Optimist schrieb:"viele Leute wütend werden müssen" -> man erreicht doch aber nur, dass 80% wütend auf LG werden (sh nachstehendes Zitat). Was hat man da gekonnt?
Und bei dem Rest "rennt man vermutlich offene Türen ein".
Man muss sich da ein bisschen von dieser "Umfragenlogik" losmachen.
Es ist ja nicht nur relevant, was jemand auf einem Fragebogen findet, sondern besonders, wie sich das äußert.
Ich werde dazu nochmal ein Bild bemühen, was ich eigentlich ganz gut finde:
Stell dir eine Schule vor, an der es ein großes Mobbingproblem gibt. Das ist so schlimm, dass da eigentlich die meisten Schüler irgendwie, irgendwo an Hänseleien teilnehmen, selbst die, die manchmal auch Leidtragende sind.
Jetzt machst du eine Umfrage und es ist klar, dass alle finden, dass das so nicht weitergehen kann, inklusive der Schulleitung. Aber es passiert nichts. Die Schulleitung macht ein paar Programme, nennt sich "Schule ohne Mobbing", aber es ändert sich nichts.
Auch einige Schüler, die das Mobbing nicht gut finden, sagen zwar ab und zu "hey, lass ihn doch", aber würden niemals wirklich aktiv werden. Wüssten auch gar nicht, wie.
Jetzt entscheidet sich eine Gruppe Schüler zu Folgendem: Sie erheben zwei Grundforderungen:
1) Es muss eine Sozialarbeiterin geben, die allein mit Mobbingfällen betraut ist.
2) Es müssen halbjährlich anonyme Umfragen unter den Schülern über das Mobbingproblem gemacht werden und die Schulleitung muss dazu auch jedes mal öffentlich Stellung beziehen.
Das sind beides Dinge, die die Schulleitung definitiv nicht tun will. Ein paar Plakate sind das eine, aber das Kostet Geld UND Reputation.
Bis die Forderungen erfüllt sind, entscheiden sich diese Schüler, sich querzustellen: sie werden jede Woche zu einem nichtangekündigten Zeitpunkt den Feueralarm der Schule betätigen und damit erzwingen, dass alle das Gebäude verlassen müssen und die Feuerwehr anrückt.
Und jetzt ist die frage: welche Effekte hat das? Natürlich wird es erstmal allerlei Anschuldigungen geben. "Seid ihr nicht selber Mobber wenn ihr sowas macht?!" wäre eine, die ich kommen sehen würde.
Aber es wird auch ernsthaft jede Woche und andauernd über Mobbing diskutiert werden müssen.denn die gruupe ssgt j genau, warum das machen und haben zwei klare Forderungen, mit denen sie vollkommen Recht haben.
Jetzt müssen die Leute, die gegen die Forderungen sind, sich durchaus auch öfter mal dazu äußern. Warum eigentlich? Wollt ihr nicht, dass es weniger Mobbing gibt? Wenn ihr nur die Forderungen nicht gut findet, was schlagt ihr denn dann vor?
Wenn es zu Gewaltakten gegen die Schülergruppe kommt, wird das um so mehr verstärkt. Verprügelt ihr die anderen Schüler lieber, anstatt etwas gegen Mobbing zu tun? Lasst ihr das als Schulleitung so zu?
Das geht weit über "gut schlecht" umfragen hinaus, hier muss man HALTUNG beziehen. HALTUNG ist etwas anderes als ein kreuzchen auf einer Umfrage. Da muss man sich erklären.
Und auch die, die von Anfang an gegen mobbing waren, müssen das. Haben die nicht vielleicht auch das System gestützt durch Untätigkeit? hat es wirklich gereicht, ab und zu "lass ihn doch" zu sagen, anstatt einzuschreiten und anstatt lautstark eine Änderung zu fordern?
Wenn die jetzt sehen, wie die Schüler sich wöchentlich verprügeln lassen müssen oder sogar ernsthafte juristische Strafen bekommen, müssen sie dann nicht auch selbst stärker tätig werden? Oder wie können sie vor sich selbst vertreten, das einfach so zuzulassen? Auch das geht über eine Umfrage hinaus.
Denn hier wird Haltung in den Vordergrund gezerrt und überprüft. Hier kann man sich sehr viel schwerer Wegducken.
Moral fängt da an, wo es hart auf hart kommt. "mehr Klimaschutz" wollen ist das eine. Zu verstehen, dass die Welt auf einen Abgrund zuläuft und daraus die konsequenz zu ziehen, selbst unter persönlichen Abstrichen bis hin zu Gefahr auf die Straße zu gehen und zu fordern, dass endlich genug für den Klimaschutz getan wird, ist etwas anderes.
Und der Protest von LG ist dazu geeignet, die Dringlichkeit des Protestes (und die konsqeuenzen des nichthandelns) den Menschen vor Augen zu führen, die sowieso mehr Klimaschutz wollen (aber noch nicht genug tun).
Genauso ist es geiegnet, die Gewalt derjeniegen in den Vordergrund zu zerren, die den Status Quo aufrecht erhalten wollen.
Darum ist der Protest geeignet, Haltungen zu verändern. denn Haltungen sind etwas anderes als Meinungen.