@Nevrion Nevrion schrieb:was ist, wenn nach 3 Jahren in Syrien immer noch Krieg ist und ob man sie dann dahin zurück schicken möchte, aber ich denke, die Nato wäre ein mächtiges Instrument gewesen, um den Nahen Osten wieder zu befrieden, angefangen damit Syrien politisch wieder zu stabilisieren.
Die NATO ist ein militärisches Bündnis. Das würde also vermutlich bedeuten, dass sich die tragfähigeren Mitglieder dann in einen neuen, offiziellen Krieg im Nahen Osten stürzen müssten.
Wir haben gesehen, wie das schon in Irak und Afghanistan gescheitert ist, trotz den hochgerüsteten Armeen der USA, GB, Frankreichs und anderen.
Ich sehe entscheidende Schwierigkeiten unter anderem darin, dass der so genannte Westen (obwohl intern auch heterogen) eine Kultur und religiöse bzw. säkulare Kennzeichen besitzt, die sich stark von den Gesellschaften des Orients unterscheiden.
Diese sind normalerweise von einer Form des Islam dominiert, doch auch unabhängig von der Religion herrschen oft grundlegend andere Vorstellungen über moralische Werte, Zusammenleben, Rechtssysteme oder staatliche Ordnung.
Wenn sich der Westen wirksam einmischen will, beinhaltet das auch den Versuch, ja es ist fast eine notwendige Folge, anderen Kulturen die westliche Kultur, westliche Werte, westliche Glaubens- bzw. Säkularvorstellungen aufzuzwingen.
Wir könnten offen sagen:,,Na unsere Lebensart ist halt offenbar die beste, seht, was der radikale Islam und die archaischen Haltungen geschaffen haben", das wäre immerhin ehrlich. Ein fragwürdiger Beigeschmack aber bleibt.
Auch sind die Erfolgsaussichten mehr als fraglich.
Würde jetzt eine große, muslimisch-orientalische Weltmacht Deutschland einnehmen und mir vorschreiben, ich müsse nun Muslim sein, statt Demokratie würde es nur noch Monarchie geben, Menschenrechte würden abgeschafft und dergleichen, ich würde mich auch dagegen wehren.
Der zweite Punkt ist der Punkt der Macht- und Geopolitik.
Im Zuge der Ukraine-Krise hab ich ja einen Artikel auf ZON gelesen, wo ganz erschrocken geschrieben wurde:,,Die Geopolitik ist wieder da" - richtig ist, dass die Geopolitik nie weg war.
Alle einflußreicheren und größeren Weltmächte konkurrieren um Verbündete, Einfluß und strategische Vorteile.
Es steht kaum zu erwarten, dass Russland und China ruhig zusehen würden, wie der Westen durch die NATO den orientalischen Raum unter seine Kontrolle, unter seinen weitgehenden Einfluß zwingen würde.
Nicht umsonst stehen die Amerikaner auch trotz des öffentlichen Geplänkels in Syrien und Irak ständig mit Russland in Kontakt.
Es wäre fatal, wenn da gewisse Linien überschritten würden.
Nevrion schrieb: Es gibt nun mal nicht immer Lösungen, bei denen man sich nicht die Hände schmutzig machen braucht.
Deshalb macht sich Russland auch die Hände in Syrien schmutzig. Was im Westen aus meiner Sicht auch heimlich begrüßt wird, obwohl man öffentlich verurteilt.
Vor Russlands Eingreifen stand der Westen weitgehend hilflos da und wusste sich nicht anders zu helfen, als mit Reden, Mahnen und Bitten, man möge sich doch wieder einkriegen, an die Zivilisten denken...
Nur hat sich Russland halt auf die Seite des vom Westen gehassten Assad gestellt, der so pathetisch Diktator genannt wird.
Ich spreche allerdings dem Westen die moralische Integrität ab, sich darüber groß echauffieren zu können, da seine Mitgliedsländer auch schon fröhlich mit allen möglichen Menschenfeinden zusammen gearbeitet haben, wenn es ihnen passte.
Diktator ist halt nicht gleich Diktator.
Nevrion schrieb:Dem Elend und Leid der Welt ist doch nicht damit geholfen, dass man deren Opfer zu sich aufnimmt, sondern indem man die Quelle bekämpft.
Teils teils.
Es ist zwar schön, wenn man jemanden Brot machen lehrt.
Aber wenn er vorher stirbt, weil man ihm nicht zeitweilig Brot gibt, dann bringt ihm das neu erworbene Wissen auch nichts.
Nevrion schrieb: Es lässt sich zwar immer schön sagen, Deutschland exportiert Waffen, also ist Deutschland auch an Fluchtbewegungen Schuld. Faktisch ist es aber eher so, dass auch wenn Deutschland noch nie Waffen exportiert hätte, es trotzdem die selben Krisen gegeben hätte, denn irgend einer liefert immer.
Nichtsdestotrotz hat Deutschland WENN es SEINE Waffen verkauft, auch einen Anteil an den Verbrechen, die damit begangen werden. Es sollte also möglichst genau prüfen, an wen es verkauft und restriktiver vorgehen. Stattdessen werden teils sehr großzügig Ausfuhrgenehmigungen erteilt.
Wenn ich ein Waffengeschäft habe und jedem Hinz und Kunz ein Schnellfeuergewehr verkaufe, bin ich mitverantwortlich dafür, was er damit macht.
Läuft er damit Amok, trage ich daran eine gewisse Mitschuld. Die Mitschuld kann dadurch aufgehoben werden, dass ich den Betreffenden vorher genau überprüft habe, der die Waffe gekauft hat.
Aber ich kann nicht einfach alle möglichen Kriegswaffen herstellen und dann ganz erstaunt tun, wenn die auch für Menschrechtsverletzungen und kriegerische Akte eingesetzt werden.
,,Der Amokläufer hätte sich die Waffe ja auch woanders kaufen können" - ja, stimmt, aber dann hat er sie immerhin nicht von mir.
Nevrion schrieb:Ich kann nicht erkennen, wo Deutschland Afrika in irgend einer Art und Weise ausbeutet und wie das zu Krieg und Terror in den jeweiligen Ländern geführt haben soll. Da bräuchte ich ein bisschen mehr Hintergrundwissen, das in den hiesigen Medien scheinbar nicht so vakant verbreitet wird.
Die Ausbeutung geschieht manchmal direkter, manchmal indirekter.
Beispielsweise nutzen Firmen gerne Situationen in Ländern, wo Umweltschutz, Arbeitsschutz, Steuern und andere Dinge niedrig sind und wo ein Geldkoffer einem alle Türen öffnet.
Auch Armut wird gerne ausgenutzt, wodurch Abhängigkeit entsteht.
Firmen kommen so billig an Rohstoffe und Arbeitskräfte, wovon sie profitieren, wovon in Deutschland wiederu Verbraucher profitieren und der deutsche Staat durch Steuereinnahmen.