Rassismus
13.02.2018 um 23:31Optimist schrieb:Nun zu dieser von dir verlinkten (repräsentativen? - möchte ich eher etwas anzweifeln) Umfrage.Es ist keine Umfrage, sondern ursprünglich eine Doktorarbeit gewesen, in der unter anderem eine noch in der DDR erhobene Studie zitiert wurde, die ausdrücklich nicht repräsentativ war, weil relativ viele Studenten und SED-Mitglieder befragt wurden, also kein Durchschnitt.
Allerdings fiel das Ergebnis nicht positiv, sondern viel negativer aus als man annehmen könnte.
Optimist schrieb:wenn sie Angst hatten in ihre Heimat abgeschoben zu werden, obwohl es ihnen in der DDR so schlecht ging ... hmm - das kriege ich irgendwie nicht zusammen.Sie sind extra in die DDR gekommen und haben ihre Familien für zwei bis fünf Jahre zurückgelassen, weil sie relativ gut bezahlt wurden. Hier eine Magisterarbeit zum Thema:
k. Im Allgemeinen waren Löhne und Prämien sowie
Sozialversicherungsbeiträge und Steuern nach den Richtlinien der DDR zu beziehen und zu
entrichten. Einzig und allein die vietnamesischen Vertragsarbeiter mussten zusätzlich zu ihren
Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen zwölf Prozent ihres Nettoeinkommens an den
vietnamesischen Staat zu dessen Wiederaufbau abgeben. Gruppenübergreifend erhielten die
Vertragsarbeiter eine Trennungsentschädigung von vier DDR-Mark pro Tag, wobei diese
Entschädigung bei unentschuldigtem Fehlen halbiert und im Wiederholungsfall gestrichen
werden konnte. Auch war es den Vertragsarbeitern möglich, bis zu 60 Prozent ihres monatlich
350 DDR-Mark übersteigenden Nettoeinkommens an ihre Familien im Heimatland zu
transferieren.
http://www.dienhong.de/wp-content/uploads/2013/09/Magisterarbeit-Micha-Rehder-Uni-T%C3%BCbingen-2013.pdf
Außerdem war man im Heimatland möglicherweise noch größeren Repressalien ausgesetzt... gerade die Vietnamesen.
Oder dem Gesichtsverlust:
So verdeutlicht er, dassEinige haben aber nie ihren Lohn bekommen:
diejenigen jungen Frauen und Männer, die Vietnam verließen um in der DDR zu arbeiten,
dies nicht aus eigenem Antrieb taten. Vielmehr entschieden die Eltern darüber, welche Kinder
ihrer Meinung nach geeignet waren, die langjährige Trennung von der Familie auf sich zu
nehmen.
https://www.welt.de/print/die_welt/politik/article109235908/Das-unendliche-Warten-auf-den-DDR-Lohn.html
Optimist schrieb:Weil man nicht alles - nach schwarz/weiß - Schema betrachten und alles in einen Topf schmeißen sollte.Ich wollte Dir nur zeigen, dass Deine Aussage eben nur für Dich gelten kann. Insgesamt gab es in der DDR nicht weniger Rassismus - er wurde sogar vom gleichen Staat, in dem viel von "Völkerfreundschaft" die Rede war, institutionalisiert, indem die Vertragsarbeiter keine engeren Beziehungen zu DDR-Bürgern haben durften, in Wohnheimen wohnen mussten, ihre Familien nicht nachkommen lassen durften u.s.w.. Das war sogar viel extremer als in Westdeutschland, und für die Vertragsarbeiter selbst auch noch härter.
Es gibt im Leben immer Solche und Solche. Und seid ihr es nicht auch, welche immer sagen: Muslime oder überhaupt Migranten soll man nicht alle in einen Topf schmeißen?
Siehst du, Ex-DDR-Bürger auch nicht.
Ob es ihnen wohl viel gebracht hat, wenn einzelne DDR-Bürger trotzdem den Kontakt suchten?
Es gab da keine heilere Welt, weil "Negerküsse" in Deinem Umfeld nicht als rassistisch empfunden wurden. Als ich klein war, dachte man auch noch, es wäre quasi anti-rassistisch, seinem Kind eine "Negerpuppe" zu kaufen.
Nur ist der Maßstab, ob etwas rassistisch ist nicht, ob es im Umfeld so empfunden wird, ob es so gemeint ist oder die Gesellschaft es zulässt. Wenn ein Begriff ein blödes, stereotypes Vorurteil wiederspiegelt, dann tut er das auch, wenn der, der ihn benutzt, ansonsten keine Vorurteile hat.
Der netteste Mensch kann von "Schlitzaugen" reden, der offenste von "Wilden" oder "Rothäuten"... zu seiner Zeit mag das nicht als Diskriminierung empfunden oder gemeint gewesen sein, selbst die Schwarzen in den USA haben sich als "Negro" bezeichnet... bis sie erkannten, dass der Ausdruck rassistisch ist und es immer war.