Streuselchen schrieb:Darf ich fragen warum dir der Gebrauch des Wortes wichtig ist, nur weil es in manchen Kontexten nicht rassistisch gewertet wird (zB. in Diskussionsstrukturen, die zur Klärung dienen)?
Weil ich seine Macht entzaubern möchte.
Viele Menschen verbinden damit nur das historisch Negative, und glauben, dass der Verzicht auf dieses Wort schon irgendwas hinsichtlich Rassismus besser machen würde. Das erkenne ich aber nirgends. Ganz im Gegenteil.
Es werden völlig unnötige Fronten aufgemacht, die mit etwas adäquater Kommunikation aus der Welt zu schaffen wären.
Rassismus ist Phänomen, das auf einem Mangel an echter Kommunikation gründet, der Vor- und Fehlurteile über Menschen begünstigt. Man muss miteinander ins Gespräch kommen, um den anderen richtig kennen zu lernen. Dabei ist nicht das Wort als solches das Problem, sondern die Botschaft, die es vermitteln kann. Das gilt auch für jedes Wort in dem Zusammenhang.
Diese Botschaft gilt es zu ergründen - zu erfragen, und zu hinterfragen, bevor man seinerseits ein Urteil über den Sprecher fällt. Nur so lassen sich etwaige Fehlannahmen und Missverständnisse aus der Welt schaffen. Nur so ist es möglich, dass Menschen tatsächlich aufeinander zugehen, und sich kennen lernen können, und so kann der Rassismus verschwinden. Ein "Sprechverbot" - wobei viele oft gar nicht mehr wissen, was sie noch sagen können, wie ich schon oft hörte, bewirkt in vielen Fällen einfach das Gegenteil. Vorurteile verdichten sich, Rassismus kann sich dadurch auch verstärken. Deshalb benutze ich das Wort weiter.
Es geht nicht darum, ob ich es benutze, sondern wie. Das gilt für jedes Wort. Der Ton macht die Musik.
Streuselchen schrieb:Um es auf gleicher Ebene benutzen zu "können" (ohne Vorwurfskonsequenz) müsstest du betroffener Schwarzer sein, ansonsten gilt deine Rechtfertigung gegenüber dir selbst leider nicht, denn du kannst von außen nicht etwas beanspruchen, was dir aufgrund deiner weißen Hautfarbe nicht als Betroffener zugesprochen werden kann, da du an der Entstehungsgeschichte des Wortes keinerlei Beteiligung hast, bzw sie (die Geschichte) und es (die Hautfarbe) für dich zu keinem Nachteil gebraucht wird.
Sehe ich nicht so.
Ich kann das genauso wie schwarze Menschen sehr empathisch und innerhalb einer Vertrauensbasis tun, so dass niemand sich rassistisch angegangen fühlen muss.
Das ist eine Frage der Sozialkompetenz und kommunikativen Fähigkeiten, keine Frage der Ethnie.
Streuselchen schrieb:Du hast als weißer Mensch eine weniger unterdrückte Ahnengeschichte inne und kannst nicht beanspruchen zu schwarzen Menschen das N-Wort sagen zu dürfen weil es damals der weiße Mensch allgemein war, der sie so herabwürdigend deklarierte. Gebraucht man es heute noch in der Form, tut man das gleiche wie der Sklavenherr seinerzeit.
Sehe ich auch nicht so. Das ist eine bloße Behauptung, die niemals belegt werden kann. Die Ansicht darüber stammt offenbar aus der Kolonialzeit, welche tatsächlich eine besondere in dem Zusammenhang ist, aber sicher keine historische Seltenheit darstellt.
