Political correctness, ein gescheitertes Experiment

Optimist schrieb:Könnt ihr oder jemand anderes mir mal bitte erklären, was an "man" fasch ist? Es ist doch kein "mann" - dann könnte ich es ja verstehen. Man ist glaube einfach nur ein Pronomen ohne Geschlechterbezug.
Also weshalb stoßt ihr Euch daran?

Ich glaube, gerade dieses Überbordende ist es, dass den Leuten diese ganze PC-Kultur so deutlich unschmackhaft macht. Einem Germanisten muss es bis ins Mark erschüttern, aber man will dann gerne, dass er auch so spricht.

Was an dem Wort "man" falsch ist weiß ich auch nicht. Ist denn daran etwas falsch?
Dachte eher es sei universell.

Vielleicht hilfreich für manche, die Problematik zu verstehen, dass Sprache unterscheidet und das nicht immer wertneutral, da dem Wort Eigenschaften beigemischt werden. Hier sehr schön ausgeführt.

GENDER/SPRACHE
"Man" meint nicht alle
Ein Wissenschaftsblog seziert genauestens und mit kühlem Kopf ein Thema, das selten unaufgeregt debattiert wird, und erklärt, warum die männliche Form für alle schlichtweg falsch ist

Quelle: https://www.derstandard.at/story/1325485955099/gendersprache-man-meint-nicht-alle

Sprache diskriminiert

Quelle: https://scilogs.spektrum.de/sprachlog/sprache-diskriminiert/

Frauen natürlich ausgenommen

Quelle: https://scilogs.spektrum.de/sprachlog/frauen-natuerlich-ausgenommen/

Optimist schrieb:Wenn du es in Beiträgen zuvor nicht tatsächlich gegen "Mensch" ausgetauscht hättest, hätte ich nun gedacht, das ist alles Spaß, aber ihr meint das tatsächlich ernst schätze ich.

Ich meine das schon ernst, weil es in den meisten Fällen ungewohnt anhört (Mensch wird sich daran gewöhnen), aber mal ausnahmsweise ohne Sternchen, Schrägstrich, Kunstpause oder Kürzelgruppe funktioniert.
Sehe das aber ganz undogmatisch. Wenn Mensch allgemein meint dass das nichts ist - aus welchen Gründen auch immer - ist das Thema gegessen. War halt nur ein Vorschlag.

Ich weiss, das Thema steht unter Politik.
Also geht es ideologisch zu.

Was PC für einen politisch Korrekten bedeutet steht im Lexikon, dass politisch korrekt ist.
Möglicherweise mögen sich einige noch an Zeiten erinnern, wo eigenes kritisches Denken auch gefragt und anerkannt war.

Aus meinem eigenen kritischen Denken heraus, wenn es denn erlaubt sein sollte, dass ich es äussere, sehe ich PC meist als eine Art Opportonismus, der nicht mehr kritisch denkt, überhaupt weniger denkt, sondern einfach wiederholt , was öffentliche Verlautbarung ist, was in Lexika und Medien steht. Diese Entwicklung macht mir etwas Angst. Schöne neue Welt.

Man könnte über seine Meinungen diskutueren zu Themen. Es geht fast nur darum, was richtig sei und in Lexika steht. Das eigene Denken spielt kaum noch eine Rolle.

Gerlind schrieb:Man könnte über seine Meinungen diskutueren zu Themen. Es geht fast nur darum, was richtig sei und in Lexika steht. Das eigene Denken spielt kaum noch eine Rolle.

Absolute Zustimmung. Es wird von den Befürwortern lediglich das wiedergegeben, was ihnen vermeintliche oder selbst ernannte Autoritäten als die in alle Ewigkeit gültige Wahrheit verkaufen. Eigene Gedanken oder die kognitive Fähigkeit auf Basis eigener Erfahrungen Zusammenhänge zu reflektieren oder entsprechende Quellen zu hinterfragen, gilt bereits als anstößig. Selbstständig denken scheint bereits negativ konnotiert.
Dabei ist den meisten gar nicht bewusst, die auf dieser Basis argumentieren, dass sie damit lediglich Kinder ihrer Zeit sind. Und die Welt ist einem stetigen Wandel unterworfen. Wären die Kinder ihrer Zeit in der DDR geboren hätten sie die dortige und damalige Definition des Faschismus sicherlich hervorragend wiedergeben können und im Nationalsozialismus die Rassentheorie.

