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Brauchen wir überhaupt noch Schulen?

1.963 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Schule, Reform, Digitalisierung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Brauchen wir überhaupt noch Schulen?

05.09.2019 um 20:16
Jetzt lese ich, manchmal schreibe ich auch.
Was treibt euch an, was treibt mich an ?

Die Themen werden oftmals ganz massiv verlassen.
Das ist dann OT.

Und oft ist Ideologie vs Ideologie gestellt. Auch nicht ganz leicht, da zu einem Fortschritt zu kommen.

Brauchen wir Schulen noch ?

Was für eine Frage.

Ja, wenn wir sie jemals gebraucht haben.
Nein, wenn wir sie eh noch niemals brauchten.

Was soll Schule leisten ? Was kann sie leisten ?

Tatsächlich hat der letzte Post doch schon viel gezeigt, worüber wir nicht diskutieren.

Wir diskutieren nicht über Meinungen und Beobachtungen aus einer Zeit, die hinter uns liegt und nicht mehr aktuell ist. Grundsätzlich hat sich die Welt vielleicht nicht verändert. Aber empfunden wird das jedenfalls so. (Anderes Thema...)
Vielmehr sehe ich den großen Unterschied darin, dass wir im Moment wenig Kriege in Europa haben und der Großteil der Menschen, wenig eigene Erfahrungen mit echten Nöten und existentiellen Bedrohungen hat.

Das gibt Raum (leider auch im negativen Sinne), mal grundsätzlich Nachzudenken und die Situation in Frage zu stellen.

Und hier kommen dann, wie immer, die vorlauten Kurzdenker aufs Parkett. Labern und sabbern rum, und wollen die Welt verbessern.

Aber Vorsicht. Die Geschichte zeigt, dass das gar nicht so einfach ist. Und alle die beim Abnehmen den JOJO Effekt kennengelernt haben, die Vergangenheit zeichnet ein ähnliches Bild.

Eine Abschaffung der Schulen bewirkt was ? Wodurch werden sie ersetzt ?
Warum prüft eine aufgeklärte Gesellschaft nicht ins letzte Detail die Inhalte der Bildungseinrichtungen für die nachwachsende Generation hinsichtlich ihrer Wirkung.
Staatliche Interessen, Wirtschaftliche Interessen, Kirchliche Interessen, Interessen von irgendwelchen Vereinigungen, die sich einmischen können.

Alles in Frage stellen !

Kinder, wenn sie nicht durch irgendwelche Informationen korrigiert werden (!!!), verhalten sich extrem anders, als das, was man so herumlaufen sieht. Schüttest du Scheisse rein, was soll dann daraus werden ?

Diese Geschichte des Gefässes mit den großen Steinen zuerst, dann kleinere Steine bis zum Sand am Ende. Die Frage nach voll oder leer.

Schule ideal ist für mich, ein offenes System. Lehrpläne sind unmöglich, weil zu statisch. Folgt den Kindern und die Welt wird sich schneller ändern, als ihr sie ihr folgen könnt.

Aber wenn ihr den Kindern keine Vorbilder seid, die Respekt und Liebe vorleben, werden sie euch / uns die wahren Abgründe zeigen....

Ich bin jedesmal bedrückt, wenn ich die Worte der Türe lese.
Das ist für mich ein Grund gewesen, warum ich Deutschland als Deutscher verlassen habe.


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Brauchen wir überhaupt noch Schulen?

