Tussinelda schrieb:nein, das ist bescheuert. NIEMAND würde das fragen, weil es vollkommen egal ist im Miteinander, wie wer seine Ethnie bezeichnet haben will. Da fragt man nach dem Namen oder sprichst Du Menschen mit ihrer Ethnie an? Warum sollte man das machen, um gleich zu klären, hey, Du bist anders, wie soll ich Dich nennen, damit klar ist, dass Du anders bist?
Nein, das ist nicht bescheuert, es ist konsequent. Wenn das egal wäre, dann müsste tatsächlich NIEMAND fragen. Ist es aber ganz offenkundig nicht, sonst gäbe es gar keine Diskussion hier. Fakt ist, dass es ein gesellschaftliches Thema ist, und dass man der Sache irgendwie begegnen muss. Ich für meinen Teil tue es so wie beschrieben. Ganz im privaten Rahmen, wo sich Menschen begegnen, kennen lernen, ihre Vita bequatschen, ihren Beruf, ihren Werdegang, ihre Herkunft erfragen, und so austauschen. Jeder ist anders, und das weiß bzw ahnt intuitiv normalerweise auch jeder. Genau darum geht es ja beim Kennenlernen. Das ist ja gerade der springende Punkt.
Tussinelda schrieb:Was wenn derjenige "ich bin Deutscher" sagt? Fragst Du dann "aber wie soll ich denn bezüglich Deiner Hautfarbe nennen"? Es gibt im persönlichen Miteinander dazu keinen Grund und wenn man von der Gruppe spricht, dann ist die einzelne Meinung oder der Konsens zwischen 2 Menschen eben genau nur das, eine Absprache zwischen zwei Menschen, die es nicht ok macht, dieses Wort generell zu verwenden oder die diesem Wort dann eine andere bedeutung geben würde.
Wenn er Deutscher sagt, ist er halt Deutscher. Wenn mich seine Hautfarbe interessiert, dann kann man auch das ganz problemlos und ungezwungen erfragen. Ich sehe nicht, wo das schon jemandem zu nahe treten solle. Afroeuropäer gibt es zuhauf, und die meisten sind sogar stolz auf ihre Wurzeln. Warum auch nicht? Warum sollte man nicht darüber reden dürfen .. Tabu? Ganz sicher nicht.
Es geht auch nicht nur um eine Absprache zwischen zwei Menschen, sondern generell um einen stets vermöglichbaren Konsens zwischen Menschen, Worte so zu werten und zu verstehen, wie man es will. Niemand muss ein Wort so werten, wie es jemand anders tut, auch wenn es eine Mehrheit ist. Darum geht es.
Es gibt diesen Absolutheitsanspruch schlicht nicht, und das Wort ist nicht per se rassistisch. Das gilt es zu verstehen, und zu differenzieren, dann kann die Kommunikation auch mit weniger Missverständnissen und damit konfliktärmer vonstatten gehen.
Hier noch mal eine Fachmeinung dazu, die belegt, dass ich mit meinen Ansichten bei weitem nicht alleine stehe:
Während im deutschsprachigen Raum Neger sowohl rassistisch wie auch «neutral» verwendet wurde, wurden im englischen Sprachraum die Begriffe «Negro» als «neutrale» Bezeichnung und «Nigger» als rassistisches Schimpfwort gebraucht.
Quelle:
https://www.gra.ch/bildung/glossar/neger/Klare Aussage; es wurde auch immer neutral verwendet, nicht nur rassistisch, und das kann man immer noch so handhaben. Voraussetzung ist eben, dass es im entsprechenden Rahmen einen Konsens darüber gibt, dass es neutral (oder sonstwie wertend) verwendet wird.
Es hilft dem Kampf gegen Rassismus nicht, wenn man versucht eine Meinung zur allgemeingültigen Wahrheit zu erklären. Das irritiert Menschen stellenweise mehr, als dass es was hilft, weil es letztlich selbst nur Missverständnisse und Konflikte generiert.
Diese allgemeingültige Wahrheit gibt es hier zu dem Wort nicht. Es gibt nur Teilwahrheiten, es gibt Befindlichkeiten, es gibt mehr oder minder gut begründete Ansichten, und die sind auch noch unterschiedlich bewertbar.
Wenn man also nicht immer und überall im privaten Miteinander deutlich erfragt, wie jemand seine ethnische Zugehörigkeit benannt haben will, weiß man es ganz einfach nicht.
Klar gibt es Vorschläge, die im allgemeinen Sprachgebrauch davon abraten, bestimmte historisch vorbelastete Worte zu meiden, weil sie wie hier als rassistisch konnotiert gelten, und von vielen als diskriminierend aufgefasst werden können. Das ist aber niemals in Stein gemeißelt. Weder muss irgendein Wort immer diskriminierend gemeint- noch immer diskriminierend verstanden werden.