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Rassismus

25.010 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Rassismus, AFD, Rechtsextremismus ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Rassismus

09.08.2019 um 08:58
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:Weshalb sich "Weiß" ja auch nicht explizit auf die Hautfarbe bezieht.
Dann bleibt die Frage, warum man dieses Konzept „white Privilege“ nennt und nicht als Privileg der zahlenmäßig häufigsten Ethnie bezeichnet. Dann wäre sicherlich auch eine ganz andere Akzeptanz da.


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09.08.2019 um 09:11
@Atrox
zahlenmäßig sind es aber eben die Weißen, insbesondere in westlichen Ländern, die das Privileg haben. Hier ist es also das WhiteSkinPrivilege, ich wüßte auch kaum ein Land, wo man als Weißer nicht privilegiert wäre. ich wüßte auch kein Land Nicht-Weißer, wo man als Weißer sich gezwungenermaßen aufhalten musste, so als Sklave zum Beispiel und schon allein deshalb nicht als vollwertig galt. Ich wüßte auch nicht, dass die Rassentheorie von Nicht-Weißen stammen würde. Etc etc
Daraus entstehen ja die Privilegien, die man natürlich auch erhalten will, obwohl man ja meint, sie eigentlich gar nicht zu haben.


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09.08.2019 um 09:13
@Atrox

Es existiert durchaus ein white privilege im Kontext von Hautfarbe und es ist nicht so, dass in dem einen Land halt schwarze Menschen diskriminiert werden und im nächsten dann halt gleichwertig weiße Menschen.
Daran ändert es auch nichts, dass Hautfarbe teils als "soziales" oder "politisches Konstrukt" postuliert wird (was man im Endeffekt eh nicht so meint).


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09.08.2019 um 09:17
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Es ist halt die große Frage, ob du das so allgemeingültig formulieren kannst. Wenn du als Weißer in einer Ecke geboren wirst, in der weiß zahlenmäßig nicht der „Norm“ entspricht, kann es eben auch ganz anders aussehen.
Da gibt es wenige Orte, wo das so sein sollte. Südafrika z.B.

Und gerade das ist ja wohl ein Land, wo sch zeigt dass sowas nicht mit Mehrheiten zu tun hat; Dazu muss man gar nicht bis in die Apartheid zurück blicken. Die politische Kategorie bleibt erhalten, trotz Mengenverhältnis (ca.) 85% zu 15%.


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09.08.2019 um 09:23
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:Hier ist es also das WhiteSkinPrivilege, ich wüßte auch kaum ein Land, wo man als Weißer nicht privilegiert wäre.
Ja, hier gilt das wohl. Das denke ich auch.

Ich denke in Ländern wie Japan oder der Türkei ist man als Weißer nichts zwangsläufig privilegiert. Vorausgesetzt man zählt Japaner nicht zu den Weißen.
Zitat von FiernaFierna schrieb:Daran ändert es auch nichts, dass Hautfarbe teils als "soziales" oder "politisches Konstrukt" postuliert wird (was man im Endeffekt eh nicht so meint).
Und diese ganze hin und her Postuliererei zu Dingen, die man „im Endeffekt eh nicht so meint“ verliert auf dem Weg unheimlich viele Leute, weil es irgendwann nicht mehr greifbar ist. Das wiederum schadet der Diskussion mehr als es nützt.


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09.08.2019 um 09:27
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Ich denke in Ländern wie Japan oder der Türkei ist man als Weißer nichts zwangsläufig privilegiert. Vorausgesetzt man zählt Japaner nicht zu den Weißen.
Im Vergleich zu schwarzen Menschen ist das durchaus so.

