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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

21.513 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Hartz IV, Sanktionen, BGE ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

22.05.2022 um 13:58
Zitat von kuno7kuno7 schrieb:1079 Hanseln, die bei Welt.de abstimmen sind also die Bevölkerung? Aha. :D
In ÖR Thread werden annähernd genauso viel Hanseln als Rechtfertigung für 8,3 Mrd. Zwangsabgaben :D

Mein Punkt ist: wann ist eine Umfrage gut, bzw. was stimmt mit dieser nicht?


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22.05.2022 um 14:26
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Mein Punkt ist: wann ist eine Umfrage gut, bzw. was stimmt mit dieser nicht?
Das entscheidet sich immer anhand des Standpunktes der Person, die diese Umfrage betrachtet. Untermauert sie die eigene Sichtweise, dann ist die Umfrage repräsentativ und auf die Gesamtbevölkerung übertragbar, widerspricht sie dem eigenen Standpunkt, sind es nur "ein paar Hansel".

Ich bin mir mehr als sicher: Würde man die Gesamtbevölkerung befragen würden jene, die die Minderheitsmeinung vertreten lauthals darauf pochen, dass die anderen (=Mehrheit) einfach nur keine Ahnung hat und doof ist.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

22.05.2022 um 15:35
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Mein Punkt ist: wann ist eine Umfrage gut, bzw. was stimmt mit dieser nicht?
Schön, da hast du offensichtlich meine Aussagen etwas missverstanden. Wenn du meinst, eine anonyme Umfrage auf nem Medienportal stellt einen repräsentativen Standpunkt der Bevölkerung dar, ok, ich bezweifle das mal.
Falls du nich dieser Ansicht bist, sind wir der gleichen Ansicht.
Zitat von chrisebachriseba schrieb:Das entscheidet sich immer anhand des Standpunktes der Person, die diese Umfrage betrachtet. Untermauert sie die eigene Sichtweise, dann ist die Umfrage repräsentativ und auf die Gesamtbevölkerung übertragbar, widerspricht sie dem eigenen Standpunkt, sind es nur "ein paar Hansel".
Nö, das hat nix mit persönlichem Standpunkt zutun, sondern damit, wie man repräsentative Umfragen macht und was daraus abgeleitet werden kann.

kuno


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22.05.2022 um 17:39
@kuno7

Wie man anhand einer Umfrage des DIW sieht, findet sich selbst unter den Leistungsbeziehern keine Mehrheit für eine vollständige Abschaffung der Sanktionen:

https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.810482.de/diw_aktuell_58.pdf

Die haben nicht anonym bei welt.de abgestimmt. Auch nicht repräsentativ genug?


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22.05.2022 um 17:52
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Der ältere Arbeitslose ist natürlich ein gesondert zu betrachtendes Problem.

Ich fand die simple Heraufsetzung des Rentenalters auf 67 damals einen schweren Fehler, der viele Menschen gezielt benachteiligt:

Wer macht mit 66,5 Jahren Gerüstbau oder Altenpflege im Schichtdienst?
Im.Prinzip war das eine reine Rentenkürzung für körperlich hart Arbeitende.
In einer Amtsstube einen Bürostuhl mit dem Arsch zu polieren, kann man ja auch viele eher in dem Alter noch.

Wir haben vor Kurzem eine Ü60 MA eingestellt, sind aber auch keine Baufirma.
Allerdings hätte ich auch keine Ü55 eingestellt, die 20 Jahre aus dem Job ist.

Im Allgemeinen schätze ich aber MA mit Erfahrung und Lebenserfahrung.

Die 21jährige hat als MA auch ihre Risiken. Verliebt und daher nicht bei der Sache, frisch getrennt und daher nicht bei der Sache, dann wieder verliebt, 6 Mo Hochzeitsvorbereitungen und daher nicht bei der Sache, dann schwanger und Beschäftigungsverbot, Mutterschutz, Elternzeit, das ganze noch mal, nach der Elternzeit will sie dann ne 25% Stelle usw, in 2x 3 Jahrwn Kita häufig elternkrank.

Als AG die Ü50 zu ignorieren, kann auch dumm sein, außer bei schwerer körperlicher Arbeit.

