martenot schrieb:Solange sich der zivile Widerstand nicht gegen Einzelpersonen oder Gegenstände von Personen richtet, ist er möglicherweise gerechtfertigt. Noch einmal: ich bin nicht so einfach gestrickt, dass ich holzschnitthaft einfache Meinungen habe, sondern ich versuche beispielsweise abzuwägen und mir differenziert zu überlegen, welche Aktionen (zivilen Ungehorsams) ich beispielsweise für gerechtfertigt halten würde. Das Zerstören eines Ladengeschäfts oder einer Cocktailbar auf Sylt würde ich allerdings nicht dazu zählen.
Aber was dann? Wir haben die Situation, dass uns als Gesellschaft erhebliche Gewalt angetan werden wird.
Es wird Wasser rationiert werden. Es wird sich die Armut steigern. Es werden arme Menschen durch Hitze sterben weil sie es schwerer haben sich entsprechende Häuser zu leisten. Es wird Naturkatastrophen geben, mehr als Heute. Es wird auch Einschnitte bei Gütern geben, die arme Menschen besonders betreffen werden.
Diese Situation schauen wir uns an. Dagegen gehen seit Jahrzehnten Menschen auf die Straße und betätigen sich politisch. Was passiert zuletzt? Das Heizgesetz wird beschnitten, Deutschland hilft bei der Erschließung von Gasfeldern im Senegal, Lützerath wird abgebaggert und ein Tempolimit wird blockiert.
Das ist die Situation. In der Situation Leuten zu sagen: "macht was, geht in die Politik, bietet konstruktive lösungen an", ist einerseits unfair, denn die haben es nicht verbockt. Andererseits ist es auch im Anbetracht der Tatsache dass wir SPD geführte (Klimakanzler) Regierung mit grüner Beteiligung haben unlogisch. Es gibt all die konstruktiven Leute, es gibt Lösungen, die liegen auf dem Tisch.
Aber die werden blockiert, z.b. weil eine Wirtschaftsnahe kleine Partei wie die FDP das so will, oder weil auch bei der SPD und den Grünen Lobbyinteressen eine Rolle spielen.
Und das passiert, obwohl FFF millionen auf die Straße gebracht hat und obwohl man den Gang durch die Gerichte geht und obwohl viele Menschen viel Aufwand betreiben, um etwas zu ändern.
Und jetzt kommen Leute auf die Idee, aus purer Verzweiflung, weil sie wissen, was kommen wird, illegale Methoden zu nutzen. Das müssen sie selbst organisieren und dafür sind sie bereit ins Gefängnis zu gehen.
Auf ausgerechnet denen rumzuhacken, während man das schreckliche Versagen ausblendet und keine konstruktive Lösung anbietet, wie man es denn sonst irgendwie glaubhaft schaffen soll, nach so vielen Jahrzehnten anderer Methoden das Ruder rumzureißen, finde ich einfach unfair und destruktiv.
Wer glaubt, LG macht es falsch, der muss schon erklären, wie man denn anders wenigstens das 2 Grad Ziel halten kann.
Das 1,5 Grad Ziel war eins, dem alle zugestimmt haben und fast alle haben es gerissen, Deutschland geht auf 4,4 Grad zu. Und es ist der Regierung scheißegal, die Sektorziele wurden abgeschafft und der BGH will aktuell nichtmal prüfen, ob die Regierung aktuell verfassungskonform handelt.
Man lässt den Menschen, die die Situation verstehen, kaum eine andere Wahl. Aber die sind dann die kriminellen, wenn sie in einzelnen Aktionen Menschen stören oder irgendwelche Luxusgüter mit Farbe besprühen.
Die Kriminellen sind die Leute, die LG dazu zwingen, auf die Straße zu gehen.