Wenn Männer ihre Töchter, Ehefrauen und Schwestern umbringen, weil sie gegen ihre Moralvorstellungen verstoßen, hat das nichts mit Ehre zu tun. Die Täter definieren das nur als "Ehre". Die Frauen verstoßen gegen Moralvorstellungen, was schlicht ihr Recht ist. Wer von "Ehrenmord" spricht, übernimmt die Verteidigung der Täter, nämlich die Ansicht, dass die Opfer durch ihr Verhalten, die Ehre der Familie verletzt hätten. Man gibt den Opfern damit zwischen den Zeilen die Schuld.
Das ist richtig von der Erklärung her. Allerdings nimmt man den Tätern auch ihr krankes Motiv, wenn man das kranke Motiv einfach umbenennt. Und ja, auch dt. Väter, Söhne etc. töten ihre weibl. Familienmitglieder - allerdings ist die Motivlage meist eine andere.
Groucho schrieb:Oder will man das Wort "Femizid" vermeiden, weil das ja auch Deutsche Männer(Mörder) betrifft und man lieber nicht so genau sehen will, dass das auch viel zu häufig in unserem Lande passiert und man weiter mit dem Finger auf die unzivilisierten Wilden zeigen kann?
Das glaub ich nicht, dass der Grund ist, es abzulehnen. Es hat wohl eher damit zu tun, dass diese sog. Ehrenmorde eben einer bestimmten kulturellen und religiösen Sparte zuzuordnen sind. Weiterhin hat niemand mit dem Finger auf sie gezeigt, oder sie als unzivilisierte Wilde bezeichnet, außer Du gerade. Vielleicht sind es eher Deine ganz persönlichen Gedanken, die Du gerne anderen überstülpen möchtest?
Groucho schrieb:Und ist es tatsächlich schlimmer, wenn ein Mann seine Schwester (oder welche Frau auch immer) aus Gründen der sog. "Ehre" umbringt, als wenn ein Deutscher Mann seine Frau tötet, weil sie ihn verlassen will, betrogen hat oder was auch immer?
Nein. Morde sind immer schlimm und zu verachten. Allerdings - da die Täter etwas als "Ehre" definieren, was ihren eigenen Moralvorstellungen enspricht - was es gar nicht gibt - ist es schon ein Unterschied, weil sie eben ihre "Ehre" jederzeit neu definieren können und diese Frauen im Grunde gar nichts richtig machen könnten, wenn die Familienmitglieder "Ehre" angeben. Die von Dir selbst aufgebrachten Unterschiede erkennst Du somit auch - sonst hättest Du sie ja nicht benennen können.