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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

21.513 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Hartz IV, Sanktionen, BGE ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

26.05.2022 um 01:48
Zitat von GwyddionGwyddion schrieb:Welche reale Prolemstellung sollte sich mir eröffnen?
Dass es in der Realität viele Menschen gibt, auf die das Hartz 4 System so nicht passt und dazu führt, dass, ohne dafür irgendwie großartig gewinne für die gesellschaft zu erschaffen, viele Menschen durch das System viel stress erfahren müssen.

Und das viele der dinge, die sich für dich einfach anhören, nicht für alle menschen einfach sind.

Das erinnert mich so ein bisschen an mich in der Schule. Ich hatte immer gute noten ohne zu lernen und hab mich gefragt "mensch, was stellen sich die anderen denn so an? Ist doch ganz einfach, die zwei oder 1 zu bekommen, man muss doch nur dies und das".
Es dürfte jedem klar sein,d ass das eine naive Haltung meinerseits war, weil es eben bei jedem, der schlechte noten hat, ganz individuelle probleme gibt, warum er sie hat.

Manch verrückte boomer höre ich schon klatschen und schreien "JAAA, das problem kenn ich, heißt fehlende Disziplin! sollten sich auf den hosenboden setzen und mal formeln pauken, jaja!". Aber das wird nicht der komplexen psyche eines Menschen gerecht, für die ja gerade der akt des richtigen fokussierens, der orientierung und des durchblicks oft eine schwierigkeit ist.

Für jemanden mit motivation und perspektive, der grundsätzlich einen unterstützenden backround hat, selbstbewusstsein und andere solche nützlichen tools, der kann schnell alles mögliche schaffen. Aber nicht jeder hat das, nicht jeder kann das. Aber auch Leute, die dabei probleme haben, sollten nicht unter unnötigen Stress gesetzt werden, der dann nichtmal einen Effekt hat. Die brauchen häufig Hilfe, dann können sie auch mehr leisten, als vorher.

Ein System muss den Menschen gerecht werden, die darin leben. Einfach allen und jeden sanktionieren zu wollen, der sich nicht perfekt verhält, obwohl H4 ja gerade für die leute gedacht ist, die eben gebrochene lebensläufe haben und nicht alles perfekt gemacht haben (oft auch schon aus dem elternhaus probleme mitgenommen zu haben), ist unlogisch und verkennt die Realität der Sache. Man tut so, als seie doch alles ganz einfach, wenn die blöden hartzis eben nur alles akzeptieren und ein bisschen eigeninitative zeigen. Aber dem ist eben in der realität nicht so, genausowenig, wie die meisten wschlechten schüler mit "lern einfach mehr" weiterkommen würden.


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26.05.2022 um 07:52
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Es ging darum, dass Deutschland, was Bildungsgerechtigkeit angeht reichlich abgehängt ist. Siehe Quelle, die ich verlinkt hatte.
Es ging um Bedingungen, die sich ungünstig auswirken, Beispiel war Konzentration von Kindern aus migrantischen Familien, in einigen Schulen. Das wird ja wohl jeder/m einleuchten, dass das schwierig ist, sofern die Kids noch kein Deutsch können.
@fischersfritzi

Und da halte ich die naive Idee, man müsse nur Kinder ohne schwierige Ausgangsbedingungen mit Kindern zusammenstopfen, die noch kaum deutsch können oder aus sozialen Gründen Schwierigkeiten haben für das schlechteste, was man tun kann.

Natürlich zeigen die Probleme auf, dass es subintelligent war, sehr viel Migration in kurzer Zeit zuzulassen, aber das kann man rückwirkend nicht mehr ändern.

Was könnte besser helfen:

Die Schule ist nicht der Ort, um Deutsch zu lernen. Stattdessen sollten Migrantenkinder, die wenig Deutsch können, vor der Grundschule ein Extra Schuljahr bekommen, in dem vor allem Sprache vermittelt wird, in kleinen Klassen. Kleine Klassen sind nämlich das Beste. Danach kann es in die Grundschule gehen.

