Karakachanka schrieb:Doch, darum geht es aus meiner Sicht sehr wohl auch. Wenn das jeder oder fast jeder macht und auch hinterfragt, was er kauft, dann wird das in Summe etwas bringen.
An die "echten Dreckschleudern" muss man natürlich auch ran, aus meiner Sicht sogar dringendst, ansonsten wird das nix. Das heißt aber nicht, dass es nichts bringt, wenn jeder einen (vergleichsweise) kleinen Beitrag bringt.
Aber das tut es de facto nicht. Auch in der Summe kann es niemals so sein, dass wir genug einsparen, wenn die politik und wirtschaft nicht mitgehen, und dafür muss es politische rahmenbedingungen geben.
Man kann nicht auf ÖPNV umsteigen, wenn es auf dem Land keinen gibt oder man ihn nicht bezahlen kann.
Man kann auch nicht grüne Energie als Strom nutzen, wenn in Deutschland der Strom nunmal von woanders kommt (bzw. zu viel davon).
Es wird nicht gehen, wenn die Politik nicht die Rahmenbedingungen vorgibt. Durch meinen Konsum kann ich nicht verhindern, dass Scholz Gasfelder im Senegal erschließen will.
Karakachanka schrieb:Zu mir musst du wissen, ich lebe in Bulgarien. Wir kämpfen da wo ich lebe um ein Naturschutzgebiet. Das mehrfach auf tausende Quadratmeter abgebrannt wurde. Immer "wahrscheinlich Brandstiftung". Da sollen Hotels für Individualtourismus gebaut werden. Dafür haben sie ein paarmal alles abgebrannt. Nirgendwo in Bulgarien hat es so oft gebrannt, wie da. Fast alle Viecher sind kaputt. Es gibt kaum noch Schildkröten und Frösche (der Durankulak See ist in der Nähe). Wir kleben uns dafür aber nicht auf Straßen. Wir beschmieren nichts. Wir sammeln in Bulgarien Unterschriften (ein Hotelbau wurde inzwischen genehmigt) und ja, wir sagen: dieses Hotel wird brennen, wie unser Naturschutzgebiet (bevor Leute darin sind). Aber wir beziehen nicht unbeteiligte Autofahrer oder Kunstwerke mit ein
Ich finde es super, dafür zu kämpfen. Dafür von mir nur Anerkennung. Auch das ist ein wichtiger Kampf.
Wasserbüffel schrieb:Sei vorsichtig mit dem Begriff Fakt. Die Aufmerksamkeit ist da gewesen aber die Schäden dürften die dadurch gestiegene Spendensumme deutlich überschreiten. Und ich erinnere nur zu gerne an Brent Spar. Das war ein voller Erfolg. Und es hat auch zu mehr Akzeptanz zu Greenpeace geführt obwohl mitvfalschen Zahlen Argumentiert wurde. All das trifft nicht auf Klebeaktionen zu.
Auf keinen Fall. Der Schaden, den du mir vorgerechnet hast, sind vielleicht 10.000 Euro. Das nimmt LG mittlerweile ziemlich schnell ein, allein in den Tagen nach Van Gogh und dem Tod der fahrradfahrerin (bzw. der darauffolgenden hasswelle gegen LG) hat man diese 10.000 locker eingenommen.
Schau dir die Spendensummen mal an.
https://letztegeneration.de/spenden/Wasserbüffel schrieb:Erstmal bin ich kein Aktivist. Ich darf aber durchaus noch Straftaten kritisieren oder nicht? Wenn ich feststelle das dieser Aktivismus eher einem Wahn gleicht darf ich das anmerken. Ich habe bereits angemerkt das wenn man schon Straftaten begeht man an die ran muss die Verantwortung und Schuld tragen. Beispiele habe ich genannt. Es bräuchte nicht mehr um diese zu Blockieren wie die Straßenblockaden. Wie oft wurden jetzt die Straßen blockiert? Hätte man sich einen der Vorgeschlagenen als Ziel genommen wäre der Effekt anders gewesen. Die Zustimmungswerte für LG wären ganz woanders. Wie viele Begründungen muss ich eigentlich noch liefern?
