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Kommunismus jetzt einführen?

1.062 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: System, Neues ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Kommunismus jetzt einführen?

30.05.2024 um 21:30
Zitat von paxitopaxito schrieb:Öhm, keen Geld im Kommunismus. Sagte ich schon. Oder ging es nun doch ums BGE an sich? Trenn das mal, sonst wird es schwierig.
Und weil es mein Geld gibt ist auf einmal keine Knappheit de Güter mehr?
Zitat von paxitopaxito schrieb:Weil? Im Kommunismus geht es um den gerechten Besitz an Produktionsmitteln. Nicht um dein Haus, dein Auto oder dein Boot.
Und wie wird es denn verteilt? Wie kommt man denn an sein Haus im Kommunismus? Wer gibt die Ressourcen dafür frei?


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Kommunismus jetzt einführen?

30.05.2024 um 22:18
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Ich käme mir minderwertig vor mein Unterhalt von anderen erarbeiten zu lassen obwohl ich es selber kann.
Man muss ein ziemlicher Heuchler sein um Arbeit nicht zu mögen um es dann von anderen zu verlangen.
Aber im Kommunismus würdest du das plötzlich ganz anders sehen? Oder wie?
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Ok, wenn es nicht genug Essen und und und für alle gibt, folgt Zwangsarbeit, oder?
Wir sprechen von technologisch weit fortgeschrittenen Gesellschaft - da soll jetzt plötzlich ein Mangel an Nahrung entstehen? Und wenn die Leute nichts zu essen haben, soll der einzige Weg sie zur Produktion von Nahrungsmitteln zu bewegen in Zwangsarbeit bestehen? Ich weiß nicht wie es dir geht, aber wenn’s nüscht zu essen gäbe, würde ich doch anbauen? Wie kommst du da auf Zwangsarbeit?
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:*ich bin immer noch bei Big K.
Ich vermute Big K steht für Kapitalismus?
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Und weil es mein Geld gibt ist auf einmal keine Knappheit de Güter mehr?
Eh… ?
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Und wie wird es denn verteilt? Wie kommt man denn an sein Haus im Kommunismus?
Ich weiß es nicht. Ist auch nicht entscheidend wie die Verteilung stattfindet, für die Frage ob wir es mit Kommunismus zu tun haben oder nicht (siehe Marx Kritik an Lassalle, an der Fixierung der Sozialisten auf die Distribution), da gäbe es vermutlich mehr als nur eine mögliche Lösung.
Ich kann dir sagen, wie ich das ganz persönlich handhaben würde.


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Kommunismus jetzt einführen?

30.05.2024 um 22:59
Zitat von paxitopaxito schrieb:Öhm, keen Geld im Kommunismus. Sagte ich schon. Oder ging es nun doch ums BGE an sich? Trenn das mal, sonst wird es schwierig.
@paxito
Wenn es keen Geld gibt und stattdessen ohnehin jeder nur das erhält, was er (laut welcher Institution?) benötigt, fällt ja auch der Anreiz zur Arbeit, insbesondere anstrengender Arbeit weg.

Wenn der Gerüstbauer genau so wie der Couch Potatoe auf die vorhandenen gemeinschaftlichen Ressourcen zugreifen kann, warum sollte er dann Gerüste aufbauen?

Dann bleiben zur Motivation Papporden, Appelle an das Pflichtgefühl oder Arbeitspflicht.


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30.05.2024 um 23:52
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Wenn es keen Geld gibt
Das hab ich geschrieben.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:stattdessen ohnehin jeder nur das erhält, was er (laut welcher Institution?) benötigt, fällt ja auch der Anreiz zur Arbeit, insbesondere anstrengender Arbeit weg.
Das haste dir gerade ausgedacht. Hör ma @sacredheart ich mag dich, aber ich kann wirklich nicht deine persönlichen Vorstellungen was Kommunismus nun sei für dich widerlegen. Oder so tun als wären es meine. Drum werbe ich ja dafür, das wir uns da an Marx halten und nicht an das was jeder von uns so meint.

