Asylgesetzgebung: Muss sie angepasst werden?
21.08.2016 um 23:44@Kc
Nach 5 Jahren zuschauen wie sich Elend und Leid in Syrien und Irak verbreiten, glaubst du immer noch, dass die dortige Bevölkerung was dagegen hätte, wenn sich die westlichen Staaten verbünden und entschieden gegen die Strukturen vorgehen, die dafür verantwortlich sind? Also ist es besser weiter nichts zu tun und den Dingen seinen lauf zu lassen? Das ist ja bald grausamer als die Flüchtlinge an der Einreise zu hindern.
Es sagt ja niemand, dass man in Syrien Demokratie und Christentum einführen soll, aber es wäre mal ein Anfang dafür zu sorgen, dass dort wieder Frieden einkehrt und die Menschen dort wieder die Möglichkeit bekommen ihr Land aufzubauen.
Am Ende ist das Thema ob Deutschland Waffen exportiert philosophisch und moralisch durchaus diskutabel. Man könnte sich ein reines Gewissen herbei reden, wenn Deutschland nie Waffen exportiert hätte, aber wer tatenlos zusieht, wie dann ein anderer liefert, ist letztendlich auch nicht besser. Wenn ein verwirrter Mann nach einer Waffe von dir verlangt und du sie ihm verweigerst, dann bist du genauso Schuld an seinen Taten, wenn du dich abwendest oder auch nur dabei zusieht, wie er sich die Waffe von jemand anderes besorgt. Es ist ein ethischer Kreislauf aus dem man nicht entkommen kann, aber am Ende macht es wie gesagt keinen Unterschied, ob Deutschland Waffen exportiert oder nicht. Die Welt ist dadurch nicht sicherer. Die Flüchtlinge wären trotzdem nach Deutschland gekommen und dann musst du dich ein Stück weit selbst hinterfragen, ob du dann auch gesagt hättest, das sie draußen bleiben müssen, weil ihr Elend ja nicht durch deutsche Waffen verursacht wurde. Ich glaube, dieser Aspekt spielt in diesem Moment dann keine Rolle mehr, oder?
Letztendlich ist es aber nicht die Firma, sondern der Staat selbst, der Bedingungen für Niedriglöhner schafft. Auch hier könnte man aus moralischen Gründen sagen, dann mache ich da keine Zweigstelle auf, aber dann haben die Leute nicht nur wenig Geld, sondern kein Geld. Ist das dann besser? Jede souveräne Staat ist ein Stück weit selbst dafür verantwortlich, wen man in sein Land holt und welche Folgen daraus resultieren. Aber gib die Schuld nicht der Bevölkerung eines Landes, das für dieses moralisch fragwürdige Verhalten mancher Unternehmen nichts kann, sofern es denn noch welche gibt, die so verfahren.
Kc schrieb:Die NATO ist ein militärisches Bündnis. Das würde also vermutlich bedeuten, dass sich die tragfähigeren Mitglieder dann in einen neuen, offiziellen Krieg im Nahen Osten stürzen müssten.Verstehe ich das richtig?
Wir haben gesehen, wie das schon in Irak und Afghanistan gescheitert ist, trotz den hochgerüsteten Armeen der USA, GB, Frankreichs und anderen.
Ich sehe entscheidende Schwierigkeiten unter anderem darin, dass der so genannte Westen (obwohl intern auch heterogen) eine Kultur und religiöse bzw. säkulare Kennzeichen besitzt, die sich stark von den Gesellschaften des Orients unterscheiden.
Diese sind normalerweise von einer Form des Islam dominiert, doch auch unabhängig von der Religion herrschen oft grundlegend andere Vorstellungen über moralische Werte, Zusammenleben, Rechtssysteme oder staatliche Ordnung.
Wenn sich der Westen wirksam einmischen will, beinhaltet das auch den Versuch, ja es ist fast eine notwendige Folge, anderen Kulturen die westliche Kultur, westliche Werte, westliche Glaubens- bzw. Säkularvorstellungen aufzuzwingen.
Wir könnten offen sagen:,,Na unsere Lebensart ist halt offenbar die beste, seht, was der radikale Islam und die archaischen Haltungen geschaffen haben", das wäre immerhin ehrlich. Ein fragwürdiger Beigeschmack aber bleibt.
Auch sind die Erfolgsaussichten mehr als fraglich.
Würde jetzt eine große, muslimisch-orientalische Weltmacht Deutschland einnehmen und mir vorschreiben, ich müsse nun Muslim sein, statt Demokratie würde es nur noch Monarchie geben, Menschenrechte würden abgeschafft und dergleichen, ich würde mich auch dagegen wehren.
Nach 5 Jahren zuschauen wie sich Elend und Leid in Syrien und Irak verbreiten, glaubst du immer noch, dass die dortige Bevölkerung was dagegen hätte, wenn sich die westlichen Staaten verbünden und entschieden gegen die Strukturen vorgehen, die dafür verantwortlich sind? Also ist es besser weiter nichts zu tun und den Dingen seinen lauf zu lassen? Das ist ja bald grausamer als die Flüchtlinge an der Einreise zu hindern.