Die Frage ist, warum du es wichtiger findest, zivilen Ungehorsam zu kritisieren, als die Untätigkeit der Politik beim Klimaschutz, gegen die sich dieser Ungehorsam richtet.
Du lieferst begründungen, die du aber nicht belegen kannst (das ist keine belegforderung, das ist eine feststellung). Wenn du wirklich davon überzeugt bist, zu wissen, wie man das Klima retten kann mit Aktivismus, dann mutige voran. Du kannst dich Ende Gelände anschließen und gegen RWE kämpfen. Dass du kein Aktivist bist... Okay, aber warum nimmst du dir dann heraus, den Aktivismus anderer zu kritisieren? Der Aktivismus ist ungesetzlich, aber das, wogegen er sich richtet, ist viel gefährlicher und schädlicher als jede Suppe.
Wie gesagt: LG wäre glaube ich froh, wenn da leute aus ihrer elterngeneration stehen würden und ihnen zeigen: Schaut Kinder, so machen wir jetzt Aktivismus zusammen. Da steht aber keiner, und es bleibt an LG hängen. Die haben ein Konzept, von dem sie glauben, dass sie damit die politik zum handeln zwingen können (ich glaube das auch). Wenn du glaubst, das geht nicht auf, ok, aber du gehst halt auch nicht auf die straße.
Politik muss das tun, wofür sie gewählt wurde, so funktioniert nun mal Demokratie.
Dann wäre es an den Aktivisten, nicht Politiker zu Handlungen zu drängen, die sie nicht tun, sondern müssten den beschwerlichen Weg gehen, eine Partei des radikalen Klimaschutzes zu gründen, die die Grünen in aktiver Politik ja auch nicht wirklich sind und für Mehrheiten werben.
Kartoffelbrei und Klebstoff sind keine Wege, um eine politische Willensbildung zu erreichen.
Die Grundidee: Demokratie ist nur dann gut, wenn sie tut, was ich denke, hatten schon viele. Mit 'Die Mehrheit hat anders entschieden, aber weil ich es besser weiss, müssen alle nach meiner Pfeife tanzen' funktioniert in einem Staat nicht einmal dann, wenn man es wirklich besser weiss.
Aber macht die Politik das? Olaf Scholz hat sich als Klimakanzler geframed (scholz packt das an). Die Grünen sind in der Regierung. Auch CDU und FDP behaupten, dass Klimaschutz ihnen wichtig ist. Es passiert nicht das, wofür diese Leute sich haben wählen lassen.
Und wie stellst du dir das mit der radikalen Klimapartei vor? Sollen da jetzt 18 jährige innerhalb von den vielleicht 5 jahren, die uns zum umsteuern noch bleiben, eine ganze parteimaschinerie aufbauen, mit spendengeldern und allen drum und dran, sich vernetzen mit wirtschaft und politik und dafür alle ihre jugend aufgeben, weil die Alten sie blockieren? Ist das wirklich der Anspruch, den wir an unsere Jugend stellen sollten?
Denn fakt ist: Ja, die Politik tut zu wenig. Und wir haben nicht viel Zeit. Selbst wenn die Mehrheit trotzdem CDU wählt, ändert das nichts daran. Und dann kannst du noch so oft demokratie schreien, dann bedeutet das, dass wir die Zukunft unserer Jugend verkaufen. Und dann darf die Jugend auch auf die Straße gehen. Ziviler ungehorsam gehört zu einer Demokratie dazu, wenn minderheiten nicht gehört werden. Es geht nicht um "nach der pfeiffe tanzen", es geht hier darum, dass man die Gesellschaft verarscht (indem man z.B. weiterhin behauptet, man wolle sich ans 1.5 Grad ziel halten) und sie in eine Katastrophe führt.
Und du findest, die jungen leute sollten das stillschweigend hinnehmen, weil das ist demokratie? Das finde ich nicht. Du weißt genauso gut wie ich, dass ein paar Tausend 20-25 jährige nicht einfach so eine partei aus dem boden stampfen können die dann bis zur nächsten BTW die absolute Mehrheit hat. Egal ob sie recht haben und egal wie dringend ihr anliegen ist. Soll das jetzt der grund dafür sein, dass man die Katastrophe einfach passieren lässt, stillschweigend?