Und das muss man sich dann weltweit eben mal anschauen.
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Und diese ganze hin und her Postuliererei zu Dingen, die man „im Endeffekt eh nicht so meint“ verliert auf dem Weg unheimlich viele Leute, weil es irgendwann nicht mehr greifbar ist. Das wiederum schadet der Diskussion mehr als es nützt.
Für die Widersinnigkeit postmoderner Rassismusforschung kann ich nichts.
Deshalb ist white privilege aber kein Unsinn, selbst wenn es in diesen Theorien teils un- und widersinnig kommuniziert bzw begründet wird.


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09.08.2019 um 09:32
Zitat von FiernaFierna schrieb:Im Vergleich zu schwarzen Menschen ist das durchaus so.
Also gilt das white privilege nur gegenüber Schwarzen? Erzähl das mal den Latinos ;)
Zitat von FiernaFierna schrieb:Für die Widersinnigkeit postmoderner Rassismusforschung kann ich nichts.
Das wollte ich dir auch nicht vorwerfen.

Die Ausgangsfrage war „Warum muss man es immer wieder erklären?“.

Ich denke eben, dass es daran liegt, dass die „postmoderne Rassismusforschung“ keine griffigen Ansätze vorlegt. Als Beispiel: Wenn ich Studenten da habe und denen einfach frei was erzähle, sind die nach fünf Minuten am Pennen. Wenn ich es aber simpler halte und anschauliche oder alltägliche Beispiele habe, hole ich sie ab und sie sitzen nicht nur ihre Zeit ab. Daran scheitert der Diskurs aktuell in meinen Augen


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09.08.2019 um 09:46
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Also gilt das white privilege nur gegenüber Schwarzen? Erzähl das mal den Latinos
Umso heller deine Haut, umso eher wirst du nicht diskriminiert.

Für Japan bspw
A recent study of implicit bias by Matsumoto University psychologist Kazuo Mori notes that Japanese have an implicit bias against blacks, concluding that “Japanese participants showed an implicit preference for ‘white people’ over ‘black people.’ ” Mori suggests that this bias may be the product of the “media in which whites are used ‘for delivering a good message.’ “
https://www.japantimes.co.jp/opinion/2018/06/03/commentary/japan-commentary/face-reality-racism-japan/#.XU0hrR6bE0M

Dasselbe lässt sich in China nachweisen bspw.

Würdest du das nicht als Privileg bezeichnen?
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Ich denke eben, dass es daran liegt, dass die „postmoderne Rassismusforschung“ keine griffigen Ansätze vorlegt.
Das größte Problem daran ist, dass es gar keine Forschung darstellt sondern Identitätspolitik.

Es ist nicht offen sondern folgt einem Dogma.

"Here are the facts, what conclusion can we draw from them?" vs "Here is the conclusion, what facts can we find to support it?"


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09.08.2019 um 10:07
Zitat von FiernaFierna schrieb:Würdest du das nicht als Privileg bezeichnen?
Weiß hat kleineren Nachteil als schwarz. Die Frage, die ich mir stelle ist, ob man daraus nun wirklich ein Privileg in der japanischen Gesellschaft ableiten kann. Es wird ja hier allgemein angenommen, dass das Fehlen des Nachteils ein Privileg darstellt. Bisher habe ich ein Privileg eher als expliziten Vorteil verstanden. Ich werde mal darüber nachdenken und mir dazu eine entsprechende Meinung bilden
Zitat von FiernaFierna schrieb:"Here are the facts, what conclusion can we draw from them?" vs "Here is the conclusion, what facts can we find to support it?"
Und genau damit habe ich als Naturwissenschaftler aller größte Probleme. Keine Schlussfolgerung ohne Daten. Zumindest wird mir das seit mittlerweile acht Jahren eingetrommelt