Und für die hätte der Staat anders sorgen müssen.
Da haben wir doch direkt den Punkt: Man muss den Menschen im einzelnen betrachten und schauen, was er braucht und was er kann.
Man darf einen alten Arbeitnehmer nicht auf das Abstellgleis stellen, nur weil er ü50 ist (heute ja sogar schon bei ü40 manchmal), obwohl er vielleicht als bereits gesetzter Mensch sogar viel besser arbeiten würde.

Aber auch der Hausfrau (oder meinetwegen Hausmann), die vielleicht nach 20 Jahren glücklicher Ehe (und ohne Beruf) geschieden wird und auf dem Arbeitsmarkt keine chance hat muss man irgendwie ermöglichen, durch umbildung, durch praktika oder auf anderen wegen nochmal im Arbeitsmarkt fuß zu fassen.

Mein Standpunkt ist, dass es menschen gibt, die mit ein paar Wochen Einarbeitung schon mehr drauf haben als andere, die etwas jahrelang studiert haben aber auf der praktischen Ebene wenig Elan haben (da gibt es natürlich ausnahmen und berufe, wo das gar nicht geht, aber gerade z.b. bei Lehrern habe ich oft gesehen, dass Quereinsteiger mit beratender Begleitung von Lehrern schnell den Beruf drauf hatten, zum Beispiel).
Ich sehe eigentlich eine Zukunft vom Arbeitsmarkt genau darin, Menschen schnelle um- und fortbildungen zu ermöglichen, wo sie zertifiziert für einen Job "bereit" gemacht worden sind (inklusive Benotung) und man sich als personaler auch mal auf jemanden einlassen kann, der eine Weile nichts gemacht hat aber einen guten Eindruck hinterlassen hat. Weil er eine grobe "Einarbeitung" schon hatte.

Also quasi frage 1) Warum findet der keine arbeit, Frage 2) wie kann man ihn umbilden oder für den Arbeitsmarkt bereit machen Frage 3) wo sollte er jetzt sich aktiv drauf bewerben.

Wenn das klappt, dann dürfen da meinetwegen auch Sanktionen dran hängen. Also wenn das Jobcenter jetzt z.B. jemandem dabei hilft, eine zweite Ausbildung zu finden (oder praktika oder umbildung oder....), die der dann auch antritt und sagt, ja, er will das machen und dann geht er da nicht hin oder weigert sich danach, sich zu bewerben, DANN finde ich sanktionen gerechtfertigt (unter dem Vorbehalt, dass natürlich vorher abgeklärt werden sollte, ob die Person eventuell noch ganz andere Probleme hat, wo man vorher ansetzen muss).

Ich finde sanktionen aber eben nicht gerechtfertigt, wenn das ausbleibt und letztendlich da eigentlich nur callcenter und zeitarbeitjobs vermittelt werden. Weil sie gar nicht helfen, weil bei den allermeisten arbeitnehmern nicht "faulheit" das problem ist, sondern entweder arbeitsunfähigkeit, chancenlosigkeit auf dem jobmarkt oder fehlende orientierung.


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22.05.2022 um 18:26
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Ich finde sanktionen aber eben nicht gerechtfertigt, wenn das ausbleibt und letztendlich da eigentlich nur callcenter und zeitarbeitjobs vermittelt werden
@shionoro

Hier kommt mal einenFrage von mir, da ich zwar schon oft mit Ämtern zu tun hatte, aber nie mit einem Jobcenter.

Viele Sachbearbeiter sind vielleicht auch nicht die hellste Röhre in der Sonnenbank.

Ich hatte aber immer positive Erfahrungen gemacht, wenn ich denen eine fertige Idee mitgebracht incl meiner unterwürfigen Frage nach deren Expertise unter Beachtung der Finanzierung. Böswillig ist da auch kaum jemand. Wer kennt sich schon besser mit mir aus als ich?

Darauf warten, dass die in der Causa sacredheart aktiver werden als sacredheart?
Natürlich Fehlanzeige. Normal.

Ob das beim Jobcenter vielleicht ähnlich wäre?


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22.05.2022 um 18:30
Zitat von chrisebachriseba schrieb:Die haben nicht anonym bei welt.de abgestimmt. Auch nicht repräsentativ genug?
ARD Deutschlandtrend hat vermutlich eine repräsentative Umfrage durchgeführt, deren Ergebnis is allerdings ein völlig anderes als bei Welt.de, von daher war meine Skepsis wohl berechtigt.

kuno


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22.05.2022 um 18:44
@sacredheart

Ja natürlich. Im Jobcenter arbeiten meines wissens nach nette leute (eine freundin von mir arbeitet da), die ihre Quoten halt zu erfüllen haben. Wenn du denen sagst "jojo ich mach dies das" können die ein häkchen machen und du hast ruhe. Selbst wenn du das seit jahren sagst.