Wer weiß schon, welche Leid Erfahrungen irgendwelche Menschen im Leben gemacht hatten, und wie ihre Vorfahren mit Unterdrückung aller Art umgegangen sind. Egal ob Schwarz oder Weiß. Sklaverei ist nicht nur ein reines Schwarz/Weiß Problem, sondern ein ewiges Menschheitsproblem; .. bis heute, wenn man es genau nimmt. Man muss sich nur die Vielen Menschenhändlerkreise der Welt von heute angucken, dann wird völlig klar, dass es das schon immer gab, und auch weiterhin gibt. Trotz aller Fortschritte die viele Gesellschaften errungen haben.
Ich als Mensch kann also genau solche Erfahrungen gehabt haben, oder mich in sie hinein versetzen können, wie alle anderen Menschen auch.
Streuselchen schrieb:Ich sehe keinen entstehenden Nachteil dieses Wort/Wörter wie diese nicht mehr zu benutzen weils diverse andere gibt, mit denen man schwarze Menschen ganz normal ansprechen kann UND/ODER entsprechende Erklärungen zu der Hautfarbe, unterschiedlichen Kulturgegebenheiten etc. kontextbezogen verwenden kann.
Ich sehe den Nachteil in der zuweilen ausgebremsten Kommunikation, weil einfach oft zu viele Eiertänze um Worthülsen gemacht werden, und viel zu wenig Fokus auf den eigentlichen Inhalt der dahinter stehenden Botschaft gelegt wird.
Streuselchen schrieb:Es brauch diese Wörter nicht um ein Sinnbild zu schaffen. Dafür ist gerade die deutsche Sprache so vielschichtig und für jeden ein ein Gebrauch verfügbar, der dem eigenem Gusto entspricht - da brauchs das rassistische nicht (egal ob so gemeint oder nicht).
Wenn einer drauf verzichten will, ist es sein gutes Recht. Ich werde es niemandem verbieten wollen. Wenn es einer benutzt, ist es auch sein gutes Recht. Auch das möchte ich aus den oben genannten Gründen nicht verboten oder sonst wie gesellschaftlich geächtet wissen.
Streuselchen schrieb:Das Betroffene sich untereinander selbst so nennen finde ich übrigens auch nicht sonderlich prall.
Ist mir völlig gleich. Muss jeder selbst wissen. Es kommt nicht auf das Wort an, sondern auf die Botschaft insgesamt, welche mit einem von vielen Worten transportiert werden kann.
Streuselchen schrieb:Es gestaltet sich schwierig allgemein rassistische Worte (wenn von weißen gesprochen) auszumerzen wenn schwarze sich untereinander selbst so beleidigen. Auch - oder gerade weil- wenn gewünscht wird, das man gewählte Selbstbezeichnungen umsetzen soll.
Das liegt nicht am Wort, dass der Rassismus nicht ausgemerzt werden kann, sondern an Vorurteilen und Fehlannahmen über irgendwelche Ethnien, die auf einem Mangel an Kommunikation gründen.
Da muss man ansetzen.
Streuselchen schrieb:Wenn Rapper ihre Songtexte mit Worten wie Nig*** vollklatschen könnte der ein oder andere (wie der Thread beweist) auf die Idee kommen, dass dies als gewünschte Selbstbezeichnung gilt. Daher fände ich es nur richtig, wenn betroffene Rapper etc. diesen Umgangston, bezüglich sich selbst, auch unterlassen und aufhören sich damit selbst nieder zu reden. Mich stimmt das sogar irgendwie traurig.
Ich finde das genau richtig, wie sie es machen. Sie verwenden den Begriff so, dass er schlicht entzaubert wird, und so seine Macht verliert. Ein sehr guter Weg meine Erachtens, und ich beglückwünsche jeden Menschen, der damit so souverän umgeht, wie es diese Menschen tun. Sie lassen sich schlicht nicht zu Opfern machen, sondern sind Gestalter ihrer eigenen Wirklichkeit in diesem Thema geworden, und so ihre Situation sehr verbessert haben. Das ist ganz große Klasse.