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09.08.2019 um 10:16
Zitat von M3T3OrsM3T3Ors schrieb:Dies bedeutet ja nicht die Relativierung oder gar Leugnung des deutschen Antisemitismus, sondern einfach nur die in Augenscheinnahme einer neuen antisemitische Bedrohung, die quasi kulturelle Identität annimmt, denn ob man es wahrhaben will oder nicht,
Was viele nach wie vor nicht wahrhaben wollen ist, dass der Antisemitismus aus dem Nahen Osten kein orginär islamisches Phänomen ist, sondern Reimport aus Europa.
Wenn man das begreift sieht man auch, wieso die NPD zusammen mit Hamas- und Hisbollah-Anhängern auf dem al-Quds-Tag marschiert. Die Form ist anders, der Inhalt ist derselbe. Wer sich solchen Analysen verweigert, der möchte Antisemitismus nicht bekämpfen, sondern sich das ganze nur a Argument gegen Muslime zu eigen machen. Daher kann man sehr wohl eine rassistische von einer nicht-rassistischen Motivation unterscheiden.


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09.08.2019 um 10:30
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Weiß hat kleineren Nachteil als schwarz. Die Frage, die ich mir stelle ist, ob man daraus nun wirklich ein Privileg in der japanischen Gesellschaft ableiten kann.
Gegenüber allen anderen Menschen, die keine Japaner sind, ganz sicher.
Und da das mehr oder minder weltweit so abläuft, an einigen Orten schlimmer als an Anderen, kann man durchaus von einem white privilege sprechen.

Mal abseits von wissenschaftlichem Gehalt ein recht aufschlussreiches Interview
Die antirassistische Szene diskutiert derzeit über linken Rassismus. Ausgehend von einem bestimmten Verständnis der Theorie der »Critical Whiteness« wird der Vorwurf erhoben, die Szene sei von weißen Männern dominiert, die nichts davon wissen wollen, dass sie von Rassismus profitieren. Wurde es für diese Debatte nicht höchste Zeit?

Jede Generation macht ihre eigene Erfahrung innerhalb der linken Subkultur, jede Radikalisierung geht einher mit der Skandalisierung der eigenen Suppe. Das ist völlig legitim. In meinem Fall zum Beispiel ging es um Deutschland und um den Antisemitismus. Was die sogenannten People of Color (PoC) jetzt machen – unter anderem auf den No-Border-Camps in Köln und Stockholm –, ist aber etwas anderes.

Warum?

Jede Form des Antirassismus beinhaltet Momente der Identitätspolitik. Aber mit etwas Glück ist es uns immer gelungen, aus der Identitätspolitik wieder kritisch rauszukommen. Bei denen ist es das Gegenteil. Sie schreiben die Differenzen fest. Und da hört die Ähnlichkeit mit früheren Generationen des Antirassismus auf. Die deutsche Linke wurde längst migrantisiert. Wir haben Euch infiltriert und dadurch für eine neue Zusammensetzung der Kampfeszyklen gesorgt. Das wird einfach ignoriert.

Es wird versucht, rassistische Haltungen von Weißen nicht länger hinzunehmen, sondern aus der Position einer betroffenen Minorität heraus anzugreifen. Genau das wollte Kanak Attak doch auch. 

Die Migranten haben das bei ihren deutschen Genossen gemacht, die Feministinnen haben das bei den Männern gemacht, die Schwulen bei den Heten. Aber wir haben nie erwartet, dass sie unsere Erfahrungen nachvollziehen und respektieren, weil wir sie moralisch anrufen. Es war keine seminaristisch vorbereitete, ressentimentgeladene Erwartung, dass die Deutschen die frohe Botschaft der People of Color einfach annehmen.

Kanak Attak hatte also auch Ressentiments gegenüber Weißen. Welche waren das denn? 

Viele. Wenn wir schlechte Laune haben, dann sind sie Kartoffeln, Schweine, was auch immer. Es gab Krisen, es gab Konflikte und diese Krisen waren das Beste, was wir mit den deutschen Genossen und den Antideutschen je entwickelt haben. Hier wird aber nun versucht, diese Art von Erfahrungen einfach abzuschneiden.

