kuno7 schrieb:Vermutlich wird es denen genauso ergehen, wie den Fahrstulführern, Telefonisten oder Kohlekumpels, für die gabs ja auch keinen Ausweichmarkt.
Es gab genug Jobs die bisher bereits durch Automatisierung oder neue Technologie entfallen sind und die dann andere Dienstleistungen oder Arbeitsmärkte in Anspruch genommen haben. Das ist klar.
Aber glaubst du das kann auf ewig so weitergehen?
Wenn alles irgendwann im humanoiden Roboter mündet, der so gut wie jeden Job vollführen kann. Was machen die Menschen? Wo werden sie arbeiten?
Bis es soweit ist, kann es noch eine Weile dauern, aber auch die bisherige Automatisierung schreitet ja weiter voran und nimmt, so wie ich es z.B. an dem Transportwesen erklärt habe, keine Rücksicht auf Verluste.
Ich bin ja mal sehr gespannt wohin die alle deiner Meinung nach ausweichen sollen.
kuno7 schrieb:Wem sollen denn die Kapitalisten was verkaufen, wenn keiner mehr Geld verdienen kann? So ein Szenario würde doch schon lange vorher zusammenbrechen, davor muss man keine Angst haben.
Exakt. Du hast es erfasst. Du hast also schon erkannt dass es einen Fehler im System gibt, denn sonst würde es ja nicht zusammenbrechen. Mein Ziel ist es den Fehler jetzt schon zu erkennen und ein neues System zu konstruieren, BEVOR es zum Zusammenbruch kommt. Denn würde dieser Zusammenbruch einfach nur das sein, wäre es ja gar nicht mal so problematisch. Es sind aber inherente Zusammenhänge damit verknüft auch bis es mal soweit ist, wie Hunger, Elend, Leben ohne Würde, Ausbeutung etc.
kuno7 schrieb:Behauptest du. Woher willste das denn wissen?
Erklär du es mir doch? Mal angenommen alle Arbeiter wären vollends beschäftigt und jeder hätte was er brauchte. Dann kommt eine Maschine und ersetzt einige Arbeiter. Wo sollen sie hin?
Eine Maschine benötigt weit weniger Arbeitskraft, die sei plant, baut (was wohl auch Maschinen tun) und wartet, als die Anzahl der Arbeiter die sie ersetzt hat. Also selbst wenn 90%, der bisherigen Arbeiter noch ausweichen könnten auf Planung und Wartung, hätte man immer noch 10%, die keinen Job mehr finden. Es sei denn sie erschließen neue Märkte und denken sich ein Produkt aus, was jeder "braucht".
Zum Teil kann das gut gehen. Aber nach und nach werden immer mehr Maschinen immer mehr Arbeiter joblos machen. Und wenn es dann den humanoiden Roboter gibt, übernimmt der sowieso alles und macht es effizienter als jeder Mensch es könnte. (Es muss nicht mal ein humanoiden Roboter sein, da ein Fahrroboter alle Fahrer ersetzt. Ein Fabrikroboter die Fertigung. Ein Barroboter, die Bewirtung. etc. pp.)
kuno7 schrieb:Merkste gar nicht, dass du genauso argumentierst wie die Maschinenstürmer vor 200 Jahren, die von der Realität widerlegt wurden? Nur dass du die Maschinen enteignen willst, statt zerstören, aber auch dieses Experiment wurde schon durchgeführt, mit bekanntem Ausgang.
Die Maschinenstürmer wollten ihre wohlbezalten Jobs behalten und sie hatten ja Recht. Sie verloren sie. Sie konnten die Automatisierung nicht aufhalten. Natürlich wurden andere Jobs gefunden und neue Produkte und Technik brachte neue Jobs. Aber wie ich es oben erklärt habe, es gibt eine Grenze.
Es kann allles eine Weile gut gehen. Auch manches Gift ist in kleinen Dosen nicht giftig, manchmal wird es sogar medizinisch eingesetzt. Doch irgendwann gibt es eine Grenze. Wir haben sie vllt noch nicht erreicht, obwohl es auch jetzt schon genug Arbeitslose gibt und durch Statistikverfälschung mit Aufstockern etc. sinds eigentlich noch viel mehr. Aber sehen wir einfach mal weiter, was noch kommt.
Sagen wirs so. Ich muss nichts an der Situation änden und könnte so wie du es anscheinend denkst, einfach zugucken, weil es wird schon gut gehen. Ich bin abgesichert.