05.09.2019 um 22:01
Zitat von AuchganznettAuchganznett schrieb:Eine Abschaffung der Schulen bewirkt was ? Wodurch werden sie ersetzt ?
Warum prüft eine aufgeklärte Gesellschaft nicht ins letzte Detail die Inhalte der Bildungseinrichtungen für die nachwachsende Generation hinsichtlich ihrer Wirkung.
Staatliche Interessen, Wirtschaftliche Interessen, Kirchliche Interessen, Interessen von irgendwelchen Vereinigungen, die sich einmischen können.
Das auffällige ist ja, dass wir das gar nicht machen. Bildungseinrichtungen prüfen darüber, wie sie wirken. Wir vergleichen sie nur.
Der unterschied ist einleuchtend: Natürlich kann ich deutsche und französische schüler vergleichen, indem ich ihnen Tests gebe, die man mit Schulwissen lösen kann. Und ich kann herausfinden, wer das besser kann. Damit weiß ich aber immer noch nicht, ob dieses wissen eine echte positive wirkung auf die schüler später hat und ich weiß auch nicht, welche wirkung die einrichtung, in die sie gegangen sind, auf die kinder hat.

Es ist natürlich schwierig, ein Konzept, was so noch nicht umgesetzt ist, gegen ein anderes konzept antreten zu lassen. Egal wie schlecht das andere konzept ist: Es ist da und es sind nicht alle tot, also ist das konzept bestimmt auch gar nicht so schlecht. So denken viele.

Eigentlich müssten wir objektiv und ernsthaft prüfen, wie es um junge erwachsene bestellt ist, die im job oder studium anfangen und inwiefern denen da die schule etwas gebracht hat bzw. was sich da ändert (oder auch nicht). Das wäre aber ein sehr aufwändiger versuch, trotzdem sehr nutzbringend. Weit nutzbringender jedenfalls als sowas wie die pisa studie.
Zitat von AuchganznettAuchganznett schrieb:Kinder, wenn sie nicht durch irgendwelche Informationen korrigiert werden (!!!), verhalten sich extrem anders, als das, was man so herumlaufen sieht. Schüttest du Scheisse rein, was soll dann daraus werden ?

Diese Geschichte des Gefässes mit den großen Steinen zuerst, dann kleinere Steine bis zum Sand am Ende. Die Frage nach voll oder leer.

Schule ideal ist für mich, ein offenes System. Lehrpläne sind unmöglich, weil zu statisch. Folgt den Kindern und die Welt wird sich schneller ändern, als ihr sie ihr folgen könnt.
Das ist genau der Punkt. Man muss Kinder quasi alleine laufen lassen. Heißt, wir müssen eigentlich dafür sorgen, dass kinder so gut wie möglich alleine klar kommen und sich auch so gut wie möglich selbst entscheiden, was sie tun wollen.
Jedem ist klar, dass man am Ende selbstständige Menschen will. Die bekommt man aber nicht, wenn man ihnen 20 Jahre oder länger genau sagt, was sie machen sollen und sie darüber bewertet, sodass sie sich nur an dieser häufig willkürlichen Bewertung orientieren. Sie müssten eigentlich in der Lage sein, sich selbst halbwegs objektiv einzuschätzen. Bringen wir ihnen aber nicht bei.

Im gegenteil gehen wir davon aus, dass ein kind oder jugendlicher welchem nicht jede entscheidung bezüglich bildung vorgesagt wird in jedem fall ausschließlich dumme, faule und selbstsüchtige Entscheidungen treffen wird. Das ist eigentlich ein sher negatives Menschenbild.

Natürlich muss man Kinder und Jugendliche leiten, das ist vollkommen klar. Man kann nicht einfach einen PC ins zimmer stellen und sagen 'hier, werde ein eigenständiger mensch!'. Man kann aber eben auch nicht einfach einen lehrer hinstellen, der ihnen sagt 'so funktioniert die welt und jetzt mach mal'. Geht halt auch nicht.


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17.09.2019 um 01:04
SChauen wir uns mal die derzeitige situation an:

https://www.welt.de/wirtschaft/karriere/article200240858/Beruflicher-Neustart-Hier-haben-Quereinsteiger-als-Lehrer-die-besten-Chancen.html


DWO-WI-Bildung-Quereinsteiger-pd-jpg

In der Hälfte der Bundesländer haben wir über 10% Quereinsteigeranteil, in 5 von ihnen über 25%.
Das hat zunächst erstmal nichts mit meinem schulkonzept zu tun, ich bin mir sicher, dass das die meisten hier auch schockierend finden.