Sie spielen auf die Versuche an, Begriffe wie »rassismuskritisch« statt »antirassistisch« zu etablieren oder Begriffe wie »Flüchtling« zu ächten und Verstöße mit Redeverboten zu sanktionieren. 

Das ist die habermassche kommunikative Kultur der Mittelschicht. Eine maßlose Überschätzung des Diskursiven. Sie versuchen, ein Konzept, das in ihren segregierten Uni-Seminaren funktioniert hat, der Bewegung zu oktroyieren. Das ist nicht nur ein methodischer Fehler, das ist auch extrem Deutsch. Das ist der absolute Ausstieg aus der Sprache des Ghettos, der absolute Ausstieg aus den kommunikativen Gepflogenheiten der migrantischen Communities.

Warum sollen die migrantischen Communities nicht versuchen, sich mit akademischen Mitteln zur Wehr zu setzen? 

Diese Reglementierung funktioniert ohne Begehren, ohne Vertrauen, ohne die Erfahrung gemeinsamer Kämpfe. Aber nur darauf kommt es an. Der Anspruch auf »Definitionsmacht« verweist auf eine Kultur der Verbalisierung politischer und sozialer Konflikte. Die erwarten, dass es ausreicht, die Definitionsmacht durchzusetzen. Diese permanente Disziplinierung und Verfahrensfixiertheit garantiert aber, dass es keine politische Kultur, keine Massenintelligenz gibt. Das dient nicht der Herstellung eines Gemeinsamen, sondern der Stabilisierung identitärer Differenzen – und der Hegemonie einer absolut kleinen Minorität. Das ist ein Bruch mit proletarischer, antikolonialer Erfahrung und Politik.
[...]
Aber sie versuchen, Räume wie die Camps so zu beeinflussen, dass sie dort als Subjekte handlungsfähig werden. Muss man das nicht ernst nehmen? 

Es ging seit 2003 immer um Verhaltensweisen auf den No-Border-Camps: Darf getrunken, darf Haschisch geraucht werden? Ab wann flirtet ein Mann nicht mehr, sondern belästigt eine Frau sexuell? Diese Auseinandersetzung war sehr wichtig, aber sie hatte damals schon den Beigeschmack einer bestimmten politischen Kultur der Disziplinierung des Subjekts durch moralische Anrufung. Und das hatte nichts mit der migrantischen Kultur zu tun. Das ist ebenso merkwürdig wie diese aufgekommene Praxis der Selbstpositionierung.

Sie meinen die Angewohnheit, sich zu Beginn von Einlassungen als Unterdrücker zu bekennen?

Ja, genau. »Ich bin eine nicht unterdrückt geborene, Bafög-beziehende, frauisierte Weiße und mein Wissen basiert auf dem Wissen von PoCs«, so wird da geredet, das ist eine Art neoprotestantischer Sektenbildung. Diese Selbstbezichtigung ist immer eine Strategie eines reformorientierten Teils der Bildungsbourgeoisie: Moral und moralische Panik im Namen der Diskurshygiene.
[...]
Welche Kritik muss denn entwickelt werden?

Rassismus hat hier mehr mit Deutschsein zu tun als mit Weißsein. Critical Whiteness ist hier deshalb eine unkritische Art, über Weiße zu reden und dabei die deutsche Geschichte aus dem Spiel zu bringen. Ich habe mich nie als »colored« wahrgenommen und Millionen Menschen, die diskriminiert werden, ebenso wenig. Unser Problem in Deutschland ist Deutschsein und nicht die weiße Hautfarbe.
https://jungle.world/artikel/2012/32/die-deutsche-linke-wurde-laengst-migrantisiert


