Dobri schrieb:Da möchte ich dir wiederum teilweise recht geben. Ich muss ehrlich gestehen, nach knapp 30 Jahren Unterricht taucht da wie aus dem Nichts eine neue Generation auf, die mit extrem viel Power und Freude and Lernen geht. So wie wir es früher gemacht haben. Das schließt leider nicht aus, dass wir auf der anderen Seite diesen riesigen Berg von Integration haben. Den hatten die Lehrer zu meiner Zeit nicht zu bewältigen.
Ich hatte übrigens Kunst Leistungskurs ;)
Ich glaube, dass das ein Verschiebung ist.
Frühere Kinder hatten in der Schule ein implizites versprechen: Du machst hier deine Sache und lernst das und dafür kriegst du später recht sicher, wenn du dich gut anstellst, einen annehmbaren oder sogar guten beruf und dir geht es besser als deinen eltern.
Du gründest dann,w ie alle anderen auch, eine familie und hast ein schönes häusschen oder eine schöne wohnung und dann gehst du irgendwann in rente und genießt noch den rest von deinem leben.
Das hat früher so einigermaßen gestimmt und das hat den meisten leuten so auch gereicht. Da gab es weniger den drang (oder fast zwang) sich ausleben zu müssen. Einige kreative haben das natürlich trotzdem gespürt und getan, aber ich meine jetzt von der qualität her. Da war das malen dann eben ein hobby und die wenigsten haben da ersnthaft dann gedacht 'boah ich will eigentlich gar nich arbeiten ich male jetzt nur noch und veröffentliche das'. Es gab ja auch viel weniger möglichkeit dazu als heute mit dem internet.
Dafür konnte man da wesentlich besser einfach seine Alltagsgeschichten schmeißen. Man hat sich nicht angestellt, seine Arbeit verrichtet (und das einigermaßen gewissenhaft)und eben sein Leben bestritten.
Heute sind aber gleich zwei sachen anders. Zunächst mal gilt das versprechen nicht mehr. Wenn du gut in der Schule bist heißt das noch lange nicht, dass du einen sicheren beruf bekommst. Da musst du schon mindestens ein gutes Mintstudium für bestritten haben, um so eine gewissheit zu haben. Eher ist die Schule eine vorraussetzung für die Uni und das verstehen Gymnasiasten auch, bzw. die unterenschulformen verstehen, dass sie ohne studium und Abi sowieso keinen allzu prallen beruf bekommen werden (was SO früher auch nicht gegeben war. Jedenfalls nicht in heutiger Form).
Was aber viel prävalenter ist heute sind medien. Man sieht jedent ag leute, die keinen 'richtigen' beruf haben und dir einfach auf yt irgendwas erzählen, was ihnen scheinbar spaß macht. Die sich über Patreon finanzieren oder ähnliches, die oft nichtmal irgendwie schlauer oder talentierter wirken als man selber.
Also hat mane inerseits die option, mit seinem mittelmäßigen abi möglicherweise zum mindestlohn beschäftigt zu werden mit einer eher unsicheren arbeitsstelle ODER aber man hat die Schaufenstermöglichkeit auszubrechen und eine art leben zu führen, das nicht teil dieser maschinerie ist (vermeintlich natürlich).
Da ist es gleich auch viel reizvoller, ernsthaft sich kreativ auszuprobieren, weil das so schließlich bei den meisten leuten die jetzt im medienbereich selbstständig sind (was auch immer weiter wächst) so angefangen hat.
Ich kenne selbst jemanden, bei dem war der haushalt von klein auf schief, kam auf die hauptschule, dann auf die berufsschule und kurz vor abschluss der berufsschule hat seine mutter wieder das saufen angefangen und sich recht flott in einen komaartigen zustand (der bleibt) gesoffen. Der Junge war am boden und hat ein paar monate vor abschluss die berufsschule abgebrochen. Alle haben ihn gefragt, was das soll und ihm noch mehr druck gemacht.
In der Zeit hat er (und auch schon länger) im kleinen rahmen youtube videos gemacht und sich da enorm reingesteigert nach dem vorfall. Auch davon hat man ihm abgeraten, aber innerhalb kurzer zeit konnte er damit eine neue wohnung für sich finanzieren und lebt heute davon.
War das sicher? Keineswegs, er hätte genausogut scheitern können. Aber aus seiner warte? Klar hätte er die berufsschule beenden und irgendeine ausbildung machen können, wo er dann bei einem häufig miesen chef oder mitarbeitern, mit denen er nix anfangen kann halt seien 8 stunden abarbeitet mit irgendwas, was ihm keine freude bereitet.
Oder er beschäftigt sich, gerade in der zeit der trauer, mit etwas, was ihm freude bereitet und wo er eine chance hat, konstant von zu hause aus zu arbeiten, wo er seine ruhige umgebung hat und sich einfach mit sich selbst beschäftigen kann.
Das eine schlägt das andere deutlich, selbst wenn es weniger geld abwirft. Wenigstens für heutige jugendliche. Weil Zeit für die meisten deutlich wertvoller als mehr geld geworden ist. Die idee, dass man etwas sehr unliebsames tut um geld für seine familie ranzuschaffen ist erodiert, weil man heute eher sagen würde 'ich will aber eigenltich lieber weniger geld haben und mehr zeit mit meiner familie verbirngen'. Oder mit sich selbst, wenn man keine familie hat.
Für viele Leute ist daher auch hartz4 deutlich attraktiver als die Jobs, die sie bei ihrem bildungsgrad vermittelt bekommen würden.
Ich kann das sehr gut verstehen. Das ist nicht besser oder schlechter als früher, es ist eben nur anders. Aber auf dieses anders muss unsere gesellschaft sich einstellen, nicht diese leute als faul oder unfähig brandmarken.