Leider vermute ich aber, dass ich eher Recht habe als du und da ich die Welt verbessern möchte und nicht einfach nur zusehen bis es zusammenbricht, bin ich darauf erpicht was zu tun.
kuno7 schrieb:Alles was bisher in die Richtung probiert wurde ist grandios gescheitert, die soziale Marktwirtschaft dagegen funktioniert in großen Teilen Europas schon seit dem 2. Weltkrieg und die Menschen die darin leben haben den höchsten Lebensstandard der Welt, trotz Kapitalismus und Milliardären.
Wenn ich in einem Haus lebe, bei dem das Dach undicht ist, die letzten 10 Jahre aber gut funktionierte, dann reiße ich das ja nicht ein, um dann in ein Zelt zu ziehen, dass bei den letzten 2 Versuchen den ersten Winter nich überlebt hat, sondern ich repariere das Dach oder Decke es neu ein.
Soweit ich es weis, gab es geschichtlich noch keinen einzigen Versuch zum Kooperatismus. Es gab immer irgendwen der geherrscht hat. Könige, Kaiser, Adelige. Irgendwann wurden die dann gestürzt und es gab Politiker.
Doch das Wirtschaftssystem bestand da schon. Das Geld wurde schon so verwendet wie immer und es gab Zins. Es gab bereits megareiche Oligarchen, die durch Geld und Einfluss ihre Interessen vertreten sehen konnten.
Die einzigen Abwandlungen davon waren Diktaturen oder Sozialismen, die aber dennoch immer eine herschende Klasse hatten und bei denen grundsätzlich falsch gewirtschaftet wurde. Planwirtschaft, wo anscheinend unfähige Planer am Werk waren. Staatsfirmen, die unter Beamtentum oder Fehlmanagment litten.
Wo bitte gab es wirklich schon einen Versuch, dass gute, was wir haben zu nutzen, es aber der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen?
kuno7 schrieb:Jo, schöner Vorsatz, aber dazu müsstest du erst mal definieren, was ein gerechtes System überhaupt sein soll, darüber scheint es ja deutlich unterschiedliche Ansichten zu geben.
Ein System in dem der Fortschritt der Automatisierung ALLEN zugute kommt und nicht nur denen, die sich die Kostenersparnis in die eigene Tasche stopfen.
In dem Arbeit zwar höher entlohnt wird, als Nichtarbeit und härter, anspruchsvollere Arbit mehr als normale, aber in dem trotzdem jemand der entweder überhaupt nicht oder nicht wesentlich härter arbeitet als der Durchschnitt, nicht einfach das Millionenfache des Durchschnitts verdient, oder besser gesagt, wenn er es tut, wird der Großteil davon wieder umverteilt. Z.B. könnte das in Form einer linear (gestaffelt) steigenden Steuer passieren. Bei 1000€ Einkommen im Monat fängt es zB. mit 10% an und geht dann bei 100.000€ im Monat gegen 70% und höher.
Das stellt sicher, dass man zwar wirklich mehr verdient, wenn man ein höheres Gehalt bekommt, jedoch sind alle daran mitbeteiligt. (900 - 30.000€ Anstieg im Beispiel).
Ein BGE sichert ab, dass keiner zu einer zu niedrig bezahlen oder Tätigkeit mit zu schlechten Arbeitsbedingungen antreten muss. Das führt dazu, dass Jobs nur dann gemacht, werden wenn entweder die Bezahlung stimmt oder der Job so schön ist, dass er gern getan wird. (Es soll ja z.B. auch genug Müllmänner, Putzfrauen, Pfleger/-innen etc. geben, die ihren Job gern tun.)
Manche tun einen Job vielleicht immernoch nur wegen des Geldes, denn das BGE ermöglicht zu leben, aber es reicht nicht für Urlaube, teure Gaming-Computer oder andere Luxusartikel.
Wenn der Arbeitsmarkt aber gesättigt ist, kann das BGE wieder angehoben werden.
kuno7 schrieb:Mir gehts eher darum ein System zu befürworten, in dem Armut nach unten begrenzt wird. Um das zu erreichen will ich den Reichen so viel wegnehmen wie nötig, um damit das soziale Netz zu finanzieren zu können. Den Starken muss man aber genug Anreiz bieten sich anzustrengen, sonst ist nicht genug zum verteilen da, für die ärmeren.
Ja, damit kann ich ja auch voll übereinstimmen. Aber willst du den Armen nur soviel geben um zu überleben, oder willst du ihnen auch ein Leben in Würde geben, dass bedeutete, dass das soziale Netz auch Dinge inkludiert wie mal weggehen oder anderes Essen als Billigfraß etc. pp.?