Und dann schauen wir was der olle Marx den du so gerne adhominem beschimpfst dazu schrob
Stellen wir uns [...] einen Verein freier Menschen vor, die mit gemeinschaftlichen Produktionsmitteln arbeiten […]. Das Gesamtprodukt des Vereins ist ein gesellschaftliches Produkt. Ein Teil dieses Produkts dient wieder als Produktionsmittel. Es bleibt gesellschaftlich. Aber ein anderer Teil wird als Lebensmittel von den Vereinsmitgliedern verzehrt. Er muss daher unter sie verteilt werden. Die Art dieser Verteilung wird wechseln mit der besonderen Art des gesellschaftlichen Produktionsorganismus selbst und der entsprechenden geschichtlichen Entwicklungshöhe der Produzenten. Nur zur Parallele mit der Warenproduktion setzen wir voraus, der Anteil jedes Produzenten an den Lebensmitteln sei bestimmt durch seine Arbeitszeit. Die Arbeitszeit würde also eine doppelte Rolle spielen. Ihre gesellschaftlich planmäßige Verteilung regelt die richtige Proportion der verschiedenen Arbeitsfunktionen zu den verschiedenen Bedürfnissen. Andererseits dient die Arbeitszeit zugleich als Maß des individuellen Anteils des Produzenten an der Gemeinarbeit und daher auch an dem individuell verzehrbaren Teil des Gemeinprodukts.
Oder hier kürzer und prägnanter:
Dies gleiche Recht ist ungleiches Recht für ungleiche Arbeit. Es erkennt keine Klassenunterschiede an, weil jeder nur Arbeiter ist wie der andere; aber er erkennt stillschweigend die ungleiche individuelle Begabung und daher Leistungsfähigkeit der Arbeiter als natürliche Privilegien an.
Quelle: Marx, Kapital I

Klarer? Es ist ziemlich eindeutig, das Marx nie vorschwebte das im Kommunismus alle das Gleiche bekommen, unabhängig von ihrer Leistung. Und das Arbeit für Marx DER Maßstab ist wem was zusteht dürfte eigentlich auch klar sein.
Was im Kommunismus nicht geht, ist das es unterschiedliche Maßstäbe je nach gesellschaftlicher Klasse gibt. Der Arbeiter bekommt nur wenn er schuftet, während andere auskömmlich dafür bezahlt werden das andere schuften - überspitzt gesagt. Sollte dir eigentlich sehr zusagen.


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31.05.2024 um 07:19
Zitat von paxitopaxito schrieb:Klarer? Es ist ziemlich eindeutig, das Marx nie vorschwebte das im Kommunismus alle das Gleiche bekommen, unabhängig von ihrer Leistung. Und das Arbeit für Marx DER Maßstab ist wem was zusteht dürfte eigentlich auch klar sein.
@paxito

Erst mal danke dafür, dass Du immernsehr gehaltvoll antwortest und keine Zweizeiler raushaust.

Du hattest weiter oben ausgeführt, dass es Deiner Meinung nach im Kommumismus kein Geld geben würde.

Wenn aber die Arbeiter je nach Arbeitsausmaß und Qualifikation unterschiedliche Bezugsrechte am gemeinsam Erwirtschafteten haben, muss das doch irgendwie rechtssicher kenntlich gemacht werden.

Ob man das ganze dann Volkseigentumsbezugsrechtsanteil nennt oder aber Geld, ist doch relativ egal, selbst dann wenn es keine frei konvertierbare Währung o.ä. wäre. Ich würde vermuten, man würde es aus Gewohnheit und weil andere Ausdrücke komplizierter wären, doch weiter Geld nennen.

Oder schweben Dir eher produktgruppenspezifische Bezugsrechte vor, die nach gewisser Zeit verfallen? Dann wäre es nicht mehr sehr mit Geld vergleichbar, wäre aber auch weniger motivierend.

Wozu Marx sich seinerzeit wahrscheinlich gar nicht geäußert hatte, waren Menschen, die es rundheraus ablehnen zu arbeiten, wahrscheinlich weil ihm das gar nicht in den Sinn kam.

Setzte er nicht vielleicht ein Pflichtbewusstsein, ein Selbstwirksamkeitsgefühl und einen Gemeinschaftssinn voraus, der Stand 2024 wenig anzutreffen ist?


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31.05.2024 um 08:12
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Wenn aber die Arbeiter je nach Arbeitsausmaß und Qualifikation unterschiedliche Bezugsrechte am gemeinsam Erwirtschafteten haben, muss das doch irgendwie rechtssicher kenntlich gemacht werden
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Ich würde vermuten, man würde es aus Gewohnheit und weil andere Ausdrücke komplizierter wären, doch weiter Geld nennen.
So wie ich das verstanden hatte, ist die Bezugsgröße die Zeit -> investierte Arbeitszeit mit Berücksichtigung, was jeder individuell zu leisten imstande ist.