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09.08.2019 um 10:56
Seine Privilegien nur anzuerkennen oder überhaupt zu erkennen ist ja nur der erste Schritt und der bringt nichts, wenn man diese Privilegien nicht nutzt, um weniger Privilegierte auch Privilegien Zugute kommen zu lassen, Bündnisse einzugehen, zusammen zu arbeiten. Ich finde es wichtig, dass Weißsein benannt wird, dass diese Menschengruppe auch bezeichnet wird und aufgezeigt wird, dass sie eben Privilegien haben. Was allerdings nichts bringt, ist dort dann aufzuhören. Es geht darum, mal den Blick auf die zu werfen, von denen der Rassismus - bewusst oder unbewusst - ausgeht, weiter getragen wird. Weil sie in einer nicht hinterfragten Selbstverständlichkeit eben privilegierter sind als andere. Und so der Raum geschaffen wird, Nicht-Weiße auszugrenzen, zu marginalisieren. Man KANN sich mit der Lebensrealität Nicht-Weißer auseinandersetzen, man kann es aber auch lassen, insbesondere dann, wenn man nicht im Fokus steht. Dabei hat Weißsein genauso Auswirkungen auf die Lebenssituation, wie Nicht-Weißsein. Die einen geniessen Privilegien, die anderen werden diskriminiert. Und nur wenn man beides beleuchtet, beides in den Diskurs einbringt kann es meiner Meinung nach überhaupt zu Lösungen kommen.


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09.08.2019 um 11:32
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:Man KANN sich mit der Lebensrealität Nicht-Weißer auseinandersetzen, man kann es aber auch lassen, insbesondere dann, wenn man nicht im Fokus steht.
Der von mir zitierte Herr scheint hingegen zu monieren, dass seine Lebensrealität, seine gemeinsamen Erfahrungen, seine Gemeinsamkeiten mit "Weißen" negiert werden und man vermeintliche Differenzen zementiert.
Zitat von FiernaFierna schrieb:Die deutsche Linke wurde längst migrantisiert. Wir haben Euch infiltriert und dadurch für eine neue Zusammensetzung der Kampfeszyklen gesorgt. Das wird einfach ignoriert.
Zitat von FiernaFierna schrieb:Es gab Krisen, es gab Konflikte und diese Krisen waren das Beste, was wir mit den deutschen Genossen und den Antideutschen je entwickelt haben. Hier wird aber nun versucht, diese Art von Erfahrungen einfach abzuschneiden.
Zitat von FiernaFierna schrieb:Das ist nicht nur ein methodischer Fehler, das ist auch extrem Deutsch. Das ist der absolute Ausstieg aus der Sprache des Ghettos, der absolute Ausstieg aus den kommunikativen Gepflogenheiten der migrantischen Communities.
Zitat von FiernaFierna schrieb:Diese permanente Disziplinierung und Verfahrensfixiertheit garantiert aber, dass es keine politische Kultur, keine Massenintelligenz gibt. Das dient nicht der Herstellung eines Gemeinsamen, sondern der Stabilisierung identitärer Differenzen – und der Hegemonie einer absolut kleinen Minorität. Das ist ein Bruch mit proletarischer, antikolonialer Erfahrung und Politik.
Zitat von FiernaFierna schrieb:Und das hatte nichts mit der migrantischen Kultur zu tun.
Zitat von FiernaFierna schrieb:Ich habe mich nie als »colored« wahrgenommen und Millionen Menschen, die diskriminiert werden, ebenso wenig. Unser Problem in Deutschland ist Deutschsein und nicht die weiße Hautfarbe.
Wie passt das zusammen? Wer setzt sich mit seiner Lebensrealität auseinander?

Und könnte es nicht irgendwie als herrisch empfunden werden, ständig auf "Ich bin privilegiert und du nicht und deshalb brauchst du meine Hilfe" herumzuhacken?
Da findet keine Emanzipation statt.


