Abahatschi schrieb:Ich habe mir den Satz (und Beitrag) mehrmals durchgelesen und verstehe nicht welche polizeilichen Aufgaben private Security MA übernehmen müssen.
Sie haben Hausrecht und müssen für die (Haus)Ordnung sorgen aber ich glaube Identitätsfeststellungen und Festnahmen führen sie nicht durch.
Welche Aufgaben müssen sie anstelle der Polizei übernehmen?
Größenordnung: 5-10.000 Menschen leben auf einem umzäunten Gelände. Das ist schon sowas wie ein Dorf.
Erster Ansprechpartner für alle Fragen ist die Security. Die privaten Unternehmen, die die Security schicken, übernehmen eigentlich so gut wie alles. Sie organisieren und planen den Lebensalltag der Menschen und sind für die Logistik zuständig. Die Essensausgabe muss organisiert werden genauso wie die Taschengeldausgabe.
Ihr eigentlicher Auftrag ist die Sicherheit der Asylbewerber zu gewährleisten, am Eingang wird der Einlass geregelt. Aufgeschrieben, wer rein will. Aber das Aufgabenspektrum reicht mittlerweile weiter,zum Beispiel nach innen sehr viel weiter. Der Schmuggel von Gegenständen wie Messern, geklauten Gegenständen, Waffen, Drogen etc. am Eingang wird per Durchsuchung von Bewohner/innen und Besucher/innen unterbunden und die Security behalten sich vor, sich Zugang zu Räumen (auch privaten Räumen) zu verschaffen, wenn Verdacht besteht, das da solche Ware im Umlauf ist. Das heißt, sie "ermittelt" auch, genauso nach Sachbeschädigung oder Diebstahl von Eigentum des Betreibers der Flüchtlingsunterkunft.
Wird ein Kind auf dem Gelände vermisst, dann bilden die Security so ne Art Suchmannschaft und suchen auf dem gesamtem Gelände nach dem Kind. Verletzt sich eine Person (vielleicht schwer), sind sie es, die Erste Hilfe leisten und alles weitere regeln.
Bei Gefahrenlage (Schlägerei, Krawalle etc.) müssen sie die rivalisierenden Parteien trennen oder wie du schreibst das Hausrecht des Betreibers durchsetzen. Sie haben aber vielmehr den Auftrag für Sicherheit, Recht und Ordnung auf dem Gelände zu sorgen, vielleicht auch für die Durchsetzung des staatlichen Gewaltmonopols. Von daher, also glaube ich, treten sie schon als quasi Polizei auf. Sie müssen deeskalieren oder die Täter eventuell festhalten, bis vielleicht doch die Polizei eintreffen muss, weil es eben Grenzen bei der Ausbildung und bei der Ausrüstung gibt. Es sind auch immer soviele Secuirity da, das sie in Gruppenstärke (wie bei der Polizei im Mannschaftswagen) auftreten können. Die Flüchtlinge selber müssen natürlich die Security als stellvertretende oder Ersatz Ordnungsmacht auf dem Gelände akzeptieren und anerkennen. Manchmal ist das halt nicht so, dann müssen die Security andere Maßnahmen einleiten, um ihr Gewaltmonopol durchzusetzen. Abwägen zwischen in D gewohnter und eingespielter antiautoritärer, deeskalierender Konfliktlösung und eben autoritärer Konfliktlösung, die anderswo eben zur eingespielten Problembewältigung gehört.
In meiner Heimatstadt hat das Land das mittlerweile so gelöst, dass die Polizei in einer Flüchtlingsunterkunft direkt stationiert wird bzw. die Unterkunft einen Polizeiposten bekommt.
Aber das alles ist ohne Gewähr, von Ort zu Ort kann sich das immer unterscheiden. Ich spreche/schreibe auch von Landeserstaufnahme und wie geschrieben von Camps, die von der Landesregierung eventuell teilweise als Abschiebelager organisiert sind. Bei Abschiebekandidaten sind die Verhältnisse ohnehin ein bisschen anders. Bei Leuten, die eine gute Bleibeperspektive haben, schicken Bund, Länder und Kommunen (soweit ich weiß) Sozialarbeiter und andere hauptamtliche Helfer/innen bzw. private Sicherheitsfirmen organisieren in diesem Bereich (also behaupte ich jetzt) jetzt nicht so sehr wie in der Landeserstaufnahme, wo ja sortiert wird nach Menschen, die die Bundesrepublik wieder verlassen müssen oder nicht wieder verlassen müssen.