaten verüben?
Dann gehören die erst recht verboten. Allein deswegen, weil sie als Partei weit mehr Möglichkeiten haben Menschen für ihre Zwecke zu mobilisieren.
Zitat von juvenileajuvenilea schrieb:Bleiben wir beim Beispiel Freie Sachsen: Eventuell kommt raus, dass die die Wahlzettel gefälscht hatten. Für die Anhänger der FS ein "Jawohl gut so!" der Rest der Republik wird das wohl anders sehen.

Und solche "Gelegenheiten" sollten wir schon bieten :).
Ohne die Freien Sachsen auf dem Wahlzettel, hätte es möglicherweise erst gar keinen so dilettantischen Wahlbetrug gegeben.


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05.09.2024 um 10:44
Weiß eigentlich jemand Bescheid, wie es ablaufen würde, wenn ein Parteiverbot erst dann beantragt und bestätigt wird, wenn die dann verbotene Partei schon in einer Landesregierung sitzt? Wäre das möglich und welche Konsequenzen hätte das dann für die Sitzverteilung und die weitere Regierungsarbeit?


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05.09.2024 um 10:50
Zitat von Bone02943Bone02943 schrieb:Eine Nachfolgeorganisation zu gründen ist doch gar nicht so einfach, da auch diese von dem Parteiverbot betroffen sind, wenn sie als solche bekannt werden. Und was heißt Rückzug in den Untergrund? Meinst du die sind so gefährlich, dass sie aus dem Untergrund heraus rechtsextreme Straftaten verüben?
Dann gehören die erst recht verboten. Allein deswegen, weil sie als Partei weit mehr Möglichkeiten haben Menschen für ihre Zwecke zu mobilisieren.
International betrachtet, hat das letztlich immer dazu geführt, dass die "politische Bewegung" (hinter jeder Partei steckt eine politische Bewegung) dadurch mehr Zulauf bekommen hatte, oder aber brutaler wurde.
Aber nicht falsch verstehen, wenn eine Organisation anfängt Bomben zu legen, dann klar, gehört diese verboten.

Bis dahin sollte die Partei meiner Meinung nach "politisch" bekämpft werden.
Zitat von Bone02943Bone02943 schrieb:Ohne die Freien Sachsen auf dem Wahlzettel, hätte es möglicherweise erst gar keinen so dilettantischen Wahlbetrug gegeben.
Darin sind wir uns ja einig, aber ohne diese Möglichkeit hätte vielleicht niemand begriffen, wie ernsthaft gefährlich diese Partei ist. Also Wahlzettelbetrug, sowas machen menschenfolternde Diktatoren, Autokraten usw..
Wenn die auf sowas zurückgreifen, dann nur deshalb weil es Teil ihrer Gesinnung ist, die ja bekanntlich nicht von jedem offen zur Schau getragen wird. Vor allem dann nicht, wenn man alle die überzeugen will, die gegen solch eine Gesinnung sind.
Ihre Schandtaten an die Öffentlichkeit zerren, in meinen Augen immer noch die beste Vorgehensweise.


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05.09.2024 um 10:53
Zitat von juvenileajuvenilea schrieb:Aber nicht falsch verstehen, wenn eine Organisation anfängt Bomben zu legen, dann klar, gehört diese verboten.
Ist ein bisschen spät was?
Verfassungsfeindlichkeit sollte da m.M.n. schon ausreichend sein. Wer den Staat so wie wir ihn kennen abschaffen will, hat in der Politik nichts zu suchen.
Zitat von juvenileajuvenilea schrieb:Bis dahin sollte die Partei meiner Meinung nach "politisch" bekämpft werden.
Na das klappt ja "gut".
Zitat von juvenileajuvenilea schrieb:Wenn die auf sowas zurückgreifen, dann nur deshalb weil es Teil ihrer Gesinnung ist, die ja bekanntlich nicht von jedem offen zur Schau getragen wird. Vor allem dann nicht, wenn man alle die überzeugen will, die gegen solch eine Gesinnung sind.
Ihre Schandtaten an die Öffentlichkeit zerren, in meinen Augen immer noch die beste Vorgehensweise.
Und ich fände es besser sie werden, weil sie so sind, verboten.(jetzt mal davon ab ob und wie die Partei als solche mit dem Wahlbetrug zu tun hatte)


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05.09.2024 um 10:54
Zitat von juvenileajuvenilea schrieb:Ihre Schandtaten an die Öffentlichkeit zerren, in meinen Augen immer noch die beste Vorgehensweise.
Es scheint halt inzwischen die Situation zu bestehen, dass solche Schandtaten eigentlich breiten Wählerschichten ohnehin bekannt sind und diese nicht nur nicht abgelehnt, sondern unterschwellig befürwortet werden. Weil man eben denkt, es dient "der Sache", und für "die Sache" seien auch unlautere Mittel gerechtfertigt.