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09.08.2019 um 11:44
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:ich denke was gemeint ist das, was wir schon diskutiert hatten. Es ist nicht immer differenziert genug, "nur" von Rassismus zu sprechen. Es ist wichtig, Unterschiede auch zu benennen. Antisemitismus und Rassismus sind eben nicht per se das Gleiche.
Ja, sie sind aber such nicht per se in jeder Ausformung etwas anderes, wie in cesares initial Beitrag geschrieben und genauso wie es wichtig ist Unterschiede zu benennen ist es wichtig die Dinge zu benennen wie sie sind. Es gibt wie gesagt eine breite Schnittmenge und das wurde jetzt auch wirklich zur genüge vin mehreren Usern hier durchdekliniert.

Rassistischer NS-Antisemitismus ist nun eben rassistisch und mittelalterliche Brunnenvergifter-Mythenbildung eben eher weniger.


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09.08.2019 um 11:47
@Fierna
aus dem Interview:
Zitat von FiernaFierna schrieb:Ich habe mich nie als »colored« wahrgenommen und Millionen Menschen, die diskriminiert werden, ebenso wenig. Unser Problem in Deutschland ist Deutschsein und nicht die weiße Hautfarbe.
Tja, das Deutschsein ist aber eben auch die "weiße" Hautfarbe. Im Sinne von, nicht als "anders" wahrgenommen zu werden. Was ja schon ein Privileg wäre.
Es geht auch nicht um herrische Hilfe, es geht um Zusammenarbeit, es geht darum, zu teilen, was man hat, bzw. Privilegien eben nicht einfach unbenannt zu haben und zu profitieren, sondern sie zu erkennen und andere am Privileg teilhaben zu lassen bzw. am besten, diese Privilegien gar nicht mehr haben zu können, weil diese Unterscheidungen erkannt, benannt, verbannt wurden. Zusammen. So müssen ja immer die von Rassismus Betroffenen für etwas kämpfen, was andere einfach so haben. Warum sollte das so bleiben? Und ist dies dann nicht der Anfang des Weges, dies auch zu benennen und zu erkennen?

@Dr.Plöke
Ja, habe ich verstanden. Es bringt aber nun auch nichts, nur den Rassismus der NS Zeit zu betrachten. Davor und Danach gibt es ja auch.


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09.08.2019 um 11:52
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:Es geht auch nicht um herrische Hilfe, es geht um Zusammenarbeit, es geht darum, zu teilen, was man hat, bzw. Privilegien eben nicht einfach unbenannt zu haben und zu profitieren, sondern sie zu erkennen und andere am Privileg teilhaben zu lassen bzw. am besten, diese Privilegien gar nicht mehr haben zu können, weil diese Unterscheidungen erkannt, benannt, verbannt wurden. Zusammen. So müssen ja immer die von Rassismus Betroffenen für etwas kämpfen, was andere einfach so haben. Warum sollte das so bleiben? Und ist dies dann nicht der Anfang des Weges, dies auch zu benennen und zu erkennen?
Das ist sehr abstrakt. Wenn man jetzt beispielsweise mal den Umstand, dass man als Weißer keinem Rassismus ausgesetzt ist, als Privileg annimmt: Wie teile ich das?

Um kein rassistischer Arsch zu sein, muss ich nicht weiß sein. Helfe ich irgendwie aktiv, in dem ich beispielsweise einen Schwarzen beim Chef besser darstehen lasse oder was auch immer, bevormunde ich ihn im Grunde. Ich würde mein Privileg gerne teilen. Sehe aber keinen Weg es auch effektiv zu tun.


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09.08.2019 um 12:02
@Tussinelda

Hat auch niemand gemacht. Anhand dessen ist es allerdings am Anschaulichsten was für einen Groben Unfug die Intialaussage darstellte.
Du wirst wohl kaum abstreiten wollen, dass auch der heutige Antisemitismus nachhaltig vom NS-Antisemitismus und das über den Globus hinweg mal mehr mal weniger vom NS Antisemitismus und dessen rassistischen Paradigmen beeinflusst ist. Auch wenn bei nicht allen heutigen Antisemitismus spiel arten Rassismus die Hauptinspirationsquelle ist, Rassismus ist beinahe überall integraler Bestandteil. Der Geist ist aller spätestens seit dem ganz frühen 20. Jahrhundert aus der Flasche und geht nicht mehr zurück.
Insbesondere für den heutigen "auchtochton doitschen" (oder eher global weiß-identitären) Antisemitismus wirst es sicherlich schwer sein diese Bezüge kleinzureden.