Und für Kinder aus problematischen Familien, bei denen die Sprache nicht im Vordergrund steht, könnte man über eine vom JA angeregte und vom Familiengericht anordnebare Kindergartenpflicht nachdenken. Das ist nämlich ein Ort, an dem Verhalten noch beeinflussbar ist.

Natürlich kostet das alles richtig Geld, daher ist der politische Wille dazu nicht gegeben. Stattdessen sollen Bauherrn gegängelt werden und Kinder ohne Sprachdefizite sollen wie von Geisterhand in der Grundschule die Sprachdefizite von Kinder mit Sprachproblemen ausbügeln.

Das führt doch nur dazu, dass ein Teil der Kinder deutlich unterfordert wird und der andere überfordert.

In den 70ern war ich selbst mal unfreiwilliger Teil eines solchen Experiments. Im erweiterten Umfeld der geplanten Einführung der idiotischen Coop Schule in NRW wurde auch in Grundschulen probiert, zusammennzuführen, was nicht zusammen passt.
Da wurden jeden Morgen ein paar Kinder aus 'Brennpunkten' in gut situierte Grundschulen gekarrt.

Während ich auch noch ein Jahr früher eingeschult wurde, hatte ich dann mit 5 ein paar Klassenkameraden, die dann auch gleich 8 waren. Es war ja nicht der erste Beschulungsversuch. Wenn ich an meine ersten beiden Grundschuljahre denke, tut mir direkt die Schnauze weh. Was passiert wohl mit einem 5jährigen ohne die klitzekleinste Gewalterfahrung, der gerne zur Schule geht und sich gerne meldet, wenn er die große Pause mit seinen Klassenkameraden verbringt, die altersmäßig dem Mofa Führerschein näher als der Geburt sind, aber immer noch kein 'm' schreiben können?


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26.05.2022 um 19:11
Ich finde es grotesk dass rot/grün die die H4 Reform eingeführt haben die ganze Zeit in der Koalition bzw. Opposition dagegen gekeift haben und jetzt ihr eigenes Werk modifizieren in dem sie ihr Prinzip "Fördern und fordern" in "Verschenken" geändert haben.
Das skandinavische Prinzip: wir helfen dir wenn du dir hilfst (hat man mir so übersetzt) finde ich viel besser.


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26.05.2022 um 19:21
@Abahatschi

Was läuft in Skandinavien denn genau anders?


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28.05.2022 um 13:35
https://www.zeit.de/campus/2022-05/armut-studium-bafoeg-reform

Wenn schon der Hartz IV Empfänger von einem Termin in 3 Monaten menschenunwürdig überfordert wird und folgerichtig die Notwendigkeit der Wahrnehmung dieses Termins nur noch fakultativ sein soll, war irgendwie erwartbar dass sich eine weitere Geuppe zu Wort meldet, die überfordert ist, nach Spitzweg der arme Poet, in der Realität der Typ ewiger Student.

Es wäre ja nur folgerichtig, dass auch bis zu 48 Semester Kunstgeschichte auf Bätschälah hochpreisig gefördert werden sollen, als ob man nach exotischen Studiengängen automatisch das Geld mit der Sackkarre abholen müsste.

Ich würde eher sagen: Wer neben einem Studium nicht mindestens 20 Wochenstunden arbeiten kann, soll es gleich lassen oder Juso Vorsitzender werden.

Generation All inclusive Pampers....


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28.05.2022 um 14:06
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Wenn schon der Hartz IV Empfänger von einem Termin in 3 Monaten menschenunwürdig überfordert wird und folgerichtig die Notwendigkeit der Wahrnehmung dieses Termins nur noch fakultativ sein soll...
zumutbar ist das auf alle Fälle, die Frage ist ob es auch sinnvoll ist?