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05.09.2024 um 11:18
Hallo in die Runde,

ich habe lange überlegt, ob ich mich als stiller Mitleser, der schon jahrelang das Forum beobachtet, in die doch (verständlicherweise) sehr hitzige Debatte einklinken soll. Aber es wurden hier einige Dinge behauptet, die ich so einfach nicht stehen lassen möchte. Ich versuche, meine Beiträge sachlich zu halten, aber natürlich ist vieles nur mein subjektiver Eindruck, den ich aber über entsprechende Verweise und Links stützen möchte.

Verzeiht mir, dass ich über die AfD selbst in diesem und dem anderen Thread nichts schreiben werde, obwohl ich eine ganz klare Haltung zur menschenverachtenden Haltung dieser Partei habe. Aber dazu ist von vielen Foristen schon massenweise geschrieben wurden und wer diese Partei immer noch in Schutz nimmt und Verständnis zeigt, würde auch durch den 400. Beleg seine Meinung nicht ändern. Für mich ist das mittlerweile vergebene Liebesmüh.

Es ist viel von außerhalb hier und medial über Thüringen geschrieben worden. Viel Richtiges, viel Falsches. Erstmal muss ich als Zugezogener (nach kurzer Abstinenz lebe ich hier mittlerweile 6 Jahre) betonen, dass viel getan wurde, um über die AfD, ihre Ansichten und politischen Vorstellungen aufzuklären:

a. Tausende (überwiegend mittelständische) Unternehmen, universitäre und gesellschaftliche Organisationen, Sportvereine und Privatpersonen nahmen an der Aktion „Weltoffenes Thüringen“ teil (1), welches sich – wie der Name schon sagt – für Demokratie und Vielfalt sowie gegen Hass und Ausgrenzung positioniert.
b. Der Gedenkstättenleiter von Buchenwald und Mittelbau-Dora Jens-Christian Wagner richtete einen Brief an 300.000 Thüringer, um über die AfD aufzuklären. (2)
c. Tausende Flyer gegen die AfD zur Aufklärung wurden in Briefkästen hinterlassen. (3)
d. Vor nahezu jedem Kinofilm und auch vor YouTube-Videos wurden Werbespots geschaltet, die aufriefen, demokratische Parteien zu wählen und die vor der AfD warnten. (4)
e. Es gab Dutzende Demonstrationen in ganz Thüringen gegen die AfD und zur Aufklärung. (5)

Warum schreibe ich das?
Erstens: Ihr sollt euch von manchen Usern nicht hinters Licht führen lassen, dass man ja nicht davon ausgehen könne, dass alle über diese Partei Bescheid wüssten. Das ist Quatsch (oder man lebt wirklich unter einem Stein und bekommt deshalb nichts mit). Selbst meine Eltern, die politisch absolut desinteressiert sind, merken, was es mit dieser Partei auf sich hat. Kurzum: Die AfD wird zu großen Teilen wegen ihrer Positionen gewählt und nicht aus Protest o. Ä. (6) Man muss einem Menschen, der sich die Schuhe zubinden und seine Hose zuknöpfen kann, einfach eine halbwegs elaborierte Wahlentscheidung zutrauen können. Und aus diesem Grund muss man sich eben den Vorwurf gefallen lassen, wenn man eine Partei wählt, die in Thüringen als gesichert rechtsextrem gilt (7), selbst rechtsextrem zu sein oder zumindest mit diesem Gedankengut zu sympathisieren. Wer Die Linke wählt, wird ja auch nicht abstreiten, eher links zu sein. Oder wer die SPD wählt, an sozialdemokratischen Inhalten Interesse zu haben.

