@Fierna@vincentFierna schrieb:So wird einem nämlich auch niemand zuhören, denn diese Vorwürfe, die teils als Drohung formuliert werden, muss man sich von rechter Seite seit 3 Jahren anhören....sie sind eig gar nicht so, aber weil alle so böse zu ihnen sind blablabla.
Wenn ich schon lese "Damit stärkt ihr nur die AfD" schalte ich auf Durchzug. Ich habe keine Lust mir diesen Quark zum 70000sten Mal anzuhören.
Ich könnte euch alleim hier im Forum 100e Posts in die Richtung raussuchen und ich wette mind die Hälfte der User, die das geäußert haben, sind mittlerweile hier rausgeflogen....weil sie nicht nur ein bißchem besorgt waren.
vincent schrieb:Findest du. Ich denke, während man auf zwanghafter Fehlersuche sich in Absurditäten verirrt, ändern andere tatsächlich etwas, die Deutungshoheit, den Diskurs der stattfindet.
Insofern ist es wirklich ärgerlich, hier die Mühe zu investieren und sich gegenseitig die Köpfe "einzuschlagen". Das freut die Klientel Rechts Außen nur.
Was ihr hier ansprecht, trifft im Grunde auch meinen zentralen Kritikpunkt an diesem Thread. Nicht die Intention ist für mich das Problem sondern etwas, das ich "Naivität des Rationalisten" nenne.
Der Rationalist denkt sich, dass die Diskussion und das Thema immer für sich stehen sollen. Er würde also in einer klar abgegrenzten Sachdiskussion die Linke kritisieren, ohne das irgendwelche nicht ausgesprochenen Argumente damit einhergehen.
Der Realist weiß, dass es nicht so einfach ist. Er weiß, dass eine umfassende Kritik an der linken Seite quasi auch immer rechte Trittbrettfahrer auf den Plan ruft, und umgekehrt. Dass man solche Themen vielleicht in einer streng wissenschaftlichen Debatte voneinander trennen kann, aber das die öffentlichen Schüsse in Richtung einer Seite, so wenig er damit die andere Seite relativieren oder unterstützen will, immer auch als eine Unterstützung der anderen Seite gewertet werden.
Ich würde mich nicht mit dem universellen Todschlagargument gemein machen, dass jede Kritik gleich ob berechtigt oder nicht und jedes Verhalten, gleich ob angemessen oder nicht, pauschal erstmal der AfD helfen würde.
Das geht nicht aus dem Inhalt und den eigentlichen Äußerungen hervor und ist meines Erachtens auch nicht die Intention von
@raitoningu und
@shionoro gewesen aber ich kann in gewisser Weise nachvollziehen warum es beim Leser so ankommt.
Andererseits ist es natürlich etwas schwierig und anstrengend, wenn man solche Themen nicht "isolieren und in der Tiefe betrachten" kann ohne sich ständig erklären und alle Nase lang relativieren zu müssen. Vielleicht ist das aber unumgänglich und eine traurige Konsequenz des Umfelds in dem wir diese Diskussion führen.
vincent schrieb:Mir kommt es eher so vor, als würde ein Rand den Prozess immer mehr mitbestimmen. Der andere Rand dümpelt eher vor sich hin.. Die Stimmen der Linken haben sich nicht groß verändert. Noch sind sie derzeit besonders intensiv wahrzunehmen. Demgegenüber steht die AfD, eine CSU mit Seehofer, dutzende IDAS usw. usf. die allesamt lautstark lamentieren und hetzen.
Ja, dass die extreme Rechte stärker wird, dass Gefühl habe ich auch. Das beruht meines Erachtens auf ein paar zentralen Schlüsselementen.
1. Die Wahl von Angela Merkel und das Rücken der CDU in die Mitte, wodurch für ein gewisses Spektrum der Rechten in der CDU kein Platz war.
--> hat die politisch nicht repräsentierten am Rechten Rand über eine gewisse Kritische Masse gesteigert.
2. Die WM 2006 und das "wir sind wieder wer".
3. Sarrazins "das wird man wohl noch sagen dürfen".
--> zusammen mit den darauf folgenden Talkshows haben diese Ereignisse Themen wieder aufgebracht die vorher (durch die Nazi Vergangenheit) politische NoGos waren.
4. Die Gründung der AfD.
--> hat die Rechten konsolidiert und in einer Gruppe zusammengeführt. Was natürlich auch die Teile der Gruppen ideologisch konsolidiert und zueinander führt.
