Realo schrieb:Ja, wirklich guter Kommentar.
also, wenn du die sz magst,
@Realo , dann wirst du wohl auch wissen, dass thomas steinfeld kürzlich ein buch geschrieben hat:
Herr der Gespenster Thomas Steinfeld Hanser 2017, 288 S., 24 €
eine kurze rezension von tom wohlfarth hier:
Noch ist Zeit, werde Marxist!
https://www.freitag.de/autoren/tom-wohlfarth/noch-ist-zeit-werde-marxister findet, steinfelds essay ist dort am besten,
wo die Marx’schen Analysen am weitesten über ihre Zeit hinausweisen, wo aber deswegen auch der Autor seine Betrachtung bis in die Gegenwart verlängern muss.
zum thread-thema spricht die rezension kurz hier:
Verschwunden aber sind die Klassen auch im vermeintlich postindustriellen Zeitalter nicht, sie gären vielmehr in der Verdrängung und entwickeln dort ein explosives Potenzial. So feiert etwa die Beschwörung der Arbeiterklasse ihre Rückkehr in den Ideologien der neuen Nationalisten. Doch deren scheinbarer Antikapitalismus im Sinne eines Antiglobalismus kann seine reaktionäre Abhängigkeit von der kapitalen Logik nicht verleugnen. Die Reaktion auf die „Privatisierung der Öffentlichkeit“ durch den Neoliberalismus ist somit der sich selbst privatisierende Rückzug aus der (Welt-)Gesellschaft in die (Volks-)Gemeinschaft, der Nation – aber etwa auch der sozialen Medien. An diesen „Medien der Gemeinschaft“ lässt der Zeitungsmacher Steinfeld dann auch kein gutes Haar – als könnten sie nicht ebenso gut auch als „Medien der Öffentlichkeit“ und der Gesellschaft genutzt werden und als könnte die Gemeinschaft die Gesellschaft nicht zugleich auch bereichern.
nun, er ist zeitungsmann und ich seh das mit den sozialen medien ein bischen anders als er, aber geschenkt.
interessant auch seine kritik der sozialdemokratie (wird auch in der rezension kurz erklärt) und ja, wie ich schon sagte, sie wird sich auch neu selbst reflektieren müssen. wird interessant sein, ob sie es tut und wie.
wo kommt steinfeld hin, mit seiner kritik? ja,
zu einer radikalen Form der Kritik, die innerhalb des Kapitalismus kein mögliches Außerhalb, kein wahres Leben im falschen des Kapitals anerkennt. Und doch ahnt Steinfeld, dass in Zeiten sich vollendender Globalisierung des Kapitals „eine künftige Revolution nur von ganz anderer Art als die nationalstaatlichen Revolutionen“ der Vergangenheit sein kann. Wenn es denn überhaupt je der revolutionäre Akt selbst war, der Veränderung bewirkt hat, und diese sich nicht vielmehr aus gleichsam eigener Dynamik vollzog. Im Verhältnis zu dieser Dynamik wäre die Revolution dann nur „ein Akt beschleunigter (...) Anpassung“ gewesen. Für Paul Masons diesbezüglich ähnliche Theorien hat Steinfeld allerdings gar nichts übrig.
jedenfalls, findet tom wohlfarth,
Wer also von all den derzeit den Markt flutenden Marx-Büchern zufällig dieses in die Hand bekommt, kann damit kaum etwas falsch machen.