@Tussinelda
aus deinem Link:

GENDER/SPRACHE
"Man" meint nicht alle
Ein Wissenschaftsblog seziert genauestens und mit kühlem Kopf ein Thema, das selten unaufgeregt debattiert wird, und erklärt, warum die männliche Form für alle schlichtweg falsch ist

hier fängts doch schon an mit den falschen Annahmen, vonwegen "man" sei eine männliche Form. Seit wann schreibt man "Mann" ohne "nn"?
Und dass "man" nicht Alle meint ist doch völlig klar.
"Mensch" anstatt "man" würde jedoch Alle meinen.

Und deshalb fänd ich es nicht nur ungewohnt, sondern inhaltlich auch falsch.

Lupo54 schrieb:Ich meine das schon ernst, weil es in den meisten Fällen ungewohnt anhört (Mensch wird sich daran gewöhnen), ...
Sehe das aber ganz undogmatisch. Wenn Mensch allgemein meint dass das nichts ist - aus welchen Gründen auch immer - ist das Thema gegessen. .....

"Mensch" ohne Artikel zuvor finde ich irgendwie ein verstümmelndes Deutsch.
Aber ich kann mir schon denken, weshalb der weggelassen wird, sonst müsste man doch gendergerecht "das Mensch" schreiben oder "der,die,das..." ;)

Und ich finde "Mensch" meint halt nicht so allgemein und unbestimmt wie "man", wie gesagt, "Mensch" impliziert für mich Alle, "man" hingegen nicht.

Gerlind schrieb:Es geht fast nur darum, was richtig sei und in Lexika steht. Das eigene Denken spielt kaum noch eine Rolle.

empfinde ich manchmal auch so.

Gerlind schrieb:Möglicherweise mögen sich einige noch an Zeiten erinnern, wo eigenes kritisches Denken auch gefragt und anerkannt war.

durch kritisches Denken und Hinterfragen ist pc so wie wir sie heute verstehen überhaupt erst entstanden. So viel also dazu.
Außerdem finde ich es es gelinde gesagt unverschämt zu behaupten, dass Verfechter von pc nicht selbst denken würden.

Optimist schrieb:hier fängts doch schon an mit den falschen Annahmen, vonwegen "man" sei eine männliche Form. Seit wann schreibt man "Mann" ohne "nn"?
Und dass "man" nicht Alle meint ist doch völlig klar.
"Mensch" anstatt "man" würde jedoch Alle meinen.

Und deshalb fänd ich es nicht nur u gewohnt, sondern inhaltlich auch falsch.

dann sind sämtliche Artikel wohl irgendwie an Dir vorbei gegangen oder nicht angekommen. Aber wenigstens bestätigst Du genau das, was in den Artikeln aufgezeigt wird.

Tussinelda schrieb:dann sind sämtliche Artikel wohl irgendwie an Dir vorbei gegangen oder nicht angekommen. Aber wenigstens bestätigst Du genau das, was in den Artikeln aufgezeigt wird.

Welche "sämtliche" Artikel meinst du denn, Deine Links weiter oben?

Dann gehen wir mal den 1. durch, worin die Fehlannahme getroffen wurde, "man" sei männlich oder würde Männlichkeit implizieren.
Das "man" ist nämlich etwas völlig Anderes als das hier, worums weiterhin in dem Artikel ging:

Das "generische Maskulinum" wird als Fakt bezeichnet, ...

Diese Argumentation bezogen zB auf Berufsgruppen, kann ich ja sogar noch nachvollziehen. also dass man sich mit z.B "Goldschmied" auf Männer festlegt und eine Frau außen vor bliebe.

Im weiteren taucht dann nichts mehr von "man" auf. Warum wohl? Weil man es eben nicht als Maskulinum verstehen kann.

Was habe ich nun also nicht verstanden? Steht in den anderen Artikeln noch etwas Erhellendes zu "man"? Dann bitte ich um ein Zitat (denn ich möchte nicht noch mal einen langen Artikel lesen müssen, wenn zu meinem Punkt gar nichts drin steht)

Jaime schrieb:Nicht die Sprache hat ein Recht auf Freiheit, sondern die Menschen. Die Frage die du dir stellen muss ist: Was ist schlimmer für einen Menschen? Körperlich gefesselt versklavt zu sein oder geistig?

Wieso sollte ich mir so eine Quatsch-Frage im Zusammenhang mit Pc stellen?
Und dann auch noch 'müssen'?

Das ist absoluter Unsinn, da es keinen Grund gibt, PC mit Sklaverei in Zusammenhang zu bringen, noch sich zu fragen, welche Art der Sklaverei schlimmer ist.

Die Frage, die ich dir stellen muss, lautet, warum bringst du pc mit Sklaverei in Zusammenhang?
Deine Gedanken (also dein Geist) sind frei, niemand kann dich geistig versklaven.