- Jemand der faul ist, mogelt sich so und so durch beim Vermittler (die Tricks kennen solche Leute)

- Jemand der wirklich Arbeit sucht, der ergreift selbst die Initiative, braucht keinen Vermittler. Und wenn es um Lehrgänge usw geht, kommt er/sie von selbst auf den Vermittler zu - braucht diesen Druck also nicht.

-> Ergo: so ein Vermittler bestellt einen Arbeitslosen größtenteils für die Katz rein (und diese Arbeitszeit wird bezahlt) - somit also verschwendetes Steuergeld.


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28.05.2022 um 14:42
Zitat von OptimistOptimist schrieb:- Jemand der faul ist, mogelt sich so und so durch beim Vermittler (die Tricks kennen solche Leute)
Deswegen soll nur die Anzahl der Bewerbungen, Vorstellungsgesprächen und Rückmeldung der potentiellen AG eine Rolle spielen.
Bei 0, 0 Bezüge.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:- Jemand der wirklich Arbeit sucht, der ergreift selbst die Initiative, braucht keinen Vermittler. Und wenn es um Lehrgänge usw geht, kommt er/sie von selbst auf den Vermittler zu - braucht diesen Druck also nicht.
Für diese Leute sind aber die Besuche sinnvoll...schnell, vor Ort den passenden Lehrgang aussuchen, anstatt zig Briefe hin und her zu schreiben.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:so ein Vermittler
Falsches Wort, diesen Posten gibt es nicht.
Die Jobvermittlung schickt Angebote aus der JobBörse, aber die könnte der Bedurftigte auch selbst online finden, es ist die gleiche Datenbasis.


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28.05.2022 um 16:20
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Anzahl der Bewerbungen, Vorstellungsgesprächen und Rückmeldung der potentiellen AG
Damit machst du es also unter anderem von Arbeitgebern ab, wie sie einen Bewerber beurteilen?

Bisher läuft ja vieles über die Anzahl der Bewerbungen, oder stimmt das nicht mehr?

Wobei das natürlich auch kein zuverlässiges Merkmal der Mitarbeit ist. Ich kann mich auch auf Posten bewerben, die sowieso nicht in Frage kommen. Oder es gibt eben einfach keine passenden Angeboten.

Und ob jemand zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird, hängt sicher nicht nur vom Bewerber ab.

Ne, so geht das nicht, meiner Meinung nach.


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28.05.2022 um 17:29
Ich denke die werden eh schon vorsortieren in verschiedene Gruppen. Wer "marktnäher" (auf den Arbeitsmarkt bezogen und dass man ihn schneller vermitteln könnte) wird stärker "gefordert" und "gefördert". Und regelmäßiger drangeblieben, damit man die Lücke im Lebenslauf eventuell klein halten kann. Frequenzen von 1 Monat kenne ich durchaus auch. Hatte aber auch mal nur alle 3 oder alle 6 Monate oder auch mal nur 1x pro Jahr oder so.

Alles andere wäre auch nicht effizient. Wenn man alle gleich viel einladen würde ohne die Notwendigkeit zu betrachten.

Und na ja ... einfach mal hingehen und "passenden Lehrgang aussuchen" - glaube kaum, dass es soooo einfach ist. Eher bieten die Mitarbeiter ja mal unpassenden Kram an, wo aufgefüllt werden muss mit Teilnehmern. Bei passenderen Maßnahmen muss das vielleicht erst erstritten werden- für manche eventuell abschreckend.

Gerade bei kostspieligeren und längerfristigen Weiterbildungen (geht dann aber über nen "Lehrgang" hinaus, da ist derjenige vielleicht eher nicht mehr so marktnah bzw. es ist erforderlich dass er nicht so marktnah ist, damit das überhaupt übernommen wird) müssen die Leute eventuell auch erst mal zum psychologischen Diesnt. Nachweisen, dass die fit und motiviert genug sind - und da das Risiko eines Abbruchs nieddrig ist.