Ich will damit nur klarmachen, wie schockierend die zustände an schulen bereits sind, ohne dass irgendwie jemand ernsthaft alarm schlägt und die große reform kommt.

Wie kann das sein, dass man mir (uns) erzählt, dass es ganz wichtig ist, dass schüler in pädagogischen konzepten von ausgebildeten lehrern betreut werden, dann aber in sachsen die hälfte der lehrer quereinsteiger sind .

Schlusslicht wie immer ist natürlich Berlin:
In Berlin zum Beispiel ist die Lage allerdings so ernst und der Bedarf so hoch, dass den Quereinsteigern ein Pädagogik-Crashkurs reichen muss. Wer eine Stelle bekommt, kann direkt nach einer Woche Crashkurs loslegen. In den ersten zwei Monaten werden die Quereinsteiger zusätzlich betreut, besuchen Seminare und können eineinhalb bis zwei Jahre lang berufsbegleitend ein Zweitfach studieren. Wer diese Zeit als Lehrer durchhält, rutscht automatisch ins Referendariat, also den eigentlichen Vorbereitungskurs.

Die kurze Einarbeitung sorgt mitunter für Probleme. „Viele Quereinsteiger wissen beispielsweise gar nicht, was ihre Rechte und Pflichten bei einer Aufsicht sind oder ob und wie sie bei einem Streit dazwischengehen sollen“, sagt GEW-Vorstand Hoffmann. Mit den pädagogischen und psychologischen Herausforderungen kämen Quereinsteiger oft nicht zurecht: „Deswegen brechen dann viele ab“, sagt sie.

Dabei lockt das Land Berlin die Quereinsteiger auch noch gezielt an sogenannte Brennpunktschulen. Wer dort unterrichtet, erhält mehr Gehalt als an gewöhnlichen Schulen. Hoffmann sieht darin eine gefährliche Entwicklung: „Wenn die Pädagogik in den Hintergrund rückt, geht es nur noch darum, die Schüler zum Abschluss zu bringen.“
Sowas muten wir unseren Kindern (gerade denen an brennpunktschulen) zu. Das ist gar kein problem.
Aber nach wie vor versucht man leuten einzureden, dass kinder an schulen noch ernsthaft etwas lernen.

Wie lange will man versuchen, diese Unwahrheit aufrecht zu erhalten? Was soll ein Kind in Berlin an einer Brennpunktschule von irgendeinem Nichtpädagogen der mit Geld dort hingelockt wurde lernen?

Ich will mit dem post klarmachen, wie lange diese lüge aufrecht erhalten wird von denen, die nicht zugeben wollen, dass schule nichts lehrt.
Ich kann die katastrophalsten umstände in berlin anführen und man würde immer noch so tun, als würde da irgendwas gelernt werden.

Das ist ein großes nicht-sehen-wollen, das sich so auf die allgemeine Schule übertragen lässt, auch wenn deren umstände nicht ganz so katastrophal sind.


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Brauchen wir überhaupt noch Schulen?

17.09.2019 um 01:15
Und was ist der Grund dafür, dass man nicht mehr lehrer einstellt?
Weil es keiner mehr machen will.

https://www.morgenpost.de/berlin/article227096851/Berlin-findet-keinen-Lehrernachwuchs.html
Während die Zahl der Plätze bereits seit 2009 nach und nach angehoben wurde – aktuell wird im Senatshaushalt mit 2700 Referendaren und Referendarinnen mit ordentlichen Lehramtsabschlüssen gerechnet – gelingt es aber seit Jahren nicht, diese Plätze auch nur annähernd zu belegen.

