@FiernaNatürlich geht es auch darum, ob sich Leute diskriminiert fühlen.
Könnte ich dir hier einfach ein Gesetz hinwerfen, welches bspw bestimmte Menschen von bestimmten Berufen ausschließt, würden wir diese Diskussion ja gar nicht führen.
Die Frage ist eben, ob man darauf Rücksicht nehmen möchte bzw das überhaupt in Betracht zieht.
Nun, erstmal vorab: Selbstverstaendlich sollte man Ruecksicht nehmen und so egal, wie das hier teils sicher durchscheinen mag, sind mir die Gefuehle anderer Leute gewiss nicht.
Es geht bei all dem jedoch nicht darum (oder sollte zumindest nicht darum gehen), Menschen kuenstlich in die Pfanne zu hauen - ob bevor oder nachdem sie sich verletzt fuehlen.
Wenn ein erwachsener Mensch sich beleidigt, gekraenkt oder diskriminiert fuehlt, ist das erstmal ein Grund, Fragen zu stellen. NICHT jedoch ein Grund vorschnell Antworten zu liefern, so wie es hier gerne getan wird.
Natuerlich ist das Gefuehl, beleidigt zu sein, immer echt, das heisst aber noch lange nicht, dass auch der Grund dafuer echt ist. Der kann ganz schnell ein Missverstaendnis sein. Nur Kinder haben automatisch recht, denn beim weinenden Baby interessiert es niemanden, ob es zurecht weint oder nicht. Bei Erwachsenen ist das anders.
Erwachsene liegen nunmal auch gelegentlich daneben. Klar entgeht es auch mir nicht, dass es wie eine Demuetigung von Opfern aussehen muss, wenn man erstmal bloed fragt, ob das Gefuehl denn auch berechtigt ist, aber wenn man es nicht macht, zaubert man aus einem Opfer sehr schnell zwei - eines, das sich aufgrund eines Missverstaendnisses als Opfer fuehlt und ein echtes, dem aufgrund eines Missverstaendnisses Rassismus, Sexismus oder Anstachelung zur Hexenverbrennung vorgeworfen wird. Sind die Gefuehle des zweiten Opfers egal? Hoffentlich nicht.
Gelegentlich wird auch mal ein Wort aus seinem Kontext herausgerissen, eine negative Konnotation drangeklatscht und auf die Art die gesamte Aussage als boesartig klassifiziert. Hat man damit automatisch recht? Hoffentlich nicht.
Ja, gelegentlich laeuft es darauf hinaus, einem Menschen "hab dich doch nicht so" sagen zu muessen.
Weißt du, wir hatten hier vor gar nicht so langer Zeit die Diskussion, ob man die "Mohrenstraße" umbenennen sollte.
Die Argumentation war genau dieselbe wie in diesem Thread.
"Die Leute interessiert das gar nicht/keiner fühlt sich dadurch diskriminiert/es sind nur ein paar weiße Wohlstands-SJW-Idioten, die hier ihre Komplexe ausleben usw.
Würde das wirklich wen stören, würde ich ja vllt darüber nachdenken."
Nachdem ich dann belegte, dass sich mehr als 50 regionalen Mitgliedsverbänden und –vereinen, der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland dafür aussprechen und ich den Leuten sogar Bildchen eingebunden habe, überdachte man die eigene Meinung aber nicht, sondern wechselte einfach zu
"Wieviele Menschen sind das denn genau?"
"Die sollen sich nicht so anstellen"
oder
"War ja klar, dass die sich dafür einsetzen, ist jetzt nichts Besonderes"
Es ist einfach eine furchtbar perfide Art, die Diskussion zu führen.
Natuerlich existiert dieser eine Fall sowie viele mehr davon und natuerlich ist es zum Kotzen. Selbstverstaendlich kommt man immer wieder an den Punkt, an dem man seine Gewohnheiten mal einstecken sollte, wenn diese Gewohnheit zu schwer vorbelastet ist und daher zu Schmerz fuehrt - auch wenn man es nicht bewusst boese gemeint hat. Ich wuerde das mal als zivilisatorische Pflicht sehen.
Daraus kannst du aber unmoeglich ableiten, dass jeder Fall ein solcher ist. Und ja, das heisst leider, dass man da immer wieder durch muss.
Klar dreht es einem Liberalen den Magen um, wenn Menschen auf Gedeih und Verderb ihre Gewohnheiten ueber alle anderen Menschen stellen.
Genauso jedoch auch umgekehrt. Behauptungen zu Unterdrueckungsmechanismen aufzustellen und sie stur zu wiederholen, ohne sie jemals zu belegen, ist genauso einfach wie es schaendlich ist. Du hast oben voellig recht: Wenn es so eindeutig wie bei einem definitiv diskriminierenden Gesetz waere, wuerden wir nicht darueber reden, aber so eindeutig ist es nunmal nicht.
Zieh mal im Kontext des Threads folgende Behauptungen heran:
* Man traegt ein Kostuem, weil man die dargestellte Person nicht fuer einen echten / vollwertigen Menschen haelt (von Kostuem ohne Zwischenstops zu Dehumanisierung)
* Man beraubt einen Menschen durch das Tragen eines Kostuems seiner Kultur.
Nun geh mal fuer ein paar Minuten in dich und versuche einen logischen und stichhalten Weg zu zeichnen, der unabhaengig von gefuehlten Opfer- und Taeterrollen sowie Gewohnheiten diese beiden Aussagen sinnvoll darstellt.
Wohl ein Ding der Unmoeglichkeit (wobei ich mich gerne ueberzeugen lasse), dennoch wird es nicht nur stur und plump wiederholt, sondern die Wiederholung der Behauptung auch noch als Erklaerung der Behauptung selbst bezeichnet.
Vielleicht schaffst du es aber auch, diesen Weg zu zeichnen, das waer super. Dann pruefe ihn bitte: Fuehrt der Weg dich von der Aktion zur Diskriminierung, oder funktioniert der Weg erst dann, wenn vor der eigentlich Tat Opfer- und Taeterrollen definiert wurden? Da liegt der Unterschied zwischen Liberalen und SJWs - erstere bewerten, ob etwas diskriminierend ist, letztere suchen Taeter und Opfer und interpretieren die Interaktionen mit diesen Menschen zur Diskriminierung um (und wie schon vorher geschrieben, halte ich letzteres fuer blank rassistisch).
Wenn du den Weg nicht aufbauen kannst, dann kannst du eben nur noch mit den Zahlen derer argumentieren, die sich diskriminiert fuehlen. Wenn sich die Haelfte aller Schwarzen durch ein Neandertaler-Kostuem diskriminiert fuehlt, dann nehm ich das hin und werde dem Kostuem sicher nicht hinterhertrauern, auch wenn mir jegliches Verstaendnis dafuer fehlt, wie die Verbindung entstehen soll. Okay, ab dem Punkt muss es nicht mehr logisch sein und Gefuehle sind nicht immer logisch, aber an dem Punkt kommt man erstaunlich selten an. Stattdessen werden nur weiter Behauptungen wiederholt, aufgrund derer man zum "Umdenken" "anregen" will, was einem Liberalen den Magen genauso umdrehen sollte, wie es dein Beisipel mit der Mohrenstrasse tut - meiner jedenfalls fungiert inzwischen als Stromgenerator.