Da kämpft sich eventuell vielleicht der andere erst gar nicht durch. Außer die Mitarbeiter drängen sowas auf statt umgekehrt dass er es fordern müssste.


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28.05.2022 um 18:10
Da man ja nicht in der Statistik als arbeitssuchend gelistet wird, wird das ja gerne angeboten.

Dadurch wächst natürlich auch der Anbietermarkt und nicht alles davon ist sinnvoll.


https://www.hartz4.de/massnahme/
Sinnlose ABM: Darf die Maßnahme vom Arbeitsamt abgelehnt werden?

Müssen Hartz-4-Maßnahmen von Leistungsberechtigten allerdings grundsätzlich hingenommen werden oder können Hartz-4-Empfänger diese auch ablehnen, ohne mit Sanktionen rechnen zu müssen? Diesbezüglich urteilte das Sozialgericht Leipzig am 9. Juni 2016 [Az. S 1 AL 251/15], dass unsinnige und entwürdigende Maßnahmen von Hartz-4-Empfängern und ALG-1-Beziehern nicht hingenommen werden müssen.
Hier ist eine Zusammenstellung von skurrilen Maßnahmen:

https://www.hartziv.org/hartz-iv-die-5-skurrilsten-jobcenter-massnahmen/ (Archiv-Version vom 28.05.2022)
Platz 1. Ausmalbilder zur „Förderung der Feinmotorik“

Schlimmer geht nimmer. Doch, tatsächlich. Ein 52-jähriger Hartz IV Empfänger aus Hannover musste bei einer sogenannten „Qualifizierungsmaßnahme“ bunte Bildchen ausmalen und Papierbrücken basteln. Das ist schlichtweg Kindergarten. Der Betroffene hat sich zurecht für dumm verkauft gefühlt und ging mit der Geschichte an die Presse. Das Jobcenter spricht hingegen von einer normalen Maßnahme, welche die Feinmotorik fördert. Schon klar. Zurecht hat diese Story es also auf unseren Platz 1 der skurrilsten Jobcenter Maßnahmen geschafft.
Interne Jobcenter Mails verraten, dass Mitarbeiter Quoten erfüllen müssen bzw. die Kurse zu 100 % ausgebucht sein sollen. Leider sind die meisten Maßnahmen für die betroffenen Hartz IV Empfänger jedoch wenig hilfreich und tragen nur selten zum Ausweg aus Hartz IV bei. Erst Anfang diesen Jahres ging eine ehemalige Jobcenter Mitarbeiterin an die Öffentlichkeit und erklärte ganz offen: „Es geht nicht um Menschen“, und prangerte insbesondere die internen Regelungen für Hartz IV Empfänger bezüglich der Jobcenter Maßnahmen an.
Das darf man zu Recht hinterfragen, ob das zielführend ist, oder ob das nicht sogar schadet.


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28.05.2022 um 18:40
Für meine Begriffe muss man "fördern und Fordern" einfach ernstnehmen. Aber bei beidem ist man inkonsistent.

Man muss sich die Realität klar machen: Im Hartz 4 system sind viele Menschen drin, auf die das gar nicht zugeschnitten ist. Z.B. Menschen, die zwar keine abreitsunfähigkeitsdiagnose haben, aber bei denen jedem klar ist, dass die nie arbeiten werden.

Oder Menschen, die keine Orientierung haben, aber eigentlich einiges auf dem Kasten, wenn man ihnen diese Orientierung/Aktivierung gibt (z.b. indem man menschen relativ schnell bei beginn der arbeitslosigkeit, also im ersten jahr, an praktika oder ausbildungen vermittelt, damit sie wenigstens schonmal berufserfahrung sammeln anstatt ihnen halt irgendwelche zeitarbeitsjobs anzubieten).

