@Tussinelda Im Karneval macht man über alles und jeden Spaß.
Dass diejenigen, über die man sich dabei lustig macht, das vielleicht nicht so geil finden, ist klar.
Aber weisst du was: Pech. Ist halt so. Wenn man wirklich NIEMANDEM auf die Füße treten will, dann muss man sich einen Kartoffelsack anziehen und still in die Ecke stellen.
Begreif mal, dass nicht jede Handlung bösartig, verwerflich und rassistisch ist.
Niemand bricht in Tränen aus und heult rum, wenn ich mir eine Afroperücke oder eine Dreadlocksperücke aufsetze, ein Dashiki anziehe und mit einer Jointattrappe den Bob Marley gebe. Er war ein toller Musiker, aber auch Jokes können gut über ihn gemacht werden.
Ich werde mir sowas nicht nehmen lassen, nur weil einige Leute es extrem verbissen sehen und jegliche Handlung auf mögliche Abwertungen untersuchen wollen.
Und ich werd mich auch nicht beschweren, wenn meine Berufsgruppe im Karneval verarscht wird. Oder wenn Farbige Jokefiguren von Weißen machen.
Und wie bereits erwähnt ist es in der Schauspielerei vollkommen normal, dass Rollen von ganz unterschiedlichen Menschen ausgefüllt werden.
Du kannst Aussagen von Rollen nicht so eindimensional betrachten, dass du sagst, es sei in jedem Fall verwerfliche Abwertung, dass ein Hellhäutiger die Rolle eines Dunkelhäutigen spiele.
Eine Verwerflichkeit ergibt sich nur, wenn andere Faktoren mit ins Spiel kommen.
Wenn man beispielsweise schwarze Schauspieler nicht engagiert für die Rolle des Farbigen. Auch wenn die Rolle klischeehaft dämlich auszuführen ist.
Das sind Punkte, wo Verwerflichkeit in den Aussagen vorliegt. Sonst nicht.
Theater ist vielschichtig, Rollen und Handlungen bedürfen der Interpretation, vieles ist kontextabhängig.
Die gleiche Rolle, gespielt von der gleichen Person, mit dem gleichen Text kann in einem anderen Setting eine völlig andere Aussage besitzen, als im Originalsetting.
Und jetzt moch ein paar Worte zu dem Kriterium ,,wenn sich jemand beleidigt/verletzt fühlt, hat er Recht": sicherlich darf man Gefühle von konkreten Opfern nicht völlig außer Acht lassen bei seinem Handlen.
Richtet man jedoch sein Handlen NUR nach der Devise aus, dass man bloß niemanden angreifen möchte, dann darf man praktisch keinerlei soziale Interaktion mehr betreiben und muss sich alleine in ein leeres Zimmer setzen.
Denn jegliche Handlung bietet grundsätzlich das Potenzial der Beleidigung und Verletzung. Manche Leute flippen bereits aus, wenn man die Kaffeetasse ,,falsch hinstellt".
Es gibt echte Problemzustände und es gibt viel, viel mehr Scheinprobleme und Problemchen.
Und ja, auch ich als Sender habe ein ,,Recht" darauf, sozusagen, dass meine beabsichtigte Botschaft bei der Gesamtbewertung einer Handlung berücksichtigt wird. Nicht nur der (vermeintliche) Empfänger. Was weiß ich denn, ob es jemanden stört, dass ich meinen Rucksack mit dem afrikanischen Muster in der U-Bahn trage? Das kann ich gar nicht vorher wissen. Wenn er mich drauf anspricht, sage ich ihm einfach freundlich, dass ich das Muster toll finde und mir deshalb den Rucksack gekauft habe und damit hat es sich.
Ich werd sicherlich nicht fragen, ob ich den weiter nutzen darf, weil die Person wie ein Afrikaner aussieht.
Ganz ehrlich: Einsatz gegen Rassismus ist gut und richtig und den verfolge ich auch. Du siehst jedoch vieles einfach ZU verbissen.
Das hilft niemandem weiter, überall Rassisten und Rassismus zu sehen.
Das sorgt dafür, dass der echte weiter besteht.