Eine größere Rechte, das Aufkommen der sozialen Medien, dass Schreihälsen beider Seiten, nicht nur ein Forum sondern auch Nachrichtenwert verleiht und die Auflösung alter "Rede und Denkverbote" gemeinsam führen dazu, dass die Rechte im Gegensatz zur linken weit stärker wachsend wirkt.
Außerdem wirkt es als wäre die Mitte auf die Rechten zugewandert.
Allerding habe ich das Gefühl, dass die Gesellschaft als Ganzes sich garnicht so groß bewegt hat und der neuerliche Einschluss eines Teils des rechten Randes eher der Ausdruck eines Umstandes ist, der in der Gesellschaft schon lange vorhanden war. Ein Teil der Gesellschaft der sich an der Debatte beteiligt, der immer da war aber sich vorher nicht an der Debatte beteiligt hat.
vincent schrieb:Es gibt keinen Konsens der lauten könnte, ein bisschen Frauen und Kinder erschießen ist in Ordnung.
Es sollte auch keinen Konsens geben, wenn die Verzerrung nach Rechts das Verlassen der Verfassungsmäßigkeit zur Folge hat.
Stimm ich dir in beiden Punkten zu. Allerdings sollte es natürlich auch im politischen Diskussionsprozess als erstes darum gehen, idiotisches und indisktutables von beiden Seiten auszufiltern um den Kompromiss zwischen realitischen Möglichkeiten zu finden.
vincent schrieb:Was heißt gleich behandeln? Was verstehst du darunter, das Abbrennen eines Asylantenheims gleich dem Abbrennen eines Twingos zu behandeln. Das ist mir nicht klar, da du ja betonst, dass es eigentlich nicht gleichzusetzen ist.
Entsprechend der Schwere, der Konsequenz für die Betroffenen, dem entstandenen Schaden und der Schuldfähigkeit. Natürlich ist das (leere) Asylantenheim nicht mit dem Twingo gleichzusetzen, weil das Gebäude wahrscheinlich weit teurer war. Die fremdenfeindliche Intention erschwert die Schuld und so weiter.
Das macht den Twingo auf der anderen Seite aber nicht zu einer Lapalie, zumal er nicht dem Staat sondern wahrscheinlich einer Privatperson gehört, die durch den Schaden weit schwerer getroffen wird.
Und beide Seiten tuen besser daran, die Verbrechen ihrer Seite nicht auf alberne Weise zu relativieren oder rechtfertigen. Nicht den Opfern und nicht der Öffentlichkeit (die die Opfer enthält) gegenüber.
Und man setzt die beiden Taten nicht gleich, wenn man, aus meiner Sicht berechtigterweise, behauptet, dass beide Taten als Ausdruck des politischen Protestes in jeder Hinsicht illegitim und verachtenswert sind.
Fierna schrieb:Wenn diese Leute Doppelmoral an den Tag legen.....ja, dann kritisiert sie doch genau dafür und zeigt es auf.
Wenn diese Leute andere Menschen zu Unrecht in die rechte Ecke schieben....ja, dann kritisiert sie doch genau dafür und zeigt es auf.
Wenn diese Leute lügen und Fakten verdrehen....ja, dann kritisiert sie doch genau dafür und zeigt es auf.
Wenn diese Leute nur in hohlen Freund-Feind-Schemata denken können....ja, dann kritisiert sie doch genau dafür und zeigt es auf.
Einerseits stimme ich dir zu, dass dieses Problem am Besten an der Quelle zu lösen ist. Anderseits sollte es doch möglich sein, über das Thema eine beobachtende und einordnende Diskussion zu führen, ohne mit dem Finger beispielsweise auf Forenmitglieder zu zeigen, die man der entsprechenden Fehlverhalten als schuldig erachtet.
Zumal dieses Fingerzeigen ja höchstwahrscheinlich eine ungnädige Reaktion der Verwaltung zu Folge hätte (ja ich weiß
:D ).
Also hätte man für eine allgemeine Diskussion darüber nur noch persönliche Anekdoten, geschliffene politische Kommentatoren oder Personen, bei denen man sofort behaupten könnte: Nein, die repräsentieren nicht die Rechte/Linke. Die Allgemeinheit ist ganz anders.
Stellst du in Frage, dass es generell Linke/Rechte gibt, die die vier genannten Sachen tun und damit durchaus einen relevanten Teil der Debatte hier und auch in der Öffentlichkeit bestimmen?