Streuselchen schrieb:Aber, als intelligenter, belesener Mensch WEISS man eigentlich (oder kann sich darüber informieren), dass diese Bezeichnung/Beleidigung vom weißen Menschen nicht gewünscht ist weil es eben die Kolonialzeit vorgibt, dass es zur Herabwürdigung diente.
Auf manche mag es wie eine Beleidigung wirken, auf manche nicht.
Als intelligenter, belesener Mensch weiß man hier zu differenzieren.
Als sozialkompetenter Mensch, der darauf bedacht ist, die Menschen wirklich kennen zu lernen, und nicht nur mit oberflächlichen Floskeln zu hantieren, fragt man einfach, wie jeder dazu steht. So einfach kann das Leben sein.
Streuselchen schrieb:Die damalige Zeit - inkl die Verwendung solcher Bezeichnungen - sind prägend für die Bedeutung, die sich bis heute durchzieht
Sehe ich nicht so. Die Bedeutung hat sich ganz offenbar schon mehrfach gewandelt. Nicht immer und nicht überall. Aber doch schon oft genug, um das nicht verabsolutieren zu können.
Streuselchen schrieb:An der Bedeutung hat sich nichts geändert, selbst wenn es die Sklaverei gott sei Dank nicht mehr gibt.
Es gibt die Sklaverei noch. Völlig unabhängig von Ethnie oder Herkunft.
Moderne Sklaverei und Zwangsarbeit
Menschenhandel oder Zwang zur Arbeit sind verboten, doch sie gehören längst nicht der Vergangenheit an. Zwangsprostitution, Kinderarbeit und Schuldknechtschaft sind Formen moderner Sklaverei. Die Vereinten Nationen und ihre Sonderorganisationen haben mehrere rechtsverbindliche Übereinkommen geschlossen, die vor Sklaverei, Zwangsarbeit und Menschenhandel schützen sollen.
Quelle:
https://menschenrechte-durchsetzen.dgvn.de/menschenrechte/moderne-sklaverei-und-zwangsarbeit/?pk_campaign=cpc&pk_kwd=Streuselchen schrieb:Bleiben Worte, wie diese, aber im sprachlichen Gebrauch, gibt man dem schwarzen Menschen immer wieder einen verbalen Flashback und macht (vllt auch ungewollt, entstanden aus Ignoranz oder intellektuelle Verkellerung) darauf aufmerksam, dass man als moderner weißer Mensch immernoch in Teilen für die damaligen Unterdrückungen einsteht und/oder sie als nicht so dramatisch erachtet.
Das ist mir zu absolut. Kommunikation funktionier so eindimensional nicht.
Streuselchen schrieb:Gleiches gilt auch für Judenwitze / ob nun satirisch gemeint, sarkastisch gesprochen oder ironisch gedacht.
Ja, hier das Gleiche. Wir sind alle nur Menschen. Das sollte man niemals vergessen.
Diese ganze Grüppchenbilderei ist eher kontraproduktiv, behaupte ich.
Streuselchen schrieb:Es ist völlig egal da es menschliche Grundsätze sind, die eingehalten gehören & die da nur zur eigenen Belustigung gebrochen werden. Verdiene ich damit, wie L.E auch noch mein Geld, dann muss ich damit rechnen das meine eigenen (für mich unlustigen) Statements hart angeprangert werden. Darüber mache ich mir VORHER Gedanken, BEVOR ich mich dazu entschließe diesen Weg einzuschlagen um damit Kasse zu machen. Antisemitismus ist NIE lustig, in meinen Augen und wer das benötigt um nochmal herzhaft lachen zu können, sollte sich und seinen verkappten Humor (immernoch nur meine Meinung, muss keiner teilen) hinterfragen und darüber nachdenken warum man darüber lachen kann.
Ich sah da keinen Antisemitismus, und viele Juden auch nicht.
.. ok, das reicht erstmal. Ich denke, es ist etwas klarer geworden, warum ich das so sehe und entsprechend handhabe.