Jetzt zu behaupten Rassismus und Antisemitismus seien in jedem Fall zwei grundlegend zu unterscheidende Dinge, bleibt einfach falsch und tut dem Diskurs überhaupt nicht gut, es simplifiziert ihn eher entstellend.


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09.08.2019 um 12:06
Zitat von FiernaFierna schrieb:Und könnte es nicht irgendwie als herrisch empfunden werden, ständig auf "Ich bin privilegiert und du nicht und deshalb brauchst du meine Hilfe" herumzuhacken?
Das ist es was aus meiner Sicht daran zu bemängeln ist. Wurde ja auch schon öfter Thematisiert.
Es wird eine Kategorisierung vorgenommen um gegen Kategorisierungen vorzugehen :ask:


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09.08.2019 um 12:08
Zitat von AtroxAtrox schrieb:Um kein rassistischer Arsch zu sein, muss ich nicht weiß sein. Helfe ich irgendwie aktiv, in dem ich beispielsweise einen Schwarzen beim Chef besser darstehen lasse oder was auch immer, bevormunde ich ihn im Grunde. Ich würde mein Privileg gerne teilen. Sehe aber keinen Weg es auch effektiv zu tun.
Da sehe ich keinen anderen Weg, als solche Publikationen, wie https://www.deutschlandfunk.de/critical-whiteness-weisssein-als-privileg.1184.de.html?dram:article_id=315084
immer wieder zu lesen und zu verinnerlichen.
Damit man irgendwann von selbst sagen kann:
Damit dies in der Zukunft genauso irrelevant wird wie etwa die Frage, ob man freie oder angewachsene Ohrläppchen hat, müssen die Privilegien beziehungsweise Nachteile benannt und hinterfragt werden, die den heute als gesellschaftlich relevant gesehenen Merkmalen (also zum Beispiel Hautfarbe oder Haarstruktur) zukommen. Das Risiko auf der einen Seite: Vor lauter Beharren darauf, dass die Welt nicht nach Hautfarben aufgeteilt werden sollte, wird verdrängt, dass es nun mal so ist. Die Gefahr auf der anderen: Ein hartnäckiges Hinweisen darauf, dass es ist, wie es ist, zementiert diese Aufteilung.

Dazwischen gibt es die ehrliche Auseinandersetzung, ein Sich Begeben in ungewohnte, auch unangenehme Gefilde, von wo aus man das Aquarium sehen kann anstatt immer nur die Goldfische.
Das kostet Generationen von Arbeit!


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09.08.2019 um 12:10
@Atrox
dann nutze doch Deine Privilegien nicht. Achte darauf, dass auch die mit weniger Privilegien zum Zuge kommen, wie gesagt, Bündnisse eingehen, zusammen arbeiten. Weite Deinen Blick, den auf Dich und den auf die weniger Privilegierten. Das geht doch schon los damit, dass man Menschen fremdbezeichnet. Das man tatsächlich als Sinti und Roma dafür kämpfen muss, auch so benannt zu werden. Da kann man doch zum Beispiel gar kein Theater drum machen, sondern es einfach tun. Andere nicht ausgrenzen, sondern selbstverständlich einbeziehen. Weil einem die Menschen wichtig sind. Nicht um ein "Gutmensch" zu sein und sich noch toller zu finden.
Zitat von GeisonikGeisonik schrieb:Es wird eine Kategorisierung vorgenommen um gegen Kategorisierungen vorzugehen :ask:
so einfach ist es nicht. Denn die Kategorisierung besteht ja, sie wird nur einfach nicht benannt, weil es eben als Norm gilt.


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