Es sagt ja niemand, dass man in Syrien Demokratie und Christentum einführen soll, aber es wäre mal ein Anfang dafür zu sorgen, dass dort wieder Frieden einkehrt und die Menschen dort wieder die Möglichkeit bekommen ihr Land aufzubauen.
Kc schrieb:Nichtsdestotrotz hat Deutschland WENN es SEINE Waffen verkauft, auch einen Anteil an den Verbrechen, die damit begangen werden. Es sollte also möglichst genau prüfen, an wen es verkauft und restriktiver vorgehen. Stattdessen werden teils sehr großzügig Ausfuhrgenehmigungen erteilt.Das Problem ist gar nicht mal so sehr, wen Deutschland Waffen verkauft, sondern wohin sie danach "wandern". Solche Bewegungen lassen sich nicht registrieren, nicht aufhalten. Es ist wie Bargeld. Man weiß nie, wer gerade den frisch gedruckten 10 Euro Schein aus dem Automaten hat, wenn er diesen an nächsten Tag durch einen Einkauf erst einmal in Umlauf gebracht hat.
Wenn ich ein Waffengeschäft habe und jedem Hinz und Kunz ein Schnellfeuergewehr verkaufe, bin ich mitverantwortlich dafür, was er damit macht.
Läuft er damit Amok, trage ich daran eine gewisse Mitschuld. Die Mitschuld kann dadurch aufgehoben werden, dass ich den Betreffenden vorher genau überprüft habe, der die Waffe gekauft hat.
Aber ich kann nicht einfach alle möglichen Kriegswaffen herstellen und dann ganz erstaunt tun, wenn die auch für Menschrechtsverletzungen und kriegerische Akte eingesetzt werden.
,,Der Amokläufer hätte sich die Waffe ja auch woanders kaufen können" - ja, stimmt, aber dann hat er sie immerhin nicht von mir.
Am Ende ist das Thema ob Deutschland Waffen exportiert philosophisch und moralisch durchaus diskutabel. Man könnte sich ein reines Gewissen herbei reden, wenn Deutschland nie Waffen exportiert hätte, aber wer tatenlos zusieht, wie dann ein anderer liefert, ist letztendlich auch nicht besser. Wenn ein verwirrter Mann nach einer Waffe von dir verlangt und du sie ihm verweigerst, dann bist du genauso Schuld an seinen Taten, wenn du dich abwendest oder auch nur dabei zusieht, wie er sich die Waffe von jemand anderes besorgt. Es ist ein ethischer Kreislauf aus dem man nicht entkommen kann, aber am Ende macht es wie gesagt keinen Unterschied, ob Deutschland Waffen exportiert oder nicht. Die Welt ist dadurch nicht sicherer. Die Flüchtlinge wären trotzdem nach Deutschland gekommen und dann musst du dich ein Stück weit selbst hinterfragen, ob du dann auch gesagt hättest, das sie draußen bleiben müssen, weil ihr Elend ja nicht durch deutsche Waffen verursacht wurde. Ich glaube, dieser Aspekt spielt in diesem Moment dann keine Rolle mehr, oder?
Kc schrieb:Die Ausbeutung geschieht manchmal direkter, manchmal indirekter.Das klingt wie ein Auszug aus der Zeit des Imperialismus. Niemand wird gezwungen für diese Firmen zu arbeiten. Sklaverei wird fast weltweit geächtet. Firmen wollen Geld verdienen ja, aber deutsche Firmen sind keine chinesischen Ausbeuterbetriebe, die Kinderarbeit bevorzugen. Es gibt einen Verhaltenkodex und der gilt. Wenn heraus kommen würde, dass deutsche Firmen diesen brechen würden, wäre der Aufschrei in der Heimat so groß, dass deren Produkte garantiert boykotiert werden.
Beispielsweise nutzen Firmen gerne Situationen in Ländern, wo Umweltschutz, Arbeitsschutz, Steuern und andere Dinge niedrig sind und wo ein Geldkoffer einem alle Türen öffnet.
Auch Armut wird gerne ausgenutzt, wodurch Abhängigkeit entsteht.
Firmen kommen so billig an Rohstoffe und Arbeitskräfte, wovon sie profitieren, wovon in Deutschland wiederu Verbraucher profitieren und der deutsche Staat durch Steuereinnahmen.
Letztendlich ist es aber nicht die Firma, sondern der Staat selbst, der Bedingungen für Niedriglöhner schafft. Auch hier könnte man aus moralischen Gründen sagen, dann mache ich da keine Zweigstelle auf, aber dann haben die Leute nicht nur wenig Geld, sondern kein Geld. Ist das dann besser? Jede souveräne Staat ist ein Stück weit selbst dafür verantwortlich, wen man in sein Land holt und welche Folgen daraus resultieren. Aber gib die Schuld nicht der Bevölkerung eines Landes, das für dieses moralisch fragwürdige Verhalten mancher Unternehmen nichts kann, sofern es denn noch welche gibt, die so verfahren.