Aber es gibt da auch eine andere Seite. Mein Bruder z.b. hatte erst mit 35 seinen ersten richtigen Job. Es hat vorher einige versuche gegeben, ein abgebrochenes BWL studium, ein abgebrochenes Fernstudium, aber jedenfalls hat mein Bruder mit 29 oder so dem Jobcenter vorgeschlagen, er kenne sich gut mit computern aus und würde gerne eine Ausbildung zum IT Techniker machen. Das wurde abgelehnt. Ich kenne den genauen hintergrund nicht, aber ich glaube, die haben meinen bruder schon auf das abstellgleis gestellt gehabt. So vonwegen, der ist fast 30, dem schicken wir schon keine jobangebote oder aufforderungen mehr, uns alles egal, bezieht halt geld.

Dann hat mein Bruder halt zwischendrin mal im Callcenter gejobt und Ähnliches, aber letztendlich lief es darauf hinaus, dass er von da aus doch diese Ausbildung gemacht hat und seitdem einen guten Job hat, weil die Ausbildung gut abgeschlossen hat.

Er hätte wesentlich früher in den Arbeitsmarkt gekonnt, für meine Begriffe, wenn irgendwann mit 25, wo er in das System reinkam, wirklich jemand sich angeschaut hätte, wer das ist und eine Orientierung geboten hätte und dann die Ausbildung finanziert worden wäre. Natürlich ist das Einzelarbeit, die ein Jobcentermitarbeiter nicht leisten kann, weil er so viel anderen kram um die ohren hat. Der hat pro gespräch 30 minuten und muss halt sachen entscheiden.

Aber es würden ja viele kräfte freiwerden, wenn man das ganze sanktionierungsgedöns weglässt sondern sich genau darauf fokussiert: Wie bauen wir ein system auf, das effektiv menschen in akzeptable jobs vermittelt. Eine Ausbildung zum IT Techniker ist was handfestes. Zeitarbeit ist kein handfester job. Vor allem zahlt mein Bruder ja jetzt auch deutlich mehr steuern, als hätte er weiter im callcenter gearbeitet.

Gerade bei jugendlichen wäre es doch viel sinnvoller, die nochmal in ausbildung oder praktika zu stecken, damit sie irgendwie berufserfahrung sammeln und da auch ggf. danach direkt unterkommen könnten, als wenn man da einfach mit druck sie zwingt, allerlei bewerbungen auszufüllen auf jobs, die sie weder können noch da langfristig eine perspektive hätten.

Letztendlich: Du erwähnst dich, der du einen Plan dafür hattest, wie du weiter vorgehen kannst. Aber ein System, das dazu gedacht ist, leute in arbeit zu vermitteln, muss sich doch mit denen beschäftigen, die nicht alles perfekt machen.


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22.05.2022 um 19:08
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Wie bauen wir ein system auf, das effektiv menschen in akzeptable jobs vermittelt.
@shionoro

Gute Frage, aber wenn da erst mal ein Sachbearbeiter im Spiel ist, ist ja schon vorab etwas vor die Wand gefahren.

Ich würde die Frage umstellen:

Warum haben wir bis vor Kurzem 12, jetzt wieder 13 Schuljahre bis zum Abi, 16 Kultusminister, ein relativ enges soziales Netz,
kostenlose Schulen, geförderte Unis, kostenlose Bibliotheken, wenn am Ende doch jemand anders den Zögling an den Arbeitsmarkt führen soll?

Nutzen wir doch die Ressourcen besser, dann kann der Sachbearbeiter ruhig weiter der Rente entgegenschlafen, anstatt die Defizite eines teuren Systems sowie der Elternhäuser notdürftig zu flicken oder auch nur zu verwalten.

Warum.bereiten Schule und Uni die jungen Leute sehr viel besser auf die Einhornzucht vor als auf das wahre Leben?