Wenn man sowas in einem gut funktionierenden System anbietet und DANN jemand z.b. seine Ausbildung oder sein Praktikum ohne angabe von trifftigen Gründen einfach abbricht, dann finde ich auch milde sanktionen in ordnung (10% Kürzung, aber eben häufigere Gängelei, die Forderung, dass man Bewerbungen schreibt und vorzeigt und so weiter).
Aber dafür muss man sich auf die einzelnen Leute einstellen und überhaupt erstmal ein System haben, in dem man das kann.

Bei der zuerst genannten gruppe muss man sich darum kümmern, dass die aus dem hartz 4 system rauskommen und erstmal festgestellt wird, obe ien Arbeitsfähigkeit vorliegt und, falls nein, ob man die wieder herstellen kann durch Therapie oder anderweitige Förderungsmaßnahmen, oder ob man hier eher Lebenshilfestellung geben müsste und daran weiterverweist.

Was nicht funktioniert, ist, die, die eigentlich arbeitsunfähig sind zu gängeln und die, die eigentlich orientierung bräuchten halt immer mal wieder mit zeitarbeitsjobs zu behelligen.

So schafft man es nicht, Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren und so senkt man auch keine kosten in irgendeinem signifikanten ausmaß.


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28.05.2022 um 18:43
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Z.B. Menschen, die zwar keine abreitsunfähigkeitsdiagnose haben, aber bei denen jedem klar ist, dass die nie arbeiten werden.
Also müssen wir Rücksicht auf Alkoholiker - rsp. Drogenabhängige nehmen rsp. H4 ihnen anpassen?
Oder wie soll ich Deine Aussage verstehen?
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Oder Menschen, die keine Orientierung haben,
Also die, die nicht wissen was sie in Zukunft machen wollen?


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28.05.2022 um 18:45
Zitat von GwyddionGwyddion schrieb:Also müssen wir Rücksicht auf Alkoholiker - rsp. Drogenabhängige nehmen rsp. H4 ihnen anpassen?
Oder wie soll ich Deine Aussage verstehen?
Ja, auf jeden fall. Alles andere ist doch absurd. Natürlich muss man denen erstmal einen Entzug ermöglichen.
Zitat von GwyddionGwyddion schrieb:Also die, die nicht wissen was sie in Zukunft machen wollen?
Genau, zum Beispiel. Aber nicht nur. Auch Menschen, die z.b. eine Sache gfelernt haben, aber nicht genau wissen, wie und wo sie damit fuß fassen können oder was für quereinstiegsmöglichkeiten es gibt.


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28.05.2022 um 18:47
Also Fitness-Studio - wenns bezahlt wird und dazu auch Fahrtkosten dorthin - würd ich auch nehmen. :D Mit der Feinmotorik ... habert es sicher bei manch Älteren. :D

Das mit dem "Kurse müssen gefüllt werden" ist das das Problem. Ich hatte auch kurz von meinen Erfahrungen berichtet. Hatte einen per "Zuweisung" (die die gefüllt werden müssen, bessere sind auf Bildungsgutschein) - da war wenigstens Programm. 3 Monate. Davon 1 Monat Praktikum im Lager (bei echter Firma - musste man sich Platz suchen) und 2 Monate Kurs in dem man das Buch durchging was Leute normalerweise in der normalen Lageristen-Ausbildung durcharbeiten. Da hatte ich auch was gelernt - vom Tempo her für mich auch angenehm. (Studienabbrecher - bin ich. Also genug kognitive Fähigkeiten das auch so schnell zu verarbeiten.)

Anderes war halt auch in so nem Übungslager wo wir nur geparkt (ohne Aufsicht) saßen und simulierne sollten, dass wir kommisionieren und Pakete verpacken und den Bestand auf Listen eintragen. (Da dann leere Schachtenl in ein Paket gepackt und wieder ausgepackt im Wechsel. :D) Das war total sinnlos. Weil das auch noch fliegenden Einstieg hatte- da kann man gar nich sinnvoll Programm planen. Andere Maßnahme mit den 3 Monaten - war wenigstens fester Einstiegstermin (wenn genug Teilnehmer vorhanden) und dann keiner mehr zwischendurch rein oder raus.