Es erarbeitet also jeder ein bestimmtes Zeitkontingent und danach richtet sich was jeder vom gemeinschaftlich Erzeugtem bekommt. Die Arbeitszeit ersetzt also das Geld.

Es könnte natürlich nicht sein und wäre ungerecht, wenn jemand der länger braucht oder sich mit Absicht viel Zeit lässt und mehr pausiert, dann z.B. 2 Stunden gutgeschrieben bekommt und ein Anderer, der zügig arbeitet nur 1 Stunde.
Was jedem als investierte Zeit zusteht, müsste dann vielleicht mittels KI ausgerechnet/umgerechnet werden?

Jedenfalls gäbe es kein Tauschmittel mehr, sondern nur noch die Zeit als Maß, was jeder verdient.


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31.05.2024 um 08:42
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Es erarbeitet also jeder ein bestimmtes Zeitkontingent und danach richtet sich was jeder vom gemeinschaftlich Erzeugtem bekommt. Die Arbeitszeit ersetzt also das Geld.
Also doch mit Gegenwert.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Es könnte natürlich nicht sein und wäre ungerecht, wenn jemand der länger braucht oder sich mit Absicht viel Zeit lässt und mehr pausiert, dann z.B. 2 Stunden gutgeschrieben bekommt und ein Anderer, der zügig arbeitet nur 1 Stunde.
Ui ui, Leistungsmessung.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Was jedem als investierte Zeit zusteht, müsste dann vielleicht mittels KI ausgerechnet/umgerechnet werden?
Warum mittels KI? Führe doch aus welches Modell da verwendet werden soll, Vorteile und Nachteile anderen Methoden ggü.

@paxito
@sacredheart
Ich berichtige meine "Forderung" -> wenn in Big K alles Lebensnotwendige produziert wird und egalitär fair verteilt wird (wir essen in etwa alle gleich viel) dann muss woanders unterschieden werden, daher nehme ich die Villa am Stadtpark und wer nicht arbeiten will, kann wegen mir in den Plattenbau.


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31.05.2024 um 09:15
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:wenn in Big K alles Lebensnotwendige produziert wird und egalitär fair verteilt wird (wir essen in etwa alle gleich viel) dann muss woanders unterschieden werden, daher nehme ich die Villa am Stadtpark und wer nicht arbeiten will, kann wegen mir in den Plattenbau.
@Abahatschi

Abwr würde das nicht eigentlich bedeuten, wir könnten die Grundlagen des Zusammenlebens incl des Wirtschaftssystems genau so lassen wie sie sind, wenn lediglich der Anteil an der Fleischwurst nach Deiner Werktätigkeit abgemessen wird?


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31.05.2024 um 09:17
Die kleine Feinheit die immer vergessen wird :

Das funktioniert nur solange das gemeinsam Erwirtschaftete für alle reicht, also die zukünftig "moderne Gesellschaft" so viel Output erzeugt um alle internen Bedürfnisse zu stillen, obwohl keiner mehr "gezwungen wird zu arbeiten"

Und mit Zwang ist keine Peitsche gemeint sondern der aktuell vorherrschende Zwang "ich geh zur Arbeit, um meine Grundbedürfnisse zu stillen"

Im Kommunismus mußte es dann heißen "ich geh zur Arbeit, um zu dienen" oder "um Erfüllung zu finden"

Ein Großteil heutiger Probleme bleibt damit bestehen:

Wer ist drin im System oder draußen ??
Wer teilt "Mangel zu" ??
Wer verteilt Hilfe wie ??


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31.05.2024 um 09:24
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Abwr würde das nicht eigentlich bedeuten, wir könnten die Grundlagen des Zusammenlebens incl des Wirtschaftssystems genau so lassen wie sie sind, wenn lediglich der Anteil an der Fleischwurst nach Deiner Werktätigkeit abgemessen wird?
Du Schuft, nein, geht nicht. Das würde die stören die auf ein Leben mit allem außer Sanktionen schielen. Wenn man es genau nimmt geht der Wunsch nach Kommunismus mit zwei Beschwerden zusammen: Bürgergeld zu niedrig und es gibt Sanktionen. Wenn die zwei Punkte weg sind, ist doch alles suppi a tutti. Ob man es Kommunismus, Kapitalismus oder fortschritliche BGE Gesellschaft nennt, ist doch egal.


