sacredheart schrieb:Da liegen wohl unsere gedanklichen Gegensätze.
Ich gehe immer vom selbst denkenden, unabhängigen Menschen aus, der sich selbst für sein Leben interessiert.
Wenn jemand Abitur plus Bachelor oder Master abgeschlossen hat, gibt es ja auch Gründe die darauf hindeuten.
Warum jemand 6 Jahre (in Deinem.Beispiel) studiert ohne einen Gedanken an das Resultat zu verschwenden: mir nicht vorstellbar.
Du rufst an jeder Ecke nach dem Staat: Er soll den Absolventen an den Arbeitsplatz führen oder wenn dies nicht gut gelingt ihn mit einem Blanko Scheck lebenslang alimentieren in der bloßen Vermutung er könne psychische Probleme haben.
Aber es ist eben Realität, und das betrifft heute sehr viele Menschen. IM Studium ist der Gedanke an "danach" oft weit weg, bis zu den letzten Semestern und dann merkt man manchmal, dass man sich bestimmte Dinge einfacher vorgestellt hat.
Vielleicht nicht bei dir, aber bei vielen Menschen ist das. UNd ein System muss durchaus den Leuten, für die es gemacht ist, gerecht werden. Warum sollte man ein ineffektives System aufbauen, nur weil man findet, etwas "sollte so sein", obwohl es nicht so ist? Wem nutzt das?
sacredheart schrieb:Du rufst an jeder Ecke nach dem Staat: Er soll den Absolventen an den Arbeitsplatz führen oder wenn dies nicht gut gelingt ihn mit einem Blanko Scheck lebenslang alimentieren in der bloßen Vermutung er könne psychische Probleme haben.
Mir wäre lieber, wir würden darüber nachdenken, warum so viele Menschen, auch intelligente Menschen, so unselbständig sind und da vielleicht mal nachbessern.
Ein Problem sehe ich schon darin, dass heute eben nicht mehr 10% eines Jahrgangs Abi machen, sondern über 50%, manche davon zu Unrecht.
Ursprünglich war mal die Idee, dass eben nicht nur die Kinder reicher Eltern Abi machen, sondern die besonders Begabten aus allen Schichten.
Stattdessen macht aber jetzt so gut wie jeder Abi und wird offenbar ohne die nötige Platzreife dahin getragen.
Ich rufe an jeder Ecke nach systemischer Änderung, weil das die einzig mögliche ARt und Weise ist, um etwas zu ändern. Wenn ich nur sage "sollen die sich halt alle einen job suchen" wird sich nichts ändern. Oder doch?
Und ja, wir sollten darüber nachdenken, WARUM leute schwierigkeiten haben, eine arbeitsstelle zu finden. Aber da dürfen wir uns dann auch bitte nicht auf BInsenweisheiten verlassen, sondern auf Daten.
Dass mehr als 50% ein Abi machen ist heute im aktuellen System absolut notwendig, das wird sich auch nicht ändern, zumindest nicht, wenn man nicht anderweitig systemische Änderungen einführt. Darum nutzt es nichts, das als Grundlage einer Kritik herzunehmen. Das ist so ziemlich überall so, weil natürlich alle Leute darauf gedrillt werden, einen möglichst hohen Bildungsabschluss zu erreichen und man auch möglichst viele Menschen in diesen jobs will.
Wenn du dich wirklich dafür interessierst, wie man Menschen dabei helfen kann, einen für sie geeigneten Job zu finden, musst du dich letztendlich von "die sind eben faul" entfernen, weil das der Sache nicht gerecht wird. Dann musst du wirklich die Grundproblematiken betrachten.
Und da spielen eben fragen wie "kann das jobcenter sinnvolle hilfe für die leisten, die orientierungsschwierigkeiten haben" und "sind genügend annehmbare jobs verfügbar" und "gibt es viele offiziell arbeitsfähige menschen, die eigentlich nicht arbeitsfähig sind" eine große Rolle.
Wir haben in Deutschland keine hohe Arbeitslosgenquote und junge Leute sind da nochmal nur ein Anteil (30% aller Arbeitslosen sind über 50, die sind da weniger relevant). Das sind dann eben all die LEute, die individuelle probleme haben. Da kann man weiterkommen, wenn man die realen Problemstellungen berücksichtigt. Mit "mehr Druck" wird man da nichts positives erreichen, außer vielleicht Zeitarbeitsfirmen ein paar gewinne beschaffen.