Zweitens: Man kann den Menschen im Bundesland zumindest nicht vorwerfen, sich in dieser Lage ergeben zu haben. Aber anscheinend waren alle Aktionen leider nur wenig gewinnbringend. Und das ist erschütternd. Aber ich finde es mehr als despektierlich, wenn dann Äußerungen wie "Na dann soll dort eben die AfD regieren, damit das Bundesland untergehen kann und die AfD sich entzaubert." getätigt werden. Einerseits hat das geschichtlich schon einmal nicht funktioniert. Andererseits geht es schlicht um Existenzen, wenn ich allein daran denke, was ich in diesem Fall machen soll, da ich zu einer Gruppe gehöre, deren Lebensstil der AfD ein Dorn im Auge ist und durch meinen Job dazu noch aktiv durch die Politik einer Landesregierung betroffen bin.

Demnächst würde ich noch etwas zum vergangenen (m. E. sehr schlechten) Wahlkampf schreiben. Aber ich denke, das reicht erstmal.

(1) https://thueringen-weltoffen.de/
(2) https://www.tagesschau.de/inland/buchenwald-gedenkstaette-drohungen-100.html
(3) + (4) leider ohne Quellenfund im Internet, ich kann beides aber aus eigenen Erfahrungen bestätigen.
(5) https://www.stern.de/politik/deutschland/thueringen--tausende-protestieren-in-erfurt-gegen-afd-und-rechtsruck-35026608.html oder https://www.tagesschau.de/inland/jena-afd-hoecke-demonstration-100.html
(6) https://www.zeit.de/politik/deutschland/2024-09/wahlverhalten-landtagswahlen-sachen-thueringen-alter-beteiligung
(7) https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/afd-verfassungsschutz-thueringen-hoecke-landtagswahl-gericht-100.html


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05.09.2024 um 11:23
@martenot
@Bone02943

Läuft jetzt ein Stück weit in den OT, deshalb schreibe ich es nur kurz:

Bei sowas schaue ich immer ob es irgendwo Vergleichswerte gibt und dazu kann ich nur schreiben, dass nirgendwo ein Parteiverbot die politische Bewegung dahinter (um die geht es eigentlich) zerschlagen hätte. Es war aber immer der politische Kampf, welcher die Bewegung dahinter zerschlagen hat.
Die IRA beispielsweise wurde nicht durch Verbote, Royal-Marines oder Gefängnisse besiegt, sie wurde durch die offenen Grenzen zu Irland besiegt, was eine politische Errungenschaft war.
Dazu gibt es noch viel mehr Beispiele, wäre aber OT die alle aufzuführen.

Eine politische Bewegung lebt vom Zulauf aus der Masse heraus, ja sie hat sogar ein sehr gutes Gespür dafür, was die Masse will. Zerschlag diesen Zulauf und du trocknest die Bewegung aus. Zerschlage die Partei und du erzeugst nur einen neuen Namen für die Bewegung.

@Vespasian
Willkommen im Forum.
Zitat von VespasianVespasian schrieb:"Na dann soll dort eben die AfD regieren, damit das Bundesland untergehen kann und die AfD sich entzaubert."
Hoffen wir mal nicht, dennoch gewählt ist gewählt. Wenn wir nicht gerade alle nach einem innerdeutschen Sezessionskrieg schreien wollen, so müssen wir die AfD, oder die Bewegung dahinter "Entzaubern".


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05.09.2024 um 11:25
Die AfD ist längst entzaubert. Da gibt es nichts mehr zu entzaubern. Der Weg ist klar beschrieben und vorgezeichnet. Und fast alle gucken zu.


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05.09.2024 um 11:34
Zitat von VespasianVespasian schrieb:Ihr sollt euch von manchen Usern nicht hinters Licht führen lassen, dass man ja nicht davon ausgehen könne, dass alle über diese Partei Bescheid wüssten. Das ist Quatsch (oder man lebt wirklich unter einem Stein und bekommt deshalb nichts mit). Selbst meine Eltern, die politisch absolut desinteressiert sind, merken, was es mit dieser Partei auf sich hat. Kurzum: Die AfD wird zu großen Teilen wegen ihrer Positionen gewählt und nicht aus Protest o. Ä.
Volle Zustimmung. Deshalb reagiere ich - und auch andere - mittlerweile ja auch recht scharf auf solche Bullshit-Relativierungen.
Es ist immer auch ein bisschen beleidigend, wenn man für dumm verkauft wird; besonders, wenn das am laufenden Band passiert wie in diesem Thread.