Bildungsgutscheine werden wohl seltener vergeben (kostet mehr). Und dann oft so die Eckdaten reglementiert, dass fast genau nur eine Maßnahme passt die vorher schon angesprochen wurde. Auch wenn man sich andere raussuchen könnte. (Gehen ja eh nur zertifizierte und einer in dem Umkreis der genau das anbietet - na ja da ist dann halt grad genau einer.) Trotzdem da höhere Qualität.

Diese Sinnlos-Sachen halt von irgendwem ne Station obendrüber bzw. anderer Abteilung (die gar nich mit "Kunden" - also den Arbeitslosen - zu tun haben) und die Vermittler müssen es dann ausbaden und die Plätze auffüllen. Die denken dann vielleicht - die die das einkaufen - "ah gut, so viele Asoziale gibt es da draußen, da könnte das gut passen" und kaufen gleich mal zig Plätze ein, die bedient werden müssen.

Wo ich bei Vermittlern teilweisen dein Eindruck hatte, dass es sich schon besserte (bin ja schon länger dabei) - und die eher auf den Menschen dort achten sollen/wollen. Nur haben die halt auch Druck von oben. Wenig Zeit und viele Kunden zu bedienen. Und wohl auch tatsächlich (weil viele halt auch Angst vor Sanktionen haben) den Eindruck, dass die Maßnahmen da gut wären - wo zugewiesen. "Ach da haben wir ganz gute Erfahrungen gemacht" - so ein Satz der wohl öfter mal kommt.


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28.05.2022 um 18:48
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb:Damit machst du es also unter anderem von Arbeitgebern ab, wie sie einen Bewerber beurteilen?
Ja, warum nicht? Ich hatte als AG schon paar mal Leute vom Amt da, die haben unverhohlen zugegeben dass sie den Job nicht wollen, aber den Stempel brauchen. Der Frechste von denen hat mit leeren Flaschen im Rucksack geklimpert.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Auch Menschen, die z.b. eine Sache gfelernt haben, aber nicht genau wissen, wie und wo sie damit fuß fassen können oder was für quereinstiegsmöglichkeiten es gibt.
Leute mit einer Ausbildung und freie Arbeitsplätze in der Umgebung brauchen kein H4. Sie können in ihrem unbeliebten Job arbeiten und auf der Abendschule das lernen was sie mögen, so muss man nicht auf den JC schimpfen dass er ihren Wunsch nicht genehmigt.
Der Steuerzahler kann nichts für ihren gescheiterten Lebensentwurf.


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28.05.2022 um 18:49
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Ja, auf jeden fall. Alles andere ist doch absurd. Natürlich muss man denen erstmal einen Entzug ermöglichen.
Entzug ermöglichen... auf unsere Kosten? Okay.. könnte ich vlt. noch mit klar kommen, denke aber das in einer Vielzahl der Fälle doch ein Rückfall in alte Gewohnheiten stattfindet.

Aber wie willst Du H4 dahingehend ändern?
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Auch Menschen, die z.b. eine Sache gfelernt haben, aber nicht genau wissen, wie und wo sie damit fuß fassen können
Neee... also wenn ich Bäcker gelernt habe, dann weis ich durchaus wo ich Fuß fassen kann..... auch als Quereinsteiger bei Discountern um die ständigen Backwaren aufzubacken. Erkläre mir mal bitte an einem Beispiel was Du genau meinst.


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28.05.2022 um 18:53
Zitat von GwyddionGwyddion schrieb:Entzug ermöglichen... auf unsere Kosten?
Na, das geht doch sonst über die Krankenkassen, sind das nicht auch "wir"?


