MokaEfti schrieb:Ok. Ich schreibe dir morgen, heute schaffe ich es nicht mehr. Aber nur unter der Bedingung wenn du mir erklärst, was Kunstwerke mit der Erreichung von Klimazielen zu schaffen haben.
Okay, gerne, ich geh auch danach off:
Wie du schon angemerkt hast, gibt es keine direkte verbindung zwischen kunstwerken und klima. Das muss es aber auch nicht. Es gibt ja auch keine direkte verbindung zwischen Schildern hochhalten und dem Anliegen derjeniegen, die das tun, außer dass es auf den Schildern draufsteht. Protest funktioniert dadurch, dass man etwas in der öffentlichkeit tut, um dieses anliegen zu verbreiten (in verschiedenen formen, entweder durch das sichtbarmachen, aber natürlich auch durch aufbau von druck)
Bei LG ist es so, dass wir ein mittelding zwischen Protest und Kunstaktion haben. Eine Kunstaktion hat eine darunterliegende, unausgesprochene Komponente. So wie z.B. auch "Die Partei" eigentlich (wenigstens ursprünglich) mal darauf hinaus wollte, dass Satire und Politik nicht mehr zu unterscheiden sind.
Was LG will ist, wie man hier lesen kann (Vordenkerin der Bewegungen):
https://margaretkleinsalamon.medium.com/leading-the-public-into-emergency-mode-b96740475b8f If you feel the urge to say, “But people can’t handle the truth,” question whether you may be reacting to your own anxiety and your own difficulty processing the climate crisis. Of course it’s difficult! Of course people will feel afraid, angry, and grief-stricken. Those are rational, healthy reactions to the surreal and nightmarish reality we find ourselves in. The climate movement should encourage people to acknowledge these feelings and learn to see them as a call to action.
Menschen sollen in einen emergency mode kommen, vergleichbar mit amerika nach pearl harbor, in dem sie akzeptieren, dass es Einschnitte wegen einer schlimmen katastrophe gibt und man jetzt zusammenhalte soll, um diese Katastrophe zu managen, indem man einen kollaborativen plan verfolgt.
Der erste Schritt dazu ist, überhaupt den Menschen emotional klarzumachen, dass wir in einem Notfall sind. Dazu muss man das emotional klar machen. Die meisten Menschen wissen, dass die Klimakrise real und gefährlich ist, aber verdrängen es emotional, sodass es keine vernünftige Reaktion darauf gibt.
In ihrer Kunstaktion (da sind wir wieder bei den bildern) will LG zunächst stören, also wütend machen. Denn Konfrontation ist absolut nötig, damit überhaupt Leute sich mit ihnen auseinandersetzen. Denn es stellt sich dann die frage: dürfen die das? Darf LG nur wegen der Klimakrise solche ärgerlichen Aktionen durchführen. Und die Debatte, die dann entsteht, führt genau (wenigstens bei einigen) zur Erkenntnis, dass der KLimanotstand durchaus solche radikalen Aktionen rechtfertigt, weil tomatensuppe auf bilderrahmen im vergleich zum Massensterben, das auf uns zukommt, vollkommen unbedeutend ist.
Selbst wenn man denkt, der protest von LG bringe nichts, muss man sich damit auseinandersetzen, dass auch sonst niemand genug tut, um diese katastoprhe zu verhindern, obwohl radikale maßnahmen notwendig wären.
Warum ist Van Gogh wichtiger als zerstörung in Lützerath, warum ist eine stunde im stau stehen einen aufreger wert, nicht aber die Flutopfer in Pakistan? Darauf wird kaum jemand eine gute Antwort geben können, und das hat Methode. Die wollen aufregen, und dabei helfen die bilder, weil klar ist, dass das leute wütend macht, damit einige Menschen hinterfragen, warum sie das mehr aufregt als wichtige, existentielle themen.
Dazu gehört auch, dass emotionen offen zur schau gestellt werden. Da wird in die Kamera geweint, die Aktivisten haben Angst, sprechen mit zittriger stimme, während autofahrer sie anschreien oder verletzen, polizisten schmerzgriffe anwenden usw. usf.. Das transportiert emotionen und hilft dabei, auch andere Menschen in solche emotionalen, emergency zustände zu versetzen.
Es geht nicht um die connection bild --> klima, es geht um die emotionale connection klimakrise --> wut oder klimakrise --> angst, dabei helfen die bilder, weil sie eine emotionale reaktion erzwingen.
Es kommt dabei auch nicht darauf an, irgendeinen CDU wähler zu überzeugen, oder den autofahrer, der sie wegschleift. Es geht in erster Linie an die Leute, die eigentlich insgeheim sich der gefahren der klimakrise bewusst sind und ebenfalls angst haben. Die Adressaten finden sich eher bei Grünen wählern und FFFlern als bei ostdeutschen 70 jährigen AfD wählern.
Diese Leute sollen mobilisiert werden, damit die Protestformen auch von orgas wie FFF genutzt werden und von mittelinks wenigstens verteidigt werden, damit immer mehr Menschen sehen, dass ziviler ungehorsam an sich bezüglich der klimakrise wenigstens nicht unmoralisch ist, und eigentlich, wenn man rational darüber nachdenkt, geboten ist.
Die Kunstaktionen, wie gesagt, sind dafür das Vehikel, um emotionale Reaktionen zu erreichen.
Stell dir das wie einen Litmus Test vor, den sonst gerne Rechte benutzen. In Amerika finden viele Republikaner nicht toll, wenn Donald Trump schreckliche Sachen sagt. Aber weil sie die Reaktion der "woken linken" darauf noch mehr ablehnen, wählen sie trump trotzdem und unterstützen ihn. Denn das eine ist schlimmer (für sie) als das andere. Das macht man auch beim gendern so, is eigentlich ziemlich unwichtig, aber an solchen sozialen themen können orgas und parteien dafür sorgen, dass ihre Anhänger sich nicht auf die dunkle seite führen lassen.
LG macht das auch. Die wissen, dass 80% der Leute ihren Protest ablehnen. Aber die wissen auch, dass wesentlich mehr leute zustimmen würden, dass ein Van Gogh weniger wichtig ist als die Klimakrise, oder dass man wegen ner halben stund stau niemanden schlagen darf. Und so schaffen sie es, dass auch leute, die ihre protestform nciht 100% unterstützen sie dann in schutz nehmen vor den überreaktionen ihrer gegner. Und das wiederum sorgt für breiteren support, weil auch die mitte links leute, die LG eigentlich nicht toll finden, sie in schutz nehmen, wenn friedrich merz gegen sie austeilt. Und so kann man auch da immer mehr leute desensebilisieren, was radikalere klimaschutzmaßnahmen und klimaproteste angeht.
Jeder Protest von LG ist auch eine Kunstaktion, die auf einen solche Litmustest, der emotionale Reaktionen erzeugt, hinaus will, mit dem Ziel, in der Bevölkerung zu verankern, dass man die Verdrängungshaltung aufgeben muss und radikale Proteste angebracht sind.