Bei mir wäre es nämlich zweiteres. Und Sanktionen usw. bei Hartz 4 sind sicher nicht förderlich.
Und wenn du meinst, dass genug Anreiz sich anzustrengen da ist. Denkst du dieser Anreiz ist weg, wenn man statt Milliardär "nur noch" Millionär werden kann? Also mich würde es durchaus auch anspornen Millionär zu werden.
Und wenn jemand ohne Leistung Einkommen bezieht, z.B. durch Erbschaft und Geldanlage. Zählen diese Leute für dich zu den Starken denen man Anreize geben soll, so weiterzumachen? Soll man demnach Steuern aus Geldanlagen gering halten und eventuell Erbschaftssteuern auch?
kuno7 schrieb:Wo ist da der Unterschied? Von Inflation betroffen sind auch nur die, die Geld aufbewahren, die, die ihr Geld gleich wider ausgeben, sind von Inflation doch gar nicht betroffen.
Nein eben nicht. Sagen wir, die Realinflation beträgt jedes Jahr 4%. Bekommst du jedes Jahr 4% Gehaltserhöhung?
Es gibt genug Jobs, die durch keine Gehaltserhöhung effektiv eine Gehaltsverringerung haben, wegen Inflation.
Zudem ja auch noch der Zins, der wegfällt und Einnahmen aus Zinsen erschwert.
kuno7 schrieb:Besser ist, dass es den selben Effekt hat wie fließendes Geld, dafür aber kein weiterer Aufwand zur Entwertung des Geldes nötig ist.
Hat es ja nicht. Es gibt Zins und Inflation. Danach nicht. Recht hast du, dass es Aufwand ist. Viel unserers Geldverkehrs ist aber ja eh elektronisch und da wäre es kein Aufwand, da es automatisch passieren könnte. Soweit ich weis gibt es sogar ein Alternativsystem neben Bitcoin, das sowas hat. Flexcoin oder so.
kuno7 schrieb:Du meinst also, wenn die Inflationsrate Null wäre, dann würde niemand mehr Geld verleihen? Diese These halte ich für gewagt.
Nein, das meine ich nicht?! Sondern der Zins fiele weg. Der Berechtigungsgrund für den Zins ist ja, dass man mit dem Geld das man momentan hat mehr anfangen kann, als mit zukünftigem. Man kann es z.b. für Investitionen verwenden die Gewinne abwerfen. Oder ein Auto das man jetzt hat, ist einem persönlich mehr Wert als wenn man es erst in 10 Jahren hat. Der Zins ist sozusagen der Ausgleich dafür, dass man dieses Geld nicht zur Verfügung hat.
Im fließenden Geld ist jedoch der Ausgleich, der Werterhalt. Wenn meine 1000€ in 10 Jahren nur 1€ wert sind. Verleihe ich sie doch lieber, wenn ich eh nicht weis wofür ich es sinnvoll ausgeben soll und bekomme dann in 10 Jahren 1000€ wieder und kann mir dann was davon kaufen. So ist es z.B. auch möglich auf Dinge zu sparen obwohl das Geld schnell weniger wird, wenn man es persönlich horten würde.
Natürlich übernimmt dann wie heute, die Bank diese Geschäfte. Und wenn einer ausfällt, will die Bank ja sowieso immer noch Sicherheiten und hat im schlimmsten Fall immer noch die anderen Kunden, die zahlen.
kuno7 schrieb:Das sehe ich etwas anders. In deinem System ist es viel Vorteilhafter etwas zu kaufen, was keiner Abnutzung unterliegt, da die Preise ja stabil bleiben, da habe ich dann ein sehr viel kleineres Risiko und wenn jeder sein Geld sofort wieder ausgibt, dann gibts auch niemanden mehr, der noch Geld zum verleihen hat.
In deinem System gibts dann deshalb keinen Zins mehr, weil niemand mehr Geld verleiht.
Wobei das mit den stabilen Preisen ohnehin bei dir nicht Funktioniert.
Wieso verleiht niemand Geld? Wenn ich Geld habe es aber nicht ausgeben kann, verleihe ich es doch, damit ich meinen Wert erhalte? Das übernimmt z.B. die Bank für mich.
Und was willst du kaufen mit dem Geld? Nahrung? Verfällt und ist schwer wiederverkäuflich. Sammlerobjekte wie Autos? Müssen gut aufbewahrt/behandelt werden und können dennoch an Wert verlieren. Man muss sich auskennen. Zudem brauchen sie Platz.
