DerThorag schrieb:Wenn ich mir die Meinungen so anschaue und anhöre, sehe ich definitv keine Mehrheit gegen Dreadlocks für Weiße. Ich verstehe auch nach wie vor nicht ganz was diese Querschläger Richtung AFD und Faschos soll. Die werden gecancelt, das heißt aber nicht das man jetzt bei jedem Thema canceln muss. Antirassismus soll vermitteln, nicht lächerlich gemacht werden. Heute sind es Rastas, was kommt morgen? Weiße dürfen, für sie fremde Schwarze nicht länger als 5 Sekunden anschauen, ansonsten gilt es als starren und das wäre rassistisch?
Rassismus darf nicht in Hypersensibilität münden. Das kann weder hilfreich für die Betroffenen sein, weil es die tatsächlichen Probleme verwässert, noch sensibilisiert man Menschen für die wichtigen Themen. Einzig was passiert (und mittlerweile denke ich, das ist gewollt), man reißt die Gräben weiter auf.
Was zu Kolonialzeiten passierte, muss aufgearbeitet werden (schulisch muss ich mich demnächst auch näher damit befassen), keine Frage. Es bringt doch aber niemandem etwas Vorwürfe zu machen, für die niemand in der heutigen Zeit etwas kann. Das Beispiel habe ich vor einigen Monaten schon gebracht, wurde nur nicht darauf eingegangen. Ein schwarzer Mensch, der hier in DE geboren und aufgewachsen ist, hat keinen anderen kulturellen als ich (außer es gibt einen stark religiösen Hintergrund). Es ist nicht richtig, wenn mir diese Person dann vorschreiben würde, was ich nicht tragen, wie ich nicht tanzen oder womit ich kein Geld verdienen dürfte.
Das möchte ich niemandem Vorschreiben und auch nicht vorgeschrieben bekommen. Das hat auch mit Nacktheit in der Öffentlichkeit und der Arbeitskleidung nichts zutun.
Wir werfen Rassisten vor, das sie die Menschen in Hautfarben einteilen und gleichzeitig diskutieren wir hier welche Hautfarbe welche Privilegien haben darf. Gut gemeint ist nicht gut gemacht.
Heißt nicht, dass man bei jedem thema canceln muss, aber es heißt, dass unsere gesellschaft, auch unsere offene gesellschaft, natürlich aus- und abgrenzung als mittel kennt. das ist nichts neues, nicht jeder, der sich diesen mitteln bedient (bzw. einen shitstorm startet) ist da irgendwie autoritär, reaktionär oder sonstwas.
Aufarbeitung der Kolonialzeit sollte auch bedeuten, Schwarzen Menschen eine Stimme zu geben und auch mal zuzulassen, dass sie dinge sagen, die weißen Menschen nicht passen und Weiße erstmal unverständlich finden. Und das einfach auch mal hinzunehmen, ggf. wenn es wirklich ein gewisser konsens ind er schwarzen community ist, sogar anzunehmen.
Ansonsten kann man sich die aufarbeitung sparen, wenn es nur selbstbeweihräucherung ist und man ein paar gedenktage macht darüber, wie böse die deutschen waren.
Optimist schrieb:Bei diesem konkreten Fall ging es doch aber nicht nur um diese eine Sängerin, sondern es ging - ideologisch gesehen - darum, ob Weiße Dreads tragen dürfen.
Und wenn Weißen (einer ganzen Gruppe - aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit) quasi etwas verwehrt wird, dann sehe ich da eine rassistische Komponente.
Glaube @behind_eyes war es, welche es weiter vorne auch so ähnlich kommuniziert hatte, dass es darum geht.
Noch mal anders gesagt und evtl. besser auf den Punkt gebracht:
Einer Sängerin wird stellvertretend für eine bestimmte Gruppe - in diesem Falle Weiße (also es hat mit der Hautfarbe zu tun, die sie ja nicht ablegen kann) - ein Auftritt verwehrt.
Es hat nichts mit dieser einzelnen Person als Sängerin zu tun, sondern es hätte eine beliebige weiße Sängerin mit Dreads treffen können.
Die Gründe für diese ideologische Ausladung (geschichtliche Hintergründe) spielen für meine Betrachtung gar keine Rolle (die stehen wieder auf einem anderen Blatt), sondern mir gehts um die Spaltung der Kulturen, welche dadurch ja auch befördert wird, anstatt es zu einem Austausch der Kulturen kommen könnte.
Quasi nach dem Motto (jemand hatte es hier auch schon so ähnlich geschrieben):
nur Schwarze dürfen "dies und das" - Weiße hingegen dürfen "dies und das" nicht.
Darin sehe ich eine erneute Spaltung in schwarz und weiß (so ähnlich wie damals in den USA, dass Schwarze dies und das nicht durften), welche doch eigentlich nicht mehr forciert werden sollte (die Spaltung). Darin sehe ich eine Art umgekehrten Rassismus und Spaltung in Hautfarben und Kulturen.
Es geht dabei um Anstand. Es ist doch auch nciht rassistisch, dass weiße keine blackfaces mehr tragen sollten. Ein Schwarzer könnte das (z.b. in einer parodie) tun, bei einem weißen wäre das anstößig. Weil weiße sowas wirklich in der vergangenheit getragen haben.
Genauso sollte ein deutscher manche judenwitze wohl nicht machen, die ein jude in einem sketch bringen könnte.
Das ist kein rassismus, da geht es ja nicht um eine biologische komponente, auch werden weiße nicht irgendwie von etwas großartig ausgeschlossen oder in der gesellschaft zurückgesetzt.
Es geht darum, dass schwarze es als anstößig erachten (also manche schwarze), dass weiße nach der ganzen kolonialgeschichte ein symbol der schwarzen identitätsbewegung einfach als mode tragen und damit ihrer meinung nach entwerten.
Das ist eine ähnliche debatte, wie wenn der Davidsstern in deutschland irgendwie als mode verballhornt wird und sich menschen in israel darüber beschweren, obwohl die auch davidssterne tragen oder als symbolik nutzen. das ist nicht rassistisch, da geht es um anstand.
Im Mittelpunkt jeder solcher überlegungen muss immer eine güterabwägung stehen: Was ist wie wichtig?
Wie wichtig ist es wirklich, dass weiße weiter dreads tragen können?
wie viele schwarze fühlens ich davon wie sehr in mitleidenschaft gezogen?
Darüber muss dann diskutiert werden. Aber man kann das nicht von vornherein einfach abbügeln, oder sogar behaupten, die forderung an sich sei rassistisch.
Hier im thread hatten viele bei der ungleichbehandlung beim Transthema keine so großen probleme. Eine person, die als biologischer mann geboren wurde soll auch wenn sie sich zu einer frau hat angleichen lassen nicht auf die Damentoilette gehen. Begründet wurde das damit, dass frauen sich dabei unwohl fühlen könnten.
Warum darf man dann nicht Weißen sagen, sie sollen bitte keine Dreads tragen, weil sich Schwarze dann unwohl fühlen können?