capspauldin schrieb:Kannst du mir die Zahl erklären und wie man an die gekommen ist?
Eine Interessante Gegenüberstellung habe ich hier gefunden:
Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2017), Zeitreihe zu Sanktionen, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.
Weiter heißt es:
Wie ein Überblick der wissenschaftlichen Dienste (WD) des deutschen Bundestags über qualitative Studien zum Thema Sanktionen zeigt, verfehlen Leistungskürzungen in den meisten Fällen ihr Ziel und tragen nicht zur Überwindung der Hilfebedürftigkeit bei Hartz-IV-Empfängern bei. Stattdessen belegen die sechs durch den WD ausgewählten qualitativen Untersuchungen, dass Sanktionen sich insgesamt negativ auf die Lebenssituation von Hartz-IV-Empfängern auswirken. Auch bei Mitarbeitern der Jobcenter sind Sanktionen, vor allem bei steigender Härte, umstritten wie eine ausgewertete Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) zeigt.
Quelle:
https://www.o-ton-arbeitsmarkt.de/o-ton-news/studien-zeigen-hartz-iv-sanktionen-verfehlen-ihr-zielUnd das sind noch nicht einmal die "Totalverweigerer". Die meisten Sanktionen entfallen auf Meldeversäumnisse. Zur Erinnerung, das Urteil des Verfassungsgericht war 2019.
Dazu passt auch, das jede dritte Sanktion eigentlich zu unrecht ausgesprochen wurde:
https://www.haufe.de/sozialwesen/sgb-recht-kommunal/hartz-iv-sanktion-jede-dritte-zu-unrecht-verhaengt_238_346092.htmlAnekdote von mir, ich hab bis heute Angst vor dem Briefkasten...
Ob nun 3% oder 0,6% als harter Kern - wo ist da bitte die Verhältnismäßigkeit? Zumal diese Rechnung eh nicht aufgehen wird:
Mit diesem ca. 1 Prozent „Totalverweigerer“ plant die Ampel-Regierung nun, 150 Mio. Euro durch 100 Prozent Leistungsminderungen in der Haushaltskasse des Bundes einzusparen.
Um diese Einsparungen zu realisieren, muss man nach den Schätzungen von Tacheles ca. 150.000 bis 210.000 (!) Vollsanktionen pro Jahr verhängen.
Quelle:
https://arbeitsmarkt-und-sozialpolitik.verdi.de/ueber-uns/nachrichten/++co++729faa44-bebe-11ee-8442-13a28b644e03Gwyddion schrieb:0,6 % zu viel. In Summe die es den Staat kostet sind das wieviel Mio an € per anno?
Diese Art von Härte wäre auch bei Steuerbetrüger wünschenswert. Die richten aber mehr als "nur" ein paar Mio. im niedrig stelligen Bereich an...
Oder wieso reden wir nicht über den legalen Betrug?
Eine Vermögensteuer nach Schweizer Modell brächte Deutschland Mehreinnahmen von 73 Milliarden Euro, errechneten die Verfasserinnen und Verfasser der Studie. Sie schlagen vor, dass die Bundesregierung das Geld nutzen könnte, um das auf 20 Milliarden Euro geschätzte Haushaltsloch zu stopfen und so Kürzungen im Entwicklungsetat zu vermeiden. Auch dringend benötigte Investitionen für den Klimaschutz und mehr soziale Gerechtigkeit ließen sich so finanzieren.
Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/steueroase-deutschland-milliardaere-steuern-schweiz-1.6563369Wieso wird das nicht skandalisiert?
Wenn man über das stopfen von Haushaltslöchern nachdenkt, muss man anfangen, die dicken Fische zu jagen.