@sacredheart Ich glaube nicht, dass man das steuern muss. Das Problem ist doch eher, dass Deutschland recht Quereinsteigerfeindlich ist. Wenn jemand Philosophie studiert hat, ist das kein Mist. Der kann was, der kann textanalyse, der kann sich gedanken zu komplexen problemen machen, der weiß, wie man wissenschaftliche arbeiten schreibt.
Warum sollen dem jetzt nicht Jobs offen stehen, wo man genau das braucht? Das ist bei anderen Sachen genauso. Meistens finden diese LEute jobs nicht in ihrem Primärfeld, sondern irgendwo drumherum. Dann wird der Autor Werbetexter, der Germanist social media manager oder ähnliches. Das ist heute schon normal, dass das bei vielen so läuft, aber dafür braucht man oft ein bisschen Gespür für Initiativbewerbungen, was nicht jeder hat.
Das Studium soll ja aus gutem Grund nicht als reine Jobvorbereitung gesehen werden. Da soll durchaus jeder studieren, was er will. Viel wichtiger wäre es, zu verstehen, dass auch Menschen ohne die formale Befähigung manchmal bessere Mitarbeiter sind, als die, die die formale Befähigung haben.
Ich z.b. bin schlecht im programmieren, aber durch mein mathe studium würden mir formal allerlei jobs offen stehen, für die man das muss. Obwohl ich das nicht kann, ich müsste mir das also, um so einen Job anzunehmen, ohnehin erstmal aneignen (bzw. auch einfach programme aneignen, die nie teil meines studium waren).
Es gibt leute ohne mathestudium, die richtig fit in sowas sind, aber eben nicht mathe studiert haben. Die können sich da nicht mal (offiziell) bewerben und müssten bei einer initiativbewerbung überzeugen, was ihre chancen kleiner macht (weil auch nicht jeder dazu das selbstbewusstsein hat).
Das war bei meinem Bruder so ähnlich. Der hatte immer Ahnung von Computern, als IT Techniker kann er sich aber nur bewerben, wenn er eine Ausbildung dazu macht. Bei der Ausbildung hat er nur sachen gelernt, die er eh schon wusste, oft, seiner aussage nach, in haarsträubend schlechten unterricht von leuten, die das selber gar nicht können. Aber er braucht das Zertifikat, obwohl er meint, dass es kaum etwas aussagt über die Ahnung, die da einer hat.
Ich finde, dass das das Problem ist. Dass man in Deutschland (und auch generell heutzutage) sehr zertifikathörig ist und Quersteinsteiger eigentlich nur dann will, wenn die wirklich sehr überzeugend sind.
dass man jetzt leuten ihr philosophiestudium madig machen soll, nur, weil sie in einem Querbereich arbeiten werden (und das meist erfolgreich), halte ich dann für genau den falschen ansatz. Das ist bei Germanisten usw. ganz genauso. Es geht hier um Orientierung, nicht um Befähigung.