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31.05.2024 um 10:15
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Du hattest weiter oben ausgeführt, dass es Deiner Meinung nach im Kommumismus kein Geld geben würde.
Davon gehe ich aus, ja. Wobei da dann einsteigen müssten was Geld eigentlich ist. Der Kapitalismus definiert sich dadurch, das du Geld einsetzen kannst um damit Waren zu produzieren und daraus noch mehr Geld zu machen. Du kannst mit Geld „alles“ erwerben, das ist der kapitalistische Grundgedanke und das ist Geld wie wir es kennen.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Wenn aber die Arbeiter je nach Arbeitsausmaß und Qualifikation unterschiedliche Bezugsrechte am gemeinsam Erwirtschafteten haben, muss das doch irgendwie rechtssicher kenntlich gemacht werden.
Richtig erkannt, Marx spricht da genau wie du von Bezugsscheinen und dass das im Kern ein abstraktes Tauschmittel ist - Geld eben. Aber du bekommst nur soviel von diesem, nennen wir es Kommunistendollar, wie du tatsächlich arbeitest. Das was du dafür bekommst entspricht der Arbeitszeit die du zur Verfügung stellst. Und du kannst damit auch nur Konsumgüter erwerben. Keine Fabriken, kein Ackerland, keine Arbeitskräfte o.ä. Das ist der wesentliche Unterschied zudem was wir heute unter Geld verstehen, Geld mit dem du alles kaufen kannst - vom Fernseher zur Waffenfabrik, von korrupten Politikern zu Anteilen einer Bank (wobei wir auch heute noch Grenzen kennen, glücklicher Weise, man kann etwa keine Menschen mehr kaufen). Den Kommunistendollar kannste nicht durch investieren und anlegen vermehren.

Wobei dies nur für die Frühphase des Kommunismus gilt, eben weil er sich aus der bürgerlichen Gesellschaft entwickelt und sowas wie der Leistungsgedanke da eben ganz notwendig eine Rolle spielt.
Für die weitere Entwicklung, sprich ferne Zukunft, wenn durch den Kommunismus die Wissenschaft und Technik immer weiter fortschreiten, dann kommen wir laut Marx irgendwann mal an den Punkt wo auch das überwunden wird. Die utopische „Postmangelgesellschaft“ wie sie wohl @Fedaykin
nennen würde, da gilt dann der berühmte Satz: „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jeder nach seinen Bedürfnissen.“ Aber erst dann.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Wozu Marx sich seinerzeit wahrscheinlich gar nicht geäußert hatte, waren Menschen, die es rundheraus ablehnen zu arbeiten, wahrscheinlich weil ihm das gar nicht in den Sinn kam.
Doch hat er, zumindest indirekt. Er spricht über die „Arbeitsunfähigen“, ich denke das kann man darunter subsumieren. Die bekommen das „Surplus“ den Mehrwert, der sonst in die Taschen der Eigentümer der Produktionsmittel landet. Also das was heute der Gewinn einer Firma wäre. Nachdem jeder Arbeiter seinen Teil bekommen hat, die Verwaltung, Instandhaltung und Investitionen geregelt sind, nachdem alle gesellschaftlich notwendigen Dinge erfüllt wurden - Bildung, Infrastruktur und Gesundheit. Was dann noch übrig bleibt, das wird unter den Bedürftigen verteilt. Wieviel das ist, hängt logisch daran wie hoch entwickelt eine Gesellschaft ist, das lässt sich nicht pauschal sagen. Auch wer überhaupt als Bedürftig gilt, das ist von der jeweiligen Gesellschaft zu klären und hat so nix mit dem Kommunismus zu tun. Ob man nun „Arbeitsfaule“ alimentiert oder sich selbst überlasst oder irgendwas dazwischen - das ist eine Frage der Moral, wenn du so willst, keine der wirtschaftlichen Grundordnung. Ist ja im Kapitalismus auch nicht anders.