Jaime schrieb:Dazu fällt mir ein nettes Zitat aus einer meiner Lieblingsserien ein:
Mit dem ersten Glied ist die

Dazu fällt mir ein Zitat von mir ein: Immer wenn Zitate und Sinnsprüche gebracht werden, ist der Diskutant am Ende seines Lateins.

6.PzGren391 schrieb:Boy darf man nicht sagen. So wurden schwarze sklaven von ihren weißen Besitzern genannt. Fettnäpfchen erwischt!

Schau: Mit dem Wort 'Boy' verhält es sich anders als bspw. mit dem Wort 'N****'
Das N-Wort ist immer rassistisch, das Wort 'Boy' nur wenn es ein Weißer zu einem Schwarzen sagt.

EinElch schrieb:Einem Germanisten muss es bis ins Mark erschüttern, aber man will dann gerne, dass er auch so spricht.

Also mir erschüttern hier ganz andere Dinge. :D

@Optimist
Du hast also die Überschrift auch nicht so verstanden, wie sie gemeint ist. Und ich Dummchen dachte, es würde sich dem geneigten Leser beim Lesen des Artikels erschliessen. My bad.

"missionarisch getriebene Sprachklempnerinnen" passt ziemlich gut. Hier ein sehr guter Artikel, über den Unsinn, der im Namen der PC so entsteht.
https://www.nzz.ch/feuilleton/die-geschlechtergerechte-sprache-macht-linguistische-denkfehler-ld.1472991

abberline schrieb:"missionarisch getriebene Sprachklempnerinnen"

Wenn nach einem Großbrand die Bürger im Radio dazu aufgerufen werden, Türen und Fenster geschlossen zu halten ... jede Wette, dass diesen Ladys in dem Moment ihre Political Correctness scheißegal ist. :P:

muscaria schrieb:Wenn nach einem Großbrand die Bürger im Radio dazu aufgerufen werden, Türen und Fenster geschlossen zu halten ... jede Wette, dass diesen Ladys in dem Moment ihre Political Correctness scheißegal ist. :P:

Jede Wette, dass in dem oben zitieren nicht ein Hauch eines Argumentes gegen PC enthalten ist?

@muscaria
Genau das, Menschen mit realen Sorgen haben nämlich keine Zeit, um sich über so Kram Gedanken zu machen. Das ist ein reines Luxusproblem. Sowas gibt es nur, wenn es den Menschen gut geht und man krampfhaft etwas sucht, was man zum Problem machen kann

abberline schrieb:"missionarisch getriebene Sprachklempnerinnen" passt ziemlich gut. Hier ein sehr guter Artikel, über den Unsinn, der im Namen der PC so entsteht.
https://www.nzz.ch/feuilleton/die-geschlechtergerechte-sprache-macht-linguistische-denkfehler-ld.1472991

Mehr gibts dazu eigentlich nicht zu sagen.

Jaime schrieb:Du gehst hier davon aus, das es Bewiesen wäre, das politisch inkorrekte Bezeichnung die Freiheit eines anderen Menschen einschränken können. Wenn man nun so ein Schoko überzogenes süßes Schaumteil mit Waffel als "Negerkuss" bezeichnet, denkst du wirklich das dadurch die Freiheit von irgendjemanden eingeschränkt wird?

Gegenfrage: Denkst tatsächlich, die Würde bleibt unangetastet, wenn ich solche abwertenden Begriffe benutze?

Gerlind schrieb:Man könnte über seine Meinungen diskutueren zu Themen. Es geht fast nur darum, was richtig sei und in Lexika steht. Das eigene Denken spielt kaum noch eine Rolle.

Das hat aber weniger mit PC zu tun als viel mehr mit der mangelnden Förderung des (methodischen) kritischen Denkens im Allgemeinen. Das wiederum hängt stark mit den Befähigungen zusammen, die ökonomisch sinnvoll und daher erwünscht sind.

abberline schrieb:Hier ein sehr guter Artikel, über den Unsinn, der im Namen der PC so entsteht.

Die Aussage ist Käse, da nix im Namen von PC entsteht. Kritiker bestimmter Maßnahmen und Denkrichtungen fassen bestimmte Sachen unter PC zusammen, wobei von vorne herein klar ist, dass der Begriff dann nur noch negativ verwendet wird.

@paranomal
Natürlich bleibt die Würde eines Menschen unangetastet, wenn ich Schokoladenwaffeln Afrika nenn. Wenn ich jemanden persönlich als Wiener Würstchen bezeichne, wird es komplizierter....😉
In Dörfern ist es auch oft so, dass es für Leute aus dem Nachbardorf einen Namen gibt, deren Ursprung meist ins 19. Jhdt reicht. Der kann nett oder weniger nett sein. Ist aber nie böse gemeint