Laut Zahlen der Senatsverwaltung für Finanzen, die in Berlin auch für das Personalmanagement im öffentlichen Dienst zuständig ist, war die Zahl der Referendare seit 2016 sogar rückläufig. Demnach waren damals 2044 der geplante 2700 Plätze belegt, ein Jahr später waren es 1832 und im Jahr 2018 nur noch 1662.
Und im Vergleich mit anderen Ländern werden Lehrer in Deutschland gut bezahlt. Fragt euch, warum Lehrer das nicht mehr machen wollen? Weil Schule ein kaputtes System ist.


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Brauchen wir überhaupt noch Schulen?

17.09.2019 um 01:50
@shionoro
Ist "Weil es keiner mehr machen will" nicht ein Paradoxon?

Die,die es nicht mehr machen,wollen, müssen es ja zuvor schon mal gemacht haben,um es aus Widerwillen/Erfahrung abzulehnen!

Es sind die Pädagogen aus der Nachkriegszeit welche fehlen. Ich bin ein Kind der 80er,und im Gegenzug meiner Eltern "weich" gezogen.


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Brauchen wir überhaupt noch Schulen?

17.09.2019 um 07:17
Zitat von shionoroshionoro schrieb:die nicht zugeben wollen, dass schule nichts lehrt.
Wir leben nunmal nicht in deiner Phantasie-Welt.
In der realen Welt sieht das eben anders aus.


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Brauchen wir überhaupt noch Schulen?

17.09.2019 um 07:26
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Und was ist der Grund dafür, dass man nicht mehr lehrer einstellt?
Weil es keiner mehr machen will.
ach so, da kommst Du einfach zu dem Schluss, obwohl es diverse Gründe für Lehrermangel gibt, aber Du hast den EINZIGEN natürlich gefunden. Alles klar. Vielleicht könnte man, wenn Du weniger populistisch und reißerisch an Themen herangingest, tatsächlich sinnvoll diskutieren.....aber so......


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Brauchen wir überhaupt noch Schulen?

17.09.2019 um 09:09
Zitat von Swiffer25Swiffer25 schrieb:st "Weil es keiner mehr machen will" nicht ein Paradoxon?

Die,die es nicht mehr machen,wollen, müssen es ja zuvor schon mal gemacht haben,um es aus Widerwillen/Erfahrung abzulehnen!

Es sind die Pädagogen aus der Nachkriegszeit welche fehlen. Ich bin ein Kind der 80er,und im Gegenzug meiner Eltern "weich" gezogen.
Naja, es sind jegliche Pädagogen die fehlen, nicht wahr?


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Brauchen wir überhaupt noch Schulen?

17.09.2019 um 09:10
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Wir leben nunmal nicht in deiner Phantasie-Welt.
In der realen Welt sieht das eben anders aus.
Die reale Welt sieht aber so aus, dass in manchen Bundesländern Deutschlands mehr als 40% der Lehrer keine Pädagogen sind (und anderweitige katastrophale umstände klammern wir da ja sogar gerade aus).
Trotzdem macht man da einfach weiter, als wäre das alles ok so und als würde da irgendwie vernünftiger unterricht bei rumkommen.

Weil man die augen vor der realität verschließt.


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Brauchen wir überhaupt noch Schulen?

17.09.2019 um 09:12
@shionoro
kannst Du das nicht in einen post packen? Oder willst Du Beiträge sammeln?


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Brauchen wir überhaupt noch Schulen?

17.09.2019 um 09:12
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:ach so, da kommst Du einfach zu dem Schluss, obwohl es diverse Gründe für Lehrermangel gibt, aber Du hast den EINZIGEN natürlich gefunden. Alles klar. Vielleicht könnte man, wenn Du weniger populistisch und reißerisch an Themen herangingest, tatsächlich sinnvoll diskutieren.....aber so......
Naja, was sind denn deiner meinung nach die gründe dafür, dass man in berlin die stellen nicht besetzt kriegt, obwohl sie ausgeschrieben sind? Könntest du ja sagen, so als person, die weniger populistisch und reisserisch sein will sondern nur an der guten sachlichen argumentation interessiert ist.