Und er kritisierte Lassalle extrem scharf dafür, das dieser sich so sehr um diese Verteilung an die Bedürftigen kümmert, dass das sein im Grunde einziges Anliegen war (aus diesen Forderungen Lassalles entstanden dann mit vielen historischen Verrenkungen die bekannten Sozialversicherungen in Deutschland, ganz grob gesprochen). Vieles von dem was ich hier schrieb, stammt aus der Kritik an Lassalle. Lies die Kritik am Gothaer Programm. Ich garantiere dir, du wirst deine Ansichten da doch immer wieder finden.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Setzte er nicht vielleicht ein Pflichtbewusstsein, ein Selbstwirksamkeitsgefühl und einen Gemeinschaftssinn voraus, der Stand 2024 wenig anzutreffen ist?
Da kann ich nur wieder auf die Entfremdung verweisen. Im Kapitalismus arbeitet man, weil man muss. Es ist zum Überleben notwendig, im modernen Sozialstaat zumindest noch zum „guten Leben“ sach ich mal.
Aber wenn irgendmöglich flieht jeder die Arbeit, oder fast jeder. Es ist ein Übel, das die meisten auf sich nehmen. Nur die wenigsten haben einen Beruf der Berufung ist und den sie gern und mit Freude erfüllen.
Marx erklärt woran das liegt (und dass das in der Entwicklung des Kapitalismus immer schlimmer wird, womit er Recht hatte) - die Arbeit im Kapitalismus ist entfremdete und entfremdende Arbeit. Hatte ich früher schon mal kurz erklärt, weiß nicht ob dich das interessiert.
Das Marx irgendwie nen kommunistischen Überarbeiter brauchen würde, jemanden der nur aus Pflicht an der Gesellschaft arbeitet - sorry, nein, das ist einfach nur wieder die üblich halbgare Kritik, die sich an irgendwas abarbeitet mit Sätzen wie „der Kommunismus braucht bessere Menschen“. Nein, braucht er nicht.


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Kommunismus jetzt einführen?

31.05.2024 um 10:19
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Ich berichtige meine "Forderung" -> wenn in Big K alles Lebensnotwendige produziert wird und egalitär fair verteilt wird (wir essen in etwa alle gleich viel) dann muss woanders unterschieden werden, daher nehme ich die Villa am Stadtpark und wer nicht arbeiten will, kann wegen mir in den Plattenbau.
Dagegen lässt sich wenig sagen. Wer viel „schafft“ hätte auch einen Anspruch auf bessere Wohnbedingungen, als jemand der nix schafft. Zumindest wüsste ich nicht, was dagegen spricht.


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31.05.2024 um 10:33
Zitat von paxitopaxito schrieb:Marx spricht da genau wie du von Bezugsscheinen und dass das im Kern ein abstraktes Tauschmittel ist - Geld eben. Aber du bekommst nur soviel von diesem, nennen wir es Kommunistendollar, wie du tatsächlich arbeitest. Das was du dafür bekommst entspricht der Arbeitszeit die du zur Verfügung stellst. Und du kannst damit auch nur Konsumgüter erwerben. Keine Fabriken, kein Ackerland, keine Arbeitskräfte o.ä. Das ist der wesentliche Unterschied zudem was wir heute unter Geld verstehen, Geld mit dem du alles kaufen kannst - vom Fernseher zur Waffenfabrik, von korrupten Politikern zu Anteilen einer Bank (wobei wir auch heute noch Grenzen kennen, glücklicher Weise, man kann etwa keine Menschen mehr kaufen). Den Kommunistendollar kannste nicht durch investieren und anlegen vermehren
Das klingt doch wirklich nach einem guten und praktikablen Gesellschaftssystem.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Das Marx irgendwie nen kommunistischen Überarbeiter brauchen würde, jemanden der nur aus Pflicht an der Gesellschaft arbeitet - sorry, nein, das ist einfach nur wieder die üblich halbgare Kritik, die sich an irgendwas abarbeitet mit Sätzen wie „der Kommunismus braucht bessere Menschen“. Nein, braucht er nicht
wenn aber niemand Lust zum Arbeiten hätte (was ich nicht glaube, fast jeder Mensch braucht Beschäftigung) - oder zumindest bestimmte Arbeiten niemand machen will - was dann?


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Kommunismus jetzt einführen?

31.05.2024 um 10:37
Zitat von paxitopaxito schrieb:Nur die wenigsten haben einen Beruf der Berufung ist und den sie gern und mit Freude erfüllen.
Marx erklärt woran das liegt (und dass das in der Entwicklung des Kapitalismus immer schlimmer wird, womit er Recht hatte) - die Arbeit im Kapitalismus ist entfremdete und entfremdende Arbeit. Hatte ich früher schon mal kurz erklärt, weiß nicht ob dich das interessiert.
@paxito

Ich finde das schon interessant und kenne auch die relativ monokausale marxistische Erklärung dazu.