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22.05.2022 um 19:24
Zitat von shionoroshionoro schrieb:1) Warum findet der keine arbeit, Frage 2) wie kann man ihn umbilden oder für den Arbeitsmarkt bereit machen Frage 3) wo sollte er jetzt sich aktiv drauf bewerben.
Zu
1: soll er doch sagen
2: soll er doch sagen
3: soll er doch machen

Das leitet sich aus dem größten H4 Missverständnis ab: man ist bedürftig, deswegen stellt man selbst den Antrag.
Man ist angehalten selbst seine Bedürftigkeit zu beenden - das Jobcenter ist nicht dafür da die Führung zu übernehmen und den Bedürftigen am Händchen zu führen.
Deswegen wäre ich dafür dass alle Anforderungen an dem Bedürftigen zu stellen sind und nicht am JC - daher fände ich Pflichtangaben des Bedürftigen über seine eigenen Tätigkeiten am Besten.
Wer einen Tätigkeitsbericht aus dem unter normalen Umständen klar rauskommt dass er zu Recht keinen Job hat, der soll weiter seine Bezüge voll bekommen.
Dauert es länger erwarte ich Vorschläge und sogar Eingeständnisse wie „ich habe einen Job in X gefunden und ziehe dahin“.


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22.05.2022 um 20:39
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Gute Frage, aber wenn da erst mal ein Sachbearbeiter im Spiel ist, ist ja schon vorab etwas vor die Wand gefahren.

Ich würde die Frage umstellen:

Warum haben wir bis vor Kurzem 12, jetzt wieder 13 Schuljahre bis zum Abi, 16 Kultusminister, ein relativ enges soziales Netz,
kostenlose Schulen, geförderte Unis, kostenlose Bibliotheken, wenn am Ende doch jemand anders den Zögling an den Arbeitsmarkt führen soll?

Nutzen wir doch die Ressourcen besser, dann kann der Sachbearbeiter ruhig weiter der Rente entgegenschlafen, anstatt die Defizite eines teuren Systems sowie der Elternhäuser notdürftig zu flicken oder auch nur zu verwalten.

Warum.bereiten Schule und Uni die jungen Leute sehr viel besser auf die Einhornzucht vor als auf das wahre Leben?
Da ist die Frage, wo man am einfachsten ansetzen kann. Ja, es wäre toll, wenn Uni und Schule bessere Orientierung bieten würden. Aber dem Problem der Um- und weiterbildung werden wir auch dann nicht entkommen, weil es in der heutigen Zeit viel warscheinlicher ist, dass menschen job und branche wechseln müssen, als früher.

Ich würde, wenn ich heute nochmal jung wäre, vor dem studium eine ausbildung machen und kann das auch jedem empfehlen. Können alle lachen, wenn du dann erst mit 30 zu Arbeiten anfängst, aber dann bist du auf der sicheren Seite, hast Arbeitserfahrung und kannst im Studium die Prioritäten richtig setzen anstatt einfach die Klausuren zu überstehen, weil du auch schon eine reifere Persönlichkeit bist.

Ich wünschte, ich hätte das gemacht, damit hätte ich mir später viel Ärger erspart. Aber es gibt eben auch leute, die sind heute 30 und denken sie haben einen sicheren job und stehen dann mit 40 oder 50 plötzlich wieder irgendwie ohne job da, weil die firma pleite macht, weil die branche abkratzt, weil das jobbild, das sie haben, so nicht mehr gefragt ist. Und auch für die muss ich ja was haben, genauso wie für leute, die vllt das falsche studiert haben, vllt die falsche ausbildung gemacht haben.

Warum sollte man es da unnötig schwer machen, wenn viele Leute mit dem RICHTIGEN aufwand (undzwar kleinerem aufwand, als alles strnger zu kontrollieren) eigentlich recht leicht in jobs vermittelt werden können. Bzw. noch weiter denkend, ist es nicht gut, wenn die Bürger des Landes wissen, dass ein Karrierewechsel Unterstützung erfährt, wenn er Sinn macht?


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

22.05.2022 um 20:56
@shionoro

In erster Linie sehe ich da auch die Primärfamilie des jungen Menschen in der Verantwortung. Nur kann man sich die ja nicht aussuchen.

Und es ist natürlich auch Blödsinn, jemanden da 6 Jahre Blödsinn studieren zu lassen, um hinterher rauszukriegen, dass es vielleicht ganz schön war, aber nix bringt.

Wie man das steuern will ist schwierig. Evtl sollten Unis verpflichtet werden, weniger Mist anzubieten und mehr Studiengänge die einen wichtigen Leitsatz des Lebens berücksichtigen:
Hinten kackt die Ente.

