@sacredheart sacredheart schrieb:Das Modell bezieht sich auf Fabrikproduktion mit der Voraussetzung teurer Maschinen, die deshalb 'dem Kapitalisten' vorbehalten sind.
Das trifft einfach auf große Teile der Arbeitswelt gar nicht mehr zu.
Das variable Kapital hat im vergleich zum konstanten Kapital zugenommen, oder genauer gesprochen das konstante Kapital hat abgenommen, wenn wir die Produktionsstätten in China nicht beachten, oder es sich um ein Dienstleistungsunternehmen handelt.
Die Theoretischen Grundlagen bleiben dieselben: Die Profitrate ist das Verhältnis von erzeugtem Mehrwert zur Summe aus dem dazu eingesetzten konstanten Kapital und dem eingesetzten variablen Kapital.
Ich habe 50 Millionen Umsatz pro Jahr, habe Materialkosten und Maschinenkosten von 10 Millionen und Arbeiterkosten von 30 Millionen.
10 Mill + 30 Mill = 40 Mill
50 Mill / 40 Mill = 1,25 = Für jeden jeder Dollar, jeden Cent usw. den ich einsetze erhalte ich 25% Profit (1 Dollar x 1,25 - 1 = 0,25 Cent Profit).
Lass von mir aus das konstante Kapital auf 1 absinken und die variablen Kosten bei 30:
1 Mill + 30 Mill = 31 Mill
50 Mill / 31 Mill = 1,61 = Für jeden Dollar, jeden Cent usw. den ich einsetze erhalte ich 61% Profit.
Und diese Zahl 1,61 (p = Profitrate), die nimmt im Laufe der Zeit durch die Technisierung ab (Siehe bitte im Kontext des Öl-Beispiels).
Das beschreibt das Modell unter der Annahme ein vollkommener Markt existiert Ceteris paribus.
Bevor Du schreibst dass ein vollkommener Markt nicht existiert: Er existiert auch nicht, Ökonomen versuchen damit Tendenzen usw. zu beschreiben. In der Realität schwächt es sich hier und da ab, eben weil auch Ceteris paribus nicht existent ist oder verstärkt sich hier und da.
Womit wir jedoch bei meiner ursprünglichen Feststellung sind:
juvenilea schrieb:Wenn das Modell des Tendenziellen Falls der Profitrate und der damit verbundenen Auswirkungen falsch sei, wie Du schreibst, dann dürfte logischerweise der Niedriglohnsektor langfristig nicht ansteigen.
Schauen wir mal, ... hier habe ich was Tabelle in der Mitte.
Siehe bitte weiter oben im Thread.
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Bevor es jetzt von anderer Seite losgeht: Ja ich habe die Anschaffungskosten und Wiederbeschaffungskosten, den Lernkurveneffekt, den Leverage-Effekt usw. nicht mit drin, ich kann hier nicht die gesamte Mikro- und Makroökonomie in einer Antwort wieder geben.
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@uatu uatu schrieb:Das ist volkswirtschaftich betrachtet auch gut und richtig so. Jobs, die durch Automatisierung besser und billiger erledigt werden können als durch Menschen, sollten auch durch Automatisierung erledigt werden. Das gilt für die heute und in näherer Zukunft betroffenen Jobs genauso, wie es im Rückblick offensichtlicher Unsinn gewesen wäre, an den weltweit hunderttausenden von Jobs von Eisenbahn-Bremsern, Gaslaternen-Anzündern und "Fräuleins vom Amt" festzuhalten. Es ist unbestritten, dass das für die Betroffenen Härten verursacht, aber da müssen andere Wege der Abfederung gefunden werden, als solche Jobs "künstlich" existent zu halten. Letzteres hat mittel- und langfristig noch nie funktioniert, und wird auch in Zukunft nicht funktionieren.
Eben, genau deshalb schrieb ich ja:
Wer ist hier nun der generelle Buh-Mann?
Der Kapitalist, der versucht so effizient wie möglich zu wirtschaften?
Die Arbeiter, die versuchen über die Runden zu kommen?
Oder der technische Fortschritt der die Maschine ermöglicht hat?
Diese Frage ist nach wie vor ungeklärt und irgendwie traut sich seit Marx niemand mehr an das wahre Problem ran.
Wie bekommen wir das Ganze unter einen Hut? Wie viel vom erwirtschafteten Reichtum gehört wem?
Denn darum wird es ja letztlich gehen.