Allerdings lebte Marx zu einer Zeit mit einer Weltbevölkerung von 1 Milliarde Menschen, aktuell sind es knapp 9 Milliarden.

Will man die allesamt versorgen oder denen auch nur Schuhwerk an die Füße geben, wird das ohne Arbeitsteiligkeit nun mal nicht gehen.

Entfremdung der Arbeit hat eben nicht nur mit dem Besitz an Produktionsmitteln zu tun.

Wer Mobilfunkgeräte verkauft, der schürft eben kein Lithium, produziert dann Chips und Displays, schraubt das alles zusammen und verkauft es als individuell entstandenes Produkt an die Dorfgemeimschaft, wie der Schuster des 15. Jahrhunderts.

Es wird auch bei Veränderung der Besitzverhältnisse an Produktionsmitteln eine Art Entfremdung vom Endprodukt bleiben, sofern wir etwas anderes anstreben als Hobbingen 4.0

Und es gibt nun mal Tätigkeiten, die unabhängig vom Besitz an Produktionsmitteln oder Arbeitsteiligkeit nicht schön sind, zB die Reinigung von unterirdischen Abwasserrohren, Gerüstbau, Asbetentsorgung, Tatortreinigung oder Fußpflege bei Härtefällen oder Großschlachterei. Das macht nun mal niemand aus Beseelung.

Das sind nun mal Tätigkeiten, deren Nachteile nicht in der Entfremdung liegen, sondern in der Natur der Dinge.

Die Idee, das alles zB die Nahrungsmittelfabrik auf Hobbingen zurückzuschrauben greift in einer Welt mit 9 Mrd Menschen zu kurz.


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31.05.2024 um 10:40
Zitat von paxitopaxito schrieb:Doch hat er, zumindest indirekt. Er spricht über die „Arbeitsunfähigen“, ich denke das kann man darunter subsumieren. Die bekommen das „Surplus“ den Mehrwert, der sonst in die Taschen der Eigentümer der Produktionsmittel landet. Also das was heute der Gewinn einer Firma wäre.
@paxito

Gemeint waren damit doch wohl die relativ objektiv Arbeitsunfähigen, nicht auch die 2024 existierenden Arbeitsunfähigen qua Selbstdefinition.


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31.05.2024 um 10:44
Zitat von paxitopaxito schrieb:Ich weiß es nicht. Ist auch nicht entscheidend wie die Verteilung stattfinde
Die Frage ist aber entscheidend
Zitat von paxitopaxito schrieb:definiert sich dadurch, das du Geld einsetzen kannst um damit Waren zu produzieren und daraus noch mehr Geld zu machen. Du kannst mit Geld „
Nope, Geld ist im volkswirtschaftlichen Sinn ein neutraler Wert.



Und Geld ist definiert durch die Geldfunktionen.

Also alles eigentlich bekannt


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31.05.2024 um 10:55
@paxito

Wobei aus meiner Sicht der Geburtsfehler des Kommunismus die Forderung nach Solidarität darstellt.

Aus meiner Sicht ist das ein realitätsfernes Postulat, das an der Realität des menschlichen Charakters vorbeiläuft.

Ich will die Möglichkeit nicht grundsätzlich bestreiten, halte sie aber zunächst mal für eine Schönwettereigenschaft.

Die allermeisten Menschen sind doch von einem ungerecht bewerteten Erdkundetest der eigenen Tochter mehr vereinnahmt als von 800 Toten bei einem Erdrutsch in einem Land, das sie nicht mal auf der Landkarte finden würden. Ich nehme mich da nicht aus, obwohl ich nicht mal eine Tochter habe.

Aber wie sieht es denn mit den Flaggschiffen des Sozialismus aus, den herausragenden linken Politikern?

Die aktuell linke Präsidentin Perus steht zur Zeit in massiver Kritik für ihre große Sammlung von Luxusuhren. Linke bekämpfen weltweit die Armit, faseln gerne darüber, meinen mit Solidarität aber, dass ihr eigener Lebensstil sich den Reichen im.Kapitalismus anpassen sollte.