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28.05.2022 um 18:55
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb:Na, das geht doch sonst über die Krankenkassen, sind das nicht auch "wir"?
Ja ... auch das sind wir.. sozusagen ist das Wir die Solidargemeinschaft.


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28.05.2022 um 19:06
Zitat von GwyddionGwyddion schrieb:Entzug ermöglichen... auf unsere Kosten? Okay.. könnte ich vlt. noch mit klar kommen, denke aber das in einer Vielzahl der Fälle doch ein Rückfall in alte Gewohnheiten stattfindet.

Aber wie willst Du H4 dahingehend ändern?
Ja natürlich, auf wessen denn sonst? In einer Vielzahl der Fälle mag es da Rückfälle geben, aber dann muss man ehrlich zu sich selbst sein: Würde der denn arbeiten können ohne Entzug?
Warscheinlich nicht. Dann lässt man halt nach dem ersten oder zweiten entzug die finanzierung davon sein, aber diese leute halt zu sanktionieren oder hart anzufassen vermindert die warscheinlichkeit, dass sie der drogensucht entkommen.

Wie man das aktuelle System dahingehend ändern könnte, da müsste ich erst weitergehend recherchieren, was sinn macht, aber für meine begriffe ist das A und O seine "Kunden" erst mal kennen zu lernen.

Das Jobcenter ist so überlastet, dass die meisten Jobcentermitarbeiter ihre Kunden ca 20 Minuten am Telefon kennen lernen. Bei der hohen rotation hat man dann alle paar Monate wieder einen neuen in der Leitung.

Man könnte z.b. bei bestimmten Gruppen (Jugendlichen, die gerade arbeitslos werden, oder Menschen, die gerade ihren Job verloren haben) sofort ansetzen und ein fest integriertes System aufbauen, in denen mit ihnen darüber gesprochen wird, welche jobs denn überhaupt vorstellbar und realistisch für sie wären, inklusive praktika und ausbildungen, und das dann gezielt vermitteln.
Wenn da einer denkt, der wird popstar, muss man ihm das natürlich austreiben (kann das ja auf die "alles klar, gib uns einen zeitrahmen unter einem jahr, ab dann machst du X" Tour elegant vermitteln), aber man muss auch gerade denen, die mehr aus sich machen wollen dann vermitteln, was sie dafür tun müssen und ihnen, bei ernsthafter ambition, dabei helfen.
Wenn da z.b. ein Realschüler ist, der aber fit mit computern ist und da was machen will, macht es einfach mehr sinn, dem eine fortbildung dazu zu ermöglichen (die er natürlich dann auch durchziehen muss) als dem halt irgendwelche jobs aufzuschwatzen.

Das ist bei leuten, die später arbeitslos werden und nicht genau wissen, was sie jetzt überhaupt tun können und wie, genauso. Es gilt da, Pläne zu erarbeiten, das braucht zeit und das müsste man aufbauen. So ein Sachbearbeiter kann das nicht leisten, aber genau das bräuchten wir, um Menschen schnell zu vermitteln und das in anständige jobs und nicht irgendwelche zeitarbeit oder dinge, die eh abgebrochen werden.
Zitat von GwyddionGwyddion schrieb:eee... also wenn ich Bäcker gelernt habe, dann weis ich durchaus wo ich Fuß fassen kann..... auch als Quereinsteiger bei Discountern um die ständigen Backwaren aufzubacken. Erkläre mir mal bitte an einem Beispiel was Du genau meinst.
Wenn ich mit meinem mathe studium und meinem drehbuchstudium beim jobcenter vorstellig werde, wissen die mit mir nichts anzufangen (das weiß ich, denn ich bekam eine zeit lang hartz 4). Da gibt es dann so akademikertrainings für bewerbungen schreiben und so, aber die wüsste nicht, dass man mit drehbuchstudium z.b. gut ein praktikum als lektor machen könnte, oder als werbetexter.
Die wissen auch nicht, dass man mit mathestudium (wenn talent für progra) auch gut auf data management fortbilden könnte, oder was da überhaupt für Jobs in Frage kämen.