Da wird sich empört, wenn man Nazi-Wähler als Nazi-Sympathisanten bezeichnet, als wäre das das Abwegigste auf der Welt.
Wenn man dann auf Relativierungsversuche a la "Die wissen halt nicht, wen sie da wählen" mit der Feststellung reagiert, dass dann offenbar eine gehörige Portion Dummheit im Spiel sein muss, wird sich auch aufgeregt.

Schon klar. Wenn es aussieht wie eine Ente, quakt wie eine Ente und watschelt wie eine Ente, muss es natürlich ein Elch auf 'nem fliegenden Motorrad sein. 😄


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05.09.2024 um 11:48
Zitat von martenotmartenot schrieb:Weiß eigentlich jemand Bescheid, wie es ablaufen würde, wenn ein Parteiverbot erst dann beantragt und bestätigt wird, wenn die dann verbotene Partei schon in einer Landesregierung sitzt?
In der Regel dauert ein Parteiverbotsverfahren, mehrere Jahre, bis das Bundesverfassungsgericht eine Entscheidung trifft.


Bei einem Verbotsantrag, gegen eine Partei in Regierungsverantwortung, wäre aber wohl die Gefahr einer Gefährdung des Allgemeinwohls gegeben. So das in diesem Fall wohl, ein Eilverfahren angestrebt werden würde. Dann reden wir nur noch von Wochen/Monaten.


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05.09.2024 um 11:54
Zitat von juvenileajuvenilea schrieb:Hoffen wir mal nicht, dennoch gewählt ist gewählt. Wenn wir nicht gerade alle nach einem innerdeutschen Sezessionskrieg schreien wollen, so müssen wir die AfD, oder die Bewegung dahinter "Entzaubern".
Vielen Dank für die Begrüßung.

Zumindest die von mir genannten Aktionen scheinen nicht oder nur kaum zur Entzauberung bzw. Aufklärung beizutragen. Wie soll das dann funktionieren?

Eine Forderung ist, die AfD inhaltlich zu stellen. (1) Doch gibt es kaum eine andere Partei, die es so virtuos wie die AfD schafft, entsprechende Äußerungen in Fernseh-Diskussionsrunden so für YouTube und TikTok zu schneiden, damit man besonders gut wegkommt. (2) Den Umgang mit sozialen Medien haben die "etablierten" Parteien schlicht verpennt (3, 4) oder spielen fair, wodurch man aber eben nicht zwangsläufig so eine Reichweite erhält, als wenn man wie die AfD polemisch und emotionalisierend vorgeht. Dahingehend wundert es mich auch nicht, warum die AfD mittlerweile die jüngere Zielgruppe besonders anspricht. (4)

Ich denke, es wäre mittlerweile zielführender, wenn die Parteien sich weniger an der AfD abarbeiten würden, als vielmehr konsequent ihre eigenen Ideen und Forderungen in den Vordergrund stellen und diese auch intensiv vertreten würden. Dazu gehört es auch, entsprechende Kritik auszuhalten (und aber natürlich wahrzunehmen). Etwas Ähnliches erkennt man ja momentan auch in den USA, wenn Harris und Co. mehr zu ihren Inhalten stehen und weniger auf das Geblubber von Trump eingehen. Eine noch deutlichere Kommunikation wäre wünschenswert. (5) Dieses Problem wurde für mich auch im thüringischen Wahlkampf offenkundig.