Natürlich wurden da auch politische fehler gemacht, Sparpolitik und so. Aber jetzt sind die stellen ja ausgeschrieben. Trotzdem will keiner.
Was ist da deine BEgründung für?


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Brauchen wir überhaupt noch Schulen?

17.09.2019 um 09:25
@shionoro
hier sind ein paar aufgezählt
https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/lehrer-mangel-in-deutschland-warum-so-viele-paedagogen-fehlen-und-wo-a-1280209.html
es fehlt an Lehrern
Mangel an Pädagogen
Warum in Deutschland so viele Lehrer fehlen
Grund- und Berufsschulen spüren es besonders stark: Bundesweit fehlen Lehrer. Woran liegt das? Wie steuern die Länder gegen? Die wichtigsten Antworten im Überblick.
zudem ist die Bezahlung ungerecht, unter anderem
http://bildet-berlin.de/docs/Bildet_Berlin_Flyer_Kurzversion_Ueberblick_Gesamtsituation_Forderungen.pdf


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17.09.2019 um 09:59
@Tussinelda

Das verdienen lehrer.
https://www.merkur.de/leben/karriere/gehalt-verdienen-lehrer-deutschland-zr-8622783.html

Das sind nicht immer Glanzgehälter, aber das sind durchaus Löhne, zu denen keiner sagen kann, Lehrer werden stark unterbezahlt.
Es sind ja gerade die Quereinsteiger, die weniger verdienen. Trotzdem werden das immer mehr und man ist immer mehr auf sie angewiesen (und sie sind scheinbar immer mehr auf eine so (für ihren eigentlichen Berufsweg) unterbezahlten Job angewiesen. Sonst würden sie sich dafür wohl auch nicht hergeben.

https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/tausende-lehrerstellen-koennen-nicht-besetzt-werden/
Ein großes Problem ist die Verteilung der Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger. In Berlin etwas sammeln sich die nicht regulär ausgebildeten Lehrkräfte vor allem an Brennpunktschulen. Die Zulage, die die Regierung für Schulen in schwierigen Lagen versprochen hat, hat offenbar nichts gebracht. Wie kann die Politik hier entgegenwirken?
Die ungleiche Verteilung des Lehrkräftemangels ist ein großes Problem. Hier beißen sich zwei Prinzipien. Anders als früher können sich die Schulen vieler Länder heute die Lehrkräfte selbst aussuchen. Das ist im Zuge der wachsenden Eigenverantwortung der Schulen so gewollt, schließlich können sie dadurch besser auf ihren Bedarf und auf ihr Profil vor Ort bei der Auswahl der Pädagoginnen und Pädagogen eingehen. Dieser vernünftige Ansatz wird nun in der Mangelsituation pervertiert. Die gut ausgebildeten Lehrkräfte gehen eben oft lieber an die Schulen in einem bildungsbürgerlichen Umfeld als an Schulen in kritischen Lagen. Für die Schulen, die ohnehin schon mit massiven Herausforderungen zu kämpfen haben, ist der hohe Anteil an nicht voll ausgebildeten Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern eine Katastrophe. Einfach zu lösen wäre das Problem, indem man zu einer zentralen Zuweisung des Personals zurückkehrt. Da das aber nicht gewollt ist, müsste man mit massiven Anreizen reagieren. Allein der finanzielle Anreiz reicht da möglicherweise nicht aus. Allerdings ist es auch zu früh, Schlussfolgerungen zu ziehen, was die Wirksamkeit der Maßnahme betrifft. Das muss man über mehrere Jahre beobachten. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Zulage in einzelnen Ländern auswirkt.
Es geht hier nicht nur um Planung. Es geht darum, dass es Schulen gibt, an die kein Lehrer mehr freiwillig geht. Da gehen Quereinsteiger hin, die keine andere Wahl haben und müssen, weil sie sonst gar keinen job haben.