Es gibt 20000 Studiengänge in Deutschland, ich bin sicher da ist ne Menge Gerümpel dabei.

Das sollte jedenfalls nicht alles zwingend mit Bafög vergoldet werden, damit dem jungen Bachelor of Hogwarts Biodynamik hinterher noch der Personenbeförderungsschein bezahlt werden muss, um dann Rentner an die Mosel zu karren.


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22.05.2022 um 21:12
@sacredheart

Ich glaube nicht, dass man das steuern muss. Das Problem ist doch eher, dass Deutschland recht Quereinsteigerfeindlich ist. Wenn jemand Philosophie studiert hat, ist das kein Mist. Der kann was, der kann textanalyse, der kann sich gedanken zu komplexen problemen machen, der weiß, wie man wissenschaftliche arbeiten schreibt.

Warum sollen dem jetzt nicht Jobs offen stehen, wo man genau das braucht? Das ist bei anderen Sachen genauso. Meistens finden diese LEute jobs nicht in ihrem Primärfeld, sondern irgendwo drumherum. Dann wird der Autor Werbetexter, der Germanist social media manager oder ähnliches. Das ist heute schon normal, dass das bei vielen so läuft, aber dafür braucht man oft ein bisschen Gespür für Initiativbewerbungen, was nicht jeder hat.

Das Studium soll ja aus gutem Grund nicht als reine Jobvorbereitung gesehen werden. Da soll durchaus jeder studieren, was er will. Viel wichtiger wäre es, zu verstehen, dass auch Menschen ohne die formale Befähigung manchmal bessere Mitarbeiter sind, als die, die die formale Befähigung haben.

Ich z.b. bin schlecht im programmieren, aber durch mein mathe studium würden mir formal allerlei jobs offen stehen, für die man das muss. Obwohl ich das nicht kann, ich müsste mir das also, um so einen Job anzunehmen, ohnehin erstmal aneignen (bzw. auch einfach programme aneignen, die nie teil meines studium waren).
Es gibt leute ohne mathestudium, die richtig fit in sowas sind, aber eben nicht mathe studiert haben. Die können sich da nicht mal (offiziell) bewerben und müssten bei einer initiativbewerbung überzeugen, was ihre chancen kleiner macht (weil auch nicht jeder dazu das selbstbewusstsein hat).

Das war bei meinem Bruder so ähnlich. Der hatte immer Ahnung von Computern, als IT Techniker kann er sich aber nur bewerben, wenn er eine Ausbildung dazu macht. Bei der Ausbildung hat er nur sachen gelernt, die er eh schon wusste, oft, seiner aussage nach, in haarsträubend schlechten unterricht von leuten, die das selber gar nicht können. Aber er braucht das Zertifikat, obwohl er meint, dass es kaum etwas aussagt über die Ahnung, die da einer hat.

Ich finde, dass das das Problem ist. Dass man in Deutschland (und auch generell heutzutage) sehr zertifikathörig ist und Quersteinsteiger eigentlich nur dann will, wenn die wirklich sehr überzeugend sind.

dass man jetzt leuten ihr philosophiestudium madig machen soll, nur, weil sie in einem Querbereich arbeiten werden (und das meist erfolgreich), halte ich dann für genau den falschen ansatz. Das ist bei Germanisten usw. ganz genauso. Es geht hier um Orientierung, nicht um Befähigung.


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22.05.2022 um 21:33
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Ich glaube nicht, dass man das steuern muss. Das Problem ist doch eher, dass Deutschland recht Quereinsteigerfeindlich ist.
Wir haben genug Quereinsteiger in der Politik, die von nichts eine Ahnung haben und das jeden Tag unter Beweis stellen und auch Vorbild für Unternehmen sind, wenn auch ein grottenschlechtes Vorbild.

Ich denke das muss man nicht in der Wirtschaft forcieren, anderenfalls möchte ich mir das Ergebnis nicht mal ansatzweise vorstellen. Stümper in der Privatwirtschaft.

Die Personalverantwortlichen sind geschult und können dich ziemlich genau einschätzen.

Auf der anderen Seite die deutsche Bahn und Pofalla. Wenn der was könnte und Ideen einbringen würde, statt nur immer auf Connections zu schielen, stünde die DB weitaus besser da.