Das heisst, selbst die Menschen, die gebetsmühlenartig internationale Solidarität beschwören, von anderen Opfer fordern, meinen damit eigenen Luxus. Die ist ja auch kein Einzelfall.
Ich erinnere gerne an die sozialdemokratische EU Tussi Katar-Kaili, die Bargeld säckeweise zu Hause gehortet hatte, aber auch nicht dazu gekommen war, das solidarisch zu verteilen.

Wie will man dann andere überzeugen?


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31.05.2024 um 10:59
Zitat von paxitopaxito schrieb:Das ist der wesentliche Unterschied zudem was wir heute unter Geld verstehen, Geld mit dem du alles kaufen kannst - vom Fernseher zur Waffenfabrik, von korrupten Politikern zu Anteilen einer Bank (wobei wir auch heute noch Grenzen kennen, glücklicher Weise, man kann etwa keine Menschen mehr kaufen). Den Kommunistendollar kannste nicht durch investieren und anlegen vermehren.
@paxito

Das hieße ja auch, man kann Geld nicht zur Eröffnung innovativer Umternehmen einsetzen.

Bei einer neuen Corona Pandemie entscheidet also nicht mehr der forschende Pharma Unternehmer über die Eröffnung eines Standorts zur Produktion von Impfstoffen, weil er es gar nicht kann, sondern wer? Der Funktionär? Der entscheidet das besser oder schneller? Oh Mann.

Ich beneide Dich fast um Deine unerhört positive Meinung über Bürokratie.


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31.05.2024 um 12:00
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Wobei aus meiner Sicht der Geburtsfehler des Kommunismus die Forderung nach Solidarität darstellt.
Nö...

Auf den Gedanken kommst du in einer Welt von vor 140 Jahren in denen Fabrikbesitzer immer reicher werden und Arbeiter kaum was haben.

Da kommt man auf den Gedanken, dass eine eingefrorene Wirtschaft und verteilen "der Güter" für alle reicht und damit kein Mangel "insgesamt" herrscht.

Damit wird aber auch die Innovationsfähigkeit und die Entwicklung auf einen Staatsapparat gelenkt, dessen Innovationskraft wir im Sozialismus gesehen haben.

Das Geld geht bei der Verteilung drauf und am Ende wird. Aus der Substanz gelebt. Ein Mangel ist also da und sorgt am Ende eben an einem Mangel der Grundbedürfnisse.

Damit scheitert "der Versuch" beim Lösen des Kernproblems "alles verteilen, dann mangelt es keinem"


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31.05.2024 um 12:44
Zitat von abbacbbcabbacbbc schrieb:Auf den Gedanken kommst du in einer Welt von vor 140 Jahren in denen Fabrikbesitzer immer reicher werden und Arbeiter kaum was haben.
@abbacbbc

Theoretisch ja, aber auch damals wird es so gewesen sein wie heute:

Wenn meine Frau und ich uns einen E Roller teilen, dann kümmern wir uns um das Gerät. Wenn wir es zuvor von den Nachbarn geliehen hatten, kümmern wir uns auch noch einigermaßen, kaufen aber kein Leichtlauföl für die Achse, gehört es dem Stadtteil, dann noch so gerade eben. Gehört er einer solidarischen Weltgemeinschaft, liegt der an irgendeiner Ampelkreuzung rum.

Mach aus dem E Roller ein Pferd, so wird das vor 140 Jahren nicht anders gewesen sein.

Dass globale Solidarität mit Menschen, die man nie kennenlernen wird gar nicht funktioniert, war damals auch nicht anders. Die Einwohner der Kolonien hätten das bestätigen können.

Wenn alles verteilt wird, sinkt der Wunsch, sich an dieser Verteilungsmasse zu beteiligen im Sinne von Beisteuern, nicht im Sinne von Entnahme, gegen 0.

Unswr Sozialstaat bietet dafür reichlich Anschauungsmaterial. Menschen, die zu traumatisiert sind, einige Stunden zu arbeiten, sind oft durchaus in der Lage vor dem Sozialgericht bis in höchste Instanzen zu klagen.

Innovation kann es im Verteilungsstaat gar nicht geben. Geht es schief, wird man mit großer Wahrscheinlichkeit sanktioniert, geht es gut, profitieren alle. Wer hat da noch Lust auf Eigeninitiative?

Beispiel: Ohne Patentschutz, der bedeutet, dass der Innovator eine Zeitlang selbst überwiegend von seiner Innovation profitiert, hätten wir heute garantiert noch keinen Covid Impfstoff.


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