Und dabei reden wir dann hochtrabend von Bildung.

Lassen wir uns übrigens auf der zunge zergehen: Weil man lehrer selbst mit Geld nicht an diese Brennpunktschulen locken kann, wird hier in dem interview überlegt, ob es nicht gut wäre, lehrer einfach zu zwingen. Da das nicht geht, muss man andere anreize als geld finden (was auch immer das sein mag).
Wir halten fest: Selbst mit geld gibt es in D schulen, an die ein ausgebildeter lehrer der es nicht nötig hat nicht gehen würde sondern wo man nur Quereinsteiger für gewinnen kann, die auf den job angewiesen sind aber keine echten Pädagogen sind.

Wie kann man mir dann erzählen, dass Bildung gerade für benachteiligte so wichtig ist und pädagogische konzepte auch und schule toll funktioniert?


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17.09.2019 um 10:05
@shionoro
Du vermischst schon wieder so einiges.....
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Weil es keiner mehr machen will.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Fragt euch, warum Lehrer das nicht mehr machen wollen?
darum ging es und das stimmt schlicht nicht. Es gibt diverse Gründe, warum es zu wenig richtig ausgebildete Lehrkräfte gibt. Das die nicht an Brennpunktschulen wollen, hat mit Deiner Ursprungsaussage erst einmal nichts zu tun.


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Brauchen wir überhaupt noch Schulen?

17.09.2019 um 10:11
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:darum ging es und das stimmt schlicht nicht. Es gibt diverse Gründe, warum es zu wenig richtig ausgebildete Lehrkräfte gibt. Das die nicht an Brennpunktschulen wollen, hat mit Deiner Ursprungsaussage erst einmal nichts zu tun.
Is doch aber so. An diese Schulen will keiner mehr gehen.
An ein schönes bayrisches gymnasium, ja, da würde ich zur not auch arbeiten, kein problem.

Nur gibt es diese 'welt ist in ordnung schulen' halt nicht überall.
Abseits von Gymnasien (und selbst da zu einem guten teil, je nach bundesland) hast du arbeitsumfelder die immer weniger leute aushaltbar finden.
Lehrer sein, das ist für manche der Traumberuf. Doch im Laufe ihrer Karriere empfinden es immer mehr Pädagogen als Höllenjob. 30 Prozent der Beschäftigten im Bildungswesen leiden unter psychischen Problemen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten des Aktionsrates Bildung im Auftrag der bayerischen Wirtschaft. "Die Analysen sind besorgniserregend", sagte Dieter Lenzen, Vorsitzender des Aktionsrates, am Dienstag in München und rief Politik, Schulen und Hochschulen zu Maßnahmen auf, um Burn-out und Erschöpfung bei Lehrern und Erziehern zu vermeiden. Andernfalls leide das Bildungsniveau der ganzen Gesellschaft darunter.
30% der Lehrer haben psychische Probleme. Das kommt nicht einfach so aus statistischem Zufall. Es ist kein tolles Arbeitsumfeld. So schlecht an einigen Schulen in der Tat, das nichtmal Geld wirklich dort hin locken kann, wenn man dort nicht unbedingt sein muss.

Lehrer ist wie gesagt eben nicht nur gymnasium. Und für den rest, wie gesagt, geben sich immer weniger leute her (guck dir die NCs bei den Studiengängen an, die sind nicht besonders streng). Klar kann man mit geld da ein bisschen was machen.
Sicherlich würden mehr leute grundschullehrer werden wollen wenn das besser bezahlt würde, aber wie man an brennpunktschulen sieht wird das auf dauer auch nix helden. Lehrer in Deutschland verdienen schon mehr als in den meisten anderen ländern.

https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/studie-lehrer-verdienen-in-deutschland-so-viel-wie-sonst-nirgends-im-oecd-vergleich/24997070.html?ticket=ST-5687628-nRhM3uG3r2u6UkAmW3sG-ap3

Man kann die Bezahlung also nun wirklich nciht als den großen grund ranziehen. und lehrermangel gab es auch schon vor der flüchtlingskrise. Hat sich natürlich verschlimmert, klar, aber wie gesagt, es ist nicht so als würden da jetzt irgendwie mehr leute lehramt studieren weil es mehr stellen gibt.