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22.05.2022 um 21:49
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Das war bei meinem Bruder so ähnlich. Der hatte immer Ahnung von Computern, als IT Techniker kann er sich aber nur bewerben, wenn er eine Ausbildung dazu macht.
Natürlich ist es blöd, wenn man Kenntnisse hat, die super zu einem Wunschberuf passen würden, man dafür aber nichts Offizielles vorweisen kann. Andererseits kann ich da aber auch potenzielle AGs verstehen. Wenn man da jemanden auf Verdacht einstellt und sich später heraus stellt, dass die angegebenen Kenntnisse doch nicht so super sind, kann es schwer werden, die Position noch mal mit jemand anderem zu besetzen.

Hatte bis zu seiner Kündigung auf der Arbeit bis vor kurzem selbst mit einem selbsternannten IT-Genie zu tun. Von Haus aus Germanist hatte der irgendwann mal während des Studiums ein Semester lang oder so irgendwelche IT-Kurse besucht. Eingestellt wurde er wahrscheinlich, weil für das Gehalt, das er bekommen hat, niemand anderes den Job machen wollte - ein typisches Problem des ÖD, wenn es um begehrte Berufsfelder geht. Ich glaube, am Ende waren beide Seiten froh, als er weg war. Da herrschten so viel Frustration, Resignation und Überforderung, weil er der Aufgabe augenscheinlich nicht gewachsen war und sich irgendwann auch gar nicht mehr bemüht hat.

Ändern lässt sich sowas höchstens dadurch, dass das klassische Vorstellungsgespräch endlich auch mal bei Jobs auf der mittleren Qualifikationsebene aufgebrochen wird. Während man sich für einen Ausbildungsplatz und einen Job auf einer hohen Qualifikationsebene häufig durch ein Assesment-Center quälen muss, in dem je nach Aufgabenstellung auch praktische Kenntnisse überprüft werden können, reicht es auf der unteren bis mittleren Ebene in der Regel, wenn man sich im Vorstellungsgespräch eloquent verkaufen kann. Kenntnisse lassen sich da dann wirklich nur noch über entsprechende Zertifikate überprüfen.

Generell habe ich allerdings hinsichtlich des Jobcenters die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, seine Wünsche und Ziele konkret zu formulieren. Also nicht "Ich glaube, ich würde in Zukunft gerne was im Bereich IT machen", sondern "Ich möchte gerne eine Umschulung zum/zur Fachinformatiker:in machen. Ich werde vorab im Betrieb X ein Praktikum von zwei Wochen machen, um zu schauen, ob meine Vorstellungen mit der Realität übereinstimmen und würde dort dann auch gerne meine Umschulung machen. Ich habe nachgefragt, der Betrieb wäre dazu bereit, insofern sie das Ganze finanziell fördern. Werden Sie das machen, wenn alles glatt läuft?"

Im zweiten Szenario hat man dem zuständigen Sachbearbeiter schon so viel an Arbeit abgenommen und gleichzeitig Selbstinitiative gezeigt, dass ich aus Eigen- und Fremderfahrung sagen kann, dass die Erfolgsquote sehr viel höher ist als beim ersten Szenario.

Man ist heutzutage mit Anfang bis Ende 30 auch definitiv nicht zu alt für eine Ausbildung oder Umschulung. Ich habe letztendlich selbst erst mit 30 zu arbeiten begonnen und habe jetzt mit zwei Azubis zu tun, die beide älter sind als ich. Älteres Azubis haben meiner Erfahrung nach meistens den Vorteil, dass sie den meisten Flausen bereits entwachsen sind und sich aufgrund ihrer Lebenserfahrung meistens auch schon ein selbstständigeres Verhalten angeeignet haben, während man einige frisch mit der Schule fertig gewordenen Menschen wirklich ganz sachte an selbstständiges Arbeiten heranführen muss.


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22.05.2022 um 23:11
Zitat von SterntänzerinSterntänzerin schrieb:Natürlich ist es blöd, wenn man Kenntnisse hat, die super zu einem Wunschberuf passen würden, man dafür aber nichts Offizielles vorweisen kann. Andererseits kann ich da aber auch potenzielle AGs verstehen. Wenn man da jemanden auf Verdacht einstellt und sich später heraus stellt, dass die angegebenen Kenntnisse doch nicht so super sind, kann es schwer werden, die Position noch mal mit jemand anderem zu besetzen.