(1) https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/lanz-landtagswahlen-ostdeutschland-afd-bsw-100.html
(2) https://www.adenauercampus.de/de/politsnack/detail/-/content/gefahren-von-tiktok-wenn-politik-viral-geht
(3) https://www.swr3.de/aktuell/nachrichten/bundeskanzler-olaf-scholz-tiktok-video-100.html
(4) https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/afd-junge-waehler-gruende-thueringen-sachsen-generationenforscher-100.html
(5) https://www.mdr.de/wissen/psychologie-sozialwissenschaften/versprechen-wahl-koalition-ampel-besser-als-ihr-ruf-102.html


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05.09.2024 um 12:02
Zitat von VespasianVespasian schrieb:Ihr sollt euch von manchen Usern nicht hinters Licht führen lassen, dass man ja nicht davon ausgehen könne, dass alle über diese Partei Bescheid wüssten.
Das passiert wahrscheinlich eh den wenigsten. Die angesprochene Klientel ist mittlerweile forenbekannt, sind ja überschaubar viele, die regelmäßig damit hier aufschlagen. Da eine gut ausgeprägte Schamfreiheit zu ihren Talenten zählt, wirst du wahrscheinlich auch in den nächsten Tagen noch in den Genuss kommen.
Zitat von VespasianVespasian schrieb:Aber ich finde es mehr als despektierlich, wenn dann Äußerungen wie "Na dann soll dort eben die AfD regieren, damit das Bundesland untergehen kann und die AfD sich entzaubert." getätigt werden.
Was könnte besser geeignet sein die AfD zu entzaubern, als die AfD selbst?
Ja, es werden eine Menge Menschen hinten herunterfallen, aber das Szenario kommt hoffentlich erst zum Tragen, wenn mehr als die Hälfte der WählerInnen ihr Kreuzchen bei den Rechtsextremen macht.


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05.09.2024 um 12:04
Zitat von VespasianVespasian schrieb:Ich denke, es wäre mittlerweile zielführender, wenn die Parteien sich weniger an der AfD abarbeiten würden, als vielmehr konsequent ihre eigenen Ideen und Forderungen in den Vordergrund stellen und diese auch intensiv vertreten würden. Dazu gehört es auch, entsprechende Kritik auszuhalten (und aber natürlich wahrzunehmen). Etwas Ähnliches erkennt man ja momentan auch in den USA, wenn Harris und Co. mehr zu ihren Inhalten stehen und weniger auf das Geblubber von Trump eingehen.
Und wieder volle Zustimmung.
Man kriegt aktuell das Gefühl, die anderen Parteien haben kaum noch was anderes auf dem Programm, als zu verhindern, dass die AfD einen Fuß in die Tür bekommt. Zumindest wirkt es nach außen hin so.
Selbstbewusst zu den eigenen Überzeugungen stehen, weil man fest an diese glaubt, davon sieht man sehr wenig.
Ich sag ja immer, die AfD ist der Schulhof-Bully unter den Parteien.
Leider gibt es eine gewisse Anzahl von Menschen, die großmäuliges Auftreten und das Treten von Schwächeren mit Stärke und Selbstbewusstsein verwechseln und sich davon angezogen fühlen.

Da das aber immer nur auf einen gewissen Teil und niemals auf den ganzen Schulhof zutrifft, habe ich zur Zeit noch die Hoffnung, dass diese Partei vielleicht langsam doch ihren Zenit erreicht hat und mehr einfach nicht mehr geht.


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05.09.2024 um 12:21
Es ist doch nicht auf die Politik beschränkt.
In einer Diskussion zwischen einem renommierten Wissenschaftler und einem populistischen Lautsprecher, sei es nun ein Klangschalentherapeut oder was auch immer, wird bei einem Großteil der Zuhörer der Hafensänger besser abschneiden, weil er nicht wie Wissenschaftler abwägt, was er sagt, sondern einfach skrupellos jeden Scheiß heraushaut.
Er wirkt dann sicherer und das verfängt bei einer bestimmten Klientel, den Denkfaulen, den eh vom Leben schon überbeanspruchten. Und diese Klientel, so scheint mir, ist im Wachstum begriffen.
Was wir haben, ist in meinen Augen ein Problem mit der Bildung der Menschen. Die Fähigkeit Informationen zu hinterfragen, statt sie einfach zu schlucken, geht mMn mehr und mehr verloren.


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05.09.2024 um 12:25
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Was wir haben, ist in meinen Augen ein Problem mit der Bildung der Menschen. Die Fähigkeit Informationen zu hinterfragen, statt sie einfach zu schlucken, geht mMn mehr und mehr verloren.
Japp.
Und das während gleichzeitig gesellschaftliche Probleme immer komplexer werden.
Eine toxische Kombi.


