Political correctness, ein gescheitertes Experiment
10.02.2021 um 23:19paxito schrieb:Die Meinung muss dir nicht gefallen. Du kannst sie falsch, dumm, rassistisch usw. nennen. Aber unmoralisch?Verstehe schon. Nur hört die Sache nicht bei der Meinung auf, weil - wie du schon sagtest - die Handlung auch moralisch bewertet wird. Nur weil also
Da tue ich mich schwer mit. Zwei Beispiele die illustrieren warum mir das schwer fällt:
1. Ein älterer Herr, Rentner, lebt auf dem Dorf. Er ist Mitglied der Feuerwehr, im Schützenverein, Jäger. Ein guter Nachbar der immer hilft und ein zentraler Bestandteil des Dorflebens. Und er ist der Meinung schwarze Menschen seien dümmer als weiße. Da es keine schwarze Menschen im Dorf gibt und er auch noch nie einen getroffen hat, hat diese Meinung aber keinerlei Konsequenzen.
2. Eine Krankenpflegerin. Sie ist der Meinung, dass viele alte Menschen furchtbar leiden würden und man müsste ihnen helfen. Deswegen mordet sie voller Selbstaufopferung in ihrem Altenheim.
Du verstehst worauf ich hinaus will?
1. der Rentner keine Handlungen begeht, die sehr wahrscheinlich auf Grundlage seiner Meinung zu verurteilen wären, wird seine Meinung
2. eine verwerfliche Handlung, die aus einer gut begründeten oder gar moralisch wertvollen Meinung resultiert,
nicht irgendwie besser.
Zumal Punkt 2 in meinen Augen auch nicht besonders moralisch ist, da geht es um Fremdbestimmung nehme ich an.
paxito schrieb:Ja. Aber absurder Weise können "böse" Meinungen "gute" Handlungen hervorbringen und umgekehrt. Das macht es etwas knifflig.Klar, das sollte auch keine Wertung der Handlung sein, die resultieren kann. Aber auch das ändert doch nicht, wie die Intention der Handlung oder Meinung in den jeweiligen Fällen zu bewerten wäre. Man kann doch problemlos beides trennen, geschieht auch in der Praxis eigentlich ganz oft.
paxito schrieb:Doch schon. Am Ende erinnert das hier manchmal seitenweise an das Spiel "du bist sch...e weil...". Vielleicht liegt es auch nur an meiner Perspektive.Sehe ich auch oft so.. aber ich sehe auch Unterschiede in der Begründung die dem weil folgen. Darauf kommt es doch auch an, die persönliche Bewertung kann man auch einfach streichen.
paxito schrieb:Naja. Du sagst Neger, Neger ist böse, weil du Neger sagst, bist du böse. Kann man machen und legitim finden, aber im Grunde ist das eine Bankrotterklärung für eine Diskussion.Stimmt nicht ganz. Hier wurde und wird auch seitenlang erklärt, warum denn Ne*** böse sein soll. Was bleibt denn bitte übrig, als den Schluss zu ziehen und zu sagen, du bist böse bzw. du sagst Böses. Ist eine ehrliche Frage. Wenn jemand ständig behauptet, er müsste das sagen können und damit dann immer wieder in der Diskussion aufschlägt, bleibt irgendwann nur noch der Widerspruch um das nicht stehen zu lassen. Ob man das dann als moralischen Zeigefinder abtut, ist die eine Sache. Aber einfach den Begriff Neg*** im Raum stehen zu lassen, halte ich auch für falsch.
Das wird in der Gesellschaft "draußen" noch viel wichtiger, wenn man auch mal Zivilcourage zeigen muss. Wenn jemand in der U-Bahn mit Ne*** beschimpft wird würdest du auch nicht vorhalten und sagen, was für ein Moralapostel. Zugegeben, hier riskiert man nicht viel, bloß Zeit. Aber auch Zeit ist irgendwie kostbar. Du liest dich gerade eher wie ein neutraler Beobachter, der seine Meinung über die Art und Weise der Diskussion abgibt, ohne sich aber sozusagen selbst mal die Hände schmutzig zu machen.
paxito schrieb:Wie wäre es mit Achtsamkeit und Höflichkeit? Ich habe meine Meinung, wenn sie dich interessiert, erkläre ich sie dir. Und ich würde gerne deine wissen. Ist meist ein guter Anfang für ein Gespräch. Okay, ich bin als Pfleger etwas geschädigt durch den Umgang mit psychisch kranken Menschen, das prägt mich an der Stelle wahrscheinlich.Perfekt. Sagte ich doch bereits oben. Bezogen auf den Kontext läuft das für mich halt dann wirklich auf diskriminierungsfrei hinaus und somit dann auch PC. Wie man das Kind dann nennt, ob Achtsamkeit, sensibler Umgang mit der Sprache ist doch wurscht..
Das Problem ist vielmehr, dass jeder auf seiner Meinung beharrt, völlig egal, was für Argumente vorgetragen werden. Ich gehöre bestimmt auch mal dazu, aber versuche tatsächlich offen zu bleiben. Bisher hat mich noch kein Argument bezogen auf das Ortsschild überzeugt.