Hatte bis zu seiner Kündigung auf der Arbeit bis vor kurzem selbst mit einem selbsternannten IT-Genie zu tun. Von Haus aus Germanist hatte der irgendwann mal während des Studiums ein Semester lang oder so irgendwelche IT-Kurse besucht. Eingestellt wurde er wahrscheinlich, weil für das Gehalt, das er bekommen hat, niemand anderes den Job machen wollte - ein typisches Problem des ÖD, wenn es um begehrte Berufsfelder geht. Ich glaube, am Ende waren beide Seiten froh, als er weg war. Da herrschten so viel Frustration, Resignation und Überforderung, weil er der Aufgabe augenscheinlich nicht gewachsen war und sich irgendwann auch gar nicht mehr bemüht hat.

Ändern lässt sich sowas höchstens dadurch, dass das klassische Vorstellungsgespräch endlich auch mal bei Jobs auf der mittleren Qualifikationsebene aufgebrochen wird. Während man sich für einen Ausbildungsplatz und einen Job auf einer hohen Qualifikationsebene häufig durch ein Assesment-Center quälen muss, in dem je nach Aufgabenstellung auch praktische Kenntnisse überprüft werden können, reicht es auf der unteren bis mittleren Ebene in der Regel, wenn man sich im Vorstellungsgespräch eloquent verkaufen kann. Kenntnisse lassen sich da dann wirklich nur noch über entsprechende Zertifikate überprüfen.

Generell habe ich allerdings hinsichtlich des Jobcenters die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, seine Wünsche und Ziele konkret zu formulieren. Also nicht "Ich glaube, ich würde in Zukunft gerne was im Bereich IT machen", sondern "Ich möchte gerne eine Umschulung zum/zur Fachinformatiker:in machen. Ich werde vorab im Betrieb X ein Praktikum von zwei Wochen machen, um zu schauen, ob meine Vorstellungen mit der Realität übereinstimmen und würde dort dann auch gerne meine Umschulung machen. Ich habe nachgefragt, der Betrieb wäre dazu bereit, insofern sie das Ganze finanziell fördern. Werden Sie das machen, wenn alles glatt läuft?"

Im zweiten Szenario hat man dem zuständigen Sachbearbeiter schon so viel an Arbeit abgenommen und gleichzeitig Selbstinitiative gezeigt, dass ich aus Eigen- und Fremderfahrung sagen kann, dass die Erfolgsquote sehr viel höher ist als beim ersten Szenario.

Man ist heutzutage mit Anfang bis Ende 30 auch definitiv nicht zu alt für eine Ausbildung oder Umschulung. Ich habe letztendlich selbst erst mit 30 zu arbeiten begonnen und habe jetzt mit zwei Azubis zu tun, die beide älter sind als ich. Älteres Azubis haben meiner Erfahrung nach meistens den Vorteil, dass sie den meisten Flausen bereits entwachsen sind und sich aufgrund ihrer Lebenserfahrung meistens auch schon ein selbstständigeres Verhalten angeeignet haben, während man einige frisch mit der Schule fertig gewordenen Menschen wirklich ganz sachte an selbstständiges Arbeiten heranführen muss.
Klar, darum geht es ja auch darum, ein System zu entwickeln, damit Quereinsteiger und Arbeitgeber zusammen kommen, falls es passt. Z.B., indem sich Quereinsteiger leicht umschulen und damit zertifizieren lassen können, oder leicht in praktika oder ähnliches überwiesen werden.

Ich glaube auch, dass es schlau ist, dem Jobcenter klar zu sagen, wo man hin will. Manchmal ist das aber schwierig, weil die leute es selbst nicht wissen.
Wenn z.B. ein Germanist oder sonstwas (eben ein studium, wo sich quereinstiege anbieten) es nicht hinbekommt, da was gutes zu finden und gar nicht weiß, worauf er umschulen sollte, dann wird es schwer. Hier würde ich mir wünschen, dass das jobcenter den leuten orientierung gibt. Oder dass das Jobcenter mit entsprechenden Branchen arbeitet und solche Praktika zum Teil normal sind, als Orientierungspraktika.
Das soll nicht heißen, dass der Betreffende gar nichts zun muss, aber es gibt leute, bei denen sich das "an der hand nehmen" lohnt, allemal mehr, als wenn die 50 Jahre lang hartzen.