Würden mir also dann auch zeitarbeitsjobs vermitteln oder callcenter, obwohl es eigentlich (wenn man es weiß) gute jobs gibt, auf die man da gehen kann. Da z.b. wäre orientierung sinnvoll.

Auch in weniger speziellen fällen ist das so, dass leute nach ihrem Studium eine vorstellung hatten, was sie machen können, sich das vllt nicht bewahrheitet hat und reale möglichkeiten gar nicht kennen.

Bei ausbildungsberufen ist das noch was anderes, aber bei studium oder bei gebrochenen lebensläufen, die mal dies, mal das gemacht haben, da braucht man orientierung, weil viele heutige berufe oft für außenstehende nicht klar überblickbar sind.

Da hilft es nicht, dass bei vielen jobausschreibungen übertriebene anforderungen stehen, die nicht real sind (berufserfahrung, studium wird gefordert und am ende nimmt man doch jemanden, der die anforderungen so nicht erfüllt) und sich einige leute davon einschüchtern lassen.

Würde man da eher mit praktika ansetzen, sodass leute z.b. in einem zweiwochenpraktikum sich beweisen können und einsicht bekommen, was einen bestimmten beruf ausmacht, könnte man ggf. besser menschen aktivieren.

Überhaupt ist es aber erstmal wichtig, dass das jobcenter zum experten für jobs wird und jemandem wirklich kompetente beratung darüber geben kann, was er mit seinem skillset mal versuchen könnte außerhalb von jobs die keine anforderungen haben.


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28.05.2022 um 19:21
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Leute mit einer Ausbildung und freie Arbeitsplätze in der Umgebung brauchen kein H4. Sie können in ihrem unbeliebten Job arbeiten und auf der Abendschule das lernen was sie mögen, so muss man nicht auf den JC schimpfen dass er ihren Wunsch nicht genehmigt.
Der Steuerzahler kann nichts für ihren gescheiterten Lebensentwurf.
Die hälfte der Menschen heute studiert, die haben nicht konkret einen Beruf gelernt, sondern ein Fach. Und viele wissen dann später nicht genau, wie sie damit Fuß fassen. Und das betrifft nicht nur die Leute, die irgendwelche verrückten Nischenfächer studieren (im Gegenteil, die wissen dann oft ziemlich gut, worauf sie sich bewerben müssen, weil es dafür dann nur 3 jobs am Lehrstuhl gibt).

Das Ziel muss doch sein, das Potenzial unserer Gesellschaft zu entfesseln.

Es ist ein Problem, wenn jemand, der kann, gar nicht arbeitet. Es ist aber ein genausogroßes Problem, wenn jemand in Zeitarbeit gedrückt wird, der eigentlich viel mehr kann, wenn er die entsprechende Unterstützung erfährt.

Es ist nicht damit getan, jemanden einen Besen in die Hand zu drücken und zu sagen "da, feg die straße für Mindestlohn". zumindest nicht, wenn wir verstehen, dass unsere Gesellschaft eigentlich ihr arbeitspotenzial voll ausschöpfen sollte.

Man muss sich dafür von der Logik freimachen, dass es um Faulheit und Drückebergertum ginge, wenn jemand in einem job arbeiten will, der zu ihm passt und seinem skillset entspricht. Auch nicht, wenn dieser jemand sich dabei dumm anstellt.
Nicht jeder kann alles erreichen, was er will, aber es ist auch keine lösung, daraus einfach zu schließen, dass es gut wäre, wenn ein arbeitsloser einfach jeden drecksjob annehmen muss. Unser ziel sollte ja gerade sein, dass es in unserer gesellschaft keine drecksjobs mehr gibt, nicht, dass man die, die auf dem arbeitsmarkt schwierigkeiten haben, da reinvermittelt.


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