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17.09.2019 um 11:23
@shionoro
Es leiden sowieso 30% ca. der Bevölkerung unter psychischen Problemen.also natürlich auch die Menschen im Bildungswesen


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Brauchen wir überhaupt noch Schulen?

17.09.2019 um 15:17
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Die reale Welt sieht aber so aus, dass in manchen Bundesländern Deutschlands mehr als 40% der Lehrer keine Pädagogen sind (und anderweitige katastrophale umstände klammern wir da ja sogar gerade aus).
Trotzdem macht man da einfach weiter, als wäre das alles ok so und als würde da irgendwie vernünftiger unterricht bei rumkommen.
Ich habe auch auf Lehramt studiert (bin aber kein Lehrer geworden, da sich mein Berufswunsch während des Studiums geändert hat) und meiner Erfahrung nach "hat man's oder man hat es nicht". Entweder man kann mit Menschen umgehen oder nicht, da hilft die Pädagogik im Studium wenig bis nichts. Wichtiger ist da die Fachdidaktik.

Aber davon ab, belegt das doch nicht deine Behauptung, dass Schule nichts lehrt.

Der Meister im Handwerk hat auch nie Pädagogik gehabt (oder gehört das zu einer Meisterausbildung?) und kann sein Wissen meist dennoch an seinen Lehrling weiter geben.

Vielleicht solltest du weniger in Superlativen reden, dann könnte man deine Beiträge ein wenig ernster nehmen.


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Brauchen wir überhaupt noch Schulen?

17.09.2019 um 15:43
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Der Meister im Handwerk hat auch nie Pädagogik gehabt (oder gehört das zu einer Meisterausbildung?) und kann sein Wissen meist dennoch an seinen Lehrling weiter geben.
Jap ist ein ziemlich umfassendes Handlungsfeld. Betriebs und Ausbildungspädagogik. Und heutzutage wichtiger den je. Ohne BAB/ADA Schein geht gar nichts.


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Brauchen wir überhaupt noch Schulen?

17.09.2019 um 15:54
Zitat von 6.PzGren3916.PzGren391 schrieb:Jap ist ein ziemlich umfassendes Handlungsfeld. Betriebs und Ausbildungspädagogik.
Ah, okey, danke für die Info.


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Brauchen wir überhaupt noch Schulen?

17.09.2019 um 16:12
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Der Meister im Handwerk hat auch nie Pädagogik gehabt (oder gehört das zu einer Meisterausbildung?) und kann sein Wissen meist dennoch an seinen Lehrling weiter geben.
Wer ausbilden will, kommt in der BRD meist nicht darum herum:
"In Deutschland muss in jedem Unternehmen, das nach dem dualen System ausbildet, mindestens ein Ausbilder nach der Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO oder AusbEignV) tätig sein, der sowohl Ansprechpartner für die Auszubildenden als auch betriebsintern für die Ausbildung insgesamt verantwortlich ist. Die Mehrheit der Ausbilder in Deutschland hat eine Qualifikation gemäß AEVO.

Eine Ausnahme bilden hier die Ausbildungsberufe der Freien Berufe: Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Steuerberater, Rechtsanwälte, Sachverständige, Notare, Apotheker etc. Diese müssen keine Ausbildungseignung nach AEVO nachweisen, um ausbilden zu dürfen,[2] sondern erlangen die fachliche Eignung aufgrund ihrer Zulassung bzw. Bestellung zum jeweiligen Freien Beruf."

Quelle und ganzer Artikel:

Wikipedia: Ausbilder


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