Edelmetalle? Unterliegen genau wie Aktien, erheblichen Kursschwankungen und sind daher keineswegs sicher.
Im Grunde hat sich zu heute kaum was verändert. Auch heute kannst du dein Geld in all solche Dinge und Sachwerte anlegen, mit all den Risiken etc. pp. Viele haben es aber trotzdem in Tagesgeld und auf dem Konto, auf dem Bausparer. etc.
Das gleiche wird auch mit fließendem Geld der Fall sein. Nur anstatt Zinsen zu kassiern, wir man dir sagen: Ok, wir werden dafür sorgen, dass aus deinen 1000€ kein 1€ in 10 Jahren wird, sondern du hast nach 10 Jahren noch 900€ z.B. (Bankgebühren etc.)
kuno7 schrieb:Klar, weniger Geld verlieren ist natürlich besser als viel Geld verlieren, blöderweise gibt es in deinem System keine Banken mehr, denn wenn das bestmögliche mit Geld anzustellende möglichst geringer Verlust ist, dann lässt dies nun mal kein Geschäftsmodell zu. Wovon sollte die Bank denn ihre Geschäftsausgaben decken?
Ich hoffe dies ist durch obiges geklärt. Die Bank wird für Vermittlung von Geldgeschäften immer noch ihren Teil abzweigen. Heute tut sie das indem sie dir einen kleinen Zins zusichert, aber einen hohen verlangt. Dann wird sie es tun, indem sie den gleichen Betrag vom Schuldner zurückverlangt, aber dir einen nicht so hohen Wertverlust verspricht.
kuno7 schrieb:Das is doch Quatsch. Ob ich jetzt Geld verleihe und Zins kassiere oder zB. Aktien kaufe und Dividende einstreiche, die Leistung des Kapitalbesitzers ist ca. die gleiche.
Das ist wahr. Obwohl Aktien auch harsche Risiken durch pleiten, Abstürze, Totalverlust etc. haben.
Aber grob gesehen, könnte ein Kapitalbesitzer anstatt zu verleihen auch investieren, er trägt dabei halt selbst das Risiko, dass was schiefgeht. Banken sind zwar auch nicht unfehlbar, aber haben noch eher eine größere Sicherheit.
Aber mal angenommen eine Aktie bleibt stabil und wirft Dividenden ab, dann würde man viel in Aktien investieren und so ebenfalls seinen Reichtum leistungslos vermehren. Ich habe auch nie gesagt, dass das fließende Geld alle Probleme löst. Die linear steigende Steuer würde hier z.B. am Profit sich was abzweigen.
Im Grunde gibts auch nichts am leistungslosesn Einkommen auszusetzen, wenn ALLE es haben, da ja die Maschinen sozusagen das ermöglichen. Sie erbringen die Leistung ja anstatt der Menschen.
Dank des BGE bekämen ja alle ein leistungsloses Einkommen z.B.
kuno7 schrieb:Inflation: Nach einem Jahr bekomme ich für meine 10€ 5 Brote.
Delation: Nach einem Jahr bekomme ich für meine 10€ 20 Brote.
Fließgeld: Nach einem Jahr bekomme ich für meine dann noch 5€ 5 Brote.
Das sieht für mich beim Fließgeld nach dem gleichen Effekt aus, wie bei der Inflation, aber korregiere mich ruhig.
Auf den ersten Blick richtig. Wobei natürlich bei Inflation jeder für 10€ nur noch 5 Brote bekommt, doch bei Fließgeld jeder für seine 10€ immer 10 Brote bekommt.
Nun schau aber mal so:
Du verdienst monatlich 100€.
Mit Inflation kannst du dir am Anfang vom Gehalt im Monat 100 Brote kaufen und am Ende des Jahres nur noch 50 Brote.
Mit Fließgeld kannst du dir IMMER 100 Brote kaufen.
Was aber wichtig ist: Fließgeld heißt nicht automatisch dass es keine Inflation gibt. Wenn z.B. durch sehr niedrige Steuern kaum Geld aus dem System gezogen werden zusätzlich zur Umlaufgebür, aber durch ein hohes BGE sehr viel Geld ins System gepumpt wird steigt ja die Geldmenge und es gäbe Inflation.
Da das Fließgeld aber immer so schnell wie möglich ausgegeben oder verliehen wird damit andere es ausgeben passiert mehrfaches. Zum einen ein hoher Konsum -> ankurbel der Wirtschaft.
Kein Zins mehr, da jeder Geld verleihen will um den Wert zu erhalten.