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05.09.2024 um 12:48
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Die Fähigkeit Informationen zu hinterfragen, statt sie einfach zu schlucken, geht mMn mehr und mehr verloren.
Ich meine nicht die Faktenverweigerer, aber das hat eine Ursache Stichwort Infodemie bzw. Informationsüberflutung
Von einer Informationsüberflutung bzw. Informationsflut spricht man, wenn eine Person so vielen Informationen respektive Daten ausgesetzt ist, so dass sie diese nicht mehr richtig verarbeiten und analysieren kann.



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05.09.2024 um 13:25
Zitat von VespasianVespasian schrieb:Zumindest die von mir genannten Aktionen scheinen nicht oder nur kaum zur Entzauberung bzw. Aufklärung beizutragen. Wie soll das dann funktionieren?
Dazu müsste man erkennen wie die AfD, genauer gesagt Rechtsaußen arbeitet.

Muss ich nun etwas weiter ausholen:

Kennt jemand den Film "Sie leben"?
Nun wie in jedem guten Science Fiction Film (übrigens auch in Horrorfilmen) wird eine Metapher auf die Gegenwart dargestellt.
In diesem Fall ist es die Beeinflussung der Aliens durch Reklametafeln und getarnte Befehlssätze, welche die Unterworfenen dazu bringen soll, den Aliens gehorsam zu dienen, bzw. ihre Interessen bei den Menschen unbewusst durchzusetzen.

Das fast gleiche (Es gibt keine Reklametafeln der AfD, die getarnt sind :) ) macht Rechtsaußen (nicht nur die) seit Jahrzehnten, genauer gesagt seit dem Ende des 1. Weltkrieges.
Wenn ich alle rechtsaußen Parolen, alles rechtsaußen Propaganda auf einen einzigen Satz herunterbrechen müsste, so würde ein Satz herauskommen:

"Die Probleme, die ihr habt, könnte man sekundenschnell beseitigen, aber sie wollen nicht, weil sie, anders als wir, gegen euch arbeiten."

Dieser Satz wird immer und immer wieder herausgegeben.
Damit der Satz auch gut aufgenommen wird, wird mit Emotionen gearbeitet. Was da abläuft, läuft freudianisch ab.
Bis in die 2000er war es egal, denn da gab es einen freudianischen Gegensatz, der auch Wirkung zeigte:

"Wir dienen euren Interessen, denn wir sorgen doch dafür dass ihr gut lebt."

Es ist kein Zufall, dass seit dem in D. die Löhne stagnieren, immer mehr der erste Satz freudianisch an Bedeutung gewinnt.

Was meine ich mit freudianisch? Ein Gefühl, eine Art Idee, oder nicht fester Gedanke, welcher immer im freudianischen (Un-)Bewusstsein da ist, aber dafür sorgt dass dir bestimmte Gedanken in den Kopf schießen, sobald du etwas bestimmtes siehst, oder darüber nachdenkst. Kulturell unterschiedliche Betrachtungen basieren größtenteils darauf. Auch eine sehr gute Hypnose basiert darauf. Unterbewusstsein wird es zwar genannt, aber dafür dass es "nur" Unterbewusstsein ist, hat es doch einen sehr starken Einfluss. Sogar einen so starken Einfluss, dass Tatsachen komplett übersehen werden und man nur das wahrnimmt, was man selbst (oder das Unterbewusstsein?) sehen will.

Auf einmal werden Formulierungen uminterpretiert und dort wo steht "Ich mag kein Eis, ich bevorzuge eher eine warme Nachspeise", wird dann urplötzlich der Satz "Ich hasse Eis" wahrgenommen.

Wird man den ersten Satz ("Die Probleme, die ihr habt, könnte man sekundenschnell beseitigen, aber sie wollen nicht, weil sie, anders als wir, gegen euch arbeiten.") zerschlagen, so ist das Problem gelöst. Ein für alle Mal!

Dazu gehört nunmal auch dass wir den Leuten klar machen, dass Probleme nicht schnell gelöst werden können, es sei denn wir wollen weitere Folge-Probleme uns aufhalsen.

Dazu gehört auch, dass wir den Menschen schildern, dass die Menschenrechte wichtig sind, sonst sind wir diejenigen die Leiden. Im Moment, sehen viele Menschen die Menschenrechte als das Hindernis an, um zur schnellen Problemlösung zu gelangen. Wahrscheinlich bis der erste Schlagstock auf den eigenen Kopf niedergeht....