Und ja, die erfahrung hab ich auch gemacht. Leute um die 30 gehen halt , salopp gesagt, weniger saufen. Die sind dann froh, dass sie einen job oder eine ausbildung haben und ihr leben geregelt läuft. Mit 20 sind da die anderen azubis oft interessanter als der job.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

22.05.2022 um 23:34
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Das sollte jedenfalls nicht alles zwingend mit Bafög vergoldet werden, damit dem jungen Bachelor of Hogwarts Biodynamik hinterher noch der Personenbeförderungsschein bezahlt werden muss, um dann Rentner an die Mosel zu karren.
Dir ist aber schon klar, dass es in D bisher die freie Studien und Berufswahl gibt. Was schwebt Dir jetzt vor, eine Art Planwirtschaft wie im Sozialismus, wo der Staat bestimmte, wer was studieren darf? Nur dass da jetzt bei uns mehr "die Wirtschaft" bestimmen sollte, was an den Unis an Studiengängen angeboten wird?

Ab davon, dass solche Berechnungen von notwendigen Absolventenzahlen von z. Bsp. Kultusbehörden für die Zukunft auch falsch sein können, wie der aktuelle Lehrermangel nun gezeigt hat.

Also soll es Bafög nur n och für diejenigen geben, die gesuchte Mangelfächer wie Medizin, Mathematik, Informatik, Ing. Fächer, BWL oder Lehramt studieren und wer Philosophie oder Kunstgeschichte oder was anderes studiert, was aus Sicht der Wirtschaft/ des Staates nutzlos sein könnte, bekommt kein Bafög?


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

22.05.2022 um 23:35
Ich verweise auf die seite sanktionsfrei punkt den

Sehr gutes Konzept

Endlich tut jmd etwas gegen diesen Wahnsinn denn ich glaube nicht dass Sanktionen für immer Ausbleiben werden


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

23.05.2022 um 06:31
@Rotmilan

Natürlich lehne ich jede Planwirtschaft ab und will keine Bevormundung.

Allerdings werden Unis ja auch staatlich finanziert. Und warum ist Medizin zB ein Mangelfach? Warum werden obwohl das bekannt ist nicht mehr Studienplätze angeboten?

Ach ja, scheissteuer so ein Studienplatz.

Macht aber nix, kommen doch viele Rumänen, Bulgaren etc als Arzt hierher. Aufgrund des Einkommensgefälles kommen die auch um zu bleiben. Sollen die Länder doch unsere Ärzte bezahlen.was interessiert uns das echt schrecklich unterbesetzte Krankenhaus irgendwo in den Karpaten.

Und unsere Jugend: auf so echte Arbeit haben viele ja eh keinen Bock, bieten wir halt irgendwas mit Medienzeugs an, klingt immer gut.
Danach Praktikum um Praktikum und irgendwann in ne mittlere Amtsstube.

Ich würde vorschlagen, dass wir erst mal nach Bedarf Studienplätze anbieten, nicht nach 'ach ne zu teuer'.

Beim Bafög könnte man zB darüber steuern, dass der Rückzahlbetrag variiert. Wer sich für ein Mangelfach entscheidet, zahlt wenig zurück, wer sich für Modellerien mit Kartoffelsalat auf Bachelor an der Käptn Blaubär Uni ohne Nebenfach entscheidet, alles.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

23.05.2022 um 07:07
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Ich glaube auch, dass es schlau ist, dem Jobcenter klar zu sagen, wo man hin will. Manchmal ist das aber schwierig, weil die leute es selbst nicht wissen.
Aber das JC soll es wissen und passende Jobs "heraussuchen oder finden" obwohl die Suche eindeutig Aufgabe des Bedurftigten ist.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Und unsere Jugend: auf so echte Arbeit haben viele ja eh keinen Bock, bieten wir halt irgendwas mit Medienzeugs an, klingt immer gut.
Und alle wollen mit Menschen arbeiten aber nicht in der Pflege.

Jede schlechte Entscheidung zu Ungunsten der Sozialkassen ist ein weiterer Sargnagel für den Sozialstaat - nur zu.
In meiner Vorstellung des zukünftigen Verlaufes sehe ich den Zustand kommen "ich nehme alles, egal was" und übertrieben sehe ich Vorzeigeveganer im Schlachthaus und Fridays for Future als LKW Fahrer.


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