shionoro schrieb:Denk mal in emotionaler Logik. Stell dir vor, du hast einen Freund und in eurer Freundschaft liegt ganz viel im Argen.
Er hat hohe Schulden bei dir.
Er hat Probleme mit Wut und rastet manchmal grundlos aus.
Das sind beides wichtige Punkte in einer Freundschaft. Aber du hast dich bis jetzt entschieden, ihm zuzugestehen, dass er Probleme hat, an denen er nicht so leicht etwas ändern kann und ihm darum diese großen Fehler verziehen.
Aber dann fragst du ihn nach Hilfe beim Umzug, er sagt zu, kommt dann aber nicht, ohne sich abzumelden. Dann ist die Freundschaft vorbei. Denn da ging es dann um etwas, was auch ihm eigentlich leicht gefallen wäre und nichts kostet. Wutprobleme und Schulden löst man nicht von heute auf morgen. Ein Anruf um abzusagen, das kann man schon machen.
Wenn dein Freund nichtmal das tut, ist dir klar, er wird auch niemals, absolut niemals an seinen anderen Problemen arbeiten.
das ist ein sehr gutes Bild.
Aber das erweitere ich mal folgendermaßen:
Um meinen Freund zu motivieren sich endlich zu ändern oder wenigstens dass er einsieht, wenigstens ein bisschen was ändern zu müssen, beeinträchtige ich 3-4 wildfremde Leute aus meiner Umgebung, in der Hoffnung, dass diese meinem Freund die Leviten lesen.
Glaubst du, dass dies was bewirken könnte?
Der würde noch viel sturer reagieren als er so schon ist
;) shionoro schrieb:Und so ist das in der Politik auch. Wer soll denn der Regierung glauben, dass sie größere Stellschrauben glaubwürdig angeht (die nicht gerade in Resorts von den Grünen liegen), wenn sie sich selbst bei den einfachsten Maßnahmen weigert, tätig zu werden?
damit hast du Recht, die Regierung ist in vielen Dingen unglaubwürdig.
Aber wie gesagt, indem man seinen Unmut an Wildfremden auslässt - in der Hoffnung, dass die Druck bei der Regierung machen - das finde ich eben auch nicht zielführend.
shionoro schrieb:Die Forderung des Tempolimits ist genau deshalb wichtig. Es ist nicht glaubwürdig, dass Klimaschutz gemacht wird, wenn man nichtmal sinnvolle Maßnahmen wie das Tempolimit umsetzt (obwohl das sehr leicht möglich wäre).
Genauso wie es nicht glaubwürdig ist, dass jemand wirklich Besserung in einer Freundschaft gelobt, wenn er schon in kleinen Gesten keinerlei Mühe zeigt.
wie gesagt ob Tempolimit oder nicht, die Regierung (alias mein Freund) ist so und so nicht glaubwürdig - da brauche ich auch nichts mehr testen und auf eine kleine Geste hoffen. Ich muss es quasi aufgeben ihn -
über Andere - zu mobilisieren.
Wenn schon, kann ich das nur
ganz direkt versuchen, aber dann so diplomatisch und psychologisch geschickt wie nur möglich. Mit Druck würde ich nur Gegendruck und Sturheit ernten.
So ist es psychologisch gesehen bei vielen Menschen - nach meinen Erfahrungen und soviel also zu deiner Metapher.
Nun weiß ich nicht, ob man das auch 1:1 auf die Politik ummünzen kann (die hat ja auch viel mit Psychologie zu tun).
shionoro schrieb:Der Protest von LG zielt genau auf GRUNDHALTUNG ab. Es ist die Grundhaltung, die sich ändern muss
die sich jedoch nicht so ohne weiteres ändern wird, weil die Menschen sind wie sie sind - so im Allgemeinen (auf ihren Vorteil und Bequemlichkeit bedacht, Weg des geringsten Widerstandes usw. - bis auf soundsoviel Prozent Ausnahmen).
Mr.Wölkchen schrieb:Also hat man die Wahl entweder nach dem Motto "wenn nur wir was machen, bringt es eh nichts" die Welt tatenlos und sehenden Auges vor die Hunde gehen zu lassen oder man krempelt die Ärmel hoch und tut sein bestes (in der Hoffnung, dass andere doch noch rechtzeitig mitziehen).
ich habe halt schon lange meinen Optimismus und Glauben an die Menschheit verloren und denke leider, dass der Mensch sich so und so - mehr oder weniger schnell "abschaffen" wird.
Und was ich bis jetzt in meinem Leben oft gesehen hatte: Wo man 1 Loch versucht zu stopfen, reißt man damit 10 Neue wieder auf.