Und jetzt sage ich Dir was unsere Politik gerade freudianisch macht:

Auf den Satz: "Die Probleme, die ihr habt, könnte man sekundenschnell beseitigen, aber sie wollen nicht, weil sie, anders als wir, gegen euch arbeiten." Antwortet die Politik: "Sie haben recht, wir lösen nun, wie die es gesagt haben, eure Probleme sehr schnell!"

Mhhh, ob das langfristig zum Ziel führt?
Ich schreibe es immer wieder: Meine größte Angst ist, dass wir selbst im Kampf gegen Fanatiker zu Fanatikern werden. Dass wir selbst die Menschenrechte, gutes Benehmen, usw. ablegen, damit wir alle die besiegen können, die .... auf Menschenrechte und gutes Benehmen usw. schei****.

Dabei gibt es kein Problem, was nicht auch mit dem Bewusstsein gelöst werden kann, auch die Beeinflussung durch das Unterbewusstsein.

Soll aber der Mensch selbst entscheiden.

Als der Protagonist aus "Sie leben" mit der aufgesetzten Brille auf die Geldscheine blickt, sieht er folgenden Satz: This is your God


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05.09.2024 um 13:48
Zitat von juvenileajuvenilea schrieb:Dabei gibt es kein Problem, was nicht auch mit dem Bewusstsein gelöst werden kann, auch die Beeinflussung durch das Unterbewusstsein.
Da bin ich gar nicht mal so optimistisch, was die Darstellbarkeit angeht. Wir reden hier ja nicht von Menschen, die erkannt haben, ein massives Problem mit sich herum z6u schleppen und deshalb einen Therapeuten zwecks Aufarbeitung aufsuchen.
Die sind ja glücklich, dass sie einfache Lösungen vorgesetzt bekommen. Die werden in vielen Fällen dann einfach nicht hinterfragt, weil Denke ja Falten macht und am Ende noch zur Verstopfung führt. Zumindest erfordert es Eigenleistung und das ist unbequem. Dschungelkönige fallen ja auch seltenst durch intelligente Äußerungen^/*- auf, und die sind sogar im Fernsehen.
Differenzierung ist auch pöse, sie erfordert es nachzudenken, daher potenziell anstrengend und irgendwann kriegt man so einen Satz um die Ohren gehauen:
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Allen Staatsbediensteten inkl. Politikern sind die Auswirkungen auf die Gesellschaft scheiss egal.
Kurz, prägnant und völlig Banane.
Nun weiß man ja, dass nichts derart dumm sein kann, dass sich nicht noch Dümmere finden, die es aufnehmen und weiter als absolute Wahrheit verkünden.

Ich seh da ein Bildungsproblem. Es fehlt, bundesweit, da haben Sachsen und Höckringen kein Alleinstellungsmerkmal an der notwendigen Kompetenz und dem Antrieb Eseleien auch als solche zu erkennen und zu kommunizieren. Sicher ist es schön zu wissen, dass es sich bei "drei drei drei-Issos Keilerei" nicht um eine Kneipenschlägerei ging, aber viel wichtiger wäre Menschen eine gesunde Medienkompetenz zu vermitteln und die Lust daran den eigenen Geist zu mehr zu nutzen als zu schauen wo denn jetzt genau die Chips gerade am günstigsten sind.
Und bei allem Optimismus, ich wüsste nicht, wie das zu leisten sein soll, in absehbarer Zeit.


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05.09.2024 um 13:53
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Ich seh da ein Bildungsproblem.
Wobei ich es verwirrend finde, dass anscheinend ausgerechnet Sachsen besonders gut abschneidet beim Thema Bildung:
https://insm.de/bildungsmonitor-2024

Vielleicht liegt es daran, dass die Bildung teilweise falsche Akzente setzt bzw. zu wenig auf politische und soziale Bildung Wert legt? Ich weiß es nicht, aber früher hätte ich gedacht, dass man eigentlich unmöglich eine politisch extreme Partei favorisieren könne, wenn man gelernt und verstanden hat, was solche politische Parteien und Strömungen in der Vergangenheit angerichtet haben.


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